Nr. 17 Filr unsere Mütter und Kausfrauen 67 Verwandt mit dieser Erscheinung, ist dasSchreib stamm ein". Auch dieses ist bedingt durch eine Störung indem Schreibzenlrum oder seinen Nerveuverbindungen, womit meist Willensschwäche, Energielosigkeit, starke Schwankungen der Stimmung Hand in Hand gehen. Es werden dabei einzelne Buchstaben ganz weg gelassen oder durch andere erseht; auch Umstellungen von Buch staben kommen vor, und manchmal in solchem Maße, daß das Wort oder der Satz bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird. Wer könnte zum Beispiel entdecken, daß der Satz:Käru barul us der Vom ein Bief" heißen soll:Gestern brachte uns der Bote einen Brief"? Für die Heilung dürsten dieselben Maßnahmen zu er greifen sein wie beimSchreibpottern". DasSchreibstammeln" wie dasSchreibstotlern" kommen nicht sehr häufig vor. Bei derAgraphie" ist durch eingetretene Krankheit daS Echreibvermögen aufgehoben. Man unterscheidet verschiedene For men der Agraphie. Die amnestische Agraphie ist das Unvermögen der Erinnerung an die Worte ihrem Schriftbild nach. Einem Men schen. der daran leidet, fällt nicht das zu einem Laulwort gehörige Schriftbild ein, er kann das Wort nicht schreiben. Liegen nicht noch andere Störungen vor, so kann der Betreffende das Wort nach schreiben, wenn man es ihm vorschreibt. Bei der ataktischen oder motorischen Agraphie schwebt dem Kranken das Schriftbild eines Wortes im Bewußtsein richtig vor, er findet aber nicht die zum Schreiben nötigen willkürlichen Bcwegungsimpulse. Bei diesen beiden Formen der Agraphie kann Geschriebenes gelesen und verstanden werden, es besieht nur das Unvermögen, etwas schriftlich zum Ausdruck zu bringen. Die Unfähigkeit hingegen, bei gesunden Augen und normaler Intelligenz Geschriebenes dem Sinne nach zu verstehen, wird als sensorische Agraphie, Schriftblindheit, bezeichnet. Verursacht wird die Agraphie durch Schlaganfälle, Gehirnerweichung, Bluterguß oder Neubildungen im Gehirn, Hirnhautentzündung. Mitunter geht die Agraphie bald vorüber, manchmal dauert sie aber auch wochen- und monatelang oder besteht dauernd. Häufiger ist eine andere Schriflstörung, nämlich dieSpiegel schrift". Verhältnismäßig am stärksten tritt sie auf bei geistig Minderwertigen. Nach einer Statistik der Jdiotenanstalt zu Dall dorf bei Berlin waren unter deren Insassen b0 Prozent gefunden worden, welche mit der linken Hand Spiegelschrift schrieben. Man hat auch in Normalschulen Erhebungen über diese Schriflstörung angestellt. In den untersten Klassen von Normalschulen fand man 13,2 Prozent, in den oberen Klassen nur 0,7 Prozent Spiegelschrift Schreibende. Mit der Zunahme der Intelligenz, mit der fortschreiten den Entwicklung wird die Zahl der Spiegelschrislschreiber immer geringer. Wegen des häufigen Vorkommens bei geistig Minder wertigen war man versucht» die Spiegelschrist als ein Merkmal des Schwachsinns anzusehen. Doch ist diese Annahme nicht begründet. Schrieb doch ein so umfassender Geist wie Leonardo da Vinci , der in Linkshänder war, Spiegelschrift. kb. Feuilleton Ein Lynchgericht. Von Lwcn Wtster.(Schluß.) Der Scherif fragte sich, ob der Mann die Wahrheit spreche «S klang in der Tat so. Der Kalifornier stieß seinen Nachbar bei dieser neuen Erklärung an. Das wollte gar nichts sagen, daß der Mann nur so wenig Goldstaub bei sich halte der Widerruf der ersten Erzählung bestärkte die Minengräber nur in ihrem Verdacht. Und während der Scherif sich vornahm, ein regelrechtes Verhör anzustellen, beschlossen die Minengräber, das Verbrechen sofort zu bestrasen. Am liebsten hätten sie daS Geschäft hier gleich erledigt, um zum Abendessen wieder nach Hause zu sein. Tannen waren ja zur Hand, und ein Strick fand sich wohl in der Postkutsche. Die Vorstellungen des Scherifs, daß sich vielleicht inzwischen in Gap noch andere Spuren gefunden haben tönnten, ließen die Männer ungerührt, aber der Einwand des Kutschers, daß man in Gap sehr enttäuscht sein würde, das Schauspiel nicht mit anzusehen, leuchtete ihnen ein. und so beschlossen sie, den Mann nach Gap zurückzu- bringen. Trylyn äußerte seine Meinung nicht; er sprach überhaupt kein Wort. Seine Schweigsamleit fiel jedoch nicht auf, man hatte ihn vollständig vergessen. Was sollt« man hier jetzt noch lange herum stehen? Die Minengräber nickten dem Kutscher zu und verschwanden mit ihrem Gefangenen im Walde. Einen Augenblick kam dem Scherif der Gedanke, sich mit dem Kutscher inS Einverständnis zu setzen und den Gefangenen der blinden Wut der Menge durch schleunige Flucht zu entziehen. Er sah den Kutscher«inen