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Für unsere Mütter und Hausfrauen
sozialen. Er vermag auch einzudringen in die Vorhallen der Natur und selbst diese sind schöner als die staubigen Straßen der Stadt, aber das Feinste, das Tiefste bleibt ihm
Nr. 25
soll auch die Geselligkeit pflegen, soll sie auch draußen pflegen, wo in der frischen Luft die Herzen höher schlagen, die Freundschaft
Er ficht mit dem Auge vieler, er hört mit dem Ohr ber Groſſen. froher erblüht. Und unſere Proletariertinder, unsere jungen Ar
Es gibt Augenblicke, wo auch das seine gute Berechtigung hat, ja wo es notwendig, unersetzlich ist: im Kampfe, im gemeinsamen Ringen um heißbegehrte Rechte. Wo ich Schulter an Schulter fämpfe mit den Kameraden, wo ein heiliger Zorn verbindet, mo ein Gedanke, ein Wille uns beseelt: da will, da muß ich untertauchen in der Vielheit, in der Masse, da ist meine Persönlichkeit nichts. Und es ist wichtig, daß die arbeitende Jugend diese grenzenlose Hingabe des eigenen Jchs an die Gemeinschaft ihrer Klasse lernt. Auch die Gemeinschaftlichkeit in der Freude und im Genuß ist berechtigt und trägt veredelnd empor. Allein es gibt auch Stunden, wo jeder das Recht und die Pflicht hat, auf die leisen Stimmen zu lauschen, die sich ihm nur nahen, wenn der Lärm der anderen verrauscht ist. Das fröhliche Lachen und Jauchzen der vielen läßt das Waldesweben verstummen, der Bergbach rieselt stiller, der Duft der Roggenähre verfliegt.
Freilich ist die Jugend in diesem Punkte meist nicht besonders empfindlich. Wenn auf den Wanderfahrten überschwengliche Freundschaften geschlossen werden, so erhöht das die Lebensfreude, und die Kameraden, mit denen den einzelnen keine starken inneren Fäden verbinden, stören die Genußfähigkeit faum oder gar nicht. Darum wäre es auch verfehlt, wenn die jungen Burschen und Mädchen auf die Wanderungen mit den Gefährten verzichten sollten. Sie werden ihnen eine Quelle von Lust und geselligem frohem Treiben sein, sie werden schlechten Gewohnheiten entgegenwirken und die Kräfte des Leibes und der Seele entwickeln, namentlich wenn auf solchen Fahrten Mühen und Strapazen aufgesucht werden und der Genuß von Alkohol und das Rauchen verpönt ist. In den körperlichen Anstrengungen schlummert ein wunderbarer Segen, es geht von ihnen Lebenskraft aus und sie wirken erziehlicher als Lehren und Ermahnungen. Vom hohen sozialen Wert der gemeinschaftlichen Wanderungen für die Jugend war schon die Rede. Jedoch all das sollte nicht der Kern der Wanderungen fein. Die Natur zu erschließen, den jungen Menschen wahrhafte Weihestunden zu gewähren, das war ihr Zweck. Aber wenngleich die Wanderungen ins Freie führen, Bertrautheit mit Wald und Feld vermitteln, lassen sie doch das letzte Tor uneröffnet, hinter dem sich die Natur verschließt. Sie leiten zu Schönem, das Schönste vermögen sie nicht zu geben. Erst jenseits des Tores, das sich nur dem einzelnen erschließt, tut sich die mondbeglänzte Zaubernacht der Natur ganz auf. Dort wandert Eichen dorff durch die Buchenhallen. Dort singt Uhlands Hirtenknabe, und dort am Meeresstrand fliegt die Möwe ans Haff, und„ über die feuchten Watten spiegelt der Abendschein". Wer könnte sich Lenau , Mörike , Storm, Keller in der Natur anders denken als einsam? Stundenlang liegt Goethe am Bergesabhang, nur seinen Homer bei sich, sein Blick taucht in das Blütenmeer des Weßlarer Frühlings, und klingend regen sich die Schäße seines Innern. Wohl ist auch Goethe mit fröhlichen Gesellen über Land gewandert, ist mit den Brüdern Stolberg in übermütigster Jugendluft durch das Main - und Rheinland gezogen. Aber auch da trennt er sich von den Gefährten und streift tagelang allein weiter. Welche Einsamkeit auf seiner Harzreise! Um die Erhabenheit und Größe der Einsamkeit recht zu empfinden, unternimmt Goethe die Reise im Winter, in einem Winter, wo es noch keinen Rodelsport gab. Mächtig wirkt der Zauber in der düsteren Steinwelt Schierkes, überwältigend die hehre Stille auf dem Brocken, während der Vollmond mit ftarem Glanze hervortritt und die Reiche der Welt" weit da unten bleiben.
