Wisien unö SchauenVerjüngungsmittel. Der Wunsch der Verjüngung und Lebens-Verlängerung, der in letzter Zeit durch die Stetnachsche Methode undverschiedene andere Versuche neu belebt worden ist, wohnt imMenschen, soweit wir zurückblicken können. Nicht nur Aerzte undNaturforscher, sondern auch Priester und Philosophen, Wundertäterund Quacksalber haben sich mit dieser Frage aufs eifrigste beschäs-tigt, und die Vorschriften sind zahllos, die eine Verlängerung desLebens ein hinausschieben des Alters versprechen. In einer in-haftsretchen Abhandlung„Ueber Altern und Verjüngung" in der„Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" empfiehlt Dr. Liet eine Be-schästigunz mit diesem ungeheuren Gebiet allen denen, die dasmenjchlicbe Leben von der ergötzlichen Seite ansehen möchten.An die Statistik darf man sich nicht wenden, wenn man für dieMöglichkeit einer Lebensverlängerung sichere Anhaltspunkte ge-Winnen will. Wir erfahren daraus, daß das Lebensalter des Men-scheu immer das gleiche gewesen ist, soweit wir zurückblicken. Auchheute noch gibt es vereinzelte Menschen, die 1l»Z, 120, ja 150 Jahrealt werden. Diesen nüchternen Zahlenrethen entnimmt nun jeder,was ihm gerade gutdü.ckt. Der Feind des Alkohols findet, daßnüchterne Leute am längsten leben Aber wieviele Trinker habenein hohes Alter erreicht. Aehnlich ist es mit anderen Genußmitteln.Ehefreunde und besonders Frauen behaupten, die Ehe fei das besteMittel der Lebensoerlängerung uno Lebensoerjllngung. Alle Män-ner, die ein hohes Lebensalter erreichten, waren verheiratet, oftvielfach verheiratet. So heiratete z. B. der Franzose de Longueville,der 110 Jahre alt wurde, mit 99 Jahren zum zehnten Male undwurde mit 101 Jahren Vater. Anhänger des Iunggcsellentums aberweisen darauf hin, daß gerade die im Zölibat lebenden katholischenPriester durchschnittlich mit das höchste Lebensalter erreichten. Viele,die ungewöhnlich alt werden, schreiben dies einer bestimmten Le-bensweise zu. Wenn wir aber genauer hinsehen, was alles daverjüngend wirken soll, so sind es die verschiedenartigsten undgegensätzlichsten Dinge. Der eine lebt vegetarisch und trägt Jäger-Hemden, der andere hält Fleisch für das beste Nahrungsmittel,dieser meidet Alkohol und Tabak, jener sieht in diesen beiden Sorgen-brechern Lebensverlängerer.„Als ich mich einige Monate inAmerika aufhielt," erzählt der Verfasser zum Schluß,„machte geradeein Verjüngungsmittel großes Aufsehen, das ein findiger Mann inChicago vertrieb. Er fing vom Dache seines Hauses den Sonnen-schein in Flaschen auf und verkaufte ihn, 1 Dollar die Flasche.Der Mann machte glänzende Geschäfte. Und ich bin Ketzer genug,zu glauben, daß dieser vergnügte Schwindler mehr Menschen ge-hoffen hat, als viele in pharmazeutischen Fabriken hergestellte hoch-wissenschaftliche Medikamente."Oer Sternenhimmel. Ueber dem Westhorizont erscheint, wenndie Sonne versunken ist, der Abendstern, Venus, daneben Mars.Bald nach der Monatsmitte jedoch verschwindet das schöne Bild.Venus tritt an den Morgenhimmel über, und auch Mars ist EndeApril nur noch ganz kurze Zeit abends am hellen Untergongshori-zont zu finden. Herrschend erscheint schon in der hellen Dämme-rung Jupiter hoch im SSOi Sirius uno Orion sind gerade noch amGüdwestrande des Sehfeldes untergehend auffindbar. Hoch imWesten leuchtet Kapella auf: im Osten Arktur. Wenn es dunklerwird, kommen nahe dem Scheitelpunkt die Sterne des Himmels-wagens hervor, und links von Jupiter wird Saturn sichtbar.