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Die Gleich bei't

Die Frauenabende sollen nicht planlos mit Vorträgen ausgefüllt, sondern nach bestimmten Richtlinien müssen die Frauen nach und nach in den Sozialismus eingeführt werden. Bei allen Zusam­menfünften weise man auf die Gleichheit" als das Organ der Frauen hin und suche Leserinnen zu gewinnen. Weiter ist es ictwendig, daß sich die Frauen auch auf sozialem Gebiet betätigen und zeigen, daß sie wirkliches Berständnis für die Not des Volkes befitzen. Gleichzeitig ist überall auf die Errichtung von Ortsstellen für Kinderwohl zu dringen und dabei nach den in den SPD.­Machrichten vom Oktober 1921 und in der Gleichheit" Dom 1. November festgelegten ausführlichen Richtlinien zu arbeiten. Anschließend an die Frauenkonferenz fand ein dreitägiger Red­nerinnenfurjus statt, wozu als Lehrende der Genosse Curt Hei nig und die Genoffin Iuch a c3 gewonnen waren. Der Genosse Heinig unternahm es in den ihm zur Verfügung stehenden neun Stunden, den Genoffinnen zu zeigen, wie sie einen Bortrag auf zubauen und wie sie mit fritischen Augen einen Zeitungsartikel zu lesen haben. Unser Görlitzer Programm wurde als Grundlage zu einem Vortrag genommen und von den Genössinnen aus­gearbeitet und vorgetragen. Die Genoffin Ju chacz sprach in sechs Stunden über das Jugendwohlfahrtsgesetz mit Anleitung für den Berkehr mit Behörden und über die§§ 218, 219 und 220 des StrGB.

In der Diskussion sowie in den Fragestellungen der Zuhörer zeigte es sich, daß unsere Genoffinnen den trefflichen und allgemein­verständlichen Ausführungen der Referentin voll und ganz folgen fonnten. Wir können nunmehr mit Freude und Genugtuung eineu Stab von tüchtigen Rednerinnen verzeichnen.

Anna Matschte.

Der sozialdemokratische Parteitag für den Bezirksverband Schleswig- Holstein wurde auch in diesem Jahre eingeleitet durch eine Konferenz der sozialdemokratischen Frauen. Sie wurde in den Blumenfälen in Altona durch die Genoffin Louise Schroeder eröffnet. Wir Schleswig - Holsteiner, führte Genossin Schroeder aus, dürfen stolz darauf sein, daß wir zu dem Mitglieder­verluft nicht beigetragen, sondern im Gegenteil einen Zuwachs von 350 weiblichen Mitgliedern zu verzeichnen hatten. Die Zahl der Abonnentinnen der Gleichheit" hat ständig zugenommen. Sie be trug am Ende des Berichtsjahres in unserem Bezirk 1700 und wird heute noch weit größer sein. Die Schulung unserer weiblichen Mit­glieder hat im letzten Jahre erfreuliche Fortschritte gemacht.

Sodann sprach Genoffin Rynek-Berlin über Sozialbemo fratische Frauen und Wohlfahrtsarbeit". Sie gab einen furzen Ueberblick über die Entwicklung der sozialdemokrati schen Frauenbewegung und ihre Arbeit und Erfolge in der letzten Zeit. Besonders die Wohlfahrtsarbeit wurde von ihr erwähnt. Dann folgte nach einem Bericht der Mandatprüfungstommiffion und einer lebhaften Debatte das Referat der Genoffin Toni B fülf­München über Die Kulturforderungen in unserem neuen Parteiprogramm". Die schönen und flaren Aus­führungen der Genoffin, Pfülf behandelten zunächst die heutige Wirtschaftsform und ihr Verhältnis zur Kultur der Gegenwart. Die Rednerin ging dann auf das Verhältnis von Staat und Kirche und besonders eingehend auf die Schul- und Erziehungsfragen ein. Auch das kommende Reichsjugendwohlfahrtsgeseh wurde erörtert, ebenso allgemeine Bildungsfragen. Lebhafter Beifall dankte ihr. Mit einem eindrucksvollen Appell der Genoffin Schroeder an die Arbeitsfreudigkeit der Frauen schloß die Tagung.

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Der Bezirk Nordwest hatte zum erstenmal feit 1½jährigem Be­stehen die tätigen Genoffinnen zu einer Bezirkskonferenz zusammen­berufen. Nordwest" hatte im letzten Berichtsjahr eine Zunahme von 2262 weiblichen Mitgliedern und damit eine Gesamtzahl von 21 794 weiblichen Mitgliedern erreicht neben 77 246 männlichen Mitgliedernist also an Zahl der stärkste Bezirk der Partei. Die Stimmung der Konferenz war Arbeits- und Rampffreude. Ge­noffin Bohm Schuch sprach über Die Stellung der Frau im Staats- und Wirtschaftsleben" und wies den- Weg, durch machtvolle politische Organisationen die deutsche Berfassung zur lebendigen Wirklichkeit zu gestalten, verstand es auch, allen Hörerinnen die Wichtigkeit politischen Wissens zu zeigen, und ihnen die gesehgeberische Tätigkeit der Abgeordneten wie die richtige Erfüllung der statsbürgerlichen Pflichten allen nahezulegen. Die Borarbeit zur Aenderung des Familienrechts und Sicherung der Einheitsschule begegnete größtem Interesse. Genoffin Reife Tenkte dann in furzen klaren Ausführungen alle Gedanken auf den Ausbau und die Festigung der Organisation. Sie gab vor allem

praktische Anleitung zur Sammlung von Agitationsmaterial, b sonders örtlicher Natur, und empfahl in jeder Weise Pianmäßigf zur Erleichterung unserer Bereinsarbeit, besonders im Hint. die Notwendigkeit, daß die kleinen Ortsvereine für ihre Zuse e... fünfte rednerische Kräfte aus den Städten in Anspruch nehmen. Beide Rednerinnen ernteten großen Beifall.

