Mr. 40
Die Gleich beit
Die Kosten für eine viertvöchige Kur find gegenüber den früheren Jahren ganz erheblich gestiegen, so daß schließlich der Gedanke reifte, Maßnahmen zu treffen, die mit geringeren Mitteln die gleichen Ergebnisse zeitigten.
Durch Errichtung eines Kinderluft- und-lichtbades wurde die Gelegenheit geschaffen, Kuren am Orte selbst einzurichten. Mit der Benützung des Luftbades wurde die teilweise Verpflegung verknüpft und Solbäder berabfolgt.
Die getroffenen Maßnahmen gliedern sich nach vier Richtungen:
1. Aufenthalt in Badeorten( Oeynhausen, Salzuflen , Insel Wangeroog ).
2. Landaufenthalt.
3. Solbadkuren mit Benutzung des Luftbades am Ort.
4. Ferienwanderungen und Verpflegung auf dem städtischen Gutshof.
Die Aussendung der Kinder wurde schon in den Wintermonaten vorbereitet und zunächst 600 Plätze in den Kinder. heimen der obengenannten Badeorte festgelegt.
Für eine vierwöchige Kur mußten im Frühsommer 150 Mt., im Epätsommer 250 Mt. bezahlt werden. Die Auswahl der Kinder erfolgte durch die Schulärzte und Lehrer, worauf dann die Ellern gehalten waren, die ausgewählten Kinder im Gesundheits, amt anzumelden. Kurze Zeit vor Beginn der Kur erhielten die Kinder eine Vorladung vor den Stadtfürsorgearzt zur nochmaligen Untersuchung. Hierbei wurde festgestellt, ob und in welcher Reihenfolge die Kinder die Kur anzutreten haben.
Inzwischen waren die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern geprüft und festgestellt, in welchem Maße sie zur Beitragsleistung herangezogen werden können. Die nicht von den Eltern aufgebrachten Kosten werden durch das Wohlfahrtsamt getragen. Eine im Frühsommer vorgenommene Sammlung unter der Bürger- und Arbeiterschaft der Stadt ergab einen namhaften Betrag für diesen Zweck, der den von der Stadt bereitgestellten Mitteln hinzugefügt wurde. Im April wurden die ersten Kinder ausgesandt. Der letzte Transport wird im Oktober erfolgen. Während des Aufenthalts in den Badeorten bleiben die Kinder unter Aufsicht des Wohlfahrtsamtes. Mit den Kuren wurden durchweg gute Erfolge erzielt.
Zum längeren 2andaufenthalt fonnten 124 Kinder ausgesandt werden.
Als Ergänzung zu den bereits geschilderten Maßnahmen rich tete das Wohlfahrtsamt Solbäder in einer Badeanstalt ein, in Verbindung mit dem Luft- und Lichtbad. Soweit schulpflichtige Kinder in Frage kamen, wurden sie für diese Zeit von der Schule beurlaubt. Unter Aufsicht erfahrener Frauen und Mädchen werden die Kinder gebadet und dann dem Luftbad zur Ruhe zugeführt. Zwischen dem Bad und der Ruhestunde erhalten sie eine kräftige Mahlzeit aus der Stadtküche, die neben dem Luftbad errichtet ist. Nach der Ruhepause tummeln sich die Kinder im Luftbade. Das Luftbad wird täglich durchschnittlich von 50-60 Kindern besucht. 38 haben in Verbindung damit an den Solbadkuren teilgenommen. Auch hier sind die Ergebnisse durchweg befriedigend.
327
Als vierte Maßnahme seien die Ferienwanderungen erwähnt. Durch die Schulärzte wurden furz vor Beginn der Ferien 120 schwächliche und unterernährte Kinder ausgesucht. Diese Kinder versammelten sich dann täglich vormittags gegen 9% Uhr und unternahmen unter Begleitung von Kandidatinnen des technischen Seminars in fleinen Gruppen Epaziergänge von 1½- 2stündiger Dauer. Gegen 12 Uhr trafen sich die Kinder auf dem städtischen Gutshofe, woselbst ihnen nach kurzer Ruhepause ein kräftiges Mittagessen verabsolgt wurde. Nach dem Essen lagerten sich die Kinder auf der Wiese, mit Wolldecken versehen, zu 1-1½stündiger Ruhe. Dann tummelten sie sich in munterem Spiel und erhielten zur Vesperzeit Milch und Brot. Gegen 5 Uhr traten sie dann den Rückweg zur Stadt an.
An der praktischen Durchführung dieser Einrichtung beteilig ten sich auch Schülerinnen aus den älteren Jahrgängen der Bürgerschulen, die der Wirtin auf dem Gutshofe bei der Berei tung des Mittagessens und bei der Verpflegung der Kinder behilflich waren. Diese Mädchen wechselten 14tägig, hatten aber soviel Freude an der Bewirtung ihrer jüngeren Schulfreunde, daß sie gerne die Arbeit dafür noch länger gemacht hätten. Es war eine besondere Freude, festzustellen, wie prächtig sich die Kinder erholten. Auch diejenigen, die sich der freiwilligen Ara beit der Bewirtung ihrer Jugendgespielen unterzogen hatten. Nach Abschluß der Ferienwanderungen fonnten Gewichtszunahmen bis zu 7 Pfund verzeichnet werden. Nur in einigen wenigen Fällen blieb das Körpergewicht das gleiche. An den Kosten der Verpflegung beteiligten sich die Eltern je nach Lage ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse nach denselben Grundsäßen, wie bei der Aussendung der Kinder in die Badcorte. Insgesamt fonnten 1100 Kinder an den vier verschiedenen fürsorgerischen Maßnahmen beteiligt werden.
-
Es kann ohne Uebertreibung gesagt werden, daß durch diese Einrichtungen der heranwachsenden Jugend ein Strom blühender Lebens vermittelt werden konnte. Nicht nur in förperlicher, auch in geistiger Hinsicht hat die Teilnahme an der einen oder anderen Kur außerordentlich auf die Kinder eingewirkt. Angeregt durch die guten Erfahrungen und Erfolge will das W. A. im kommenden Jahre diese Einrichtungen weiter ausbauen. Die zu lösenden Aufgaben wurden unter reger Anteilnahme aller Wohlfahrts. vereine( auch der Gewerkschaften, die hier zu diesen gezählt wer. den) durchgeführt. Frauen und Mädchen aus allen Ständen wett eiferten miteinander, ihr Teil zu gutem Gelingen beizutragen. G. Binder.
Aus der Frauenbewegung des Auslandes
Ein Frauenkongres in Permanenz. Der gegenwärtig in Washington tagende internationale Kongreß der arbeitenden Frauen, der der Internationalen Arbeiterfonferenz angeschlossen ist, wird, wie wir hören, zu einem dauernden internationalen Arbeiterinnenparlament ausgestaltet werden.
Verantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bohm- Schuch. Druck: Vorwärts Buchdruckeret. Verlag: Buchhandlung Vorwärts Paul Singer 6. m. b. S. fämilich in Berlin SW 68. Lindenstraße 3
agesgesprich
• Jolare
sind
die vereinten 5 Butterhandig.
F.F. Assman, Otto Reichell Ernst Cadenig Corelcy Union
Billige
Gute
Preise
95