Nr. 19
Für unsere Mütter und Hausfrauen
ungen deutet man diesen Vorgang so: Wie bei allen Alkalien, zu denen namentlich auch der Kalt gehört, kommen als wesentlicher Bestandteil die Hydroxylionen in Betracht. Da die Wirkung um so stärker ist, je mehr solcher Jonen sich in einer bestimmten Flüssigkeitsmenge befinden, so bemüht man sich, solche Körper zu finden, die in Wasser möglichst stark löslich sind. Ein solcher Körper ist Anatron, das aus Azkalt( Kalziumhydrat) und Soda( Natriumkarbonat) in der Weise gewonnen werden kann, daß man beide Körper in geeigneten Mengenverhältnissen in wässeriger Lösung zusammenbringt. Dabei bildet sich kohlensaurer Kalt, wissenschaftlich Kalziumkarbonat, und äßnatron,„ Natriumhydrat". Wie die wissenschaftlichen Bezeichnungen erkennen lassen, hat ein Umtausch stattgefunden, der im wesentlichen auf der Tat sache beruht, daß kohlensaurer Kalt im Wasser so gut wie nicht löslich ist. Das zeigt uns der Marmor von Kunstwerken, die oft im Freien stehen und dem Regen ausgesetzt sind, denn Marmor ist nichts anderes als fohlensaurer Kalf, den gewisse Beimengungen von anderen Stoffen oft prächtig färben.
Den alten Römern war die reinigende Wirkung der Ammoniaklösung bekannt, doch hatten sie kein anderes Verfahren der Ge= winnung, als es aus faulem Harn herzustellen, der in den Straßeneden Roms gesammelt wurde. Für das Recht, die Sammelgefäße aufzustellen, mußte eine Steuer entrichtet werden. Auf die Vorwürfe über die unsaubere Quelle dieser Steuer soll der römische Kaiser Vespasian seinem Sohne Titus geantwortet haben: non olet, das heißt es riecht nicht, nämlich das Geld, das die Steuer einbrachte. Bekanntlich riecht ja Ammoniaklösung,„ Sal= miafgeist", wie sie im gewöhnlichen Leben heißt, sehr unangenehm und greift auch die Schleimhäute der Nase und Augen an, so daß beim Gebrauch recht große Vorsicht geboten ist. Die Verwendung von Salmiakgeist für die Zwecke der Reinigung ist deshalb so verbreitet, weil er alle Eigenschaften eines Alkalis besitzt und im Gegensatz zu den anderen Alkalien, von denen bereits die Rede war, flüchtig ist. Nach dem Auftragen verschwindet rasch alles, was etwa nicht zur Unschädlichmachung von Säuren berbraucht wurde. Seiner Zusammensetzung nach ist das Ammoniak des Salmiakgeistes eine Verbindung von Stickstoff mit Wasserstoff. Es löst sich in größerer Menge in Wasser auf, wobei es mit einem Molekül Wasser, so können wir es uns wenigstens vorstellen, zu Ammoniumhydrat zusammentritt. Von diesem wird dann das Hydroghlion abgespalten, das, wie wir wissen, die Wirfung eines Alkalis ausübt.
Nach dem römischen Schriftsteller Plinius haben die Gallier Seife zum Rotfärben der Haare benutzt; auch zu Heilzweden ist sie damals verwendet worden, gegen Hautkrankheiten. Im neunten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war Marseille ob seines Seifenhandels bereits berühmt. Im siebzehnten Jahrhundert treffen wir in England umfangreiche Seifenfabriken, in Frank reich wurden damals Monopole für die Herstellung von Seifen verliehen, nach kurzer Zeit jedoch wieder beseitigt. Bald mußten auch Verbote gegen Fälschungen von Seifen erlassen werden, und zwar in der Gestalt, daß verordnet wurde, welche Stoffe ausschließlich zur Herstellung von Seife genommen werden durften. Auch für die Seife kann der berühmte Sah auf eine lange Geltung zurückblicken: mundus vult decipi, ergo decipiatur, die Welt will betrogen sein, also werde sie betrogen!
In Deutschland besteht eine moderne Seifenindustrie als Großbetrieb seit etwa 60 Jahren. Durch die gewaltige Sodafabrikation im großen wurde die Seifenherstellung sehr erleichtert, dazu kam auf der anderen Seite die Einfuhr von Palmöl, Kokosöl sowie bon Talg. Die aus Palmöl gewonnene Seife wurde in der ersten Zeit ihrer Herstellung für minderwertig gehalten, man bezeichnete sie als Fabrikseife. Als Grund für diese Zurücksetzung konnte aber nur der Mangel des üblichen unangenehmen Geruchs angeführt werden, welchen die bis dahin noch vielfach im kleinen und sogar im Haushalt hergestellte Seife aufwies. Dieser üble Geruch ist aber keineswegs für die Wirkung der Seife wesentlich, wie es etwa bei Salmiakgeist der Fall ist, sondern rührt lediglich davon her, daß die Ausgangsmaterialien rohe tierische Fette vor ihrer Verwendung nicht genügend gereinigt worden sind.
Die Mutter als Erzieherin.
Dr. J. H.
Kinder und Blumenpflege. Familien, die über einen Garten berfügen, weisen ihren Kindern wohl ein Stückchen darin an. Die Kleinen haben es zu besorgen und in Ordnung zu halten, und die Eltern handeln richtig, ihnen eine solche Aufgabe zu übertragen. Jedoch die wenigsten Familien nennen einen Garten ihr eigen.
