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Mutter- Gedichte.

Bon Hanns Jobst.

Die Wolle wird ihm Wiege, Windel der Wind,

In meinen beiden Brunnen Die Milch schon rinnt.

Ich möchte wirklich wiffen, Wem es reicher ging, Als unter meinem Herzen Dem geliebten Ding.

Und wenn es später hungert ,. Neun Monde hat es gepraẞt; Da war es tief im Herzblut Seiner Mutter zu Gast.

*

Wir wollen den Himmel stürzen, Meine liebe Frau,

Und seine Gewölbe nehmen Für einen Wiegenbau.

Wir wollen mit Wiesen und Hängen Mit Wolfen und Wäldern ihn füß'n, Im übrigen soll sich der Bengel Sein Nest dann selber wühl'n.

Die Erde ist Klein, mein Junge! Jst Anlauf nur zum Sprunge: Das Auge soll Betische sein! Jage, mein Junge, in das Blaue hinein!

Morgens um halb drei...

Bon Theodor Thomas.

wie es eigentlich gelommen war? Hilde und Dietrich aer­brachen sich nun schon seit drei Tagen den Kopf.

Er war am Bahltag nach Hause gekommen, hatte ihr wie ge­wöhnlich die 200 Mt. auf den Tisch gelegt und sie angesehen.

Mehr nicht?" fragte fie Dietrich. Dieses mehr nicht" fuhr ihm ganz gewaltig in die Nase.

Ja meinst Du, ich kann von der Luft leben, zwanzig Mark in der Woche werde ich doch wohl noch ausgeben dürfen". Das flang gar nicht lieb.

Bums da war fie beleidigt und zog die Unterlippe hoch, daß fich die Backen träufelten.

Nun mopsten sich die Beiden. Die vier Fünfzigmarkscheine hatte sie nicht angerührt. Die lagen feit Donnerstag abend auf der Nähmaschine. Er sah das Geld auch nicht mehr an. Da lagen nun die 200 Gmmchen und wunderten sich, daß fie so viel Zeit hatten, während sie doch sonst gleich ihren Befiber wechselten.

damit er" wach würde, denn diefen Zrozkopf mit feinem Namen au rufen, das wäre gegen die Befehle der Mutter gewefen.

Wie Dietrich seine Frau so rumoren hörte, war er auch rasch in den Kleidern. Bald stand der Kaffee auf dem Tisch und fle fetzten sich zusammen wie zwei Stumme an ihre Taffen.

Er sah wie versteinert in seinen Trant, fie intereffierie fich sehr für das Muster der Tischdecke. Beiden war das Herz zum Zer­fpringen voll aber fie hatten sich in der Gewait.

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Da schlug die große Uhr in der Nebenstube drei dumpfe Schläge. Bum, bum, bum ging es.

Beide sehen sich in die Augen, er zieht feine Zwiebel aus der Tasche: genau drei Uhr. Sie holt ihren Weder: drei Uhr in der Nacht. Da lachen alle beide so gewaltig, daß ihnen die Tränen tommen. Es ist schwer zu sagen, ob sie bloß aus guter Laune über den Scherz so naffe Auigen bekommen, oder ob nicht zugleich die Freude sich darin spiegelt, daß nun das Eis gebrochen ist.

Hilde, Goldkind, bist Du denn so verschlafen, daß Du halb drel Uhr mit Viertel nach steben verwechselft?"

Ich hab bestimmt gemeint, Dietrich, es wäre nach fieben." " Ich glaub's, ich glaub's. Nun aber, tomm Schatz, das foll unsere Versöhnungsstunde sein: Morgens um drei, gelle?"

Wie sagt Schiller  ? In den Armen lagen sich beide und weinten vor Schmerz und vor Freude.

Nun aber schnell wieder ins Bett, Hilde, fomm, noch haben wir bier Stunden zum schlafen."

Ja, ich komme gleich," gab fie zurüd, ich will nur erst das Geld wegnehmen."

Eichste Hilde, so hast Du eine Masse Geld gefpart." Meinst Du? Von dem ganzen Krämchen gehört mir kein Bheinnig mehr, das bekommt alles der Konsum und die Röhlsche für Fleisch."

Ja, aber was hättest Du denn num morgen oder übermorgen angefangen?"

" Frag nicht, fomm sei lieb, und nun wollen wir keinen Troß­Topf mehr machen. Wegen der paar Pfennige ärgert man fich so schon genug, da brauchen wir uns nicht noch das Leben zu ver­gällen." Haft recht, Hilde. Und Du bekommst jett 205 M. in der Woche, ich fomme vielleicht mit 15 M. aus. Jft Dir das recht?" Du guter Dietrich," sagte fie bloß und gab ihm einen herz­haften Ruß

So wirkte das bißchen Zufall friedensstiftend. Und mancher wird auf den Gedanken kommen, ob man in ähnlichen Situationen nicht manchmal Borsehung spielen und den Zufall" herbeiführen tann.

Heilige Mutterschaft!

