Nr. 9
31. Jahrgang
Die Gleichheit
Seitschrift für die Frauen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Mit den Beilagen: Für unsere Kinder. Die Frau und ihr Haus
Die Gleichheit erscheint 2 mal im Monat Prets: Vierteljährlich 2,70 Mart
Inserate: Die 5 gespaltene Nonpareillezette 2,- Mart, bet Wiederholungen Rabatt
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Zuschriften sind zu richten an die Redaktion der Gleichbett, Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Amt Morigplag 147 40 Expedition: Berlin SW 68, Lindenstraße 3
O du glühende, blühende Maienzeit! Der Himmel so blau und das Herz so weit, Vergessen die Schmerzen und Sorgen- Und was im Finstern begraben lag, Das hebt die Augen und grüßt den Tag Und lacht in den strahlenden Morgen!
Und aus den Toren der Städte zieht Eine festliche Schar, und ein jubelndes Lied Steigt hoch in die schimmernde Wolfe, Ein Lied von der Zeiten wechselnder Flucht, Von den Tagen der Blüte, den Monden der Frucht, Einem freien, glücklichen Wolfe.
Das Lied der Zukunft! Es tönt und klingt, Auf filberschimmernden Flügeln schwingt Es sich in die dunkelste Kammer
Und strömt wie liebliche Maienluft
Und haucht wie schwellender Rosen Duft
In des Elends erstickenden Jammer.
Das Lied der Zukunft! Es rauscht und braust, Auf feuermähnigem Rosse saust
Es wie die Walküre der Sage
Durch die zitternde Schwüle, die dräuenden ReihnUnd der Kampf ist sein, und der Sieg ist sein, Und es jauchzt dem vernichtenden Schlage!
Das Lied der Zukunft, das Lied vom Mai- Aus den Banden des Alltags macht es Euch frei: Heut seid Ihr des Frühlings Gäste.
Und mit Euch segnen auf weitem Rund Die Völker der Erde den heiligen Bund Und feiern das Fest der feste!
Es ist teine Zeit, um Feste zu feiern. Schwer lastet die Macht des siegreichen Ententetapitalismus auf Deutschland . Am 1. Mai soll es sich entscheiden, ob uns als Volt überhaupt eine selbständige Lebensmöglichkeit bleiben wird. Zweieinhalb Jahre nachdem der Krieg zu Ende ist.
Der Friede von Bersailles wurde vor fast zwei Jahren unterzeichnet, um das Fortbestehen Deutschlands zu sichern; um eine feste Grundlage für den inneren Wiederaufbau zu schaffen. Daß er unter den Bedrückungen und Hemmnissen dieses Vertrages furchtbar schwer sein würde, darüber waren fich die Unterzeichner klar. In dem Streit der Meinungen für und gegen Unterzeichnung hat die„ Gleichheit" seinerzeit flare Stellung genommen.
Jezt stehen wir vor der Tatsache, daß der Friede von Bersailles Beine feste Grundlage, sondern ein schwankender Boden für uns geworden ist. Die Schuld liegt bei den Nationalisten und Racheschreiern hüben und drüben. Und wie im Krieg, bezahlt das arbeitende Volk hüben und drüben die Beche. Die arbeitenden Maffen aber sind die Bannerträger des Sozialismus, und wenn in diefem letzten Kampf zwischen dem Kapitalismus der Siegerstaaten und Deutsch lands
die Kraft der Arbeiterschaft zerrieben wird, dann wäre die Hoffnung auf Erfüllung der sozialistischen Gesellschaft tot für lange Zeit. Darum müssen wir in diesen Sturmtagen wirtschaftlichen und politischen Kampfes unser Banner ent rollen, mutiger und zukunftwollender als je.
So feiern wir den 1. Mai! Und jede Frau und jeder Mann soll wissen, um was es geht. Seit dem 20. April ist laut den Pariser und Londoner Beschlüssen der Entente eine Zollgrenze am Rhein errichtet, wonach alle ins besetzte Gebiet gehenden Waren mit einer hohen Ausfuhrabgabe belegt werden. Wird die deutsche Ware um diesen Betrag teurer, dann kauft sie niemand mehr; soll sie in der Her stellung um so viel billiger werden( damit sie im Verkauf den heutigen Preis behält), wird es auf Kosten der deutschen Arbeiter geschehen, durch Herauffeßen der Arbeitszeit und Herabdrücken der Löhne.
Für die Verkürzung der Arbeitszeit demonstrieren wir am 1. Mai und wehren uns damit gegen die Verlängerung derselben. Das Recht auf Arbeit fordern wir. So viele Hände und Hirne sind arbeitslos nicht nur in Deutschland , sondern in der ganzen Welt. So. weit muß die Arbeitszeit für den einzelnen verkürzt werden, daß alle schaffen können, um zu leben.
Die Entente will am 1.. Mai mitteilen, welche Gesamt