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Die Gleichheit

noch auf spezielle Einladung Bernhard Becker( Frankfurt  ), Karl Brunner( Altona  ), Dr. Eduard Löwenthal und Prof. Wundtfe aus Leipzig   an den Beratungen teil und als Gaft wohnte ihm der mit Laffalle befreundete berühmte Musiker Hans von Bülow   bei. Die Konferenz beschloß­den Vorschlägen Lassalles entsprechend die Gründung eines Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins  " und gab ihm gleich­zeitig eine ftreng zentralistische Organisation. Die Leitung follte ein Präsident führen, dessen Amtsdauer auf 5 Jahre festgesetzt und dem das Recht zugesprochen wurde, nach Be­dürfnis einen Bizepräsidenten zu ernennen. Mit allen gegen eine Stimme des Harburger Delegierten Theodor York wurde dann Lassalle zum Präsidenten gewählt. Vahlteich wurde sein Sekretär und siedelte zu dem Zwecke mit nach Berlin   über.

Run begann eine außerordentlich intensive Werbearbeit für die erste großefozialistische Organisation. Eine eigene Zeitung stand ihr allerdings nicht zur Verfügung. In den breiten Bolfskreisen war die oppofitionelle fortschritt­liche Bresse am meisten verbreitet, da Lassalle aber mit den Fortschrittlern auf Kriegsfuß stand, so hatte diese Presse sehr wenig Interesse daran, seine Ideen verbreiten zu helfen. Er war also im wesentlichen auf die mündliche Agitation in Versammlungen und durch Flugschriften angewiesen. Eng­herzige deutsche Vereinsgefehe, von denen jeder der unzäh­ligen fleinen Staaten ein eigenes hatte, bereiteten der Werbe­arbeit außerdem große Schwierigkeiten. Hatte Laffalle zu­nächst mit einem ungeheuren Zulauf von Mitgliedern ge­rechnet und die starken Bersammlungen, vor denen er besonders im Westen des Reiches mit Erfolg gesprochen hatte, berechtigten ihn dazu, so erwies sich diese Hoffnung doch bald als trügerisch. Anstatt der Zehntausende, die er er­wartet hatte, konnte er nach Jahresfrist taum tausend zah­lende Mitglieder in Deutschland   buchen.

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Obschon er wegen feines Arbeiterprogramms" erst einen Strafprozeß zu bestehen hatte, weil er angeblich verschiedene Claffen der Bevölkerung zu Haß und Berachtung gegenein­ander aufgereizt" haben sollte, wurde Lassalle während seiner Agitation wiederholt mit Anklagen und Prozessen bedacht und

Die Sternenjungfrau weinte bitterlich, aber Wupi trug fie in feinen Wigwam und war fo zärtlich zu ihr, daß er bald ihr Herz gewann. Und sieben Jahre lebten fie in Glück und Freude mit­

einander.

Sie hatten auch einen fleinen Sohn, deffen Augen waren wie Sterne und sein Lachen war ein fließendes Waffer. Wupi aber dachte immer an die Borte feiner Mutter und ließ die Sternen­frau niemals allein, wenn die Sterne auf die Wiese hernieder­schienen.

Da fam einmal ein harter Winter und Wupi folgte der Spur eines Bildes so weit in den Wald hinein, daß er sich verirrte. Die Sterrenfrau faß   einsam in ihrem Wigwam und wartete zwei Tage und Nächte vergebens auf ihn. Am dritten Tage aber nahm sie ihren fleinen Sohn auf den Arm und schritt in den Wald hinein, um Wupi zu suchen. Sie suchte den ganzen Tag bis zum späten Aberd. Die Sterne schienen hell und in ihrem Licht erkannte fie plötzlich den Abhang vor sich, wo sie einftmals mit den Schwestern getanzt hatte. Da rief sie sehnsüchtig: D, meine Schwestern, wo feid ihr!" Und in einer lieblichen Mufit stiegen die Sternenjung­frauen vom Himmel hernieder. Romm mit uns!" baten sie. Nein, ich muß meinen Geliebten suchen," erwiderte die Sternenfrau.

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dadurch in seiner Arbeit beeinträchtigt. Nichtsdestoweniger hat er seit Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeiter. vereins ein ungeheures Maß von rednerischer und schriftstelle rischer Arbeit für die junge Organisation geleistet. Als er im Sommer 1864 ausspannte und zur Erholung in die Schweiz   ging, war die Organisation zwar nicht so start, wie er gehofft, aber doch schon in sich gefestigt.

