104
37
-
Die Gleichheit
noch auf spezielle Einladung Bernhard Becker( Frankfurt ), Karl Brunner( Altona ), Dr. Eduard Löwenthal und Prof. Wundtfe aus Leipzig an den Beratungen teil und als Gaft wohnte ihm der mit Laffalle befreundete berühmte Musiker Hans von Bülow bei. Die Konferenz beschloßden Vorschlägen Lassalles entsprechend die Gründung eines Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins " und gab ihm gleichzeitig eine ftreng zentralistische Organisation. Die Leitung follte ein Präsident führen, dessen Amtsdauer auf 5 Jahre festgesetzt und dem das Recht zugesprochen wurde, nach Bedürfnis einen Bizepräsidenten zu ernennen. Mit allen gegen eine Stimme des Harburger Delegierten Theodor York wurde dann Lassalle zum Präsidenten gewählt. Vahlteich wurde sein Sekretär und siedelte zu dem Zwecke mit nach Berlin über.
Run begann eine außerordentlich intensive Werbearbeit für die erste großefozialistische Organisation. Eine eigene Zeitung stand ihr allerdings nicht zur Verfügung. In den breiten Bolfskreisen war die oppofitionelle fortschrittliche Bresse am meisten verbreitet, da Lassalle aber mit den Fortschrittlern auf Kriegsfuß stand, so hatte diese Presse sehr wenig Interesse daran, seine Ideen verbreiten zu helfen. Er war also im wesentlichen auf die mündliche Agitation in Versammlungen und durch Flugschriften angewiesen. Engherzige deutsche Vereinsgefehe, von denen jeder der unzähligen fleinen Staaten ein eigenes hatte, bereiteten der Werbearbeit außerdem große Schwierigkeiten. Hatte Laffalle zunächst mit einem ungeheuren Zulauf von Mitgliedern gerechnet und die starken Bersammlungen, vor denen er besonders im Westen des Reiches mit Erfolg gesprochen hatte, berechtigten ihn dazu, so erwies sich diese Hoffnung doch bald als trügerisch. Anstatt der Zehntausende, die er erwartet hatte, konnte er nach Jahresfrist taum tausend zahlende Mitglieder in Deutschland buchen.
-
"
Obschon er wegen feines Arbeiterprogramms" erst einen Strafprozeß zu bestehen hatte, weil er angeblich verschiedene Claffen der Bevölkerung zu Haß und Berachtung gegeneinander aufgereizt" haben sollte, wurde Lassalle während seiner Agitation wiederholt mit Anklagen und Prozessen bedacht und
Die Sternenjungfrau weinte bitterlich, aber Wupi trug fie in feinen Wigwam und war fo zärtlich zu ihr, daß er bald ihr Herz gewann. Und sieben Jahre lebten fie in Glück und Freude mit
einander.
Sie hatten auch einen fleinen Sohn, deffen Augen waren wie Sterne und sein Lachen war ein fließendes Waffer. Wupi aber dachte immer an die Borte feiner Mutter und ließ die Sternenfrau niemals allein, wenn die Sterne auf die Wiese herniederschienen.
Da fam einmal ein harter Winter und Wupi folgte der Spur eines Bildes so weit in den Wald hinein, daß er sich verirrte. Die Sterrenfrau faß einsam in ihrem Wigwam und wartete zwei Tage und Nächte vergebens auf ihn. Am dritten Tage aber nahm sie ihren fleinen Sohn auf den Arm und schritt in den Wald hinein, um Wupi zu suchen. Sie suchte den ganzen Tag bis zum späten Aberd. Die Sterne schienen hell und in ihrem Licht erkannte fie plötzlich den Abhang vor sich, wo sie einftmals mit den Schwestern getanzt hatte. Da rief sie sehnsüchtig:„ D, meine Schwestern, wo feid ihr!" Und in einer lieblichen Mufit stiegen die Sternenjungfrauen vom Himmel hernieder.„ Romm mit uns!" baten sie.„ Nein, ich muß meinen Geliebten suchen," erwiderte die Sternenfrau.
Nr. 11
dadurch in seiner Arbeit beeinträchtigt. Nichtsdestoweniger hat er seit Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeiter. vereins ein ungeheures Maß von rednerischer und schriftstelle rischer Arbeit für die junge Organisation geleistet. Als er im Sommer 1864 ausspannte und zur Erholung in die Schweiz ging, war die Organisation zwar nicht so start, wie er gehofft, aber doch schon in sich gefestigt.
