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Die Gleich beit
Die genossenschaftliche Fischversorgung hat die Großeinkaufsgesellschaft in die Hand genommen, indem sie in Geestemünde , dem größten Fischhandelshafen Deutschlands , eine Abteilung errichtete, welche die Versorgung mit frisch en Seefischen für die deutschen Konsumvereine zu organisieren hat. Außerdem wird am Hauptorte der deutschen Fischindustrie in Altona eine Fischräucherei und Marinieranstalt der Großeinkaufsgesellschaft errichtet. Also auch hier ein Fortschritt auf dem Gebiete der Sozialisierung durch die Genossenschaften, der insbesondere für unsere Genoffinnen recht beachtenswert erscheint. Adolf Rupprecht.
Soziale Rundschau
Obligatorische Kinderversicherung in der Schweiz . In der Schweiz erstrebt man, auf Grund der ausgezeichneten Erfahrungen, die einzelne Kantone in dieser Hinsicht machten, die Einführung einer obligatorischen, sich auf alle Kinder bis zum 15. Lebensjahr erstreckenden Versicherung gegen Krankheit. Das Bundesgesetz über die Kranten- und Unfallversicherung von 1911 berechtigt zwar alle Kranfenfassen, Kinder zu versichern, allerdings nur für die ärztliche Behandlung und Arznei, wie es in Deutsch land auch bei der Familienversicherung der Fall ist. Es gibt aber auch Raffen, die ausschließlich die Familienversicherung betreiben, die dadurch noch besonders in Beziehung zu den Schulen stehen, daß in der Verwaltung Bertreter der Lehrerschaft ſizen. Der Ranton Solothurn hat seine Gemeinden ermächtigt, die Kinderversicherung obligatorisch zu machen und sich zur Zahlung eines jährlichen Beitrages von 1 Fr. für jedes Kind verpflichtet. Die Folge davon ist, daß in fast allen Gemeinden jedes Kind, unab hängig vom Einkommen der Eltern, gegen Krankheit versichert ist. Wie viele Vorteile aus solchen Einrichtungen für die körperliche Entwicklung des Kindes sich ergeben, bedarf teiner weiteren Er. läuterung.
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Wichtig für Kriegsbeschädigte.
Die Durchführung des Reichsversorgungsgefezes erfordert eine Umanerkennung der ben Rentenempfängern nach den bisherigen Gesetzen zustehenden Renten. Hierzu ist die Mitwirkung der be troffenen Kriegsbeschädigten erforderlich. Ein großer Teil der Rentenempfänger hat den Aufenthalt gewechselt, ohne daß die Ver forgungsbehörde Renntnis davon erhalten hat, weil der An- und Abmeldezwang fortgefallen ist. Das führt zu einem langwierigen Schriftwechsel zwischen dem Versorgungsamt und der Pensionsrege. lungsbehörde, der selbstverständlich die Arbeit der Umanerkennung zum Nachteil des Rentenempfängers verzögern muß. Es liegt
,, Nach dem Himmel verlangt mich nicht," sagte die Frau. Ich will meinen Mann."
Tulsidas lächelte und sprach zu ihr:„ Kehre heim in dein Haus, mein Kind. Bevor der Monat vorüber ist, wirst du deinen Gemahl finden!"
Das Weib ging heim voll freudiger Hoffnung. Tulsidas fam zu ihr jeden Tag und gab ihr hohe Gedanken zu denken, bis ihr Herz erfüllt war bis zum Rand mit göttlicher Liebe.
Als der Monat taum vorüber war, tamen die Nachbarn zu ihr und fragten:„ Weib, hast du deinen Mann gefunden?" Die Witwe lächelte und sprach:„ Ja."
Eifrig fragten sie: Wo ist er?"
D
Schatten
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en ganzen Tag hat es heute geregnet, du, den ganzen Tag! Und alles war grau und trofilos ben ganzen Tag! Endlos dehnten sich die Stunden und leer mar jede. Ich weiß nicht, alles war still und traurig um mich. Nicht die kleinste Freude konnte ich finden. Ich mochte auch gar nicht darüber sinnen. Meine liebsten Bücher tonnten mir heute nicht helfen, ich war so verlassen, bu, und so einfam. Gleichmütig lief meine kleine Uhr ihren Weg aber die Stunden krochen.
Du magst wohl sehr geschäftig sein, es sind ja tausend Dinge, die dein Tag bringt und die dich beanspruchen bis in den Abend. Du wirst wohl heute nicht zu mir kommen, heute wohl nicht. Und grab' heut' sehne ich mich so unbändig, daß deine liebe Stimme, dein warmes Lachen die Zimmer füllen möge, du, grad' heuf...