— AmOsthimmel strahlt das aus drei Sternen des Bootes und dem Haupt-Kern der Krone, Gemma, zusammengesetzte Bismarckwappen: linksdavon kommt Herkules herauf, rechts Jungfrau, Rabe und Becher.Bin tiefen Nordosthimmel kommt Wega herauf.Abends 10 Uhr glänzt als hellster Stern in südlicher Himmels-höhe der Planet Jupiter, in seiner Nachbarschaft links Saturn,rechts Regulas. Beim Scheitelpunkt steht der Himmelswagen. DieDeichs«! weist auf Arktur, den gelben Hauptstern des Bootes: in derVerlängerung des verbindenden Bogens finden wir die weiße Spika.Die winterlichen Bilder des Orion und des Großen Hundes sind imWesten versunken. Wir finden hier noch Protyon und die ZwillingeKastor und Pollux, sowie Kopella am Himmel. Gehen wir von derletzteren nach rechts, nordwärts, in halber Himmelshöhe weiter, sobegegnen wir nacheinander Perseus, Kafsiopeia und Kepheus.Zwischen diesem und dem Himmelswagen stehen die Sterne desKleinen Bären. Ueber dem Nordosthinimel sind Deneb und Wegazu finden. Das Sternviereck über de mzuletzt genannten Stern istdas Haupt des Drachen, der seinen Schlangenleib in großer Wendungzum Kepheus, dann zwischen die Bärengestirne streckt. Im Süd-osten steht die Wage, am Südhimmel der lange Sternzug derWasserschlange, darüber Rabe und Becher.Am 22. April ereignet sich eine totale Mondfinsternis, die je-doch in Europa nicht beobachtet werden kann.NatunvissensthastVogelstimmen lm Volksmunde. Wie tief das Vogeffeben wurzeltin der Seele des Volkes, erklärt uns keine Tatsache bester als dieunzähligen Deutungen, die der Volksmund ven verschiedenstenVogelstimmen gegeben. Eine anmutige Zchammenstellung der-artiger Uebertragungen der Vogelrufe in die menschliche Sprachebietet Richard G e r l a ch in der„Ornithologischen Monats-schrift".Das Nachtigallentied hat vor allen anderen zahlreichesprachliche Versinnbildlichungen erfahren. So erzählt man in West-falen, die Nachtigall sei eine verwünschte Schäferin. Sie behandelteihren Bräutigam, einen Schäfer, schlecht und ließ ihn bis spät indie Nacht hinein ihre und seine Schafe treiben. Lange schon Hallesie ihm die Che versprochen, aber nie hielt sie Wort, bis der Schäfereinmal in Unmut ausrief:„Ich wünsche daß du bis an den jüngstenTag nicht schlafen könntest!" So ist's denn auch gekommen, dieNachtigall schläft auch bei Nacht nicht und singt ihr Klagelied:„JsTid, ist Tid— to wiet, to wiet— Trizy, Trizy, Trizy— to Bucht,to Bucht!" Der Ruf„ro Bucht" ist der gewöhnliche Schäferruf,wenn der Hund die Schafe in Bogen treiben soll. Darauf pfeiftsie noch dreimal und schweigt dann.In Mecklenburg ruft die verwünschte Nachtigall als Schäferin:„David, David, David, drief, drief, drief, to Bucht, to Bucht, toBucht!" Den Goldammerruf deutet man in Niederdeutsch-land so:„O wie hew ick di doch so liew": im Herbst singt er:„Buerlat mi In. diu Schür!" Andere Auslegungen für den Goldammer-gesang sind:„'sist,'sist,'sist noch viel zu früh' und„wenn ich'neSichel Hütt', wollt' ich mit schnitt'" Der Ruf des Pirols wird sehrschön wiedergegeben durch unseren„Bogel Bulo". In Niederdeutsch-land ist der Pirol ein niedlicher Zecher:„Pfingsten Bier hol'n, aus-saufen, mehr hol'n" ruft er um Pfingsten den Leuten zu. Aber erkann auch sehr grob werden:„Hast du geiopen, so lwtahl ock!".Der Koblmeisenruf wird so gedeutet:„Sitz ich hoch, soflick den Pelz." Damit es ähnlich klinge, muß man freilich die rich-tige Betonung und die verschiedene Höhe der Töne mit in den Satzhereinlegen, was mehr oder minder bei allen Nachahmungen naiür-lich geschehen muß. Ein esthnifches Schwalbenlied lautet:„Witt,will, dcwelick, schlag den Webstuhl in Stück', zi, zi zehr, schlug michselbst so schwer, biwist, biwist, und mein Kind ermordet ist." Ausdiesem