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Die Gleich beit
heitsämtern, die eine selbständige Verwaltung führen, ist dringend erforderlich.
Ueber die Aufgaben des Gesundheitsamtes im einzelnen referierte Prof. Dr. Krautwig- Köln. Er betonte auch besonders die dringende Notwendigkeit von Gesundheitsämtern, schon mit Rücksicht auf die in absehbarer Zeit zu erwartenden hygienischen Gesetze, wie z. B. das Tuberkulose. fürsorgegesez, das Krüppelfürsorgegeseh, das Gesetz zur Betämpfung der Geschlechtskrankheiten usw. Die Sozialärzte halten aber auch mit dem kommenden Jugendamt die Schaffung des Gesundheitsamtes für unerläßlich, und zwar wünschen sie, daß der Arzt hauptamtlich an der Spitze des Gesundheitsamtes steht und u. a. auch die Säuglings- und Kleinkinderfürsorge, sowie die gesundheitliche Fürsorge für das Schulkind aus dem Jugendamt herausgenommen und dem Gesundheitsamt übergeben wird. Es solle nichts von dem, was gesundheitlich ist, in andere Organisationen ein gefügt werden. Dr. Krautwig ist, wie er hervorhob, fein Freund der Sozialisierung und fürchtet einen unübersicht lich gewordenen Behördenapparat".
Der Präsident der Gesundheitsbehörde in Hamburg , Dr. Pfeiffer, erläuterte den Aufbau des Gesundheitsamtes auf Grund der in Hamburg befindlichen Einrichtungen. Das Amt gliedert sich in eine Anzahl Abteilungen. Die Bear beitung von Spezialfragen erfolgt in besonderen Unterabteilungen. Die Abgrenzung der Aufgaben der sozialen Fürsorge will Dr. Pfeiffer so vorgenommen haben, daß das Wirtschaftliche dem Wohlfahrtsamt, das Erzieherische dem Jugendamt und das Gesundheitliche dem Gesundheitsamt überlassen bleibt. Da gesundheitliche, erzieherische und wirtschaftliche Fragen häufig ineinander übergehen, sollen sich die Vorsitzenden der in Betracht kommenden Behörden in gemeinsamen Konferenzen darüber aussprechen. Dr. Pfeiffer wünschte, daß man doch die private Fürsorge nicht vor den Kopf stoßen möge.
Auf die Stellung des Gesundheitsamtes innerhalb der Jugendwohlfahrtspflege im besonderen ging Stadtrat Dr. Silberstein- Neukölln ein. Es ist dies die Stellung der sozialhygienischen Aerzte zum Jugendwohlfahrtsgesetz überhaupt. Dr. Silberstein sagte, daß die Uebertragung der gefamten Gesundheitsfürsorge für die Jugend an die Jugend
Nur eine einzige Glockenblume ist wie etwas Seltenes, Kostbares auf dem Wege. Vielleicht trug sie ein zärtlicher Wind aus schönem Walde her.
Es ist eine ganz besonders schöne Glockenblume. Lang und schwank der Stengel, groß und blaẞviolett die graziösen Blutenglöckchen.
Ein einziger Zweig Glockenblumen, die blaue Blume. Sie verzaubert den ganzen Weg, daß er dunkel und wunderbar scheint, als führe er in das Land des Sehnens.
Die Johannisfräuter find goldene Träume geworden und die Ulmen Zauberbäume, die alles wissen.
Im Grase wispern plötzlich Blumengeisterchen, das Korn singt, und die Leuchtkäferchen sind Boten einer glücklicheren Welt.
Alls durch eine einzige, fleine, feine Glockenblume, die das größte, tiefste Geheimnis ausstrahlt:
Die wundersame Schönheit des Werdens, die nur der begreift, der sie sieht. Und wer sie nicht sieht, dem ist die Erde in Wahrheit das verlorene Paradies.
Die Schublade Bon Horst Schöttler
Anna Jussen.
Laß doch!" sagte ich besänftigend zu meiner Frau. Wir waren auf der Hochzeitsreise, daher sprach ich sanft überzeugend. Sie aber zerrte weiter an der verquollenen Schublade herum.