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daher im Interesse des Kriegsbeschädigten, der aus dem Bereich seines bisher zuständigen Versorgungsamtes( früher Bezirkskom. mando) verzogen ist, dies unter Angabe des nunmehrigen Wohnfizzes mitzuteilen, damit das Versorgungsamt das Aftenmaterial dem jetzt zuständigen Versorgungsamt übersenden kann. Weiterhin liegt es im Interesse des Kriegsbeschädigten, sich die für diese Um anerkennung erforderlichen Unterlagen rechtzeitig zu beschaffen, und zwar in der Hauptsache folgende Urkunden: Heirats- und Sterbe urkunden, falls die Frau verstorben ist; Geburtsurkunden der Kinder. Für die letzteren sind Bescheinigungen in abgefürzter Form zulässig, die von den Standesbeamten tostenfrei ausgestellt werden. Die Geburtsscheine für die Kinder sind nicht beizubringen, wenn die Richtigkeit der Angaben des Beschädigten in den Spalten des Fragebogens amtlich bescheinigt wird. Wenn Familienstammbücher vorhanden sind, können diese beigefügt werden. Alle Urfunden werden zurückgegeben. Eine polizeiliche Bescheinigung, aus der zu erkennen ist, wie lange der Beschädigte an dem Ort wohnt, dient als Unterlage für die Festsetzung der Ortszulage.
Aus der Frauenbewegung des Auslandes
Der wirtschaftliche Kampf zwischen Mann und Frau. Von Gertrud Beer.
Der unheilvolle Wettbewerb zwischen Mann und Frau, der sich gegenwärtig auf dem deutschen Arbeitsmarkt bemerkbar macht, wird bei uns so oft als Folge des verlorenen Krieges angesehen. Er macht sich aber auch in immer steigendem Maße bei den Siegern bemerkbar. Namentlich in England zeigen fich ähnliche Erschei mungen. In unserem englischen Schwesterorgan:" The Labour Woman"( Die arbeitende Frau") wird gegenwärtig eine leb. hafte Korrespondenz darüber geführt. Genoffin Winifred Moore schreibt in der Novembernummer darüber folgendes:
„ Die Frage der gleichen Arbeitsgelegenheit für Männer und Frauen auf dem Gebiete der Industrie ist eine derjenigen, mit denen erwerbstätige Frauen sich dringend beschäftigen müssen. Ungeheure Fortschritte in der Richtung auf Gleichstellung sind in der Beamtenschaft( Civil Service) und den freien Berufen gemacht worden. Die bürgerliche Frau erhält in rasch wachsendem Maße volle Frei heit, ihr Brot zu erwerben und der Allgemeinheit ihren Fähigkeiten entsprechend zu dienen. Dieser Fortschritt wurde von Männern und Frauen der Arbeiterpartei innerhalb und außerhalb des Par.. laments sehr wesentlich gefördert. Rein theoretisch hat die Arbeiterpartei stets eine fortschrittliche Haltung eingenommen, sobald es sich um volle Menschen und Bürgerrechte für Mann und Frau handelte.
O du! Es wird auf einmal hell bei mir! Die grauen Wolfen jagen einander und zerstieben und da bricht eine rötliche, noch ein bißchen trübe Abendsonne aus dem Gewölt. Weit öffne ich die Fensterflügel der würzigen Luft. Es tropft noch schwer von den Bäumen, aber der Regen hat nachgelassen. Ich stehe am offenen Fenster und sinne und denke an dich. Da klingt ein Kindersang zu mir hinauf, ein Reigenspiel. Helle jubelnde Mädchenstimmen, aus denen die Freude lacht. Wie eine Last fällt es von meiner Seele. Und als ich mich vom Fenster wende, da spür' ich's, daß all die grauen Schatten fort sind aus meinen Zimmern, ein Sonnenstrahl und ein paar Kinderstimmen haben sie gebannt und es wird hell bei mir, so hell....
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Und wenn du nun doch noch fämst? Ach, und da ertapp' ich mich auch schon dabei, wie ich das weiße Linnen hole und die bunten Tassen, die du so gern siehst, und wie ich die letzten Blumen, die du mir brachtest, in die fleine Schale ordne. Und in mir ist mit einemmal eine jubelnde Gewißheit: Du tommst heute doch! Maria Harmuth.
Sonnenaufgang
Ein Purpuriaum färbt rot und blutig den äußersten Horizont, das neue Licht verkündend, Mebel und Wolken raffen fich auf, ballen fich zufammen und werfen fich dem Morgenrot entgegen, feine Strahlen momentan verhüllend- aber keine Macht der Erde vermag das langfame und majeftätische Auffteigen der Sonne felbft zu bindern, die eine Stunde später, aller Welt lichtbar, hell leuch tend und erwärmend, am Firmament steht.
Was eine Stunde ift in dem Пaturfchaufpiel eines jeden Tages, das find ein, zwei Jahrzehnte in dem noch weit impofanteren Schauspiel eines weltgefchichtlichen Sonnenaufgangs.
Ferdinand Callalle.