I �lus öen Zinanznöten öer ftanzöfifchLn Revolution. Von Max Ouarck. Nach den derühmten Wochen des Sommers 178S, in denen die Nationalversammlung der grohen französischen Revolution die Der- »inigung der drei Stände zu einer Volksvertretung, die Abschaffung aller Feudalrechte und die Zurückberufung des Reformministers Necker, de» Bankiers der Revolution, vollzogen hatte, kamen auch damals die schweren finanziellen Sorgen des jungen Bolksstaates. Der zurückgeholte Necker ging sofort an einen ersten Versuch, unter dem revolutionären Element die Finanzen zu ordnen. Noch während der Verfassungsbcratungen in Versailles in der Sitzung vom 24. September 1789 machte er der Nationalversamm- lung folgenden Vorschlag! Das Defizit der drei letzten Monate des Jahres 1789 betrag« 01 Millionen, und das des Voranschlags für 1799 8v Millionen. Erhebliche Abstriche und Einsparungen im Mi- litärbudget, bei den auswärtigen Angelegenheiten, bei den Staats- Pensionen, der Haushaltung des Köntg» und der Königin sowie die neuen Steuern aus die früher steuerfreien Personen und Ländereien sollten da» Defizit decken Helsen . Aber das langte noch nicht. Von einer Anleihe riet Necker energisch ab; man dürfe nicht so ungeschickt sein, den öffentlichen Kredit der neuen Staatsordnung so früh zu erschüttern. Da« einzige Mittel, die notwendigen Summen in diesem kritischen Zustand der Finanzen zu erholten, sei eine patriotische Abgabe, bei der jeder Bürger ein für ollemal ein Viertel seine» Ein- kommens abliesere.— Man sieht: der Gedanke de» Reichsnotopsers ist absolut nicht neu, und zwar, wenn man näher zusieht, bt« in seine technischen Einzelheiten hinein. Im einzelnen vorgeschlagen waren jene einmalige Abgabe eine» Viertels des steuerfreien Einkommens und«ine 2- oder Sprozentige Steuer auf das Vermögen an Silber- gerät, Bargeld und Kostbarkeiten. Der Nationalversammlung ging es trotz ihres revolutionären Schwungs 1789 genau so wie ähnlichen Versammlungen der neuesten Zeit, wenn fle hohe Steuern bewilligen sollen. Der Vortrag Neckers wurde mit betretenem Schweigen aufgenommen, und der bisher so beliebte Minister verließ den Saal ohne jedes Zeichen des Beifalls. In der Tat war die Lage der jungen Republik wirtschaftlich ebensowenig glänzend wie die aller Staatswesen, die stch durch«ine große politische Krisis von einer überwundenen Wirtschaftsstufe zur nächsthöheren hinaufarbeiten müssen. Und man muß schon eine ge- häufte Portion geschichtlicher Unkenntnis besitzen, um behaupten zu können, daß z. B. die deutsche Republik von 1918, vollends nach der entsetzlichen Blutentziehung de» Weltkriegs, ausgerechnet durch die Schuld ihrer Schöpfer wirtschaftlich schlecht dagestanden hätte. Mancher, wird staunen, wenn er hört, daß das revolutionäre Frank- reich von 1789, so stark auch der Enthusiasmus des ganzen Volkes war, der hinter ihm stand, doch im ersten Jahre und noch später kräftig um ganze Landesteile und Städte des französischen Bodens mit ihren Gegnern kämpfen mußt«. Die inneren Wirrnisse der deutschen Revolution seit 1918 reichen nicht entfernt an die Schwierig- keiten heran, mit der sich die erste französische Republik lange in ihrem Innern herumzuschlagen hatte. Dazu kam dann die unge- heuerliche Last der langwierigen, aber durch republikanischen Opfer- mut und Schwung siegreichen Koalitionskriege. Die Finanzoorlage Neckers am 24. September 1789. sollte möglichst rasch verabschiedet werden. Sie hat zwar das Papiergeldelend der jungen Republik auch nicht aushalten können, aber den ersten finanziellen Reformvorschlag nach der großen staatlichen Umwälzung wollte die Nationaloersanimlung schließlich doch mit möglichster Eile durchführen Helsen . M i r a b e a u griff dabei mit einer seiner großen Reden und mit einer charakteristischen Begründung ein. Er fu.irte am 26. September als Berichterstatter der Finonzkommission pathetisch aus: .Die Einkünfte de» Staates sind vernichtet. Der Schatz ist leer, die össentliche Gewalt ohne Hilfsmittel, wir müsien also helfen, schon morgen, ja heute, ja noch in diesem Augenblick. Unter solchen Umständen scheint es mir ebensowohl unmöglich, dem Finanzminister einen Vorschlag unserer- seit? zu machen, wie seinen Vorschlag zu prüfen. Selber«inen Vor- schlag zu machen, Ist nicht unsere Ausgab«, wir besitzen nicht eine ein- zige der vielen Vorkenntnisse, die unentbehrlich sind, um sich eine Vorstellung der Bedüifnisie und der Finanzquellen des Staates zu machen.... Das grenzenlose Vertrauen, das die Nation allezeit dem von ihr zurückgerufenen Finanzminister bewiesen hat, gibt Ihnen, wie mir scheint, durchaus das Recht, ihm unter diesen Um- ständen unbegrenztes Vertrauen unsererseits zu schenken. Nehmen Sie seine Vorschläge an, ohne sie zu garantieren, da Sie gar nicht Zeit gehabt haben, über