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tteueo vom Raöium. Radium war für die meisten bisher ein Zauberwort aus dem Bereiche des Laboratoriums ein Spielzeug der Wissenschaft. Aber was heute ein wissenschaftliche» Spielzeug ist, kann morgen ein Allerweltsbedarf fein, und schon bildet Radium die Grundlage einer schnell wachsenden Industrie. Zurzeit gibt es, wie wir einem Beitrag de» Kosmos"' ent- nehmen, im ganzen nur drei oder vier Gesellschaften, die Radium gewerbsmäßig herstellen, und die größte davon erzeugt jährlich nur etwa eine Unze(28 Gramm). Da» ist aber keine unbedeutende Menge, wenn man bedenkt, daß sich der ganze Weltvorrat an reinem Radium heute überhaupt nur auf wenige Unzen beläuft und daß der Marktpreis eines Gramm»*6 Million(Gold-) Mark beträgt. Verwendet wird es bisher in der Heilkunde und bei der Her- stellung von Leuchtstoff für Zifferblätter, Zeiger elettirscher Um­stellung von Leuchtstoff für Zifferblätter, Zeiger elektrischer Um- brauch in wisienschaftlichen Instituten für Forschungszwecke. Ist doch die Erforschung de» Radium » und seiner Eigenschaften eine der Hauptwurzeln der neuen Theorien von den Atomen und chemischen Elementen gewesen, jener Theorien, die so manchen als abfulut sicherer Besitz gellenden Lehrsatz der Physik und Chemie gestürzt haben, viele werden sich wundern, daß ein so über alle» kostspieliger Stoff an biMgen Uhren oder einem geringwertigen Zeiger Berwen- dung finden kann. Und e» wird sie ebenso überraschen, daß nicht das Radium leuchtet, sondern andere Stoffe, die beim Lorhandensein winziger Radiummengen leuchtend werden. Es handelt sich nämlich hier um«in« Art Luminiszenz(Leuchtkraft): ähnlich wie bei der Bestrahlung mll Röntgenstrahlen, die ja auch selbst nicht auf unser Aug« wirken, manche Mineralien stark aufleuchten. Echo» find mehr als 4 Millionen Uhren allein so behandelt worden, und doch war kaum% Unze Radium für all den dabei benöttgten Leuchtstoff erforderlich. Außerdem hat sich Radium auch als wertvolles Hellmittel in der Behandlung von Krebs, Geschwüren und anderen bösartigen, wie vielen minder lebensgefährlichen Krankhellen erwiesen. Diese Heilwirkung verdanken wir der Eigenschaft des Radiums, Strahlen auszu enden, vie(5-, und-Strahlen, von denen besonder» die lehr energiichen Rönigenstrahlen ähnlichen-Strahlen sehr wirksam sind. Um der stark ansteigenden Nachfrage der Aerzte nach dem Mittel zu begegnen, ist vor kurzem in den vereinigten Staaten die Nationale Radiumbank, mit Geschäftsstellen Im Staate New Port, gegründet worden. Die«Bank' beruht auf einer Einlage von Radium im Werte von 375 000 Dollar eine bloße Prise und die» soll ausgeliehen werden, ganz als ob es Geld wäre. Genügende Sicher- heit und Zinszahlung wird nach dem Werte des entliehenen Radiums zu leisten fein. Das«Kapital' wird man nach Bedarf erhöhen. Seitdem der Weltkrieg die Herstellung von Radium au» Uran» erzen, besonders der Pechblende, in Europa stillgelegt hat, befinden sich zurzeit die Hauptgewinnungsquellen in den vereinigten Staaten von Nordamerika . Di« vereinigten Staaten konnten infolg« der Erzausbeute von Kolorado und Utah binnen kurzem mehr Radium erzeugen als olle übrigen Länder zusammen. Bon der Weltproduktion, die auf 100 bi» 110 Gramm Radiumelement geschätzt wird, kommen allein 75 bis 80 Gramm au» amerikanischen Erzen. Zur Herstellung der Leuchtmass« auf Zifferblättern benutzt man kristallisierte» Zinksulfid. Experimente lehrten, daß Zinksulfidtristall« bei Anwesenheit von Radium leuchten, wobei da» Zinksulfid von heftig