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Die Gleich beit
Länder entscheidend wirken wird. Dieses Gesetz beabsichtigt Mann und Frau in ihren Beziehungen zueinander und ihren Kindern gegenüber gleiche Rechte einzuräumen. Es ist Pflicht beider Ehegatten, für die Aufrechterhaltung des Haushalts zu sorgen. Dieser Beitrag muß jedoch nicht in barem Gelde erfolgen, denn es wird besonders erwähnt, daß die Arbeit der Frau im Hauss halt als Beitrag zur Unterstützung der Familie angesehen werden muß. Wenn der Vater nicht für die Familie sorgt, kann er ge zwungen werden, einen festen Betrag zu zahlen.
Iba Braun.
Aus unserer Bewegung
Unterbezirk Siegen- Wittgenstein . Einem Bedürfnis und biela seitigem Wunsche entsprechend, hatte nach längeren Verhandlungen der Unterbezirksvorstand unsere Genoffin Reichstagsabgeordnete Berta Schulz in Herne für eine Agitationsreise gewonnen. Die Tour hatte zur Aufgabe, einmal eine Frau zu Frauen, aber auch zu Männern sprechen zu lassen. Während der Wahlzeit konnte diesem Bedürfnis wegen der Ueberlastung der Rednerit nicht Rechnung getragen werden. Zur Einführung der Frauen und Männer in das politische Leben war deshalb das Thema: Die Aufgaben deutscher Frauen und Männer in Gegenwart und Zukunft" gewählt worden. Die Versammlungen verteilten fich auf die Orte Eiferield, Niederscheiten, Eiegen- Etadt und Weidenau im Kreise Siegen- Schwarzenan, Berleburg und Laasphe im Kreise Wittgenstein . Die Besucherzahl schwankte von 50 bis 200 Perften, wovon ein Drittel bis zur Hälfte als Frauen ges' zählt werden konnten. Für die biesige Gegend bedeutet das schon sehr biel. Hatten die Versammlungen im Kreise unter dem Bejuche etwas zu leiden, so wurde die Genossin Schulz int Wittgensteinischen Kreise reichlich dafür belohnt. Genossin Schulz verstand es in ausgezeichneter Weise, hier auf diesem steinigen Boden vorwiegend ländliche Gegend sich die Herzen der Zuhörer, insbesondere der Frauen zu gewinnen. Mit schlichten, einfachen Worten fesselte sie die Zuhörer und legte die verschiedenen Gebiete des sozialen, wirtschaftlichen und politi schen Lebens an Hand von praktischen Beispielen und Lebens. erfahrungen bar. Unter größter Aufmerksamkeit der Zuhörer schaft behandelte sie in allen Versammlungen neben den allge. meinen Fragen speziell die Frauenfrage, Bevölkerungsprobleme und die Gefahren her Geschlechtskrankheiten. Manche bittere Wahrheit wurde be.. bürgerlichen Moralpredigern gesagt und mancher Schlag nach rechts und links geführt. In zwei Verfammlungen gab es Disfuffionen mit Vertretern der II. S. P. D., welch lettere glatt abgefertigt wurden.
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Dem Sekretär des Bezirks, Genoffen Schmidt, bot sich dabei Gelegenheit, auf die Organisationsarbeit hinzuweisen und die Genossin Echulz in den rein örtlichen Fragen zu unterstüten, wodurch mancher Wunsch der Zuhörer der Genoffin Echulz mit auf den Weg gegeben werden konnte. Unsere Genoffinnen und Genossen mögen das Gehörte beherzigen und für weitgehendste Berbreitung sorgen.
Schmidt, Siegen.
Oberkaufungen . Auch hier wurde anläßlich des Parteitages eine öffentliche Volksversammlung einberufen, in der Genossin Bartels Hildesheim über den Kampf für Demofratie und Sozialismus sprach. In knappen Umrissen zeichnete die Rednerin ein Bild von den Kämpfen, die die Partei tròs der Revolution und aller sich daraus ergebenden Vorteile noch täglich zu bestehen habe. Durch häufigen Beifall und zustimmende Zwischenrufe gaben die zahlreich Erschienenen ihr Ein verständnis mit dem Gehörten fund. Die nach dem Referat einsetzende interessante Aussprache endete in dem feierlichen Ge. Löbnis aller, mutig ben Kampf mit allen Feinden aufzu nehmen, sich nicht irremachen zu lassen durch unangebrachte Kritik und alle Hindernisse beiseite zu räumen auf dem Wege, der uns sicher zu unserem Biele führt, zum demokratischen Sozialismus.
Wohlfahrtspflege
Die Ergebnisse der Sonderlehreänge für Arbeiterinnen zur Ausbildung in der Wohlfahrtspflege
Man wird sicherlich nur mit größter Vorsicht von Ergebnissen eine Lehrganges sprechen können, dessen 8med die Ausbildung zur Berufsarbeit is, folange nicht die Bewährung der Schüler
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im Berufsleben während eines längeren Beitraumes beurteilt werden kann. Immerhin dürften die Erfahrungen, die bei einem ersten Versuch systematischer Berufsausbildung von Arbeite rinnen für die Wohlfahrtspflege gemacht wurden, schon allein unter pädagogischem Gesichtspunkt für weitere Kreise von Juters esse sein. Nuht doch legten Endes bei allen politischen und wirt. schaftlichen Umwälzungen dieser Zeit die einzige tief begründete Hoffnung auf gerechtere soziale Zustände auf einer Reform des Erziehungs- und Bildungswesens, die den Begabten den Weg zu voller Entfaltung ihrer Kräfte und zu einer ihren Gaben entsprechenden Wirksamkeit öffnet.