Infolge eines privaten Handels fiel Lassalle in einem Duell mit einem rumänischen Junker und starb nach wenigen Tagen am 31. August 1864. Noch in seinem Testament, das er am Tage vor dem Duell niederschrieb, hatte er aus seinem Vermögen eine Reihe von Legaten für die Zwecke des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins sicherge stellt. Von den Sozialisten und Republikanern in Deutsch land betrauert, wurde sein Leichnam durch Deutschland geführt und in seiner Heimatstadt Breslau beigesezt. Dort fennzeichnet ein Stein seine Ruhestätte durch die Inschrift: Hier ruht was sterblich war von Ferdinand Lassalle , dem Denker und Kämpfer."
Das Unsterbliche von ihm lebt fort in seinen Werken und vor allem in der von ihm geschaffenen politischen Arbeiter. organisation. Sein Nachfolger in der Leitung des Ber eins wurde auf seinen testamentarischen Wunsch Bernhard Beder aus Frankfurt , der sich jedoch für diese gewaltigen Aufgaben als wenig ianet erwies und kurze Zeit darauf durch den Frankfurter Rechtsanwalt Jean Baptistavon Schweiger ersetzt wurde. Mit Schweizer bekam die junge Organisation einen tatkräftigen Leiter von seltener, Energie und Klarheit des Urteils. Mit dem früheren Leutnant von Hofstetten schuf er ein publizistisches Organ, das den Namen: " Der Sozialdemokrat" erhielt und sehr wesentlich zur Verbreitung des Vereins und zur Bertiefung der Ideen beitrug.
Jauchze, mein Herz, und trinke dich fatt an diefer Tage goldener Sonne, an diefer Farben költlicher Freude, an diefer Ruhe voll fchaffender Kraft.
Jauchze, mein Herz, und trinke dich fatt!
Cafar Flailchlen.
fuchen." Denn im Sternenfande find Jahre nur wie Augenblicke. So fam sie in einer Sternennacht wieder auf die Erde und lief an den Ort, wo der Wigwam gestanden hatte. Aber da war fein Wigwam mehr. Da weinte sie und lief in die Wälder, um Wupi zu suchen.
Und seither sucht sie ihren Geliebten überall in den indianischen Wäldern.
Wenn du einmal in einer Sternennacht einen weißen Wolkenhauch vorüberstreichen siehst, so glaube nicht, daß es ein Rebelstreif ist, es ist ein Stückchen von dem Gewand der Sternenfrau, die den Wald durchzieht, um Wupi zu suchen. Und wenn du in der Dunkelheit Lichter tanzen siehst, so glaube nicht, daß es Leucht fäfer sind, es ist der Schimmer von den Augen der Sternenfrau, die nach ihrem Geliebten sucht. Und wenn du ein Rufen hörst: " Uhiiii uhiiii uhiiii", dann glaube nicht, daß ein Käuzchen schreit, es ist die Sternenfrau. Sie ruft durch die Nacht:„ Wupi! Wupi! Wupi!"
Frühlingsnacht
Aber die Schwestern baten:„ Komm nur eine Weile mit uns, damit Aus den Gärten quillt würziger Geruch frisch gegrabener und
du unserem Vater deinen fleinen Sohn zeigen fannst!" Da stieg fie mit dem Knaben in die filberne Schale.
Als Wupi am anderen Tage müde vom Umherirren in feinen Wigwam heimkehrte, fam ihm fein ffeiner Sohn entgegen und feine Sternenfrau antwortete seinem Rufen. Da gedachte er der Warnung der Mutter und sein Herz stand still vor Furcht. Er fand aber die Spur der Sternenfrau und folgte ihr und fam an die Schlucht und wußte nun, was geschehen war. Und sein Herz zerbrach.
Hundert Jahre waren verstrichen, als die Sternenfrau fagte: Nun muß ich wieder auf die Erde, um meinen Geliebten zu
besäter Beete. Der Schein der Bogenlampen über den Rangierbahnhofsaníagen zittert unsicher bis zwischen die lückenhaft stehenden Vorstadthäuschen, als müffe er dort die blütenbetupften Bäume bewachen, die zwischen ihnen hervorlugen. Irgendwo ver fucht sich eine Nachtigall in zaghaften Melodien. In blauen und eigenartig gelblichroten Schleiern schwimmt der Vollmond, eine goldene Kugel, zu der sich steilauf hartschwarze Schornsteine wie in unerfülltem Sehnen recken.
Bochte nicht der ruhelose Rhythmus der rangierenden Züge, der prustenden Lokomotiven den Taft der Menschenwelt über die ausruhende Natur, wäre alles leer und still.
Friedrich