126Die GleichheitNr. 13Anblick der auf die Anklagebank Gequälten und durch die Ver teidiger menschlich dazu gebracht wurden. Und es soll gesagt sein:Weil sie die Kulturschande erkennen mußten, daß man derartigeMütter, deren Körper von Wunden des heiligsten Opfermuteswahrer Mutterschaft bedeckt ist, dem Kerker überliefern will.Diese Vorgänge lösten in der arbeitenden Klasse eine stürmischeProtestbewegung aus. die zur raschesten Beratung des der Ver schleppung überantworteten Gesetzentwurfes drängt. Die bürger liche Mehrheit muß gebrochen werden mit Hilfe der Tausende vonFrauen, die bis dahin dieser brennenden Frage noch immer gleich gültig gegenüber gestanden haben. Das Gesetz muß geändertwerden. Eine neue Novelle zum Strafgesetz ist In Vorbereitung,der Nationalrat hat die Pflicht, bei dieser Gelegenheit auch dieForderung der Frauen zu beachten. Ihre Stimme muß so lautertönen, daß auch die rückständigsten Herren im Nationalrat siewerden hören müssen.Was muß die Wohlfahrtspflegerin vonder sozialen Gesetzgebung wissen?Von Hedwig Wachenheim cgoniehung)Die Atters-, Invaliden- und hinlerblicbenenversicherungDie durch die Wartezeit erworbene Anwartschaft aufdie Rente kann auch erlöschen, wenn während zweier Jahreweniger als 20 Wochenbeiträge auf Grund der Versicherungs pflicht oder Weiteroersicherung entrichtet worden sind. Militär-und Krankheitszeiten, Zeiten des Bezugs von Invaliden-,Alters- oder Unfallrenten gelten als Zeiten mit bezahltenWochenbreiträgen. Die Anwartschaft lebt wieder auf, wenndie zwischen dem Eintritt in die Versicherung und dem Ver sicherungsfalle liegende Zeit zu mindestens drei Vierteln durchordnungsmäßig entrichtete Beitragsmarken belegt ist.Die Versicherungsleistung besteht aus einem Beitragder Versicherungsanstalt und einem festenReichszuschuß. Dazu kommen jetzt wegen derTeuerungnoch besondere Beihilfen aus den Mitteln der Ver sicherungsanstalten. Der Reichszuschuß beträgt jährlich 50 Mk. für jedeInvaliden-, Alters-, Witwen- und Witwerrente und 25 Mk.Verständnis, die Achtung vor dem Persönlichkeitswert, der Persön-lichkeitsfreiheit findet, die beide Gatten, Mann wie Frau, fordernmüssen, wenn die Ehe glücklich werden soll. Das Zeitalter des Hu manismus, die hohe Kulturstufe, auf der Persönlichkeiten wie Hum boldt in diesem Zeitalter standen, machten es möglich, daß Karo line in einer Zeit des Unausgefülltseins, wie sie wohl im Lebenjedes Menschen, der nicht ganz auf den Alltag eingestellt ist, oor-krmmt, zwei große Leidenschaften erlebte, ohne daß daran dasGlück ihrer Ehe zerschellte. Humboldt quälte sie nicht mit klein licher Eifersucht, spielte nicht den Gekränkten. Er forderte nichtsfür sich, sondern ehrte das Recht der Persönlichkeit seiner Lebens gefährtin und die Freiheit Ihrer Gefühle. Das gegenseitige Ver trauen war so unendlich groß, daß es nicht zu Heimlichkeiten, nichtzu Betrügereien kam. So fand sich Karoline wieder zu ihremGatten zurück, der sie vielleicht verloren hätte, wenn er nicht be griffen hätte, daß niemals Zwang den Menschen zum Menschen zu rückführen kann, um so mehr aber gegenseitige Achtung und Ver trauen. Aus dieser Beobachtung heraus konnte Varnhagen, dessenEhe mit Rahel auf ähnlicher Harmonie basierte, von den beidenHumboldts sagen:„Mit größerer Grazie war noch niemand ver heiratet, völlige gegenseitige Freiheit gebend und nehmend." Ausder tiefen Erkenntnis, dem völligen Verständnis für den Wertseiner Lebensgefährtin heraus konnte Humboldt ihr schreiben:„Wieder jetzt in Deutschland, wo ich doch viele Frauen geseh-n,tiberall fühle ich, daß Du einzig bist, daß so viel Selbständigkeitund so viel Liebe, so viel tiefe Größe und so viel himmlische Weib lichkeit nirgends in der Welt sind als In Dir."Die politischen Verhältnisse in Deutschland und die Stellung unddie Rolle, die Humboldt in der damaligen schweren Zeit einnahm,erforderten eine häufige, oft sehr lange dauernde Trennung derFamilie. Wie eng die Gatten geistig verbunden bleiben, das zeigendie langen eingehenden Briefe, in denen sie ihr geistiges Lebenweiterspinnen, so daß es fast keine räumliche Trennung für sie zugeben scheint. Mit feinem Gefühl und Verständnis erlebt Karolineall die großen geistigen und