Von der Veranstaltung des halbjährlichen Lehrganges, der auf Anregung sozialdemokratischer Frauen und unter Beteiligung der Reichs- und Staatsministerien, der Gewerkschaften und au terer Körperschaften an der Sozialen Frauenschule in Berlin stattfand, ist bereits vor Eröffnung des Lehrganges berichtet worden. Gingen damals die Veranstalter der Eache mit Epan nung und Freude entgegen, so kann jetzt, nach Abschluß des Unterrichts, festgestellt werden, daß der Verlauf in vollem Umfange den Hoffnungen entsprach.
Obwchl die Zeit zur Vorbereitung und zur Bekanntmachung des Plans außerordentlich furs war, hauptsächlich weil die sehr beträchtlichen Mittel zur Gewährung von Unterhaltsgeldern für 30 Echülerinnen zuerst gesichert werden mußten, bewarben S 181 Personen um Zulassung, von denen 84 aufgenommen wer den durften. An der Bedingung, daß die Teilnehmerinnen bein Arbeiterstand angehören, ihre Echulbildung in der Volksschule erhalten haben und im Alter von 22 bis 40 Jahren stehen sollten, wurde unbedingt feftgehalten. Die Auswahl unter den Eewerberinnen wurde von bem leitenden Ausschuß in enger Ver bindung mit den Gewerkschaften getroffen, sowie mit dem Reid) s. arbeitsministerium, da vereinbart war, daß 15 Pläte mit ge iverkschaftlich organisierten Frauen, 10 mit Striegssinterbliebenen bejezt werden sollten. Ta Teilnehmerinnen aus allen Teilen Deutschlands zugelassen werden sollten, mußte die Entscheidung über die Gesuche auf Grund von schriftlichen Unterlagen getroffen werden. Dabei waren maßgebend einmal das Ergebnis des Echulbesuchs, dann Mitteilung des Lebenslaufs, die auf allgemeine Tüchtigkeit, Berufsbemäbrung und Charakterfestigkeit schließen lassen; schließlich die Tatsache, ob die Bewerberinnen einen entwickelten Gemeinfinu durch irgendwelche öffentliche Betätigung bewiesen hatten.
Zum Beispiel: Aufgenommen wurde eine Arbeiterin, die 19 Jahre in derselben Fabrit gearbeitet und sich dort eine geachtete Stellung erworben hatte. Sie lebte bei ihren Eltera und nahm am politischen Leben teil. In der Fabrik hatte sie einen starken Einfluß auf die jüngeren Arbeiterinnen erlangt, den sie besonders nußbar machte, um den Sinn für gute Literatur zu wecken. Aufgenommen wurde eine Frau, die ihrem unche lichen Knaben durch ihre Arbeit den Besuch eines Gymnasiums ermöglicht hatte; ferner eine jüngere Arbeiterin, die ihre Ersparnisse benutzt hatte, um einen furzen Lehrgang in der Kranten- und Säuglingspflege mitzumachen; eine andere, die Tochter eines Sozialdemokraten, die selbst in einer freien Ge werkschaft organisiert, sich im Gegensatz zu den Anschauungen ihrer Familie als Gemeinschaftschristin bekannte. Ferner einige Frauen, die in der städtischen Armenkommission oder in der Kinderschutzkommission der Sozialdemokratischen Partei mitge gearbeitet hatten. Niemals aber wurde jemand auf Grund einer solchen veremzelten Tatsache, die eine zufällige, äußerliche und wesensfremde sein kann, zugelassen, wenn nicht auch die anderen oben angegebenen Merkmale auf Geeignetheit für die Ausbildung und für den sozialen Beruf schließen ließen. Abgelehnt wurden alle, die nicht die oberste Klasse der Volksschule erreicht hatten, die in ihrer Arbeit sehr unbeständig waren und keine Zeichen eigener Cirebjamkeit und Entwidlung aufweisen konnten, bei denen der Wunsch nach Eintritt in den sozialen Beruf mehr dem größeren Ansehen als der verantwortlicheren, größeren Leistung galt. Eine Bewerberin schrieb: Mein bisheriges Alles war nichts." Ich flog von Etelle zu Stelle. Nicht alle Bewerbungen waren so charakteristisch. Viele mußten abgelehnt werden, weil eben nur für die am geeignetst Echeinenden Platz und Mittel vorhanden waren. Im ganzen hat sich die Auswahl bewährt. E3 mar geradezu erstaunlich, wie seyr die Leistungen der Schülerinnen, ihre Eigenart der Begaburg dem Bilde entsprach, das man aus ihren Papieren gewonnen hatte. Nur drei Schülerinnen verließen den Lehrgang vor seiner Beendigung, zwet veranlaßt durch eigene Erkrankung bgtp. Strankheit der Mutter; nur eine, weil sie offenbar nicht Freube
Leben?