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Die Gleich beit

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Witwenrente erhält die Witwe nach dem Tode ihres versicherten Mannes, auch wenn sie nicht invalide ist.- Waisenrente erhalten nach dem Tode des versicherten Vaters seine ehelichen Kinder unter 18 Jahren, und nach dem Tode einer Bersicherten ihre vaterlosen Rinder bis zum vollendeten 18. Jahre. Als vaterlos gelten auch uneheliche Kinder. Nach dem Tode einer versicherten Ehefrau, die den Lebensunterhalt ihrer Familie ganz oder überwiegend aus ihrem Arbeitsverdienst bestritten hat, weil der Mann erwerbs. unfähig war oder sich seiner Unterhaltspflicht entzog, steht den ehelichen Kindern unter 18 Jahren Waisenrente zu, eben­so dem Mann Witwerrente, solange er bedürftig ist.

Beitragsmonate, also 12 Jahre, wenn die Beiträge hinter­einander gezahlt worden sind, und für weibliche Bersicherte 60 Beitragsmonate, bei den Hinterbliebenenrenten 120 Bei­tragsmonate. Die Anwartschaft gilt für erloschen, wenn innerhalb der zunächst folgenden zehn Kalenderjahre nach dem Kalenderjahr, in welchem der erste Beitragsmonat zurückgelegt worden ist, weniger als acht und nach dieser Zeit weniger als vier Beitragsmonate während eines Kalender­jahres zurückgelegt worden sind oder die Zahlung der An­erkennungsgebühr unterblieben ist. Die Anwartschaft lebt wieder auf, wenn der Versicherte innerhalb des dem Kalender jahre der Fälligkeit der Beiträge oder der Anerkennungs­gebühr folgenden Kalenderjahres die rückständigen Beiträge nachzahlt. Als Beitragsmonate werden auch Kalendermonate gerechnet, in denen der Versicherte wegen Krankheit arbeits­unfähig gewesen ist oder zur beruflichen Fortbildung eine Erster Deutscher   Gesundheitsfürsorgetag staatlich anerkannte Lehranstalt besuchte oder seine Militär­pflicht erfüllte. Die Genesungszeit wird der Krankheit gleich­geachtet. Dasselbe gilt für die Dauer von zwei Monaten bei einer Arbeitsunfähigkeit, die durch eine Schwangerschaft oder ein regelmäßig verlaufenes Wochenbett veranlaßt ist.

Ruhegeld erhält: 1. derjenige Versicherte, welcher das Alter von 65 Jahren vollendet hat, und 2. der­jenige, der durch körperliche Gebrechen oder wegen Schwäche seiner förperlichen und gei­stigen Kräfte zur Ausübung seines Berufs dauernd unfähig ist. Berufsunfähigkeit ist dann an­zunehmen, wenn seine Arbeitsunfähigkeit auf weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich und geistig gesunden Ver­sicherten von ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kennt­nissen und Fähigkeiten herabgesunken ist. Ruhegeld erhält auch derjenige Versicherte, welcher nicht dauernd berufs unfähig ist, aber während 26 Wochen ununterbrochen berufs­unfähig gewesen ist, für die weitere Dauer der Berufs­unfähigkeit( Kranken- Ruhegeld). Das Ruhegeld beginnt mit dem Tage, an dem das Alter von 65 Jahren vollendet oder die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Als dieser gilt, wenn sich der Beginn der Berufsunfähigkeit nicht feststellen läßt, der Tag, an dem der Antrag auf Ruhegeld beim Renten­ausschuß eingegangen ist.

Liebet euch untereinander!

Paffet die Kindlein zu mir fommen," sagte einst Jesus  - ,, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"

Und was taten die, die sein Wort auslegen sollten?

Gie predigten:

Herr segne unser tapferes Heer, und schenke den Sieg unseren Fahnen!" Und die Kinder

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-?

Sie erhielten einen schulfreien Tag, wenn ein großer Sieg von den Truppen erfochten war. Was heißt das: großer Sieg?

Das bedeutet: unsere Soldaten haben vielen Feinden das Leben geraubt und sie gemordet. Wer sind denn diese Feinde?

Das sind auch genau so Menschen wie wir, wie unser Bater, unser Bruder.

