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Gefahr bedeutet und häufig auch die Ursache für angeborene Gliederstarre ist. Die größten Hoffnungen sett man natür­Tich auf die Mithilfe der Aerzte sowie auch der Lehrer, welche nach§ 4 des Gesetzes, wenn sie gelegentlich des zur Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht erteilten Unterrichts oder des Ersakunterrichts hierfür bei ihren Schülern Verkrüppelungen wahrnehmen, verpflichtet sind, diese Schüler namhaft zu machen.

Das neue Gesetz bestimmt auch den Begriff des Krüppel­tums in§ 9:

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Anstalten sich aus bestimmten Gründen als nicht zweckmäßig erwiefen hat und beide Teile darunter leiden müssen.

Viele Mütter trennen sich auch ungern von ihren ver­früppelten Kindern und hintertreiben so aus falscher Mutter­liebe die notwendige Kur. Es ist ja begreiflich, daß eine Mutter solche Kinder doppelt lieb gewinnt; deshalb muß ge­rade in diesen Fällen die Aufklärung der Frau einsetzen, daß die Fürsorge nur im Interesse des Kindes steht, dessen Zu­funft auf alle Fälle gesichert werden muß.

Eine Verkrüppelung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn eine Person( Krüppel) infolge eines angeborenen oder Was sollen wir zu Weihnachten schenken?

erworbenen Knochen-, Gelenk-, Muskel- oder Nervenleidens oder Fehlen eines wichtigen Gliedes oder von Teilen eines folchen in dem Gebrauch ihres Numpfes oder ihrer Glied­maßen nicht nur vorübergehend derart behindert ist, daß ihre Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkte vor­aussichtlich wesentlich beeinträchtigt wird."

Da die Krüppel als Kranfe zu betrachten sind, so hat natürlich in erster Linie der Arzt zu entscheiden, wie die Heilung durchgeführt werden kann. Während noch vor 30 bis 40 Jahren die Heilkunst auf diesem Gebiete verhältnismäßig wenig gefördert war, hat sich inzwischen als Sonderfach der Medizin die Orthopädie entwickelt, deren soziale Betätigung die Krüppelfürsorge darstellt. Sie bedient sich heute ver­fchiedener Methoden und technischer Hilfsmittel, um diese Gebrechen zu heilen, und das soziale Endziel, nämlich die Herstellung der Erwerbsfähigkeit des Krüppels, muß auch bon Anfang an ausschlaggebend für die Aufstellung des Heil­planes fein.

Wenn aber trotz aller Bemühungen doch noch eine Anzahl bon Unheilbaren übrig bleibt, die als Sieche den bestimmten Heimen zugeführt werden müssen, dann ist darauf zu achten, wie auch aus den Motiven des Gesetzes flar hervorgeht, daß Jugendliche mit Erwachsenen nicht zusammengelegt werden dürfen, da eine Mischung Erwachsener mit Kindern in solchen

Feuilleton Deichbruch

Bon Heinrich Grube, Cuxhaven .

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Die Sturmflut in der Nacht vom 24. zum 25. No­bember 1717 riß an der deutschen Nordseeküste mehrere tausend Meter Deich fort. Ihr fielen Hunderte von Menschen, mehrere tausend Stück Vieh zum Opfer; ganze Dörfer und Gehöfte verschwanden aus der Küstenlandschaft, und unerseßliche Werte wurden bernichtet.

Wie schön ist's im Sommer in Watt und Sand! Boll lachenden Lebens sind Deich und Strand.

In farbiger Klarheit glänzt das Meer;

Blau prangt der Himmel darüber.

Die Sonne leuchtet hell und hehr;

Lau fächelt der Süd herüber;

Und alles in Wonne und Fröhlichkeit Jauchzet zu herrlicher Sommerzeit Und badet in schmeichelnder Welle.

