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Die Gleichheit

man sich gerade an die Frauen und Mädchen unseres Volkes wendet, um die sich diese Leute vor dem Kriege nie gekümmert haben! Werdet nicht Handlanger ihres selbstsüchtigen Macht­willens!

Stärkt den Einfluß derer, die treu im größten Unglück unserem Bolle helfen wollen, bie jede Unterdrückung bekämpfen, richte sie sich, wie es im sozialdemokratischen Programm heißt, gegen eine Klaffe, eine Partei, ein Geschlecht oder eine Raffe".

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Hauptversammlung

Die foz. Frauengruppe Neu- Ulm fonnte am letzten Aprilsonn­tag nach einjährigem Bestehen ihre 1. Hauptversammlung ab­halten. Die Vorsitzende Gen. Renz erstattete den Jahresbericht. Demselben war zu entnehmen, daß der heutige Mitgliederstand 128 beträgt; daß 11 Versammlungen mit Vortrag und eine ge­fellige Zusammenkunft( Weihnachtsfeier) stattgefunden haben; daß 11 von 24 Stadtratsfiben gewonnen wurden, darunter eine Genoffin( es könnten deren bereits zwei sein, wenn die an späterer Stelle rangierende Genossin nicht durch Wegzug am Nachrüden berhindert wäre). Wir haben ferner zwei Genoffinnen im Nom munalverbandsausschuß und je eine im Armen- und Waisenvat. Als Aufgabe des neuen Geschäftsjahres bezeichnete die Rednerin den Ausbau der Frauengruppe, denn ohne die Frauen sei das lebte Ziel, der Sozialismus, nicht erreichbar. Ueber all den Sorgen für Nahrung und Kleidung dürfe doch der Blick für die wirt­schaftlichen und politischen Zusammenhänge nicht verloren werden. Borsicht sei geboten gegenüber der oft raffinierten Agitation von rechts. Reif seien wir heute noch nicht viel mehr als anno 48; wir müßten uns alle Mühe geben, reif zu werden. Ein vorzüg­liches Mittel dazu fei bie Gleichheit". Hier spreche die Frau zur Frau, hier Klinge ettwas mit in uns, und die Stunden, in denen wir die Gleichheit" zur Hand nehmen dürfen, seien Feier­stunden für uns Frauen. Rednerin ging dann über zu den Not­wendigkeiten der nächsten Zukunft, zu den Wahlen. Das Wahl­vecht, von der Sozialdemokratie uns geschenkt, müffe nun auch im Sinne der Sozialdemokratie von uns gebraucht werden. Bei teiner anderen Partei finde die Frau eine ähnlich kräftige Unter­stüßung. Ein Beweis hierfür seien außer August Bebel auch die Berhandlungen der Nationalversammlung über die unehelichen Mütter und Kinder. Der Wahlkampf werde heftig werden; aber diesmal dürfen wir nicht wieder versagen; wir müssen Hindurch mit Freuden!"

Nach lebhaftem Beifall für diese guten Ausführungen wurde in der Diskussion noch betont, daß die Frauengruppe jederzeit die kräftigste Unterstützung seitens der Genossen erfahren hat. Als Wunsch wurde ausgesprochen, daß die Genoffinnen im neuen Ge­schäftsjahr ihre heranwachsenden Töchter in die Versammlungen mitbringen möchten, nicht um fie sofort organisieren zu lassen- die jungen Leute sollen sich frei entwickeln, nicht von Anfang an auf ein bestimmtes Programm festgelegt werden, selbst wenn es das unsrige wäre, aber sie sollen kommen, um unseren Ideen­gang wenigstens kennenzulernen.

Hierauf wurden die Neuivahlen vorgenommen, aus welchen der Ausschuß in der alten Zusammensehung wieder hervorging, auzüglich einer jugendlichen Genossin, deren besonderes Mandat die Agitation unter ihren Altersgenossinnen sein soll. Zwei wei­tere Genoffinnen wurden in die Komission für die Hausangestell­tenbewegung entfandt.

Zu dem Thema" Politische Frauenbewegung" bekam dann ein Genosse das Wort. Seine Ausführungen gipfelten gleichfalls in der Aufforderung zu eifriger Wahlarbeit. Mit Befriedigung über den wohlgelungenen Verlauf konnte die Versammlung um 11 Uhr geschlossen werden.

Möge unserer Frauengruppe ein fröhliches Weitergebeihen be­schieden sein! Anna Pfänder.

