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Für unsere Mütter und Hausfrauen
bakterien und auch andere aus und flebte auf den Deckel der Schale, in die er die Gelatine gegossen hatte, ein Kreuz aus schwarzem Papier. Dann sette er die Schale, in der über der ganzen Gelatine Typhusbazillen ausgestrichen waren, den Sonnenstrahlen aus. Und siehe da, die Typhusbakterien hatten sich nur dort vermehrt, waren nur dort lebensfähig geblieben, wo sie direkt unter das schwarze Papier zu liegen gekommen waren. Jener Teil der Aussaat aber, der der Wirkung der Sonnenstrahlen unterTegen hatte, war zugrunde gegangen. Lebensfähig waren nur jene Bakterien geblieben, zu denen die Sonnenstrahlen durch das schwarze Papier nicht durchdringen fonnten. Dieser Versuch erzählt uns in wunderschöner Weise von der Sonne als einem Batterien- Drachentöter.
Die keimtötende Wirkung der Sonne ist so groß, daß die oberflächlichen Schichten der Gewässer in der Regel„ keimfrei" sind, sie enthalten keine Bakterien. Was man an Bakterien im Wasser findet, ist in den tieferen Schichten des Wassers gelegen.
Von großem und allgemeinem Interesse sind die Beobachtungen, die man über den Einfluß des Lichtes auf den Tuberkel= bazillus gemacht hat, der ja ein furchtbar unheimlicher Gast bei uns allen ist. Der berühmte Bakteriologe Koch hat gefunden, daß Tuberkelbazillen, wenn man sie dem Tageslicht aussett, zum Beispiel wenn man eine Nährlösung mit Tuberkelbazillen ant Fenster aufstellt, in wenigen Tagen, spätestens in einer Woche schon sämtlich zugrunde gegangen sind. Seht man Tuberkelbazillen dem direkten Sonnenlicht aus, so sind sie sogar schon in wenigen Minuten bis Stunden alle abgetötet. Man versteht nach diesen Mitteilungen sehr wohl, wieso es kommt, daß die Tuberkulose von den Einkommensverhältnissen und speziell von der Art zu wohnen so überaus abhängig ist. Manche Häuser sind für Tuberkulose besonders geeignet: einfach aus dem Grunde, weil in ihnen einmal ein tuberkulöser Mensch gewohnt hat, überall seine Tuberkelbazillen hat liegen lassen, und weil zu diesen Wohnungen das Licht der Sonne feinen freien Zutritt hat. So kommt es, daß die Tuberkelbazillen sich hier sehr lange halten können und jeden neuen Bewohner mit Tuberkulose infizieren.
Die Bedeutung der Sonne für die Abtötung der Bakterien hat schon seit langem die Aufmerksamteit auch des Laien auf die Frage gerichtet, wie man die wohltuende Kraft der Sonne in der Gesundheitspflege verwerten soll, und wir sehen heute eine Menge Vereine entstehen, die für Sonnenbäder Propaganda machen.
Bei den alten ägyptern sowohl als bei den alten Römern waren die Sonnenbäder hoch geschätzt, und die Wohnhäuser in Rom hatten Balkone auf den Dächern für den speziellen Zweck des Sonnenbads. Später, als die Kultur in Europa einen Niedergang erfuhr, kamen auch die Sonnenbäder in Vergessenheit, bis sie erst in jüngster Zeit wieder in ihrer großen Bedeutung für die Gesunderhaltung und für die Gesundung des menschlichen Körpers erkannt
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spiegels das Sonnenlicht in den Kehlkopf zu reflektieren, und er will dabei schöne Erfolge erzielt haben.
Nun darf man aber natürlich nicht meinen, daß das Sonnenbad für jedermann von Vorteil sei und daß jeder, der die Berechtigung der Sonnenbehandlung aus dem eben Mitgeteilten herauslieft, nun dafür geeignet ist, seinen eigenen Körper mit Sonnenbädern zu behandeln. Das ist nicht der Fall. Für manche Leute ist die direkte Sonnenbestrahlung durchaus schädlich, und sie reagieren auf die Bestrahlung der Sonne mit allerlei bösen Erscheinungen, wie Kopfschmerzen, Schwäche, Aufregungszuständen, Erbrechen usw. Es ist selbstverständlich, daß Leute, die gegenüber der Sonnenbestrahlung sich in dieser oder ähnlicher Weise verhalten, in keinem Falle der direkten Bestrahlung der Sonne ausgesetzt werden dürfen. Sie dürfen darum auch keine Sonnenbäder nehmen. Das trifft namentlich für sehr nervöse Leute zu.
Die Sonnenbehandlung ist nicht nur für die Behandlung der Tuberkulose, sondern auch für die Behandlung von vielen Krank= heiten von großem Vorteil, zum Beispiel von Nierenentzündung, Gelenkrheumatismus, Bleichsucht, englischer Krankheit, Drüsenschwellungen. Alle diese Krankheitsformen werden durch die Sonnenbestrahlung in sehr günstiger Weise beeinflußt.
Wie im einzelnen Falle die heilende Wirkung zustande kommt, ist sehr schwer zu sagen. Bei der Tuberkulose liegt die Sache wahrscheinlich so, daß durch die Sonne die Tuberkelbazillen abgetötet werden, während die gesunden Zellen in den umliegenden Geweben zu stärkerer Vermehrung und zur Narbenbildung angeregt werden. Auch beim Rheumatismus wird es sich vielleicht um eine direkte Wirkung auf die krankmachenden Batterien handeln. Im einzelnen läßt sich darüber aber nichts Näheres aussagen....
