Nr. 16

31. Jahrgang

Die Gleichheit

Zeitschrift für die Frauen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Mit den Beilagen: Für unsere Kinder.

Die Gleichheit erscheint 2 mal im Monat Preis: Vierteljährlich 3,

Mark

Inserate: Die 5 gespaltene Ronpareillezelle 2,- Mart,

bei Wiederholungen Rabatt

Berlin

15. August 1921

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Die Frau und ihr Haus

Zuschriften sind zu richten an die Redaktion der Gleichheit, Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Amt Morisplay 14838 Expedition: Berlin SW 68, Lindenstraße 3

Am 17. September, vormittags 10 Uhr, findet in fierten Arbeiterschaft, die in den verschiedenen Zweigen der Görliz( Stadthalle) eine

Reichsfrauenkonferenz

statt, mit vorläufiger Tagesordnung:

1. Die Arbeit der Frau in der Gemeinde:

a) Wirtschaftliches( Referent: Genosse Wuzky); b) Soziales( Referentin: Frau Dr. Schöfer); c) Vereinsarbeit( Referentin: Hedwig Wa che n- heim).

2. Bericht über den Stand der Frauenbewegung.( Refe­rentin: Marie Juchacz.)

Bur Teilnahme berechtigt sind aus jedem Bezirk ein bis zwei Delegierte, die weiblichen Delegierten zum Parteitag und die weiblichen Mitglieder des Reichstags. Sofern männliche Genossen von ihrer Bezirksleitung mit Mandat versehen werden, sind sie zur Teilnahme an der Reichs­frauenkonferenz berechtigt.

Die Bezirksleitungen werden dringend ersucht, dem Parteivorstand die Namen der gewählten Delegierten unter genauer Adressenangabe möglichst bis zum 25. August mitzuteilen, damit ihnen das Mandat, die Vorlagen und sonstigen Mitteilungen zugestellt werden können.

Wegen Wohnungsbeschaffung wenden sich die Delegierten möglichst sofort nach ihrer Wahl, spätestens jedoch bis 31. August, nur an den Vorsitzenden der Wohnungs­tommission; Adresse: Gotthold Lißte, Görlitz, Luisenstr. 8. In allen anderen örtlichen Parteitagsangelegenheiten wende man sich an den Vorsitzenden des Hauptausschusses; Adresse: Redakteur Wilhelm Baumgart, Görlitz, Luisen­Straße 8.

Berlin, den 25. Juni 1921.

Der Parteivorstand.

Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt veranstaltet am Donnerstag, den 15. September 1921, in Görlit im Restaurant Tivoli seine erste öffentliche

Wohlfahrtstagung Tagesordnung:

1. Aufgaben und Ziele der modernen Wohlfahrtspflege, Rednerin: Genossin Helene Simon, Schwelm. 2. Die gesetzlichen Grundlagen und der organisatorische Aufbau der Wohlfahrtspflege. Redner: Bürgermeister Dr. Caspari, Brandenburg. 3. Aussprache.

Daran anschließend findet am nächsten Tage, Freitag, den 16. September, im gleichen Lokal die erste beschließende Jahresversammlung statt, in der Genoffin Marie Juchacz über " Die Erfahrungen der Vergangenheit in der Wohlfahrts arbeit und ihre Nuzanwendung"

spricht.

Teilnehmer find Delegierte aus den Bezirksorganisationen für Arbeiterwohlfahrt. Gäste aus den Kreisen der organi­

Wohlfahrtsarbeit tätig sind, sind zur Teilnahme eingeladen. Anmeldungen werden bis zum 1. September unter der Adresse: Marie Juchacz, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3, erbeten. Teilnehmerkarte wird zugesandt.

Unsere Zukunft

Seit Wochen sind wir Frauen von doppelten Sorgen um­schattet: das Brot wird teurer. Es wird so teuer, daß es einer Familie mit mehreren halbwüchsigen Kindern kaum noch möglich ist, an etwas anderes als an das tägliche Brot zu denken. Wenn es so trostlos schon im Sommer aussieht, wie soll es dann im Winter werden, wenn die Kinder Strümpfe und Schuhe und Kleider auf dem Leibe haben sollen, wenn Kohlen gekauft werden müssen? Und deshalb müssen noch vor dem Winter die Löhne allgemein erhöht, der verteuerten Lebenshaltung angepaßt werden. Wird das

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ohne wirtschaftliche Kämpfe mit dem Unternehmertum ab­gehen? Vielleicht; richtiger ist es aber, wenn wir allem wir Frauen- uns von vornherein mit klarem Denken auf den Kampf einstellen. Wir müssen unsere Männer stüßen, wenn sie feststehen sollen zu den notwendigen Forderungen, die sie durch die Gewerkschaften erheben. Und wenn wir immer wieder daran denken, was wir während der letzten

Kriegsjahre gelitten haben, dann werden wir- so schwer es auch sein mag die Kraft für den Kampf um bessere Lebensbedingungen behalten.

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Daneben stehen die fortwährend sich erneuernden Lasten des verlorenen Krieges. Oberschlesien ist eine bange Schick­falsfrage für uns alle geworden. Nicht nur deutsches Land, deutsche Kultur steht auf dem Spiele, sondern die Arbeits­möglichkeit für Massen deutscher Arbeiter, die Möglichkeit, durch Arbeit die Verpflichtungen des Versailler Friedensver= trags zu erfüllen und durch Sozialisierung der oberschlesi schen Bodenschätze einen Schritt zur sozialistischen Wirtschaft vorwärts zu tun. Von der Entscheidung, welche der Oberste Rat der Entente über Oberschlesien fällt, hängt aber vor allem ab, ob wir in ständiger Kriegsgefahr leben sollen.

Daß wir den Frieden wollen, haben die macht­vollen Kundgebungen von neuem bewiesen, die am 31. Juli in allen großen Städten der Deutschen Republik stattfanden. Den Kriegstreibern hüben und drüben waren sie eine War­nung und den Friedensfreunden eine frohe Zuversicht: die Arbeiterschaft geht nicht wieder in einen Krieg. In diesem Willen zum Frieden schweigen die Gegen­säze innerhalb der sozialdemokratischen Parteien; das sollten sich unsere Gegner merken.

Das war ein Lichtblick in all dem Grau der Gegenwart. mehr aber als Hoffnung, mehr als Wunsch und Wille war der Reichs- Jugendtag in Bielefeld! Er war die Gewißheit: wir haben eine 3ufunft, trotz aller Ver­gangenheit und Gegenwart.

Als ich am 28. Juli nach Minden tam( wo ich eine Ver­

sammlung hatte), wehte mir ein Wald schwarz- weiß- roter