Ich weiß nicht, ob es unter den jugendlichen Wanderern einen Goethe gibt oder einen Eichendorff und Mörike . Aber das eine ist mir nicht zweifelhaft. Man darf der Jugend die gewaltigste Wirkung der Natur nicht verhüllen, nicht verschweigen. Die Jugend hat überall das Anrecht auf Wahrheit, sie sollte erfahren, daß das, was Wanderungen in Gruppen zeigen, nicht das Tiefste der Natur ist, sie sollte lernen, daß die eigentliche Natur sich nur dem einzelnen in der Einsamkeit erschließt. Es war Goethe stets sehr ernst um alles, was die großen, ewigen Gefeße der Natur betrifft". Unsere Jugend kann verlangen, von diesem in der Einsamkeit empfangenen Ernste eine Ahnung zu bekommen. Mag nicht jedes Herz sich zu solchen Goetheschen Ernste entfalten, mögen Hunderte im Alltag stecken bleiben, aber das Alltägliche darf nicht als Ideal gezeigt werden, es soll nicht der Schein erweckt werden, als ob fröhliche Massenfahrten ans Herz der Natur führten. Sicher: die Jugend muß wandern! Sie kann gar nicht genug wandern, gar nicht genug hinausgehen aufs Land, ins Freie. Sie
beiter und Arbeiterinnen sollen das alles erst recht tun. Für sie ist das Hinauswandern in die Natur noch in ganz anderem Sinne als für die Jugend der Wohlhabenden und Reichen Erquickung und Erhebung, ja ein Vorgeschmack von einstiger Freiheit. Aber gerade die jugendlichen Proletarier, die von frühauf im Gewühl und Gebraus der Welt stehen, müssen im Auge behalten, daß neben dem Zusammensein mit den Freunden und Freundinnen auch das eine nicht vergessen werden darf: die Einsamkeit in der Natur. Nach Schiller bildet sich der Charakter in dem Strome der Welt, das Talent aber in der Stille. Und nicht bloß das Talent, das der Kunst, der hohen, der himmlischen Göttin dient, Talent im Sinne edler Menschlichkeit. Solche Menschlichkeit reift nur dem, der sich allein in der Einsamkeit auf sich selbst besinnen kann. Nur er erfaßt gefühlsmäßig die Natur in ihren letzten Tiefen und lernt damit das Stück Natur begreifen und bemeistern, das in ihm selbst lebendig wird. Aus der Einsamkeit schöpft er die Kraft, die inneren Werte zu entwickeln, mit denen er der großen Gemeinschaft des arbeitenden Volkes dienen soll. Denn in der Einsamkeit lernt er sich als ein Glied in des Daseins unendlicher Kette verstehen, die durch Raum und Zeit alles Seiende miteinander verbindet. Unsere jungen Genossinnen, die gern ins Freie flüchten, unsere Mütter, die ihren Kindern, ihren heranwachsenden Söhnen und Töchtern mit dem Verständnis und der Liebe für die Natur unzerstörbare Lebenswerte geben wollen, dürfen das nicht vergessen. bori E. E.
Reform der Ernährung.
II.
Der Wert der Nahrungsmittel wird von der Wissenschaft nicht nur nach ihrer stofflichen Zusammensetzung( Eiweiß, Fett, Kohle= hydrate, Waffer, Salge) beurteilt, sondern auch nach der Wärmemenge bestimmt, die bei der chemischen Verbrennung der Nahvung in unserem Körper entsteht. Diese Verbrennung ist die Quelle unserer Kraft. Die Wärmemenge wird nach Einheiten gemessen, die Kalorien heißen. Eine Kalorie ist die Wärmemenge, welche notwendig ist, um 1 Liter Wasser um 1 Grad Celsius zu erwärmen. Man hat nun berechnet, wieviel Kalorien der Mensch bei verschiedener Arbeit täglich seinem Körper zuführen muß. Professor May Rubner hat da folgende Zahlen gefunden:
Körpergewicht
Bei 50 Kilogramm bei leichter Arbeit.
0 70
0
#
=
F
50 70
#
schwerer
B
Kohle
Eiweiß Fett hydrate Kalorien Gramm Gramm Gramm
90 87 262 2102 128 46 827 2631 96 44 404 2472 118 56 500 3094
1 Gramm Eiweiß liefert 4,1 Kalorien, 1 Gramm Kohlehydrate 4,1 Kalorien, 1 Gramm Fett 9,3 Kalorien. Daß 1 Gramm Eiweiß 4 Kalorien enthält, heißt, daß 1 Gramm Eiweiß 1 Liter Wasser um 4 Grad erwärmen fönnte, wenn es verbrannt würde und dabei keine Wärme verloren ginge. Die Wärmemenge, die die einzelnen Nahrungsmittel bei der Verbrennung der in ihnen enthaltenen Stoffe liefern, nennt man ihren Heizwert. Er beträgt bei:
1 Kilogr. Kartoffeln Erbsen. Brot
1
1
1
Milch
.
Hering.
1
1
1
1
#
2400 1 N
Weißkohl
.
Kalorien 900 3100
Kalorien
1 Kilogr. Hirse 1 Mehl
3500
3400
.
Nußkerne 6400
.
650
1
300
1300
1
解
Grünkohl
700
Salat.
160
1
=
Kirschen
500
1 E 1=
Balmin. 9000 Butter. 8000
Käse 1900-2400
.
Rindfleisch 1400 Eier... 1500 Hafergrüße 3700
Den größten Heizwert haben die fetthaltigen Nahrungsmittel. Der Heizwert des Fleisches ist nicht sonderlich hoch, es sei denn sehr fett. So steigt er beim fetten Ochsenfleisch auf 3700, beim fetten Gänsefleisch auf 4700 Wärmeeinheiten.
Der bekannteste unter den neueren Ernährungsreformern, der dänische Arzt Dr. Hind hede, behauptet nun, es fomme bei der Ernährung hauptsächlich darauf an, dem Körper die nötigen Kalorien zuzuführen, unbekümmert darum, wie wir sie uns zusammenstellen. In der Folge sei es möglich, die Ernährung sehr