Haben wir bisher von der Wirkung des Lichtes auf die lebendige Substanz der Pflanzen und Tiere gesprochen, so müssen wir auf der anderen Seite noch der Tatsache Erwähnung tun, daß Licht auch von den lebendigen Zellen produziert werden kann.„ Leuchtende Organismen" findet man überall im Reiche der Pflanzen sowohl als der Tiere. Ziemlich verbreitet sind leuchtende Organismen int Meere. Zahlreiche leuchtende Formen findet man unter den Bakterien. Das Licht der Bakterien ist manchmal so groß, daß es gelingt, in ihrem Lichte photographische Aufnahmen zu machen! Ist das Leuchten der Organismen im Meere besonders intensiv, so tommt das„ Meeresleuchten" zustande, das schon so manchen Neifenden in Entzücken versetzt hat. Leuchtende Bakterien sieht man zuweilen auf Seefischen oder auch auf Nahrungsmitteln wie Wurst oder Fleisch.
So sind der Beziehungen zwischen Licht und Leben sehr viele, und von alledem ist es doch nur ein ganz klein wenig, was wir von diesen Dingen hier erzählt haben.
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wurden. Zu größter Berühmtheit sind Heilungen gelangt, die der Klippfisch und Stockfisch in der Volksernährung.
Schweizer Arzt Rollier in Leysin mit Hilfe von Sonnenbädern bei tuberkulösen Kindern erzielt hat. Rollier verfuhr mit den Patienten einfach in der Weise, daß er sie bei guter Körperpflege für fürzere oder längere Dauer dem Sonnenlicht aussette, und er sah dabei die tuberkulösen Geschwüre in Haut und Knochen verschwinden, sich bernarben und ausheilen. Rollier ist es gelungen, Patienten, namentlich Kinder zur Heilung zu bringen, die bei früheren Behandlungsmethoden als völlig hoffnungslos betrachtet worden waren, oder auch Patienten, denen man nur vorübergehende Heilung mit Hilfe des chirurgischen Meffers, mit den damit notwendig verbun denen schweren Verstümmlungen des Körpers, hätte bringen kön= nen. Bei Rollier aber haben sich Patienten, die, wie gesagt, früher als völlig hoffnungslos betrachtet wurden, zu blühenden Menschen entwickelt. Und wer auch nur einmal eine Serie von Bildern aus dem Sanatorium von Rollier gesehen hat, der gewinnt die überzeugung, daß man wirklich von einer erfrischenden und lebenspendenden Kraft der Sonne gegenüber der Tuberkulose sprechen darf. Da sehen wir einen Patienten vor uns mit zahlreichen Geschwüren in Haut und Knochen in der Gegend aller Gelenke, der mit leidendem Gesichtsausdruck auf dem Bette liegt. Ein paar Jahre später sehen wir denselben Knaben nackt im Schnee Ski laufen! Wir sehen Kinder vor uns, die uns in den letzten Zügen zu liegen scheinen: und nach einiger Zeit sehen wir sie fleißig ihre Arbeit auf dem Felde tun und großartigen Sport treiben! Die Heilerfolge, die Nollier mit Hilfe seiner Sonnenbehandlung erzielt hat, find so packend, daß man unwillkürlich dahin kommt, zu verlangen, daß von Staats wegen überall solche Sanatorien für tuberfulöse Kinder eingeführt werden. Man hat schließlich versucht, die Sonnenbehandlung auch bei der Kehlkopftuberkulose anzuwenden. Ein Arzt lernte seine Patienten an, mit Hilfe eines Kehlkopf
Noch vor wenigen Jahrzehnten kannte man Seefisch im Binnenlande nur in der Form von getrockneter Ware als Slippfisch und Stockfisch. Jm Handel mit dieser Dauerware stand Norwegen von jeher obenan. In reichen Fangjahren brachte es für 30 bis 50 Millionen Mark davon auf die internationalen Märkte. Kabeljau und Dorsch, Lengfisch und Seelachs wurden hauptsächlich zur Trocknung benust. Stockfisch ist der ausgeweidete, im ganzen an der Luft ge= trocknete Fisch. Der Klippfisch wird bei der Bereitung der Länge nach aufgeschnitten, flach ausgebreitet in Fässern mit Salz aufgeschichtet und später auf den Klippen( daher der Name) in der Sonne getrocknet. Ein gleichmäßig gutes Produkt war auf diese primitive Art bei ungünstigem Wetter natürlich nicht zu erzielen, und daher mag wohl die nicht selten anzutreffende Abneigung gegen die Verwendung von Klippfisch und Stockfisch in der Küche kommen. Neuerdings werden beide Fischkonserven fabrikmäßig und in besserer Qualität in Geestemünde und Kuyhaven hergestellt. Auch kommt Klippfisch jetzt ungetrocknet als Salzfisch in den Handel.
In katholischen Ländern sind Slippfisch und Stockfisch besonders in der Fastenzeit seit jeher wichtige Voltsnahrungsmittel gewesen. Auch als Schiffsproviant spielen sie eine große Rolle.
Die Maßnahmen der Regierung in der Frage der Kartoffelversor gung waren von Grund aus verfehlt und liefen den Interessen der breiten Massen schnurstracks zuwider. Sie haben bekanntlich auch zur vorzeitigen Abschlachtung eines großen Teiles unseres Schweinebestandes geführt und die Kriegsteuerung unnötigerweise ganz ers heblich verschärft. In den sich steigernden schweren Ernährungssorgen, die uns im zweiten Kriegsjahre noch bevorstehen, dürften getrocknete und eingesalzene Fische eine neue wichtige Rolle in der Massenernährung spielen. Sie sind monatelang haltbar, verhältnismäßig billig und