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Am zweiten Tage sprach Genosse Korell( Hamburg ) über ,, Staatliche und private Wohlfahrtspflege" und legte die Aufgaben der Arbeiterwohlfahrtspflege dar. Ueber Partei und soziale Fürsorge" und über unsere ziel­bewußte Mitwirkung in der staatlichen Wohlfahrtspflege sprach Genoffin Wierzbijki. Durch bewußt fritische Mitarbeit in der Wohlfahrtspflege wollen wir die Ursachen der sozialen Röte bloßlegen und die Mängel und Fehler in Gesetzgebung und Ver= waltung durch unsere Partei bekämpfen, bis die sozialistische Wirt schaftsordnung die Fürsorgetätigteit überflüssig macht.

Die aufmerksamen Hörer und Hörerinnen dankten durch eine besonders lebhafte Aussprache und am Schluß der Konferenz konnte Genoffin Harder( Bremen ) in hoffnungsfreudigen Worien das sieghafte Fortschreiten der sozialdemokratischen Frauenbewegung feiern. E. W.

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Nach langer Pause wurde kürzlich in Chemnih eine Ronferenz der organisierten Frauen des Agitationsbezirts Chemnih abgehalten. Landtagsabgeordnete Genoffin Helene Wagner begrüßte die sehr zahlreich erschienenen Genoffinnen im Namen des Bezirks­vorstandes und erteilte dann der Reichstagsabgeordneten Genofsin Minna Schilling , Döbeln , das Wort zu ihrem Vortrage über Die politischen Aufgaben der Frauen". Unfere Aufgabe muß es sein, führte sie aus, die durch die traurigen wiri­schaftlichen Verhältnisse verärgerten Frauen aufzuklären. Es muß immer und immer wieder darauf hingewiesen werden, daß der verlorene Krieg und die Erfüllung des Friedensvertrages Schuld an unserem unfagbaren Elend find. Die Kriegs- und Repo­lutionsgerinnler arbeiten darauf hin, alle Laften auf das ar­beitende Bolk abzuwälzen. Die Frauen müssen zu ihrem Leil dafür forgen, daß wir eine sozialistische Mehrheit in Reich, Staat und Gemeinde bekommen.

Im zweiten Teil ihres Bortrages behandelte die Referentin die ohlfahrtspflege in ihren einzelnen Teilen, Mütter- und Säuglingsschutz, Kleinkinder, Famillen, Wohnungs- und Trinter­fürsorge, Mütterberatungsstellen. Sie forderte zur Bildung von Wohlfahrtsausschüssen auf, wo sie noch nicht bestehen. Genoffin Schilling schilderte auch die Not der Frauen, die heute noch im Erzgebirge für einen Hundelohn ihre Heimarbeit verrichten.

Eine intereffante Aussprache schloß sich dem Referat an. Es wurde aufgefordert, überall Frauenabende einzurichten. Nach fechsstündiger Berhandlungsdauer schloß die Genoffin Wagner die Konferenz mit der Aufforderung, daß die Genoffinnen ihre ganze Kraft einsetzen sollten, um für die Partei neue Kämpferinnen zu gewinnen und der Gleichheit" neue Leserinnen zuzuführen. Anna Melzer, Chemnitz .

Wohlfahrtspflege

Schulspeisung

Die Quäter sehen ihre Tätigkeit in Deutschland für beendigt an, sie sind dabei aber nicht der Ansicht, daß die Schulspeisung unterernährter Kinder damit aufhören soll, sie soll vielmehr o beutsche Berwaltungsstellen überführt werden. Zu diesem Zweck ist bei dem Zentralausschuß für die Auslandhilfe ein Unterausschuß für Kinderspeisung gebildet worden. In den bisherigen Bea ratungen ist als eine der Hauptforderungen vertreten worden, daß die Schulspeisungen Aufgabe der Jugendämter fein müssen, daß aber von den Jugendorganisationen Helfer gestellt werden können. leber die Organisation dieser Arbeit und ihre Bedeutung für die Arbeiterwohlfahrt läßt der Hauptausschuß den Unterausschüssen durch ein Rundschreiben nähere Mitteilungen zugehen. 3. 5.

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Reichsfürsorgekonferenz

Am 20. und 21. November tagte in Berlin der Zentralverband der Invaliden und Witwen Deutschlands , der sich in seinen Bers handlungen vor allem mit der Not der Arbeitsinvaliden und Sozialrentner befaßte. Es wurden soziale Maßnahmen, auch ver­waltungstechnischer Art, gefordert, die aus allen Unglücklichen und Bedürftigen vollberechtigte Staatsbürger zu machen geeignet sind.