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Die Gleich beit

Der wirtschaftliche Streit der Eisenbahnbeamten hat ein nnenpolitisches Zwischenspiel gezeitigt, das im Hinblick auf die kurz bevorstehende Konferenz in Genua für die Festigung Deutschlands in wirtschaftlicher Beziehung nicht ohne Belang ist. Der Streit gab den Rechtsparteien willkommenen An­laß, zu versuchen, das Kabinett der Erfüllungspolitik zu stürzen. Die Linksparteien hieben aus agitatorischen Grün­den in dieselbe Kerbe. Dank der entschiedenen Politik unserer Partei ist der Versuch danebengelungen. Sein Gelingen hätte außenpolitische Folgen von unabsehbarer Tragweite

nach sich ziehen müssen.

Beamte und Arbeiter dürfen im demokratischen Staats­wesen nicht neben oder gar gegeneinander, fie müssen mit- und füreinander arbeiten. Die Arbeiterschaft kann für sich in Anspruch nehmen, für die Interessen der Beamtenschaft unter

den schwierigsten Verhältnissen gekämpft zu haben, ehe diese selbst an ernsthafte Kämpfe dachte. Es kann sich für uns auch heute nicht darum handeln, das Beamtenrecht verschlech­tern zu wollen, sondern lediglich darum, das Streikrecht der Beamten einem allgemeinen Arbeiterrecht einzuordnen. Minna Todenhagen .

Wir warten

Worauf wir armen Teufel warten?

Auf rote Rofen und Hepfel im Garten, Im Garten vor'm Tor und im Menichengarten! Die Sonne foll ſteigen,

Die aus der Gruft

Das Leben zu leuchtendem Lachen ruft. Wir haben gehungert und haben gefroren, Der Tord blies hart durch Haus und Kleid, Die letzte Hoffnung fchien verloren, So unausfprechlich war das Leid. Mun rüsten wir die scharfen Spaten Und warten auf der Lerche Lied, Das uns erlöft zu neuen Taten Und mit uns in den Frühling zieht.

Valentin Traudt .

Preissteigerung und Geldentwertung Anschaulicher als der schönste Zeitungsauffah in Fettdruck beweist folgende Gegenüberstellung, wie riesengroß die Geld­entwertung vorgeschritten ist. Man kaufte für:

1914

1 Mt. je 1 Pfd. Mehl, Zuder,

12345678902

Salz, 5 Pfd. Kartoffeln,

1 Liter Milch, 1 Ei und

1 Hering

1921

1 Baar Kinderschuhbänder

2 Brötchen zu je 50 Gramm

1 Salzhering

Bfd. Zwiebeln

1 Paket Streichhölzer

2 Pfd. Kochäpfel

11

8 Pfd. Brot

"

20 frische Eier

1 3tr. Kartoffeln

1

"

"

3tr. Kohle

11

1/4 Ztr. Mehl

"

5 Pfd. Butter

"

"

1 guten Frauenrod

"

1 fette Gans

1 Paar Schuhe

"

"

60

"

100

"

300

1000

"

14 Meter Leinwand

den Lebensmittelbedarf

einer Arbellerfamilie

1 Herrenanzug n. Maß

1 Zweizentner- Schwein

1 Milchkuh

1 Arbeiterwohnungs­

einrichtung

2000 den jährlichen Lebens­

"

1 Liter Milch

1 Taschentuch

1 fleine Rolle Nähgarn

12 Pfd. Rindfleisch

2 Dosen Schuhcreme

12 Pfd. Margarine

1 Baar Hosenträger

1 Hafen

1 Paar Schuhe

1 Küchenschrank

bedarf für eine gutfitu- 1 Herrenanzug

ierte Beamtenfamilie

Die angegebenen Preise sind Berliner Preise, die im Juli 1914 und im November 1921 gezahlt werden mußten. ( Lederarbeiter- Zeitung).