Liedchen kann man sogar die Art, die gemeint ist, feffftetlen:es ist nämlich der Gesang der Rauchschwalbe(ttii-undo rustica I..),der sehr niedlich nachgeahmt ist, die Hausschwalbe(Dellclionurbica L.) singt ganz anders.Die Stimme der B a ch st e l z e ist in folgender lettiscken Sage gutwiedergegeben: die Bachstelze beobachtete einen alten Bauern beimPflügen, ob er vielleicht etwas singen werde. Doch alte Leuteschweigen lieber. Aber eins fiel ihr auf, ab und zu zog das Pferdstärker an, dann schwankte der kraftlose Alte nach vorne, und derPfluo knirschte, well er sich an den Steinen rieb. Das prägte sichdie Bachstelze ein, und noch heute wippt sie beim Laufen hin undher und ruft zuweilen:„tschiwi, ffchiwil" oder„ziliksl ziliksl"Den bekannten W a ch t e l r u f hält der Bauer für eine Auf-forderung zur Arbeit:„Bück' den Rück', bück' den Rück'!"I CstSOIJiue öer PraxisDer Garten im April. Im Obstgarten ist die Schädlingsbe-kämpfung mit größtem Nachdruck vorzunehmen. Kurz vor Beginndes Triebes werden die Bäume mit Obftbaumkarbolineum gegen dietierischen Schädling« und mit Schweselkalkbrühe oder Kupferta'kbrühegegen die Pilzschädlinq« bespritzt: gegen dm amerikanifchen Stachel-dsenneltau benutzt man nur Schwefelkaltbrühe und gegen denApfelwickler Ende des Monats oder Ansang Mai Arsenlösungen,wie z. B. das Urania-Grün. Pfirsiche und Aprikosen, die amzeitigsten blühen, sind vor und nach der Blüte dn drohendem Frostzu schützen. Wo der Wein im Herbst niedergelegt worden war, be-freit man ihn von der Winterdecke, läßt die Reben aber noch längereZeit am Boden liegen. Aeltere Bäum« können noch umgepfropstwerden.Die Erdbeerbeete sind für flüssigen Dünger und eine neu« Mist-decke sehr donkbar. Im Gemüsegarten wird jetzt gesät und gepflanzt.Wir säen: Erbsen, Salat, Petersilie, Radieschen usw. ins freie Land.Vorgekeimte Erbsen werden nach dem Pflanzen sofort angehäufelt,von anderen macht man Folgesaaten. DI« Frühsorten von Wirsing,Weißkraut, Kohlrabi und Blumenkohl werden baldigst angepflanzt,die Setzlinge dazu muß man sich kaufen. Die Spätsorten zieht mansich selbst heran und kann den Samen jetzt auf«schützten Beetenaussäen. Ebenso sät man Rotkraut, Rosenkohl, Mangold und rot«Rüben aus. Frühkartoffeln soll man nicht vergessen. Die Mistbeetesind nach Bedarf zu lüften, bei gutem Wetter nimmt man dieFenster tagsüber auch ganz ab.*Der Kleintierzüchter. Bei den Hennen, die jetzt eifrig legen,soro« man für reichlichen fmtte'mechjer. Es gibt wieder frischesGrün, Regenwiirmer, Kerbtiere usw.: gestoßene Eierschalen, Kalk,Grit usw. sollen nicht fehlen. Manche Hühner brüten bereits. Daheißt es Geduld haben, desgleichen beim Ausschlüpfen der Küken.Diese können ein bis zwei Tage ohne Futter bleiben. Bei warmemWetter dürfen sie bald ins Freie, anfanos selbstverständlich nur aufkürzere Zeit. Da die Enten oft unzuverlässig brüten, gibt man ihreEier am besten einer Glucke. Die Nutztauben, vor allem die Feld-flüchter, finden reichlich Futter, so daß die Jungen stets volle Kröpfehaben. Es genügt deshalb, nur am Abend zu füttern. In denStällen ist auf größte Reinlichkeit zu achten, damit kein Ungezieferaufkommt. Der 5laninchenz>lchter hat jetzt die besten Würfe zu er-warten, weshalb alle Häsinnen, soweit sie paarungssähig sind, ge-deckt werden sollen. Anfangs sei man mit Grünf'-tter vorsichtig undgebe vorher stets eine Handvoll Heu. Nasses Futter ist besondersschädlich, da es oft Trommelsucht und Durchfall verursacht. DieZiegen sollen möglichst viel im Freien sein, ebenso die ZiegenlömniTReinlichkeit und Hautpflege fft bei ihnen das halbe Leben.