Nr. 15Die Gleichheit149Die internationale kommunistischeFrauenkonferenz in MoskauIm Moskauer Kreml fand in der Mitte des Monats Junidie Konferenz der Frauen der kommunistischen Parteien allerLänder statt. Es waren im ganzen 28 Länder durch 82 Dele giertinnen vertreten. Die Verhandlungen wurden vonKlara Zetkin geleitet, zum Präsidium gehörten außer dem noch Alexandra Kolontai, Lilina, GreteHolst, Collard. Nikolajewa. Bloch. Naser-b e k o w a, Smith. Alexandra K o l l o n t a i, als Sekre tärin des Internationalen Frauensekretariats in Moskau, gabeinen Bericht über die Tätigkeit desselben. Sie hob hervor,daß die kommunistische Frauenbewegung am stärksten ent wickelt in Deutschland und Bulgarien ist. In den meistenübrigen Ländern könne man kaum die Anfänge einer kommu nistischen Bewegung aufweisen. Es soll dies vor allem daranliegen, daß das Internationale Sekretariat seine Tätigkeitbisher noch nicht in dem gewünschten Umfange habe aufneh men können. Es wurde von verschiedenen Seiten beantragt,ein Hilfssekretariat in Westeuropa einzurichten. Fernerwurde eine Anzahl Thesen für die Heranziehung der Frauenausgestellt, in denen u. a. besondere Fraucnagitationsaus-schüsse verlangt werden. Auch auf die Wichtigkeit der Her ausgabe von Propagandaliteratur in verschiedenen Sprachenwurde hingewiesen.Es scheint jedoch, als ob es auf der Konserenz Streitig-. leiten mancherlei Art gegeben hätte. Der offizielle Berichtim Parteiblatt der VKPD. bemerkt, daß die Konferenz„nichtganz an den großen taktischen. Streitfragen vorübergehenkonnte". Sehr interessant ist auch eine Veröffentlichung vonKlara Zetkin, die sich gegen den in einer angenommenenResolution enthaltenen Satz folgenden Wortlauts richtete:..Seht ihr denn nicht, daß aus den schweren Märzkämpfendas Proletariat Deutschlands noch fester heraus kam?" KlaraZetkin sagt dazu in ihrer Veröffentlichung:„Meine Ueber-Seugung macht es mir zur Pflicht, gegen diesen SatzZu protestieren. Nach meiner Einschätzung der Lagein Deutschland ist er s a ch l i ch u n r: ch t i g. Ich stutze meineAuffassung auf Ziffern und Tatsachen." Die betreffende Re solution wurde Klara Zetkin nicht mehr rechtzeitig genugvorgelegt, um ihre Bedenken gegen diesen Satz vorher geltendwachen zu können. Sie hat aber trotzdem in ehrlicher Er kenntnis der Tatsachen nichts unversucht gelassen, um dieseunrichtige Darstellung der Lage der Kommunistischen Parteiin Deutschland klarzulegen.— Auch die Diskussion über dieParlamentsbetätigung zeigte verschiedenartige Auffassungen.Den Schluß der Konferenz bildete eine Rede Trotzkis.�___«.»._ Soziale Rundschau_ ssDie Arbeilslofigkeii in Deutschland.Das Reichsamt für Arbeitsvermittlung gibt eine Statistik überdie Arbeitslosigkeit in Deutschland in der Zeit vom 1. Mai 1920bis zum 1. Mai 1S21. heraus. Danach wurden am 1. Juni 1920die niedrigsten Zahlen festgestellt. An diesem Stichtage gab es271 KK0 Bollerwerbslose, während sie im Monat vorher die Höhevon 292 307 erreicht hatte. Vom Juni 1920 ab schnellte dann dieArbeitslosigkeit sprunghast in die Höhe. Schon der Monat Julibrachte 322 923 Erwerbslose und im August waren es bereits�93 835. Im September waren es zirka 9000 mehr. Von da abbis zum 1. Dezember 1920 war die Arbeitslosigkeit in Abnahmebegriffen. An diesem Tage wurden 360 087 arbeitslose Personenw Deutschland gezählt. Die Hoffnung, daß diese Arbeitslosigkeitnoch Beendigung des Winters weiter unter diesen Stand sinkenwürde, hat sich leider nicht bestätigt. Schon im Dezember selbst"ahm die Zahl der Arbeitslosen um 16 000 zu. Am 1. März d. I.hatte sie die höchste Stufe mit 428 939 erreicht. Aber selbst diedann einsetzende wärmere Witterung mit der damit verbundenenBelebung des Baumarktes und die Beschäftigung von 200 000-Renschen mit Notstandsarbeiten vermochte nicht die Zahl der Er werbslosen bis zum 1. Mai unter die zu Beginn des Winterserreichte Höhe herabzudrücken. An diesem Tage waren zirka 60 000Erwerbslose mehr gezählt worden, als am 1. Dezember 1920, näm,lich 400 097. Dazu kamen 440 377 Unterstützungsberechtigte(Fa.milienangehörige) der Vollerwerbslosen, so daß am 1. Mai 840 474Personen vom deutschen