ausgeichleuderteu kleinsten Teilen, den«-Strahlen de» Ra- diums, getroffen wird. Außer der Verwendung auf Uhren und elektrischen Umschaltern findet die Industrie immer neue überraschende Benutzungsweisen für die geschilderte Leuchtmasse. Sie dient aus Luftschiff- und Auto» Mobilgeräten, Schiffstompassen, Manometern. Pistolenvisteren, Gift- flaschen, zu Minensignalen, Hausschuhknöpsen usw. Eine Gesell- schaft will ausschließlich leuchtend« Hausnummern herstellen, und zwei der neuesten Errungenschaften sind die Verwendung zu Fisch- ködern und zu Leuchtaugen von Puppen und Spieltieren. Urgeschichte Die Urgeschichte de» hause» im Spiegel des Grabe». Haus uich Grab sind zwei Dinge, dl« für uns nichts mehr miteinander gemein haben, die aber In primitiven Zeiten aufs engste miteinander»er» knüpst waren. Die in allen Frühkulturen vorherrschend« Anschauung von einem sinnlichen Weiterleben nach dem Tod« bracht« es mit sich, baß man dem Wanderer auf die letzt« Fahrt auch sein« Behausung mitgeben wollt«, und wie man ihn in voller Gewandung, mit Waffen und Schmuck, mit Speise und Trank bestattet«, so gestaltet« man sein Grab auch in der Form eines Hauses, um Ihm den Aufenthalt im Jenseits recht behaglich zu machen. Die Urgeschichte des Haufes Ist daher bei ihren Forschungen hauptsächlich auf den gleich.zeitigen Grabbnu angewiesen, denn die ausgegrabenen Wohnbauten der vor- und frühgeschichtlichen Zeiten lassen ja zumeist nur den Grund- riß erkennen. Au« den frühen Gräbersunden kann man also die Urgeschichte de« Hause» wie kn einem Spiegel ablesen, und dies vet> sucht Prof. Friedrich Behn in einem aufschlußreichen Aussatz der «Umschau. Der.�ausgedanke' im Grabgebrauch Ist um so stärker wirksam, je primitiver die Kultur ist, während sich mit dem Fortschreiten der Zivilisation Hau » und Grab immer weiter voneinander entfernen. Zunächst geht man so weit, den Toten im Hause zu bestatten, in dem die liebe riebenden weiter wohnen. Die» Verfahren findet sich In zahlreichen urgeschichllichen Beispielen und war im Dithmarschen bi» ins 18. Jahrhundert üblich. Bisweilen findet sich auch die Teilung des Hauses zwischen Lebenden und Toten nach Stockwerken. Dann wird das Haus dem Toten überhaupt eingeräumt, und der Lebend« errichtet sich ein anderes Haus. So entstehen Gräber, die voll­ständige Haussorm haben. Dahin gehören drei große thüringisch« Fürstengröber vom Ansänge der Bronzezeit, also aus den erste» Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends v. Chr. In zweien wird einDachhaus' dargestellt, ohne senkrecht ausgehende Wandung und mit länglich rechteckiger Grundform. In dem Grabbau von Nien- stedt haben wir aber eine einzig dastehende Uebergangssorm, indem hier die Entwicklung vom Dachhau» zum Wandhaus gezeigt wird. Aus der ursprünglichen Kuppelhütt« entsteht allmählich das Rund- Haus mit senkrecht aufgehender Wand. Nicht minder wichtig ist dl« Erforschung der sog. Steinkisten. Di« Grabanlaaen der Helmsdorfer Gegend au» einer etwas jüngeren Stufe der Bronzezeit lassen In der Lagerung der Steine ein« Füll« werkoller konstruktiver Einzel- Helten erkennen, die dem wirklichen Hausbau entnommen sind. Da» wichtige Problem der Entlastung eines Hohlraumes vom Druck darübettiegender Eleinmassen findet hier verschieden« Lösungen, di« für die Frühzeit überraschend sind. Mehrfach wird der Druck durch alternierende Lagerung der Steinplatten verteilt: auch da» Bock- trägersystem ist angewendet, und man findet sogar schon echde Ge- wölbebaule«. volkerkunöe Ein atk oh oi feindliche, Naturvolk. Während die