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Am 21. Mörz und am 20. bis 23.??o>«rhoden sich di« Arbeiter tn den Vorstädten und zogen in Masse vor den Konvent, wo sie ,53 rot und die Verfassung von 1793!" verlangten. An der Nied«' werfung dieser beiden Hungerrevolten waren die Knüppel der ver- goldeten Jugend mit Eifer und Erfolg beteiligt. Aber diese Triumphe müssen den Moschushelden wohl zu Kops gestiegen sein. Lie beklagten sich, dah der Konvent, der sie für seine Zwecke benutzt «nd dann beiseite geschoben hatte, ihnen ,zu wenig Achtung" bezeige. Sie wurden immer unverschämter, verlangten, datz bei ossiziellen Festen an Stelle der Marseillaise ihr Lied vom Voltserwachcn ge­sungen werden sollte, und widersetzten sich gewaltsam der Aushebung zum Kriegsdienste, gegen den sie schon immer eine Parke Abneigung gehabt hatten. Da sie sich überdies von Tag zu Tag reaktionärer gebürdeten und allmählich ins royalisttsche Fahrwasser hinüber» glitten, so sahen die Machthaber sich genätigt, gegen sie energische Maßnahmen zu ergreifen. Ihr letztes öffentliches Auftreten fand am 4. Oktober(13. Vend�miaire) 1795 statt, wo sie sich an dem royalifttschen Aufstand beteiligten, der durch Bonapartes Kartätschen niedergeworfen wurde. Katzenparaöies. Liebe« Kätzlein, totes und begrabnes, Wirft du mir mit deinen goldnen Augen Nie mehr keck und treulich ins Gesicht sehn, Mit des Schwanzes Spitze Nug umschreibend Unsre heitren Seelenzwiegespräche? Ach, es wird doch wohl am Jüngsten Tage Sich ein Engelsbübchen, ausgerüstet Mit der kleinsten silbernen Posaune, Auf dein hübsch verziertes Hüglein stellen Und dir blasen, daß du meinst, es rief« Dich ein süß Miau aus Freundeskehle Oder schmeichelnd etwa meine Stimme. Ei, wie wird der alte Pelz, inzwischen Ausgeklopft, gebürstet und gewaschen, Sich um dein« weißen Knöchlein schmiegen' Ei, wie wonnig wird sich'» klettern lassen In den schlanken Poradiesesdüumen, Deren blau und rote Blumen läuten, Wenn dein Pfötchen aus den Besten wandelt! Aber, Kage, nach den bunten Vögeln, Di« im hellen Laube jubilieren, Wird'» alsdann dich nimmermehr gelüsten, Roch auch nach den runden, glatten Mäusen, Die auf Erden dir so prächtig schmeckten, Und der Hund wird gar dein Kamerad sein, Dem du tapfer einst entgegensauchtest. Doch, ist auch der Haß hmweggeläutert, Liebe bleibt. Oft werd ich dich besuchen. Aus dem großen Menfchenparadiefe Fort mich stehlend, um mit dir zu spielen In grasgrüner, ungemähter Wiese Wenn dann fern im Teich die sel'gen Frösche Ihr« transzendenten Chöre quaken Und die Stern« auf dem Wasser tanzen So geschickt, daß nicht ein Füßiein naß wird, Werden wir in Träumerei versinken, Weißt du noch? Das gab zu tun, das Leben! Täglich waschen, täglich wieder schmutzigl Und das Hungern! Und das Mäusesangen! Nebenbuhlerschaften I Eifersüchte! Und der Frühlingl Und die Frühlingstätzchen! Weißt du noch das ein« Mall Vier schwarze, Eins nur. weiß gefleckt an Ohr und Psoten Würz war's, und der Wind blies warm von.'h- Und man roch im Gehn die feucht« Erde. , »Fünf Märzkägchen haben wir im Hause," Sprach im Wandern ich zum lieben Freund«. Vier ersäufen wir, doch eins behalt ich. Schön, mit weißem Fleck an Ohr und Pfoten, Und ich will ihm deinen Neunen geben, Den ich gar so sehr zu rufen liebe." Doch das fünfte starb, das weißgesleckr«, Könnt'» nicht lang beim lieben Namen rufe». Ob es käme, wenn ich's jetzo riefe, Ein verklärtes, auserstondnes Kätzchen? Oder ob die Stimme Antwort gäbe, Der mein Herz gelauscht an jenem Märztag? Horchl wie damals, liebe, siebe Sttmme, Laß dich noch ein einzig Mal vernehmen, sirohe Stimm«,«rdenluftdurchwürzte, Kosend«, voll Melodiel Rlearta Hoch t.SNie und»«!»