Die nadten Füße schreiten alvischen dornspißigen Wüstenfrautern, aber Sonne fließt, wie träumend in duldendem Harren empfangen, über Scheitel, Brüste und hohen Leib, und in der zarten Rechten prießt ein blühendes Pflanzlein auf. Jo nehme wieder und wieder das fleine Buch zur Hand, das außen diefes Bild trägt. Bergewaltigung fengt das Glüd unserer Gegenwart zufchansen, frißt allem menschlichen Fühlen die Seele an, främmt ihr atmentes Griln, dorrt es zu schlechtem Staub. Kinderopfer flechen, fallen in unerhörten Mengen. Mutterschaft, empfunden als feindlich düsteres Verhängnis wird aus Dafeinsnet geffohen. Sohn auf Vernunft! Daiein fürchtet, baßt feinen Sinn und Zwed. In diefe Bertehung von Denken und Fühlen hinein blüht diefes lleine Puch  Mutter", gedichtet von dem jungen anns Jobft: Danf Nie unserer Mitte verbalf. Denn es ist ein Labfal in wülster, dorniger dem Verlag Albert Langen  , daß er dem Buche zum Leben in Zeit. Ein Befinnen auf heiliges Gut, das wir nicht miffen fönnen, Ihre Mutter hatte gesagt: Hilde, wenn Du Dich bloß mucft, ür das wir Sehnsucht und Freude hineinweben müffen, em friegst Du' s mit mir zu tun. Der soll nachgeben die Frau wiedergewinnen lauterfter Lebensehrfurcht als des Beften in rns braucht nicht auf sich rumtrampeln zu lassen."

Reiner sprach mit dem anderen ein Wort. Sie hatten beide harte Schädel, jeder sagte sich, du darfst den Anfang nicht machen, fonst bist du der Dumme. Es war halt ihr erster Zwist, das nächste Mal würde es schon beffer gehen. Innerlich blutete ihnen das Herz. Am liebsten wäre er seiner Hilde um den Hals gefallen und hätte ihr die Ohrwatscheln getüßt. Aber Dietrich biß die Lippen zufammen und ärgerte fich über feinen harten Kopf. Sie Kitt noch mehr wie ihr Mann. Aber das erste Wort reden?

and nimmer.

ba

-

Das tat sie auch nicht. Aber es war schon Sonntag abend, und der Troßkopf verzog keine Miene. Die 200 M. lagen noch immer aber sie waren schon start angefressen. Bildlich gesprochen natürlich, denn Hilde hatte im Konsum dem Verwalter die Geschichte erzählt und der gab ihr Kredit.

" Wie bringe ich nur den Mann zum reden?" so fragte fie fich Hundertmal. Sie legte ihm fein Handtuch zum Abtrocknen hin. Er muß tommen, sagte sie sich, er wird um eines anhalten, da wird ein Wort das andere geben und dann..

Aber er trodnete fich mit dem Taschentuch ab und war ver­gnügt. Sie bergaß" sein Frühstück, er ging ohne seinen gewohnten Sappen fort; furz, das ersehnte erste Wort tam nicht von seinen Sippen. Aber sie brauchte nun bald das Geld.

Dietrich mußte jeden Morgen ein Biertel nach fieben aufstehen, pünktlich um acht hatte er in der Werkstatt zu sein. Am Mittwoch früh sprang Hilde mit beiden Füßen zugleich aus dem Bett. Sie hatte vergeßen, den Weder zu stellen, fah ängstlich nach der Uhr: Gimmel, schon ein Biertel nach fieven. Sie machte redyt laut,

"

felbft.

Diese Verse von Hanns Jobst find ein tiefstes Erleben der Räte werdender Mutterschaft. Sie weben aus der Seele der Frau, des Mannes, in diefer Zeit wunderfamster Einheit, die der Erfüllung des Daseins gegeben wird von der Natur. Rnr in den andern verinag aufzuerstehen dein Wefen. Siebe die Liebe! Sie wird in der Ex­füllung Geichlecht 1" Und hier lösten sich im Dasein eines liebe gebenden Mannes Berfe so von lichtem Ernft und Ilarer Weihe er­füllten Geistes ab, daß fie wie aus dem Innerften eines boffenden jungen Weibes eratmet wirken. Denken und Fühlen, ganz von dem werdenden neuen Leben eingebannt wie in ein Wundermärchen, fteben lauschend, schauend, erwartungsfroh am Urquell des Lebens.

Ein Buch wie diefes, das Johfts Namen weit tragen wird. gab deutscher Dichtung noch feiner. Keusch, wahr, schlicht, starf find feine lichten Blätter. Es hat Kräfte herafeliger Jnnigfeit, und es hat ein Seben und Erkennen, das in befreiter Sicherheit aussagt, wo sonst soviel Grilbeln auf balbem Wege gefeffelt stockt. Frende und Heilung ist hier. Gnade im Anschauen des ewig werdenden handelns, deren Träger der feib ist, in dem ans dunfeiften Grunde Leben an eigener Befinnung erwacht. Das Buch wird wurzeln, weil es lönes, reines Leben ist.

rd.