Nr. 12
Für unsere Mütter und Hausfrauen
Der Schluß des Mantels erfolgt in der Mitte der Vorderbahn durch Haken und Osen; das übergeschlagene halbe Vorderteil wird an der linken Schulter durch Druckknöpfe befestigt. Der Gürtel läuft nur
Manschette
halbe Rückenbahn
Ober- Unter Armel Armel
Seiten- u
Vorderbahn
über die Mitte und die Seitenbahnen. Er wird an der linken Seite ebenfalls mit Druckknöpfen unter dem großen Schmuckknopf geschlossen. Diesen und den obigen Schnitt vermittelt gegen Einsendung von je 50 Pf. für jeden in Briefmarken die Redaktion.
Feuilleton
Unter den Häuslern der Berge.
Von M. Andersen Nerö.
N. R. J.
( Schluß.)
Als uns der Weg an einem Holzkreuz vorbeiführt, das die Priester an einem vorspringenden Felsen über dem Dorfe errichtet haben, stößt er es mit einem Fußtritt um. Don Louis ermuntert ihn durch Beifall, aber der ältere, vernünftige Pedro, der Vorsitzende der Erdarbeiterorganisation, richtet das Kreuz wieder auf und stellt ihn ernsthaft zur Rede.„ Vergiß nicht, daß du schon bezeichnet bist," sagt er, bei der geringsten Unruhe kann es dir geschehen, daß du in den Büchsenlauf eines Gendarmen starrst. Und wir können dich schwer entbehren," fügte er still hinzu.
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in der
Alfonso tut einen übermütigen Sprung. Er hat rote Flecken an den Schläfen. Aber plötzlich wird er still. Verzeih mir, aber ich kann selbst nichts dafür," sagt er niedergeschlagen und umarmt Pedro. Wie naiv sie sind, diese Menschen, wie gedankenlos und unerfahren! Sie rechnen darauf vielleicht nicht ganz mit Unrecht Provinz Granada 50000 Mann auf die Beine bringen zu können; allein sie meinen, 2000 Gewehre seien genug, um die Provinz zu erobern. Man sammelt zu diesem Zwecke fleißig Waffen, und Don Louis erzählt mit geheimnisvoller Miene, er habe sich bereits in den Besitz von 500 Mausergewehren gesetzt, die in einer alten Hütte in Granada versteckt lägen. An dem Tage, wo es losgehen soll, lädt er alle Garnisonsoffiziere Granadas zur Abendgesellschaft bei sich ein, schließt bei dem verabredeten Glockenschlag die Türen und sagt: „ Meine Herren, das Land ist in den Händen der Revolutionäre, Sie sind meine Gefangenen!" Die Häusler lauschen ihm mit funkelnden Augen; sie durchschauen seine Phrasen nicht, und vielleicht tut er es selbst nicht einmal. Und mir, den sie zum erstenmal sehen, zeigen sie die weitgestreckten Berghöhlen hinter dem Dorfe, die ihre Waffen enthalten und ihre Zufluchtsstätte sein sollen, wenn es fehlschlägt. Sie erwähnen diese Möglichkeit so leichthin, als sei das Ganze ein Spaß; aber es ist bitterer Ernst. Spanien ist mit Revolutionen nicht unbekannt, kein anderes europäisches Land hat auch nur annäherungsweise so viele aufzuweisen. Die Nation ist mit dieser Losung vor Augen aufgewachsen, und es stimmt mit ihrem Temperament überein, die plötzliche Umwälzung der langsamen Entwicklung vorzuziehen, die sie gar nicht festzuhalten fähig wären. Namentlich der Andalusier entbehrt des konsequenten Voraus
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blices, der passive Ausdauer verleiht; er begreift nicht, wozu es nüßen soll, zu agitieren und zu stimmen und auf jenen fernen Tag zu hoffen, wo seiner Partei die Majorität in der Regierung werden kann. Er fühlt bloß das Verzweifelte in dem gegenwärtigen Zustand und will ihm so rasch als möglich ein Ende machen- der Revolutionsdrang liegt ihm im Blute wie ein beständiges Fieber. Jeden Tag gibt es da oder dort Tumulte, ein paar Mann werden niedergeschossen, vielleicht auch einige Frauen und Kinder, ein Gendarm wird verwundet oder getötet. Man kann in derselben Stadt wohnen und keine Ahnung davon haben, bis man nächsten Morgen die Telegramme der Hauptstadtblätter liest. So alltäglich ist es. Daß es nicht zugleich im ganzen Lande aufflammt, liegt bloß an der mangelhaften Organisation.