Und mußten die Soldaten denn die anderen Soldaten töten? Ja und nein! Sie mußten es tun, weil es ihnen befohlen wurde! Wer befahl ihnen das? Das waren Männer, die das Kriegshand­werk als Beruf betrieben und die für menschliche Regungen fein Gefühl hatten. Sie dachten sich ein System aus, mit dem sie die Soldaten zu ihren willenlosen Werkzeugen machten, dabei voll­tommen ihren Einfluß auf die Soldaten ausübend.

Aber die Soldaten hatten als Menschen keine Ursache zum Mor­den, denn die anderen Menschen hatten ihnen nichts zuleide getan. Diese handelten auch nur auf Befehl ihrer Vorgesetzten.

So wurden die arbeitenden Brüder wie wilde Tiere aufeinander gehegt!

Was müssen wir nun daraus lernen?

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, auch wenn es ein Fran­3ose, Russe, Engländer oder Amerikaner ist.

Er ist ein Mensch, ein Bruder! Und wenn die Menschen das erst begriffen haben, dann gibt es auch keinen Krieg, fein

Bölkermorden mehr.

Walter Eschbach.

( Fortlegung folgt)

Am 25. Juni traten in Berlin   Aerzte zum Ersten Deutschen  Es sollte hier die Gesundheitsfürsorgetag" zusammen. Stellung des Arztes in der Wohlfahrtspflege, insbesondere im Hinblick auf das in Beratung stehende Reichsjugendwohl. fahrtsgesetz, von Sozialhygienifern behandelt werden. Die Tagung fand im Hörsaal der Berliner   Universitätsklinik statt und war von Aerzten, Barlamentariern sowie Vertretern kommunaler und privater Körperschaften start besucht.

In den Begrüßungsworten wurde von Stadtmedizinalrat Dr. Rabnow betont, daß die sozialhygienischen Aerzte noch vor Beendigung der Verhandlungen über das Reichs. jugendwohlfahrtsgesetz zu einigen Punkten Stellung nehmen

und den Volksvertretern ihre Mitarbeit anbieten wollen.

M

Als erster Redner sprach Prof. Grotjahn Berlin   über die dringende Notwendigkeit der Neuorganisation des ge­famten öffentlichen Gesundheitswesens im Sinne der Zu­sammenfassung und Vereinheitlichung. Wenn auch in Deutschland   schon immer auf dem Gebiete der gesundheitlichen Forschung Bedeutendes geleistet worden ist, so ist doch durch den Krieg die volksgesundheitliche Not so groß geworden, daß die bisherigen fürsorgerischen Einrichtungen nicht ausreichen. Es muß auf die Kommunalisierung der Gesundheits­pflege hingearbeitet werden. Die Schaffung von Gesund­

Die blaue Blume

er Abendhimmel ist von einer ruhigen Sichtheit, die Balsam für die Augen ist.

Schwer wiegen sich die reifen Kornähren. Sie sind fast weiß im bleichen Abendleuchten.

Wie endlose, dunkelumschattete Goldtücher find die Weizen­felder, und die Lerchen singen ganz zarte Abendlieder.

Eine tiefe, tiefe Traumstille herrscht in den Feldern. Der Mücken leifes Summen stört die Stille nicht, nein, es paẞt zu ihr. Sie hat etwas erlösendes, befreiendes, diese Abendstille, etwas, das vergessen macht.

Der Mohn hat sein lebenvolles Rot verloren, ist dunkel und sanft. Die 3yanen find lichte, blaue Sterne. Dust, frischer herber Duft wie leichter Hauch in den Lüften und eines Nachtvogels schwarzer Flügelschlag.

Weiß und weich von Staub sind die Wege. Einer führt tief und gerade in die Felder hinein.

Gras und Blumen wuchern üppig auf dem Wege und laut. los träumt das reife Korn zu seinen Seiten.

Unten aber stehen vier große, dunkeldrohende Ulmen wie Wächter eines Geheimnisses.

Stolz steht das Johanniskraut im Gras des Weges, das am Tage glühend gelb ist und jetzt tief golden. Sie schlafen, die goldenen Blumenbüschel schlafen. Kosend faßt meine Hand über die schlafenden Blumen.

Da sehen meine Augen etwas ganz Schönes: Eine Glocken­blume, die blaue Blume,