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Mädchen so dringend nach der Hand und dem Rat eines Führenden perlangt!

Dabei haben jene christlichen Frauentreise auch nicht die leiseste Ahnung, daß fie mit ihrer Abfehr von den alten und dem Be­chreiten neuer Erziehungswege langsam aber sicher in die Bahn ber modernen Frauenbewegung hinübergleiten. Und damit Nach. folgerinnen werden jener von ihnen soviel geschmähten Frauen, jener Predigerinnen der neuen Ethik und freien Liebe", deren Namen( es werden Anita Augsburg, Helene Stöcker und Ellen Ren genannt) jenen Kreisen schon genügen, um es verständlich zu machen, daß sie die Zeit der legten 20 Jahre vor dem Krieg als moralische Verfallsepoche bezeichnen müssen.

Die Entwicklung bricht sich auch hier unwiderstehlich Bahn. Aber während man in den christlichen Kreisen noch mühsam vorwärts­taftet, sehen wir Sozialisten bereits hinaus über die Irrungen und

irrungen, die unserer Zeit- wie jeder Uebergangszeit- an­haften. Erkennen wir in der Ferne bereits das Ziel und sehen es aufleuchten. Gewiß, vielen unter uns geht die Entwicklung noch piel zu langsam. An dem Umschwung, der sich in der christlichen Frauenbewegung anbahnt, tönnen wir aber an einem Beispiel er­fennen, wie rasch in Wirklichkeit die Entwicklung vorwärtsschreitet. Die Revolution brach die alten Dämme. Noch branden, schäumen und überſtürzen sich die Wellen. Aber bald werden sie ruhiger, und bamit stärker und stetiger fließen und uns hinübertragen zu neuen Ufern einer neuen Zeit. Kurt Heilbut.

Ein Hausgehilfengesetz

Im Reichsarbeitsministerium ift der Borentwurf eines Haus. gehilfengefeßes fertiggestellt worden. Der Entwurf umfaßt, wie uns in einer amtlichen Darstellung mitgeteilt wird, das Haus­personal in weitem Umfange, soweit es nicht zu den Angestellten im Sinne des Versicherungsgesetzes für Angestellte gehört. Da­gegen rechnet grundsäßlich nicht zu den Hausgehilfen, wer außer Arbeit im Hause landwirtschaftliche Arbeit leistet oder überwiegend In andrer Weise, namentlich gewerblich beschäftigt ist. Der Entwurf will den berechtigten Interessen sowohl der Hausgehilfen als ihrer Arbeitgeber gerecht werden und regelt unter diesem Gesichtspunkt die Rechte und Pflichten aus dem Hausgehilfenvertrage, insbe sondere die Dauer der Arbeitsgemeinschaft, sowie die Ruhepausen und Freizeiten. Der Entwurf sieht ferner nach österreichischem Bor­bild einen Personalausweis vor, der lediglich die Feststellung der Identität des Hausgehilfen ermöglichen soll und dessen Ausstellung grundsäßlich nicht versagt werden darf. Paritätisch zusammenge fetzte Hausdienstausschüsse, die nach Bedürfnis zu errichten sind,

mit deinem Geiste zu spielen

so ist in deinem Schoße

nur deine letzte Süßigkeit

( in der du der Erde zurückgegeben wirst, weil sie von Erde ist), Wenn es aber keine Lust ist,

in dein Auge zu schauen,

in deine Seele zu tauchen,

mit deinem Geiste zu spielen,

in dem Dufte, dem Lichte,

der Glut deines Lebens zu baden

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so ist auch keine mehr in deinem Schoße, nur ein schmutziges Vergründen,

von dem satt in Efel scheidet!

Entsprechend dieser Lebens- und Liebesauffaffung ist feine Stel lung zur Ehe. Er schreibt an eine mütterliche Freundin Frau S.: Ich gönne diesen Namen keiner Vereinigung von Mann und Weib, wo sich die Gatten nicht wirklich gegenseitig Bater, Mutter, Bruder, Schwester, Freund und Freundin sind, wo eins mit, durch und in dem andern wächst: Die Erfüllung, Vollbringung und Vollendung des Lebens liegt in dem Bogen, den Mann und Weib gegen­einander spannen. Alle Zucht hat sich dahin zu richten, Helle, Rein­heit und Glut in die Ehen zu bringen. Die höchsten Menschen haben thre Höhe noch im Bau threr Ehe zu bewähren. Dem Niedern die Unzucht, dem Krüppel die Askese, dem Hohen und Gesunden bie Ehe." Die beiden Briefe, benen diese Stellen entnommen sind, find wohl mit das Erschütterndste und Schönste, was von dem Menschen Gött spricht. Sie gelten einer Mutter, deren Tochter er liebte, und die er in einem wundervollen Lebens- und Glücks­rausch vielleicht etwas stürmisch zu eigen begehrte. Das Mädchen schlug ihn aus, einmal, weil sie sich anderweit gebunden fühlte, zum andern aber wohl eine Bemerkung zu Anfang des Briefes

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Nr. 9

dienen zur Schlichtung von Einzelstreitigkeiten zwischen Haus­gehilfen und ihren Arbeitgebern. Dem Schuße der jugendlichen Hausgehilfen ist angemessen Rechnung getragen.