Doch braust der Herbst vom West ins Land, Dann braust die Woge wild zum Strand; Und Deich und Sand find öd' und leer, Grau stürmen Wolken darüber. Kein Sonnenstrahl blitt auf im Meer; Laut brüllt der Nord herüber.

Ein Wellenbersten und Brausen und Wehn.

Als sollte Himmel und Erde bergehn,

So wirbelt und donnert die Woge.

I.

Es stand eine alte Mühle

Auf hoher Wurt im Küstenland. Das Drehen ihrer Flügel

War sichtbar weit nach See und Land.

Gin alter Müller schaffte

In ihrem hölzern Bau.

In der Arbeiterschaft wird der Gabentisch mit jedem Weih­nachten fleiner. Das Lebensnotwendige ist so teuer, daß für Schönheit und Freude nur wenig übrig bleibt. Und dennoch ist jeder bestrebt, den anderen zum Weihnachtsfefte eine Gabe der Liebe, und sei sie noch so flein, zu bringen. Was soll man nun schenken?

Ein Geschenk, welches immer erfreut, welches nie unnüt ist, ist ein Buch. Ein gutes Buch kann viel Freude bringen, es kann in stillen Stunden der treueste Freund sein. Leider wird aber nur so oft nicht das richtige Weihnachtsbuch gewählt. Und doch gibt es fobiel Gutes auf dem Büchermarkt, daß kein Mensch zu etwas Schlechtem greifen braucht, zumal beides im Preise gar nicht unterschiedlich ist. Für dasselbe Geld, das man für einen Duzendroman mit oberflächlichem, meist sogar verlogenem In halt ausgibt, kann man so schöne, inhaltsreiche, ja erhebende Er­zählungen und Romane guter Schriftsteller und Dichter haben. Auch unsere Klassiker und Neuklassiker, wie Goethe, Schiller , Shakespeare , Hebbel , Kleift, Heine seien nicht vergessen. Ihre Werke bleiben ewig jung.

Wir haben so viele guter Schriftsteller, deren Bücher jeder gelesen haben sollte, daß es uns hier an Plazz mangelt, fie fämt­lich aufzuführen. Wir wollen uns daher darauf beschränken, nur einige von ihnen hervorzuheben, um dieser oder jener Ge­noffin, die sich noch im Unklaren befindet, was sie wählen soll, einen Hinweis zu geben. Von den neueren nennen wir: Wilhelm Raabe , Der Hungerpastor "," Chronik der Sper­

Gr achtete des Räderwerks,

Des Wetters und des Wind's genau. Er kannte jede Wolke,

Er fühlte jeden Hauch;

Er sagte Sonnenschein voraus Und Sturm und Regen auch. Was rafft der Alte hurtig

Heut' seine Segel ein? Was läuft er Mühle auf und ab Und sieht so düster drein?

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Es steigen westwärts überm Meer Biel Wölflein grau und weiß; Die Sonne wird so fahl und bleich Und trüb der Himmelskreis.

Der Wind, der eben südlich stand, Schlägt plötzlich um nach Nord;

Und Haucht er vordem weich und mild,

So bläst er rauh von dort.

Der Müller lugt nach. Westen aus Weit über Wasser und Land. Er sieht der Wellenkämme Weiß, Er sieht den wirbelnden Sand.

Sieht Wetterwolfen düster und groß; Er hört der Möven Schrei'n,

Und sieht die Vögel in banger Haft Gespenstisch flattern landein.

Er stolpert hinab; er taumelt ins Haus, Ruft Frau und Tochter geschwind.

Er drängt besorgt; er packt und rafft.- Die Tochter säuget ihr Kind.

Ihr wird so bang. Sie wird so blaß: ,, Ach, Vater, laß mich im Haus! Die Mühle ist so rauh und lalt, Mein Söhnchen hält es nicht aus. Will beten still um meinen Mann, Daß er das Wetter besteh',

Mit Schiff und Ladung überkomm', Gefund uns wiederseh' 1"