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ämter vom Standpunkt der Aerzte aus als unzweckmäßige Maßnahme angesehen und bekämpft werden müsse. Die Aerzte verlangen, daß der Gesetzentwurf in diesen Bunkten geändert werden soll. Die Eingliederung der gesundheit. lichen Fürsorge der Kinder in die Aufgaben des Jugendamtes bezeichnen sie als Zersplitterung der Gesundheitspflege nach Altersklassen". Ebenso wie das Schulwesen aus dem Jugendamt herausgelassen worden ist, wollen sie auch das Gesund heitswesen von der übrigen Tätigkeit des Jugendamtes los gelöst und dies auch im Gesetz zum Ausdruck gebracht haben. In diesem Sinne wurde eine von Prof. Krautwig ver lesene Resolution angenommen.
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An die Referate schloß sich eine ausgiebige Debatte, an der sich Aerzte, Regierungsvertreter und Parlamentarier beteiligten. Frl. Dr. med. Wygodczynski verlangte eine flare Regelung der Befugnisse des Arztes im Jugendwohl fahrtsgesetz. Genossin Marie I u chacz machte darauf aufmerksam, daß das Gesetz ja nur ein Rahmengesetz sei, das die einheitliche Organisation der Jugendämter erst in die Wege leiten soll. Die Städte und die Landkreise mit ihren Ge meinden werden gewiß einen Weg finden, um die Aerzte zur mitbestimmenden und vielleicht auch vorausbestimmenden Mitarbeit heranzuziehen. In ähnlichem Sinne sprach auch Genossin Toni P fülf. Die Zentrumsabgeordnete Frau Neuhaus wies darauf hin, daß man mit der Teilung nach Wirtschaftliches, Erziehedrei verschiedenen Materien- risches, Gesundheitliches wieder drei verschiedene Aemter schaffen würde. Prof. Schloßmann vertrat gegenüber der übrigen Aerzteschaft die Ansicht, daß die Gesundheitspflege hineingehört in die Jugendämter, da Krankheit und Not eng miteinander verbunden sind.
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Und das ist auch unsere Ansicht. Es geht nicht an, die einzelnen Gebiete so streng zu teilen und z. B. das Gefundheitsamt ohne Zusammenhang mit dem Jugendamte arbeiten zu lassen. Die Sozialisierung und für den Uebergang die Kommunalisierung des Gesundheitswesens ist die einzig mög liche Lösung dieser Frage.
E. R.
Wer von seinem Verftand zum Schaden andrer Gebrauch macht, oder diefe auch nur dadurch einfchränkt, iſt infofern unmoralisch.
Goethe.
„ Laß doch!" wiederholte ich noch einmal, Du hast ja alle Sachen schon in den andern Kästen untergebracht!"
„ Ich will aber sehen, ob da was drin ist," sagte sie hartnädig und arbeitete weiter an der Schublade herum. Schließ lich sah sie das Vergebliche ihrer Bemühungen ein und warf spöttisch hin:„ Für solche Sachen habe ich mir eigentlich einen Mann mitgenommen!"
Ich war hinzugetreten. Nun ja, das Ding mußte natürlich herauszuziehen gehen! Wenn man's vernünftig anfing und dann noch die nötigen Kräfte besaß, da war das gar keine Frage! Ich fing also mit Ruhe an, wurde erregt und brauchte zuletzt rohe Gewalt.
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„ Laß doch!" sagte meine Frau besänftigend. Aber um feinen Preis hätte ich jetzt meine Bemühungen aufgegeben. „ Laß doch!" wiederholte sie, wir brauchen die Schublade ja gar nicht." So ein Unsinn; darauf kam mir's doch gar nicht mehr an, sondern ich mußte das Ding aufhaben! Schließ lich packte meine Frau an einer Seite an und ich an der andern da sprang die Schublade krachend auf. Berdukt guckten wir uns beide an, es war nichts drin, nichts, nicht einmal ein Stückchen Papier ! Eine leere hölzerne Schublade, wie jede andere.-
Seit der Zeit ist es noch manchmal vorgekommen, daß wir uns um eine Nichtigkeit zu erregen und zu quälen anfingen. Aber nur anfingen! Denn einer von uns beiden kam immer rasch auf den Gedanken, dem andern Schublade" zuzurufen, - das genügte!
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