Infolge eines privaten Handels fiel Lassalle   in einem Duell mit einem rumänischen Junker und starb nach wenigen Tagen am 31. August 1864. Noch in seinem Testament, das er am Tage vor dem Duell niederschrieb, hatte er aus seinem Vermögen eine Reihe von Legaten für die Zwecke des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins sicherge  stellt. Von den Sozialisten und Republikanern in Deutsch­ land   betrauert, wurde sein Leichnam durch Deutschland   ge­führt und in seiner Heimatstadt Breslau   beigesezt. Dort fennzeichnet ein Stein seine Ruhestätte durch die Inschrift: Hier ruht was sterblich war von Ferdinand Lassalle  , dem Denker und Kämpfer."

Das Unsterbliche von ihm lebt fort in seinen Werken und vor allem in der von ihm geschaffenen politischen Arbeiter. organisation. Sein Nachfolger in der Leitung des Ber eins wurde auf seinen testamentarischen Wunsch Bernhard Beder aus Frankfurt  , der sich jedoch für diese gewaltigen Aufgaben als wenig ianet erwies und kurze Zeit darauf durch den Frankfurter   Rechtsanwalt Jean Baptistavon Schweiger ersetzt wurde. Mit Schweizer   bekam die junge Organisation einen tatkräftigen Leiter von seltener, Energie und Klarheit des Urteils. Mit dem früheren Leutnant von Hofstetten schuf er ein publizistisches Organ, das den Namen: " Der Sozialdemokrat" erhielt und sehr wesentlich zur Ver­breitung des Vereins und zur Bertiefung der Ideen beitrug.

Jauchze, mein Herz, und trinke dich fatt an diefer Tage goldener Sonne, an diefer Farben költlicher Freude, an diefer Ruhe voll fchaffender Kraft.

Jauchze, mein Herz, und trinke dich fatt!

Cafar Flailchlen.

fuchen." Denn im Sternenfande find Jahre nur wie Augenblicke. So fam sie in einer Sternennacht wieder auf die Erde und lief an den Ort, wo der Wigwam gestanden hatte. Aber da war fein Wigwam mehr. Da weinte sie und lief in die Wälder, um Wupi zu suchen.

Und seither sucht sie ihren Geliebten überall in den indianischen Wäldern.

Wenn du einmal in einer Sternennacht einen weißen Wolken­hauch vorüberstreichen siehst, so glaube nicht, daß es ein Rebelstreif ist, es ist ein Stückchen von dem Gewand der Sternenfrau, die den Wald durchzieht, um Wupi zu suchen. Und wenn du in der Dunkelheit Lichter tanzen siehst, so glaube nicht, daß es Leucht fäfer sind, es ist der Schimmer von den Augen der Sternenfrau, die nach ihrem Geliebten sucht. Und wenn du ein Rufen hörst: " Uhiiii uhiiii uhiiii", dann glaube nicht, daß ein Käuzchen schreit, es ist die Sternenfrau. Sie ruft durch die Nacht: Wupi! Wupi! Wupi!"

Frühlingsnacht

Aber die Schwestern baten: Komm nur eine Weile mit uns, damit Aus den Gärten quillt würziger Geruch frisch gegrabener und

du unserem Vater deinen fleinen Sohn zeigen fannst!" Da stieg fie mit dem Knaben in die filberne Schale.

Als Wupi am anderen Tage müde vom Umherirren in feinen Wigwam heimkehrte, fam ihm fein ffeiner Sohn entgegen und feine Sternenfrau antwortete seinem Rufen. Da gedachte er der Warnung der Mutter und sein Herz stand still vor Furcht. Er fand aber die Spur der Sternenfrau und folgte ihr und fam an die Schlucht und wußte nun, was geschehen war. Und sein Herz zerbrach.

Hundert Jahre waren verstrichen, als die Sternenfrau fagte: Nun muß ich wieder auf die Erde, um meinen Geliebten zu

besäter Beete. Der Schein der Bogenlampen über den Rangierbahnhofsaníagen zittert unsicher bis zwischen die lückenhaft stehenden Vorstadthäuschen, als müffe er dort die blütenbetupften Bäume bewachen, die zwischen ihnen hervorlugen. Irgendwo ver fucht sich eine Nachtigall in zaghaften Melodien. In blauen und eigenartig gelblichroten Schleiern schwimmt der Vollmond, eine goldene Kugel, zu der sich steilauf hartschwarze Schornsteine wie in unerfülltem Sehnen recken.

Bochte nicht der ruhelose Rhythmus der rangierenden Züge, der prustenden Lokomotiven den Taft der Menschenwelt über die aus­ruhende Natur, wäre alles leer und still.

Friedrich