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Wohlfahrtspflege
Die Gleich beit
Von der Regierung von den Gemeinden, von den Vereinen, von der Bresse , von überallher ertönte es wie ein Wedruf: „ Deutschlands Kinder in Not!" Es sollte gesammelt werden, AufHärungsvorträge sollten gehalten werden. Unwillkürlich fragten wir uns: Warum erft jezt? Warum so spät?"
Gewiß, es foll gesammelt werden. Aber das Ergebnis der materiellen Sammlung genügt nicht, und wenn die Summe auch noch so groß ist. Hand in Hand mit der materiellen Sammlung muß die moralische Wirkung, muß der Appell an die Gewissen gehen.
Warum so spät? Schon während des Krieges hat Liz. Echulze, ber damalige Leiter des Berliner Jugendamtes, versucht, seine Stimme zu erheben und aufmerksam zu machen auf die Not an Deutschlands Kindern. Das Wort wurde ihm verboten. Sein Aufschrei hätte ja die Front erschüttern" fönnen!
Dieser eble Menschenfreund hat gleich nach dem Waffenstill. stand eine Broschüre herausgegeben, Artifel geschrieben, Vorträge gehalten über Deutschlands Kinder in Not". Er setzte sich in Berbindung mit neutralen Ländern, die deutsche hungernde Kinder aufnahmen. Er half, wo er fonnte, so gut er konnte. Uber nicht überall wurde seine Etimme gehört.
Ich veröffentlichte vor zwei Jahren einen Artikel, der durch alle sozialdemokratischen Zeitungen ging: Bethlehemitischer Kindermord." Jch wies hin auf das große Elend unserer nicht nur hungernden, sondern verhungernden deutschen Kinder. Ich wiederholte diesen Hinweis in dem Artikel Brüden der Verständigung". Gleich mir taten viele andere. Aber unsere Stimme drang nicht an aller Ohr!
Sammlungen tun not. Aber ebenso not tut ber Appell an bas Gewissen aller, die mit Schuld tragen, daß Deutschlands Kinder in Not find.
Vor einem Jahr forderte das Körner- Blatt zum Milchstreit auf, wenn die Milchpreise nicht erhöht werden. Ich entwarf im hiesigen Ernährungsbeirat einen Aufruf, in dem ich darauf hin. wies, daß diese Aufforderung des Bündlerblattes gleich käme der Hungerblockade der Entente, ja, daß sie schlimmer wäre, da diese Blockade von Deutschen gegen deutsche Kinder verübt werden sollte! Wie sieht es heute mit der Milch aus? Wiele deutsche Kinder erhalten feinen Tropfen Milch mehr. Aber wer hinausgeht auf das Land zu manchem, die angeblich keine Milch liefern können, der erhält Milch, sofern er sich entschließt, brei, fünf oder noch mehr Mark für den Liter zu bieten. Und diese Milch kommt feineswegs immer deutschen Kindern in Not zugute. Wer ist schuldiger, der Verführte oder der Verführer, Stadt oder Land? Wir hören, daß Mastschweine aufgezogen werden mit Milch! Das ist Milch, die deutschen Kindern in Not entzogen wird. Wir brauchen keine Mastschweine, wenn deutsche Kinder keine Milch haben. Wer Mastschweine aufzieht, wer Schweinefleisch kauft oder verkauft, jeder ist schuldig. Ich rufe ihnen zu: Deutschlands Kinder in Not!
Sunderttausende von deutschen Kindern fiechen dahin an Magenund Darmfatarrh, weil sie das schlechte Brot nicht vertragen fönnen. Es heißt, wir haben kein weißes Mehl. Wer aber viel Gelb bietet, der fann weißes Mehl kaufen, soviel er mag. Und
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diefes weiße Mehl kommt in ben feltensten Fällen deutschen Kin bern in Not augute!
Gerste ist ein wichtiges Nährmittel für Kinder. Unendlich viel Gerste wird nicht abgeliefert, geht an Brauereien, damit wieder ,, bollwertiges" Bie: hergestellt werden kann! Alle sind sie schule dig die Landwirte, die Gerste an Brauereien verkaufen, die Brauereibefizer, die Biertrinker, wenn Deutschlands Kinder in Not sind. Kartoffeln find so teuer, daß biele deutiche Kinder nicht eins mal mehr genug Kartoffeln bekommen fönnen. Aber biele tausend Zentner Kartoffeln werden an Schnapsbrennereien geliefert. Dort werden die höchsten Preise bezahlt.
Und so geht es mit unendlich viel anderen wichtigen Nahrungsmitteln. Zuckerrüben werden nicht mehr gebaut, weil der Zuckerpreis zu niedrig war. Tausende deutscher Kinder werden feinen Buder mehr bekommen, da das Pfund jetzt 4 Mt. fostet.
Nicht Stadt oder Land, nicht ein einzelner Stand ist schuld, daß heute Deutschlands Kinder in Not sind. Jeder, der hamstert, der wuchert, der schiebt, ist mit schuld, daß Deutschlands Kinder in Not sind.
In dem einen Bedenken sollten sich alle zusammenfinden: ,, Deutschlands Kinder in Not!"
An das Gewissen jedes einzelnen muß dieser Schrei dringen. Wenn gesammelt wird, dann darf nicht nur an den Geldbeutel jedes einzelnen appelliert werden. Da muß auch an den Herzen gerüttelt werden. Wir wollen es nicht dulden, daß Deutschlands Kinder in Not sind, wir deutschen Frauen und Mütter. Wieder und wieder wollen wir unsere Etimme er heben. Und wenn wir alle deutschen Herzen und Gewissen wach gerufen haben mit dem Ruf: Deutschlands Kinder in Not!", dann wird auch der Tag kommen, wo man unseren Schrei hören wird, jenseits von Deutschlands Grenzen.
Darum dürfen wir nicht müde werden, zu rufen:„ Deutsch lands Kinder in Not! Helft Deutschlands Kindern!", nicht nur an dem einen Sammeltag, sondern wieder und wieder, bis der Tag kommt, der die Not an Deutschlands Kindern endet.
Eine Vorführung schöner Kleider wurde fürzlich in Berlin von Genossin Ilse Müller- Destreich veranstaltet. Die Vorführung hatte den Zweck, Kleider zu zeigen, die durch einfachen Schnitt und sparsamen Aufput sowohl wie durch Dauerhaftigkeit vorteilhaft von den Erzeugnissen der Stapelkonfektion abweichen und sich im Breise nicht teurer stellen als diese. Es waren durchweg Kleider für berufstätige Frauen, schlicht und schön in Form und Farben, vielfach mit hübschen Stickereien verziert. Es soll durch diese Kleidung den Frauen und Mädchen einmal die Möglichkeit gegeben werden, sich verhältnismäßig leicht die Kleider felbft herzustellen und ferner sich von der Diktatur der Mode zu befreien. Denn biese schlichten Formen sind immer modern" und überdauern die Jegenannten Modefabrikate um viele Jahre.
Die Bestrebungen Frau Müller- Destreichs, die Aufmerksamkeit weiter Frauenfreise auf diese Kleidungsart zu lenfen, die das Nüßliche mit dem Schönen durchaus vereint, find sehr zu be grüßen. Wir werden unsere Leserinnen über alle weiteren Fortschritte in dieser Angelegenheit auf dem laufenden halten.
Berantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bobm- Schuch. Druck: Vorwärts Buchdruckerel. Berlag: Buchhandlung Vorwärts Paul Singer 6. m. b. S. fämtlich in Berlin SW 68. Lindenstraße 3
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