Einführung de, europässchen Feuerwasier» bekannttich meist eine Hauptursache für den verfall von Naturvölkern gewesen ist, verhalten sich die Mela» nesier und die Papuas auf Neu-Guinea dem Alkoyol gegenüber durchaus ablehnend. Hauptmann Detzner, der lange Zeit in unserer jetzt verloren gegangenen australischen Kolonie geweilt hat, teilt darüber mit: Weder die Melanesier der Küstenstriche noch die Papua» kennen oder genießen alkoholische Getränke, sei es selbstgebraut, sei e» In eingeführter Farm. Eingeborenenjungen, die viele Jahre im Dienste von Europäern gestanden haben und mit dem Gebrauch und der Wirkung von Spirituosen vom Sehen, von Hllfelesstungen beim Zurichten, auch vom gelegentlichen Versuch bekannt geworden sind, kehren in ihre Heimat zurück, ohne von der Sucht nach Alkohol an» gefleckt worden zu sein. Das unterstützt die Ansicht, daß die Mela- nesier und Papua» sich niemals an das volkzerstörend« Gift ge- wähnen werden. Das einzige anregende, zuweilen auch berauschende Genußmittel, da» sie kennen, das aber auch auf die Küstenstriche und die Mittelgebirge beschränkt ist, besteht neben dem Tabakrauchen Im Betelkouen. Frellich sind Fälle von so leidenschaftlichem Beteigenuß beobachtet, daß sinnlose Berauschtheit eintrat und tierische Wut» ausbrüche erfolgten: der Betelkauer endete dann als Amokläufer. I» den Hochtälern ist da» Betelkauen aber unbekannt, anstatt der braun- schwarz überglasten Gebisse der niederen Landschaften blitzen' dem Wanderer tadellose weiße Zahnreihen entgegen. Natunvissenfthast DlZ�UZW Die Ringeltaube als Großstädter. In den letzten Jahrzehnte« hat sich«ine ganz« Reih« deutscher Bogelarten dem Menschen der Großstadt in augenfälliger Weise genähert, und einige der scheuest«» Bewohner de» Walde», wie Amsel. Stockente und Ringeltaube, deren Fluchttnsttnkt i» Wald« so stark ausgeprägt war. sind in den Gartenanlagen der Großstädte zutrauliche Gäste des Menschen ge- worden. Mit der Einbürgerung der Ringeltaube als Großstädter beschäftigt sich ein Aufsatz von Dr. Otto Schnurre in«Et. Hubertus�. Er betont, daß sa der Fluchtinstinkt der Tiere nicht das Ursprünglich« ist, sondern daß die Bogel auf Inseln, die noch keine» Menschen Fuß betrat, von verblüffender Dresstigkeit sind. Erst indem der Mensch dem Bogel im Wald nachstellte, zwang er ihm die Scheu auf, und di« in den Stadtgärten nistenden Tiere haben sehr bald begriffen, daß der Mensch sie hier nicht jagt und daß st« hier in Ruhe lebe» hundert» zu.Straßenpflastervögeln' geworden, so di« Drossel und die Amsel, deren IubelNed man setzt In so vielen Gärten der Kroßstadt erschallen hört. Bei der Ringeltaube ging die Entwicklung langsamer, und noch heute fehlt sie in manchen Großstädten gänz- tich. Doch wird auch sie Immer mehr zum Großstädter werden, denn diese Entwicklung hängt mit der Zunahm« de» Gartenbaues i» Deutschland und mit der immer größer werdenden Einförmigkeit der Wälder zusammen. Die sorslliche Bevorzugung der Fichte in unseren Wäldern läßt auch die große Taub« die abwechslungsreiche Bege» tation des Gartens dem düsteren Nadelwalde vorziehen, und je breiter der grüne Kranz um unsere Großstädte wird, je mehr sie auch im Innern sich mit grünen Inseln beleben, desto heimischer fühlt sich die Ringeltaube in dem steinernen Meer. Sie scheint auch ur- sprünglich weniger dem geschlossenen Urwald als dem Grenzgebiet zwischen diesem und der Steppe angehört zu haben, und deshalb sind ihr die Garten- und Parkanlagen mit ihrer bunten Baum- und Buschflora sympathischer als der Wald. So wird sie zum Großstädter.