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Schwerin . Die sozialdemokratische Frauengruppe hielt am 23. April eine gut besuchte Versammlung ab. Auf der Tages­ordnung stand: 1. Jahresbericht, 2. Vorstandswahl, 3. Berschie denes. In dem Jahresbericht wurde vor allem betont, daß die Hauspflege auf Antrag der sozialdemokratischen Frauengruppe bei der Ortstrantentaffe eingeführt wurde. Danach haben alle selbstversicherten Frauen sowie die Ehefrauen der Versicherungs­pflichtigen in schweren Krankheitsfällen Anspruch auf eine Haus­pflegerin, die von der Krankenkasse bezahlt wird. Sind wir auch mit der Agitation nicht ganz zufriedengestellt trotz der Fortschritte, so ist das erklärlich, da die sozialdemokratische Frauengruppe

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nicht eher zufrieden ist, bis auch die letzte Proletarierfrau zur Sozialdemokratischen Partei gehört. Wir dürfen den Glauben an die Menschheit nicht verlieren, denn der Sozialismus wird doch einft zum Siege kommen. Es wurde beschlossen, die Borstands­wahlen in der Frauengruppe vorzunehmen, da bei der Sozialdemo­kratischen Partei der Jahresschluß Ende März stattfindet. Ge wählt wurden folgende Genoffinnen: 1. Borfißende Gen. Haller, 2. Vorsitzende Gen. Baumgarten, 1. Schriftführerin Gen. Rabe, 2. Schriftführerin Gen. Straßenburg. Jm 3. Punkt der Tages­ordnung Berschiedenes wurde Stellung bazu genommen, ob die Frauengruppe eine Vertreterin in den Frauenrat senden will Es wurde eingehend der Paragraph, der von politischer Aufklärung handelt, erörtert, worüber man recht verschiedener Auffassung sein fann. Es wurde schließlich von der Frauengruppe abgelehnt, eine Bertreterin in den Frauenrat zu senden. Vielmehr wurde an­genommen, endgültig in der Hauptversammlung darüber zu ent scheiden. Zum Schluß fand noch eine rege Diskussion statt über die diesjährigen Wahlen.

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Von der Lahn . Recht verheißend läßt sich der Auftakt zur fommenden Reichstagswahl im Ober- und Unterlabutreis an. In außerordentlich start besuchten und zum Teil überfüllten Ber­fammlungen sprach die Genossin Röhle- Frankfurt in Aumenau , Hadamar , Hahnstätten , Gubach, Grävened und Limburg über die politische Lage und die kommenden Wahlen. Die guten Aus­führungen wurden überall mit stürmischem Beifall aufgenommen. Tie Referentin fennzeichnete treffend das Gebaren der Rechten und ihr schändliches Doppelspiel, das sie insbesondere während der Rapptage trieben. Eie berurteilte unter Zustimmung der Ver sammelten jede Dittatur und wies nach, daß nur auf demokrati schem Wege dem Ziel des Sozialismus zugesteuert werden könne. Den anwesenden Frauen legte die Referentin besonders das Be deutungsvolle der kommenden Wahlen ans Herz. Sie streifte die foziale Gesetzgebung, den Mutterschuh und die Wochenhilfe. Mit der Aufforderung, fich der Partei anzuschließen, Leser der Partei­presse zu werden und sich stolz zum Cozialismus zu bekennen, beendete Genoffin Röhle ihre Ausführungen. Die Versammlungen brachten uns einen guten Erfolg, der um so höher zu bewerten ist, weil in den Zentrumsorten auch Frauen den Weg zu uns gefunden und die Gleichheit" abonniert haben.

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Limburg . Einen vorzüglichen Anfang hat für unsere Bartet der Wahlkampf in Limburg genommen. In gut besuchter Wäh Terversammlung sprach am 15. April Genoffin Röhle- Frankfurt über die Wählerpflichten am 6. Juni. In fluger Weise setzte sie sich mit all den Widersachern eines geordneten politischen und fozialen Aufbaues auseinander und hielt was in Limburg besonders not tut ein scharfes Gericht ab über die Unzuver lässigkeit des Zentrums, von dem man nach dem Vorstoß Trim borns in der Nationalversammlung wieder auf jede Möglichkeit gefaßt sein muß. Das unwandelbare Festhalten an den alt bewährten Zielen unserer Partei wird der deutschen Bolitik auch weiterhin die Stabilität verleihen, die durch die Rückgratlosigkeit anderer Elemente gefährdet erscheinen könnte. Genosfin Röhle erntete viel Beifall.

Freude

Tag für Tag in den Berufo, wie schön ist es, nicht nur für seinen Unterhalt zu sorgen, sondern zu wirken, aufzuklären, zu arbeiten für bie Unterdrüdten. Sie sollen emporgehoben werden zum Licht, zur Sonne. Wir dürfen nicht müde werden, müssen immer frischen Geist und Lebensmut haben, auch wenn noch so schwere Schickfasschläge kommen.

Die elegante Dame wird müde durch Nichtstun. Die prole tarische Frau, die da körperlich und geistig arbeiten muß, soll und darf nicht müde sein, fie muß ihre Mitschwester, die unter der Arbeitslaft stumpf geworden ist, wieder aufrütteln, ihr wieder neuen Mut geben. Und doch wird es für sie, auch wenn sie alles mit freudigem Herzen macht, nicht immer leicht sein. Aber immer ist sie freudigen Mutes, für die Müden zu arbeiten, um ihnen ein besseres Dasein, eine bessere Zukunft erringen zu helfen. Das ist ihr Lebensinhalt und schafft ihr die Freude. Das läßt sie nicht müde werden. Elise Bahr

Verantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bohm- Schuch. Druck: Vorwärts Buchdruckeret. Verlag: Buchhandlung Vorwärts Paul Singer 6. m. v. b.

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