«»'»atite", SutdeetiGgi. Meine Dinge. von Alexander Selbe l. Ich bin arm, und wenn ich umziehe, werden keine Möbelwage» verladen. Ich bewohne möblierte Zimmer, in denen bronzierte Gips» büsien stehen und deren Schrank gewöhnlich von einem Strauß aus Gräsern und Pfauenfedern gekrönt wird. An der Wand pslegt ein Oeldruck der Königin Luise zu hangen, und zwischen halbzerbrochenen Nippsachen prangt zumeist ein Stehrahmen in Laubsägearbeit mit einem Brautpaar. Wenn ich ausziehe und den Anblick der Königin Luise des einen Zimmers mit dem eines anderen vertausche, lege ich meine Sachen in einen Koffer. Zuunterst den Malkasten und die Schuhe, dann die Wäsche und zuletzt«meine Dinge". Meine Dinge" stnd das einzige, was ich liebevoll in den Kosser packe.Meine Dinge" wickle ich in Strümpfe und Nachthemden, um mein« Dinge stehe ich Aengste aus. Wenn ich sie einpacke, tröste ich sie und sage: Habt keine Angst, ich packe euch>a bald wieder aus, und wenn ich sie auspacke, tröste ich sie und sage: Habt keine Angst vor dem gräßlichen Zimmer. Die Königin Luis« tut euch gewiß nichts, und übrigens: ich packe euch sicher bald wieder ein: und das nächstemal ist das Zimmer sicherlich schöner, und ich werde mehr Geld haben, und ihr sollt keine Sträuße mit vergoldeten Mohnköpsen mehr sehen. Und dann stelle ich sie auf den Tisch und suche ihnen ihre Plätze und spreche mit ihnen, und sie antworten. Die Teemaschine ist immer besonders wehleidig. Sie ist au» Nickel und sehr stolz: st« leidet unter dem Milieu, in das sie geriet. «Sie hätte im ersten Geschäft Würzburg » gestanden, und alle Leute wären von ihr entzückt gewesen, und sie wäre gar nicht gerne au» dem Schaufenster gegangen. Al» man ihr Blumen an den Henkel gebunden und sie in» Theater getragen, da hätte sie gleich gedacht, dah so etwa» nicht gut ausgehen könne, und als sie mir auf der Bühne überreicht wurde, hätte sie sofort gewußt, daß ihr viel Schlimmes bevorstände. Nicht einmal Trikot» hätte ich angehabt, und das sei immer»in schlechtes Zeichen." Ich muß sie immer aus» reden laflen, sonst wird sie ernstlich böse, sie meint«» ja auch nicht so schlimm, im Grunde genommen ist st« ein seelengutes Geschöpf, da« mir zu jeder Tages- und Nachtzeit den geliebten Te« braut. Auf ihre angestrengie Tätigkeit ftir mein Wohl ist die Nein» Mesiingdose mit dem Buchstaben A aus dem Deckes oft eisersüchtig. Die Dose stammt von meinem Urgroßvater. Zu wo» sie ihm diente. hat sie mir nie erzählt. Als ich stein war. sah ich sie meines Groß» vaters Knopffammlung beherbergen. Jetzt hat sie das Amt eines Zigarettenbehälters. Ihr Deckel steht immer offen: eine einladend« Geste, wenn sie gefüllt ist, ein» Mahnung zum Füllen, wenn fie leer ist. Meinen Freund Jakob kann sie nicht leiden. Er hat sie eine» Tage» als Aschenschale benutzt, und da« hat fie tief gedemüttgt. Zudem behauptet fle, er long« immer sehr unbescheiden zu. Und daß Jakob ihr neulich ol» Buße zehn Zigaretten zu SV Pf. w den Leib legte, faßte sie mehr al» taktlos« Beschämung unserer Armut auf. Die steine Porzellandanie, deren samtener Reifrock eine Glocke in sich birgt, ist für gewöhnlich sehr still. Sie stand«Inst bei einer hessischen Prinzessin in Diensten und neigt zu einer grüblerischen Schwermut, da ihr helles Klingeln mir weder einen Livreediener noch ein schönes Kammerftäuleln herbeirufen kann. Seit ich st« aus Süddeutschland noch Berlin brachte, glaubt sie sich verfolgt, und sie haßt Preußen.«Da» sei sie dem Andenken ihrer Prinzestin schuldig!" Eine alte Brokatstola, die mich auf der Dult in München kennen lernte und mir gern« folgte, ist auch sehr gegen Berlin ein» genommen, und von unserem Schwabinger Atesier erzählt sie mir ollnächllich, wenn meine Augen sie vor dem Einschlasen streicheln. Sie Ist sehr befreundet mit dem gläsernen Madonnenbildchen, da» mir eine arme alte Frau in Polen zum Schutz gegen die Kugeln aus die Brust band. Madonna und Priestergewand sprechen lateinisch mitc inander, sie lassen oft das Wort Diaspora fallen und bemühen sich, die süße» Sttmmungen ihrer Religion in meinem Zimmer zu verbreite». Wenn ich sie besonder» erfreuen will, brenne ich«in« Wachskerze an. Doch stört sie bei diesem Genuß mein Kakaduleuchter, dem ich eln Federsteid in den buntesten Farben anmalle.Er sei gar nicht kirchlich gesinnt, und seine Eitelkeit würde der liebe Gott sicher einst bestrasen." Meine Dinge liebe ich. mein« Dinge begleiten mich durch Not und Freuden, ich packe sie in Strümps« und Nachthemden, ich steh« Aengst« um sie aus und bin mit ihnen glücklich. Wer gehört nun nicht zum Volke, und wer sind seine Feinde? Alle diesemgen, die keine Not empfinden! Richard Wog» er.