Reiche wegen ihrer oder ihres Ernährer»Erwerbslosigkeit unterstützt werden mußten. In der Zeit vom1. Apil bis 1. Mai d. I. mußten für Unterstützungszwecke119 943 81k Mk. gezahlt werden.Aus unserer BewegungFrauenkonferenz des Kreisoerbandes Köln a. Rh. Im großenSaale des Volkshauses tagte am 19. Juni eine Frauenkonferenz. DieVersammlung wurde eröffnet durch die Genossin Berthold(Köln).Die Genossin Ryneck(Berlin), M. d. R., sprach über das Jugend wohlfahrtsgesetz. Sie führte u. a. aus, wie schwierig es ist,gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien über daÄ' Gesetz zu be raten und betonte die Wichtigkeit gerade dieses Gesetzes. Sieschloß mit der Aufforderung, daß alle, Männer und Frauen, daranmitarbeiten müssen, das Verständnis für die Wichtigkeit des Iugend-wohlfahrtsgesetzes in die breiten Massen zu tragen und das Ver antwortungsgefühl zu wecken. Die ganze Jugendwohlfahrt ist einePersonenfrage. An das sehr gut aufgenommene Referat schloß sicheine rege Aussprache an.— Genossin Schulte(Köln) wies auf die„Gleichheit" als gutes Orientierungsorgan für die Frauen hin.Dann folgte das Referat der Genossin Röhl über Organisations und Agitationsmöglichkeiten. Sie sagte u. a.: Wenn jeder männ liche Sozialist die Wichtigkeit der Frauenorganisation erkannt hätte,würden wir ein Drittel soviel Frauen als Männer haben. Seitder politischen Gleichberechtigung ist der Kreis der Frauen, die sichpolitisch interessieren, vergrößert. Wir dürfen nicht vergessen, dieFrauenarbeit als Begriff einzubeziehen. Wir müssen die Arbeit,die in der Familie geleistet wird, für die Agitation benutzen. DieHausangcstelltenfrage kann nur mit der Frauenfrage überhauptgelöst werden. Wenn die Frau einen Beruf ergreift, muß sie sichder Organisation anschließen. Bei den Unverheirateten müssenwir an die Berufsfragen anknüpfen. Die allgemeinen Wirtschasts-und politischen Fragen müssen bei der Agitation Berücksichtigungfinden. Es gibt kein Gebiet und keine Frage, die die Frauen nichtberühren. Wir müssen aushören, unterschiedlich zu denken. Allepolitischen Fragen spielen in der Agitation eine Rolle. Die Frageder Kindererziehung, wie sie die sozialistische Familie betreibensoll, ist eine der besten Agitationsfragen. Der Mensch muß voninnen h»raus zu seiner Befreiung kommen. Das Wert der Be freiung der Frau muß das Werk der Frau sein. Unsere Mütter lichkeit treibt uns, mitzuarbeiten. Die Gewinnung und Schulungder Frau liegt im Versammlungslcben. Man muh ein Themanehmen, was interessiert. Rednerin weist auf den Wert der„Gleichheit" hin. Wir müssen den Sozialismus als Gesamtheitweitcrtragen. Kurse Helsen nicht allein. Der Mensch muß aussich heraus bilden. Wir müssen uns selbst vertiefen und unsereKinder im sozialistischen Sinne erziehen.Die Aussprache war sehr rege. Die Genossin Vorwart(Ehren feld) sprach über Teilnahme an den Funktionärsitzungen. GenossinHorboldt(Köln)-will mit den Gewerkschaften zur besseren AgitationFühlung nehmen. Genossin Cichelmann(Dllren) mahnte zurEinigkeit. Genossin Schulte besprach die Notwendigkeit der An stellung einer Sekretärin, Genossin Ottp die Landagitation und dieandere Einstellung der Landbewohner. Sie erwähnte die Schwie rigkeiten der ländlichen Verhältnisse.Die eindrucksvolle Tagung hatte gegen acht Uhr ihr Ende er reicht. Unsere Frauen nahmen wertvolle Anregungen mit nachHause. �Nordwest. Der größte Parteibezirk der SozialdemokratischenPartei Deutschlands, Nordwest, umfassend die S UnterbezirkeHamburg, Bremen, Unterelbe, Unterweser, Blumental, Achim-Verden, hielt in Bremen seinen Bezirksparteitag ab. Es warendie Vertreter von 100 000 Mitgliedern, wovon 21 794 Genossinnen,anwesend. Nach einleitenden gesanglichen Darbietungen des BremerVolkschors gab Genosse Vogel den Geschäfts- und Kassenbericht.,Die Geschäftsführung des Bezirksvorstandes wurde einstimmig ge billigt. Der Genosse Molkenbuhr, einer der geachtetstenunserer Mitarbeiter im Reichswirtschaftsausschuß, sprach über die„Politische Lage" und ging in knappen, für alle Zuhörer sehrwertvollen Mitteilungen auf die praktische Durchführung derEntenteforderungen ein. Er sprach auch über die Negierungs-