politischen Ereignisse des Weltschau fürjede Waisenrente, und einmalig 50 Mk. für jedes Witwen geld und 16,75 Mk. für jede Waisenaussteuer.Der Beitrag der Versicherungsanstaltenwird nach der Zahl der Beitragswochen und der Höhe derBeiträge berechnet und zerfällt bei der Invalidenrente ineinen Erundbetrag und in Steigerungssätze und besteht beider Altersrente in einem festen Jahresbeitrag. Bei den Wit wen- und Witwerrenten beträgt der Anteil der Versicherungs anstalten drei Zehntel, bei Waisenrenten für eine Waise dreiZwanzigstel und für jede weitere Waise ein Vierzigstel desGrundbetrags und der Steigerungssätze der Invalidenrente,die der Ernährer zur Zeit seines Todes bezog oder bei Inva lidität bezogen hätte. Die Renten der Hinterbliebenen dürfennicht mehr betragen als das Anderthalbfache der Invaliden rente, die der Verstorbene zur Zeit seines Todes bezog oderbei Invalidität bezogen hätte. Die Waisenrenten allein dürfenzusammen nicht mehr betragen als die Invalidenrente. BeimAusscheiden eines Hinterbliebenen erhöhen sich die Renten deranderen Hinterbliebenen bis zum zulässigen Höchtbetrag. AlsWitwengeld wird der zwölffache Monatsbetrag der Witwen rente, als Waisenaussteuer der achtfache Monatsbetrag derbezogenen Waisenrente gewährt. Bemerkt sei, daß Waisengeldund Waisenaussteuer nur gewährt werden, wenn die Witwezur Zeit der Fälligkeit der Bezüge selbst die Wartezeit fürdie Invalidenrente erfüllt und die Anwartschast aufrecht erhalten hat.Die neuerdings gewährte Beihilfe steht Emp fängern von Renten aus der Invalidenversicherung zu, wennsie nicht auf Grund des Reichsversorgungsgesetzes vom12. Mai 1920 oder anderer Militärversorgungsgesetze eineVersorgung erhalten. In diesem Falle erhalten sie sie nur,wenn die Beihilfe die erwähnte Versorgung übersteigt. DieBeihilfe beträgt für Empfänger einer Invaliden-, Alters-,Witwen- oder Witwerrente monatlich 40 Mk., für Empfängereiner Waisenrente monatlich 20 Mk.Renten und Beihilfen werden in Teilbeträgen monatlich aufvolle 5Pf. aufgerundet und im voraus von derPost ausgezahlt.Platzes mit. In allen politischen Wirren und Nöten bewahrt siesich ein unbeirrbares klares Urteil und vielleicht gerade weil sie inder Fremde ist, entwickelt sich bei allem Weltbürgertum, das ihremhohen Geist entspricht, die Liebe zum Vaterland.Aber auch-diesem Liebling der Götter und Menschen blieb derSchmerz nicht erspart. Zwei liebe Kinder mußte Karoline her geben und sie, die zärtlichste Mutter, braucht lange Zeit, bis sie dasgroße Rätsel Tod zu lösen vermag.„Die Tiefe und Unendlichkeitdes Lebens" tut sich vor ihr auf und die Gewißheit, daß dasGroßmenschliche nur da ersteht,„wo das Individuum sich wederim Genuß des Glücks noch des Schmerzes schont".Das Zusammenleben mit den anderen Kindern gestaltet sich umso inniger. Das schwere Geschick, das durch die NapoleonischsnKriege über Deutschland hereinbricht, schränkt die offizielle Gesel ligkeit völlig ein. Karoline verlebte den Winter 1814 in Wienmit nur wenigen vertrauten Freunden:„Ein Weltgericht wird ge halten, wie noch nie eins war und beschäftigen sich die Leute da mit, sich Galakleider sticken zu lassen." Daß sie selbst dem ge schichtlichen Weltschauplatz fern sein muß, ist ihr ein großerSchmerz:„Die Natur hat es wunderbar im Weibe gemacht, so be schränkte Kräfte und so unbeschränkte Wünsche!" Humboldt warim Großen Hauptquartier In Prag, der sechzehnjährige Sohn imFelde. Karoline aber ist nur von dem Gedanken erfüllt,„daßdie Knaben ihr Leben für nichts opfern als für das Recht, daßdie Mädchen einst nur Männern angehören, die ebenso gesinntsind. Denn einmal siegen muß doch das ewig Wahre und Rechte".In diesem Sinne entwickelt sich Karoline mehr und mehr zurStaatsbürgerin, deren Ideale sich in den Begriffen Volk, HeimahStaat zusammenfassen. Dabei bleibt sie die Seele des Hauses, diealles belebende und beglückende Sonne und so wunderschön faßtsie den Zauber Ihres Wesens in dem Erziehungsideal ihre Kinderzusammen:„Es gibt Schmerzen und Verworrenheiten im Men schenleben— daß doch ja keiner richten wolle über den anderenlJede Hilfe leisten, jede Freude spenden, mit der man vom Herzenzum Herzen dringt, jede Träne ehren, jedes Gemüt, soweit man es