Nr. 5

Haushaltsrechnung- Haushaltsplan

Führung einer Haushaltsrechnung im privaten Haushalt Man hat gar oft in unseren Kreisen die Notwendigkeit der mit einer geringschäßigen Handbewegung abzutun versucht. Dies um so mehr in der jetzigen Zeit, wo es durchaus nicht möglich ist, bei fortschreitender Geldentwertung das Eins gesundes Verhältnis zu bringen. Es drängt sich aber die kommen mit den allerlebensnotwendigsten Ausgaben in ein Führung der Haushaltsrechnung spricht. Dann darf ferner Frage auf, ob denn nicht gerade dieser Umstand für die behauptet werden: Wenn die Familie oder der private Haushalt die Belle im Staats- und Wirtschaftsleben bildet, so müssen dieselben gleich dem Geschäftshaushalt irgendeines Unternehmens und gleich dem Haushalt der öffentlichen

Körperschaften( Gemeinde, Bezirk, Kreis usw.) kaufmännisch

geordnet und geführt werden. Was soll die Haushaltsrech nung nun eigentlich bezwecken?

In den meisten Fällen wird sie in der Bragis dort ge führt, wo zwei Menschen durch Berehelichung einen Haus halt neu gegründet und möglichst rasch einen Ueberblic haben möchten, wie hoch ihr reines Wirtschaftsgeld pro Woche sein muß und welchen Betrag sie zur Deckung etwa vorhandener Schulden oder noch zu machender größerer not wendigerer Ausgaben übrig behalten. Schon nach kurzer Zeit stellen sie oft die Rechnungsführung ein, da das ganze vielleicht Ernüchterung, wenn nicht gar Enttäuschung in ihr junges Eheglück gebracht hat. Aber gerade dieser Umstand, daß die Haushaltsrechnung so falt und unverhüllt uns un sere Notlage und Armut vor Augen führt, spricht ungemein für dieselbe. Wenn man nun noch andere Seiten in Betracht zieht, so darf doch hervorgehoben werden, daß es für die Hausfrau ein stetes Gefühl der Beruhigung ist, zu wissen, wo in der letzten Lohnwoche ihre bescheidenen Mittel ge blieben sind. In unserer nervös aufgeregten Zeit, die bei stets schwankenden Lebensverhältnissen nie eine stabile Grundlage aufkommen läßt, wäre in vielen Familien man ches harte Wort bei Führung einer Haushaltsrechnung nicht gefallen, ja unmöglich gewesen.

Einen weiteren wirtschaftlich- erzieherischen Erfolg erreicht die Haushaltsrechnung damit, daß die Hausfrau inner Ge legenheit zur Prüfung ihrer Ausgaben hat und bei der leider stets tiefer sinkenden Lebenshaltung die Ausgabe posten finden muß, welche noch eine etwaige Kürzung zu lassen, ohne daß das geistige und körperliche Wohl der An gehörigen zu sehr darunter leidet. Eine Hauptforderung ist natürlich, daß die Haushaltsrechnung ehrlich geführt wird, sonst ist sie überhaupt völlig zwecklos. Es dürfen keine Aus gaben gemacht werden, deren man sich hinterher schämt und dann durch Eintragung eines Postens lebensnotwendiger Ausgaben zu vertuschen sucht.

Was die praktische Durchführung der Haushaltsrechnung anlangt, so bedarf es keiner großen Umstände. Etwas guter Wille wird täglich die paar Minuten Zeit aufbringen, und ein kleines Heft dürfte wohl auch in jedem Haushalt vor handen sein, in das man mit Bleistift die Angaben macht. Wenn man noch berücksichtigt, welch große Bedeutung streng geführte Arbeiterhaushaltsrechnungen bei statistischer Berar beitung zu gewerkschaftlichen Zwecken haben, so wird man erkennen, daß die Haushaltsrechnung gerade in jetziger Zeit durchaus empfehlenswert erscheint.( Siehe Gleichheit" vom 15. November 1921, Artikel Wintersorgen" " Wintersorgen" von Elli Radtke.)

Wenn die Haushaltsrechnung einen Rückblick im Haus halt ermöglicht, so soll der Haushaltsplan die Richtlinien für die nächste Zeit aufstellen. Es soll nicht verkannt werden daß die Führung der Haushaltsrechnung nur vom guten Willen abhängig, dagegen die Aufstellung des Haushalts planes jetzt geradezu unmöglich ist. Man sucht zunächst durch Festlegung der laufenden Ausgaben, wie Brot, Milch, Fett, Fleisch usw., dann der Ausgaben für Miete, Schulgeld, Be Schaffung von Kleidung, Fußzeug, Wintervorräten usw. eine

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