Soweit die amtliche Darstellung. Es geht aus ihr leider nicht hervor, welcher Art die Bestimmungen über die Arbeitsbereitschaft" usm. find, warum gerade die ländlichen Hausgehilfen, die nebenher landwirtschaftliche Arbeit verrichten, ausgenommen werden sollen und vor allem, weshalb man den Hausangestellten den Bersonal ausweis aufzwingen will, den feine andere Arbeiterschicht fennt und der deshalb als Steckbrief für Hausangestellte empfunden wird. Der Zentralverband der Hausangestellten hat wiederholt und ein­dringlich vor diesem Steckbrief" gewarnt.

Rümmert euch um eure Einkommen­steuererklärung!

Nach der Verordnung des Reichsministers der Finanzen vom 1. Februar 1921 haben alle Steuerpflichtigen, also auch alle Lohn­und Gehaltsempfänger, beren Einkommen im Kalenderjahre 1920 den Betrag von 10 000 Mt. überstiegen hat, innerhalb einer vom zuständigen Finanzamt bestimmten Frist eine Erflärung über ihr Einkommen abzugeben. Auch diejenigen Arbeiter und Angestellten, denen ein Bordruck für die Steuererklärung bisher nicht übersandt worden ist, sind verpflichtet, eine solche Erklärung abzugeben. Es liegt aber auch im eigensten Interesse eines jeden, der im Kalender­jahre 1920 weniger als 10 000 Mt. verdient hat, den Bordrud zur Steuererklärung( das Beranlagungsformular) beim zuständigen Finanzamt bzw. seiner Steueramtsstelle möglichst sofort abzuholen und ihn auszufüllen. Nur dann hat er die Möglichkeit, alle die Abzüge geltend zu machen, auf die er Anspruch hat, also Fahrt. kosten von und zur Arbeitsstelle, Arbeitskleidung, Gewerkschafts­beiträge, Brämien für Lebensversicherungen usw., und etwaige Steuernachlässe zu erwirken, z. B. bei außergewöhnlicher Be­lastung durch Krankheiten in der Familie, Unfälle, Unterhalt und Erziehung der Kinder usw.

Das aber ifts: dem Leben auf den Grund fchauen und doch den Mut haben, zu sagen: Welt, wie bist du schön. Hibert Sergel.

Wenn ich eine Religion haben müßte, fo würde ich die Sonne an­beten, denn sie ist die Quelle alles Lebens, fie ilt der wahre Gott der Erde

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Napoleon I.

läßt dies vermuten weil die äußeren Verhältnisse Götts derart waren, daß weder Mutter noch Tochter trotz aller Freundschaft, die sie mit dem Dichter verband, den Gedanken einer ehelichen Bindung in den Bereich des Möglichen gezogen hatten. Man müßte die Briefe mortgetreu abdrucken, wollte man den ganzen Adel dieser Mannesseele, die ungeheure seelische Spannkraft des in der Tiefe seines Wesens und Wollens durch die Art der Ab­lehnung verwundeten Mannes, den erschütternden Stolz und die fast übermenschliche Würde, die feine Worte atmen, auch nur an­nähernd erschöpfen. Kein Leid ist so tief, daß es ihn zerbräche fein Glück so himmelstürmend, daß er seiner selbst vergäße. ,, Das soll/ die Weisheit meines Lebens sein, die mich vor allen meinen Lehrern auszeichnet: Nicht ausweichen dem Sturm und dem Weltbeben und dem Schmerz und selbst dem Glück nicht- annehmen, aufnehmen, auflösen in mir oder mich in ihnen."

Welche Schauer der Scham und Ehrfurcht vor so viel Größe müssen Frau S. beim Lesen dieser Zeilen überjagt haben, wenn sie nur annähernd dem Bilde entsprach, daß Gött sich selbst von ihr und ihrer Tochter gemacht hat.

Es ist ja überhaupt beinahe unmöglich, von Gött anders als mit seinen eigenen Worten zu reden, weil in jedem Gedanken, jedem Sazdas Blut seines Herzens pulfiert, dieses leiden­starken und freudetrunkenen Herzens, daß man mit einer Inbrunst liebt, die fast an Anbetung grenzt. So sieht der Mann aus, den die Frauen lieben wollen, bies Bild trägt jede von uns in ge­heimster Herzenstammer. Ach, daß doch Emil Gött recht viele Brüder hätte!

Auf seine eigentlichen Werte soll hier nicht näher eingegangen werden. Sie bewegen fich völlig in der Kurve vom Mann- und Weibmenschlichen hinauf zum Göttlichen, und man spürt in ihnen jede Phase seines eigenen Ringens mit Gott und Welt, seines heißen starten Wollens und Bollbringens. Denen aber, die Gött