Augen. blick unentschlossen an, dann aber fand er diesen Plan selbst zu tolllühn. Wenn er hier eingreifen wollte, so konnte das später ge schehen. Der Kutscher hatte den Blick des Scherifs ganz richtig ver- standen. Er stellte sich innerlich sofort auf seine Seite, obgleich er kein Zeichen des Einverständnisses gab. Im Weiterfahren mußte er beständig an den Schrei des Gefangenen und an das bißchen wertlosen Goldstaub denken. Dabei wurde es ihm immer klarer, daß die Sache vor das Gericht und vor zwölf ruhige Männer ge hörte. Sein Freund war gleichfalls mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. So sprachen beide auf ihrer einsamen Fahrt kein Wort miteinander. Die Pferde merkten bald, daß sie unbeobachtet waren, sse verlangsamten das Tempo, und da kein Peitschenhieb sie an trieb, machten sie es sich bald noch bequemer. Sie rissen einige Zweige von den am Wegesrand stehenden Bäumen ab und fraßen sie beim Weilerlausen behaglich auf. Als auch diese Missetat un- gestrait blieb, gaben sie jede Anstrengung, Postpferde zu sein, so vollständig auf, daß der Kutscher doch endlich aufmerksam wurde. Mechanisch hieb er auf die Pferde ein und brachte sie auf diese Weise wieder zu einer rascheren Gangart. Dann aber riß er sie plötzlich scharf zurück. Ein Gedanke hatte sein Gehirn gekreuzt. Der Gefangene mußte von Gap fortgeholt werden. Allein konnte der Scherif da gar nichts ausrichten. Der Kutscher wandte sich an seinen Freund: Alan könnte da helfen, wenn man sich eine kleine Freiheit mit Wells und Fargos Pferden erlaubte. Was meinst du, Wells und Fargo* werden das doch nicht übelnehmen! Der Mann ist doch einer von ihren Beamten. Die Post kann ebensogut von zwei Pferden gezogen werden, weil sie doch leer ist, und diese beiden anderen Pferde können möglicherweise in Gap von großem Nutzen sein. Ich kann meinen Posten natürlich nicht verlassen, aber ein Mann wäre ja auch genug." Ja ja, das läßt sich machen," stimmte der Freund zu. Beide kletterten von ihrem hohen Sitze herunter und spannten die Stangenpferde aus. Es waren schwere Pferde und nicht gerade sehr geeignet, um eine Flucht zu bewerrstelligen, aber weiter als zu Fuß kam man doch immer mit ihnen. Bald darauf trennten sich die Freunde. Der Kutscher fuhr die Straße weiter herauf, der andere verschwand mit den Pferden im Walde. Die Gedanken des Scherifs arbeiteten angestrengt, während er in Gesellschaft der Minengräber und ihreS Gefangenen dahinschrilt. Der Gefangene hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte, und ging jetzt, in Schweigen versunken, dahin. Der erste furchtbare Schreck hatte ihn seiner männlichen Festigkeit beraubt, jetzt kam sie ihm wieder zu Hilfe, und er empfand eine gewisse Scham darüber, daß er sich so haltlos und unbeherrscht gezeigt hatte. Seine erbitterten Wächter führten ihn, gleichfalls schweigend, in großer Schnelligkeit durch den Wald. Der Scherif war froh, daß sie einige Meilen weit zu gehen hatten. Er hoffte, daß die Zeit und die körperliche Er müdung die Wut der Männer etwas dämpfen würde. So sehr er sich anstrengte, sielen ihm keine Milverungsgründe ein. Er wußte nur, was die anderen auch mußten, und seine einzige Hoffnung war, daß sich die Sache in Gap etwas mehr aufklären würde. Er blickte sich nach Drylyn um, las aber in dessen ernstem, unbewegtem Gesicht nichts, was seinem, allen Vernunftsgründen zum Trotze, immer wieder austauchenden Argwohn neue Nahrung hätte geben können. Trotzdem war er aber von der Unschuld des Gefangenen überzeugt. In Gap lagen die Sachen noch genau so wie am Morgen. Der Scherif konnte nichts finden, was ihm hätte auf die Spur helfen können. Plötzlich indessen bemerkte er, daß Drylyn verschwunden war. Man sagt« ihm, daß er hingegangen wäre, um die Gazelle zn sehen, und erzählte ihm noch einmal, daß er sie sehr geliebt hätte. Sehr geliebt," sagte der Scherif nachdenklich.Wo ist sie jetzt?" Sie liegt noch auf ihrem Belle, so wie vorher," antwortete eine Frau,wir haben sie nur etwas zurecht gemacht." Ich will mal einen Blick aus sie werfen und auch auf ihn. Ihr werdet nichts tun, bevor ich zurückkomme, Jungcns, nicht wahr?"Wenn Sie das durchaus mit ansehen wollen, können wir ja warten, bis Sie wiederkommen, Scherif, " antwortete der Kali fornier. Der Beamte ging in das Zelt und fand Drylyn ruhig und stumpf über die Leiche gebeugt stehen. Er war sicher, daß er ihm nun nicht mehr entfliehen würde. Der Scherif verließ das Zelt, » Well» und Fargo ist die Firma der größten und bekanntesten Fracht- bksörderungSg'sellschast de» amerikanischen Westen».