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Gleichsam einen Garten im Zimmer sollen Blumentöpfe schaffen. Sie fehlen nur selten in einem Heim. Gerade an den Fenstern von Arbeiterwohnungen prangt mitunter ein recht üppiger Blumen flor. Doch meist liegt die Pflege der Blumenstöcke der Hausmutter ob oder einer der Töchter, während es für Knaben als unmännlich gilt, sich damit abzugeben. Gleichviel ob Eltern einen Garten befizzen oder nicht, sie täten gut daran, ihre Kinder mit der Pflege von Blumen zu betrauen. Selbst wenn die Kleinen ein Gärtchen ihr eigen nennen, bermag ihnen dieses die Blumentöpfe nicht zu erseßen. Es nimmt sie ja nur für einen gewissen Teil des Jahres in Anspruch, während die Zimmerpflanzen gewöhnlich dauernder Pflege bedürfen. Kann dem Kinde nur ein einziger Blumentopf zugewiesen werden, so würde es sich empfehlen, eine Pflanze zu wählen, die fortlaufend Pflege verlangt, zum Beispiel nicht eine Hyazinthe, die verhältnismäßig schnell abblüht und dann weggestellt wird. Die Beschäftigung mit der Pflege von Blumen ist in den verschiedensten Beziehungen für Kinder wertvoll. Das Beobachtungsvermögen wird angeregt und geschärft. Das Kind sieht die Pflanze wachsen, sich mehr und mehr entwickeln, verwelfen und dann von neuem sich wieder entfalten. Es nimmt wahr, wie in der Natur Dinge werden und vergehen und wird dadurch angeregt, über die Ursachen nachzudenken, die dem zugrunde liegen; es lernt Schlüsse ziehen auf die Lebensbedingungen der Pflanzen im Freien usw. Ferner ist eine Pflanze auch kein Ding, das ein rasches, ungestümes Anfaffen verträgt. Soll sie gedeihen, so muß das Kind mit schonender, zarter Hand an fie herangehen. Hierdurch wird Feinfühligkeit und Geduld im Kind geweckt. Ebenso nehmen all die herborsprießenden Blätter und Blüten seine innere Anteilnahme in Anspruch, da ihre Entfaltung mit seinem eigenen Wirken berknüpft ist. Die Freude am Werden verdrängt die Lust am Zerstören, die Sucht zu verderben. Wesentlich wäre es, die Jugend möglichst früh zur Blumenpflege anzuhalten, damit sie ihren bildenden Einfluß in vollem Maße in sich aufnehmen kann. Die Sorge um die Blumen weckt auch Verantwortlichkeitsgefühl und Pflichtbewußtsein. Das Kind sieht, daß von seiner Behandlung das Gedeihen der Pflanze abhängt. Es darf zunächst das Begießen der Pflanze nicht vergessen und hat außerdem noch mancherlei zu tun, was zum Gedeihen erforderlich ist. Ein solches Gewöhnen an bc= stimmte Obliegerheiten im Heinen bereitet das Kind darauf vor, später auch im großen sorgfältig und umsichtig zu verfahren. Gewissenhaftigkeit wird ihm dadurch anerzogen. Deshalb wäre ihm auch die Pflege seiner Blumen ganz zu überlassen, und niemand follte einspringen, falls es eine Nachlässigkeit begeht. Verkommt die Pflanze dabei, so lernt das Kind an kleinen Dingen durch Schaden flug werden.
Zur richtigen Blumenpflege bedarf es allerdings zunächst der Anleitung. Im Anfang muß man daher das Kind auf etwaige Verkehrtheiten seiner Behandlungsweise aufmerksam machen. Wenn cs aber erst mit den nötigen Maßnahmen vertraut ist, läßt man es besser frei schalten und walten. Gedeiht feine Pflanze trot forg= fältiger Pflege nicht, so wird es die Ursachen dieser Erscheinung zu ergründen und den übelständen abzuhelfen suchen. Der ihm innewohnende Betätigungs- und Wissensdrang wird das Kind antreiben, sich um das zu kümmern, was mit der Blumenpflege zusammenhängt, und Leute, die sich auf diese verstehen, zu beobachten und zu befragen. Besser ist's, daß es aus eigenem Antrieb einen Rat erbittet, als daß man ihm einen solchen aufdrängt. Am zweckdienlichsten werden die Erwachsenen die Jugend auch in diesem Fall durch das Beispiel fördern. Pflegen fie ihre Blumen in sorgfältiger und richtiger Weise, so geben sie dem Kinde die beste Anleitung, das ebenfalls zu tun. Eugenie Jacobi.
Erwachsenlegen
Hygiene.
Ausnähung und Verdaulichkeit unserer Nährstoffe. Die Ausnüßung der Nahrungsmittel ist bei Fleisch- und Pflanzenfressern sehr verschieden. Der Darm des Hundes als eines Fleischfressers ist nicht für pflanzliche, der des Pflanzenfressers nicht für tierische Nahrung eingerichtet. Der Mensch steht nach seinem Verdauungsapparat zwischen beiden Gruppen. Dieser kann pflanzliche und tierische Nahrung verarbeiten. Heu und Gras, mit dem sich Pflanzenfresser ernähren, fomnien in der Form, wie diese sie aufnehmen, für fleischfressende Tiere und den Menschen als Nahrungsmittel nicht in Betracht. Deren Verdauungsorgane vermögen diese Stoffe so gut wie gar nicht zu verarbeiten. Die reichlichen organischen Nährstoffe im Gras und Heu sind eingeschlossen in feste Bellhüllen, gebildet aus Zellulose, Bellstoff. Der Bellstoff, den die Berdauungsorgane der Pflanzenfresser zu lösen ver mögen allerdings bei vielen nur unter Mitwirkung des Wieders