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Aber es ist früher geschehen und kann wiederum geschehen, daß die Organisation dennoch zu einem allgemeinen Aufstand hinreicht; dann fehlt nur noch all das, was einer Revolution einen glücklichen Ausgang sichert: Mittel, Waffen, verläßliche Anführer. Don Louis und die anderen meist wohlgestellte Lebemänner, die das Bedürfnis haben, mit etwas zu tändeln melden sich ab, wenn es dazu kommt; die praktischsten unter ihnen lassen sich von der Regierung kaufen. Und das Volk kann sich niederschießen lassen wie Schafe, mit jener wunderbaren Todesverachtung, die den Spaniern eigen ist. Die Überlebenden werden über einer neuen Revolution brüten, aber ohne durch die Erfahrung flüger geworden zu sein. Jeder Häusler hat den Auftrag, einen Landarbeiter mitzubringen, und des Abends sammeln sich 200 bis 300 Mann in dem Arbeitergebäude- einem großen nackten Raum, auf dessen Dachboden die Abendschule abgehalten wird. Alfonso M. macht die Einleitung mit einer kurzen, aber kräftigen Rede über den Wolf( das Kapital), dem ein Knochen in den Hals geraten, und den Storch ( die Arbeit), der ihn wieder herauszieht. Des Wolfes Antwort an den Storch: Habe ich nicht deinen Kopf zwischen meinen Zähnen gehabt? Und ich habe nicht zugebissen du hast mir also dein Leben zu danken!" wirkt wie Zündstoff in der Versammlung. " Verwünschter Räuber! Man sollte ihn um einen Kopf kürzer machen," rufen sie, und ein Gemurmel geht von Mann zu Mann. Sie helfen dem Redner bei der Auslegung, werfen kräftige Stichworte darein und plaudern unablässig eifrig mit.
Dann springt ein siebzehnjähriger Handelslehrling auf. Vor einem Jahre ist er als Aufruhrstifter unten in Jerez gefangen, von den Gendarmen mißhandelt und in das Gefängnis von Rio Frio gebracht worden, wo er mehrere Monate gesessen hat; nun ist er wieder frei. Er greift die Priester an, die schweinisch, stumpf, unwissend, kulturfeindlich seien, und beweist in schmetternden Säßen, daß alle großen Männer Heiden gewesen. Er hat die weichen, unentwickelten Formen und Züge eines Kindes, und sein Gesicht strahlt von kindlicher Freude, als sie ihm ihren stürmischen Beifall zuklatschen. Er scheint die schwellende spanische Beredsamfeit als Wiegengeschenk erhalten zu haben, all die aufrührerischen Phrasen der Sprache gleiten ihm leicht über die Zunge; man hat das Gefühl, daß er ein Medium sei und selbst nicht ahne, was er sagt. Don Louis legt mit einem Angriff auf den Staat los. Kapital, Kirche und Staat eine niedliche Dreieinigkeit!" ruft Alfonso und reckt drei Finger in die Höhe. Draußen auf der Straße summt das versammelte Menschengewimmel, anscheinend des Glaubens, daß es schon heute abend losgehen werde; drüben an einer Gassenede blinken im Mondschein einige Gendarmenuniformen. In dem niedrigen Raume, wo die Männer dicht gepackt stehen, mit den Schultern aneinander ruhend, wälzt sich der Rauch in dichten Wolfen; alle rauchen, selbst der Redner, der ab und zu in einem heftigen Angriff innehält, um seine Zigarette nicht ausgehen zu lassen. Von Zeit zu Zeit wird ein großer Wasserkrug hereingetragen und geht von Mund zu Mund; hißige Ausrufe durchkreuzen jeden Augenblick die Luft.
In Dänemark kennen wir von Rede- und Druckfreiheit nicht viel mehr als den Namen; in Spanien kennt man diese beiden Dinge. Was würde man daheim, wo die Anwendung der republikanischen Jdeen auf die Regierungsform nicht einmal von den vorgeschrittensten Politikern erörtert wird, von einer Versammlung noch dazu von Häuslern sagen, die nach einer unbeschränkten Kritik des Bestehenden den Beschluß faßt, mit allen Mitteln die Dynastie zu stürzen und die Republit einzuführen? Als die Liga gebildet werden soll, ereignet sich eine für einen Nordeuropäer recht eigentümliche Szene. Alfonso M. bittet alle diejenigen, die ihren Namen nicht selbst schreiben können, ihn auszurufen, und von allen Seiten melden sie sich, alte Männer und ganz junge Burschen, arme Teufel und auch solche, die ihr Schäflein einigermaßen auf dem Trockenen zu haben scheinen. Von einer Liste mit 123 Unterschriften zähle ich hinterher 57, deren Ur