sie zu urteilen: nehmen Sie sie an aus Der- trauen zum Minister, und glauben Sie, daß Sie Ihre Pflicht als Bürger und Volksvertreter erfüllen, wenn Sie ihm diele Art vor läufiger Diktatur übertragend Die kluge Haltung, die Mirabeau vorschlug, wurde nicht sofort auf allen Seiten des Hauses verstanden. Er mußte noch zu einer tiesergehenden Begründung greisen und rief dann in derselben Sitzung folgende Sätze in die Nationalversammlung: „Natürlich hätle ich starke Einwendungen gegen die Vorlage, wenn e» sich darum handelte, sie zu kritisieren. Unter den unendlich kritischen Umständen, in denen wir stecken, müßte ohne Zuhilfenahme des Kredits des Landes eine große Maßnahme vorgeschlagen wer- den. Ein Appell an den Patriotismus(die Steuerzahler für da» Notopfer sollten sich nämlich ohne Kontrolle selbst einschätzen) hat ganz erhebliche Bedenken. Besonders ist zu fürchten jener hochge steigerte Egoismus, der ein« Frucht der langen Angewöhnung an die Obrigkeitsregierung ist, jener Egoismus, der große Opfer für die öffentliche Ordnung und Sicherheit sehr gern sieht, nur unter der Voraussetzung, daß er nicht dazu beizutragen braucht. Zu fürchten ist eine Menge von Zwischenfällen, die jeden Tag eintreten können. Man muß ferner fürchten, daß die Umstände keine so rasche Rückkehr des all- gemeinen Vertrauens oersprechen, daß man von ihm sofort Gebrauch machen könnte. Wenn man sich also der Hilfsquelle der freiwilligen Steuerlei st ung bedient, so kann man Gefahr laufen, dieses gute Hilfsmittel allzu frühzeitig abzunutzen und es abzustumpfen für Zeiten geringerer Beunruhigung. Mit einem Wort: Vielleicht wäre jetzt von einer Zwongssteuer mehr Erfolg und Erträgnis zu erwarten. Und man sage nicht, daß dies« Art der Steuer unmöglich wäre.... Aber ich kann diese meine An- sichten nicht beweisen. Ich kann Unrecht haben und habe nicht die Zeit, mich zu vergewisiern, ob ich Recht oder Unrecht habe. Da ich aber im Augenblick eine Entscheidung für mein Vaterland treffen muß, so wähle ich den Plan, den das Vaterland aus Zutrauen zu seinem Urheber vorzieht." Das schlug durch, und die Nationalversammlung beschloß nach Mirabeau » Wunsch. Aushalten konnte, wie gesagt, auch diese erste, freilich wohl berechnete Vertrauenskundgebung des revolutionären Parlamente an den Finanzminister nicht die furchtbaren Fi- n a n z n ö t e, In die der jung« bürgerliche Volksstaat au» inneren und äußeren Gründen dennoch geriet und die auch Necker schließlich verschlangen. Jedoch wer kann nach der Schilderung des Voltstribunen die überraschend« Achnlichkeit der seelischen Stim- mung der Masien von damals und heute verkennen? Zrühling. Seltsam in den Himmel emporgehoben leuchtet alles. Wie von einer bösen Fee in düstern Winter verwunschen war die alte Stadt so lange. Nun aber flackert es auch In ihren Fen- stern! Gold perlt von den Türmen; die Wolken wiegen so leicht vorbei wie zarte Federn an den Frühlingshüten lachen- der Mädchen und Frauen. Wir sind verwandelt. Wir möchten sehr gütig sein zu allem, damit uns nichts in unserer Fröhlich. keit stört. Kein Feind sei rings: alle Menschenscelen sollen weiche Lenzwölkchen werden, alle Menfchenworte und Vogel- rufe in einer glückseligen Harmonie verschmelzen! O milder Tag.... Ich entrinne den engen Gassen, in die sich doch nur das jubelnde Licht zwängen kann. Ich muß hinaus. Nun wandre ich schon zwischen Villen, geschmiegt in bebende Gärten, die flüsternd dem Frühling das erste Blühen abschmeicheln. Hie und da äugt eine Knospe. Und da-- schaut man die sonnige Straße hinab aus junges Grün.... Es Ist eins un- sogbore, stille Liebe, die aus unseren Herzen über die zittern- den licht durchsichtigen Halme strömt. Der Port. Zuerst feiert man den Frühling mit dem silberflirrenden, tausend Schatten schwirrenden Bach mit! Man fühlt sich schlank wie er und rast mit ihm in die Auen hinaus. Auch die Seele spürt so milde Gründe wie die Tiefen des Parkes in sich. Sie fühlt sich vom Schwingen der Luft geküßt, die der Flug erster Schwalben erbeben macht. Plötzlich bannt's wie schwarzgepanzerte Gralsritter: im blinken Tauglanz ragen die Bäume, Mann an Mann. Die Aeste sind gebetgcweitete Arme. Die Wipfel sprühen gleich loderndem Haar. Sie seben aus, als erspurten sie ins Letz- wunderbarste die selige Macht dieses kellen Tages. Sie sind voll innerlichem Gesang. Man wartet, daß plötzlich einer von ihnen ein noch nie gehörtes Gedicht spricht.... So hingerisien ragen sie ins Blau! Alle lachen! Alles liebt! Oede wird selige Einsamkeit, Sinnen wird Traum, Sehnsucht aber fühlt, wenn auch nur einen einzigen Augenblick, da man die Arme weitet und die inbelnde Seele dem jubelnden Tag den ekstatischen Namen zu- schreit, das Glück in seiner Fülle. Alfred Hein .
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