Einzelbild herunterladen
 
Wissen und Schauen Curusffeuern. Schwer legt sich die Hand des Steuerbeamten auf die Taschen der Staatsbürger: Der �Luxus" soll besteuert werden, und dabei werden soviele kleineNotwendigkeiten" mit in Rechnung gezogen, daß wir etwas unwillig den großen Kreis der angefor- derten Objekte ansehen. Schmuckbedürfnis, Vergnügen und Ab- «echflung über den eintönigen Kreis der täglichen Beschäftigung hin- au», gehört einmal zu den Begehrnisien moderner Menschen. Und doch gab es einmal eine Zeit in Preußen, wo die Luxussteuer weit ärger gehandhabt wurde als heutzutage. Der prachtliebende erste preußische König Friedrich I. war es, der aus seinenUntertanen" herauspreßte, was nur irgend möglich war. Da gab es vor allem ein« Haarsteuer, d. h. der Gebrauch falscher Haare aus dem Kopf jedes Bürgers wurde luxusbesteuert. Gemeint war in erster Linie das Perückentragen, wie es ja in jenen Zeiten allgemein bei Standespersonen üblich war. Staatsbeamte, Offiziere und Hof- heamte zahlten 2 Taler, niedere Beamte, Hausbesitzer und Künstler 1 Taler 8 Groschen, Unterbeamte und Kaufleute 20 Groschen Steuer dafür. Der zweite Gegenstand der Luxussteuer war der Hut. Wozu brauchte der Bauer und Bürger einen Hut? Die Mütze war gut genug. Besonders der langspitzige Hut, den bessergestellte Ein- wohner an Sonn- und Festtagen trugen, hatte es dem König an- getan. Ein guter Groschen war die Abgabe. Wer nun gar so vor- nehm sein wollte, sich einen Wagen, damals Karosse genannt, zu halten, der wurde zur Karossensteuer herangezogen. 8 Taler preußisch mußte er blechen. Sehr viel böses Blut machte es aber, als die Steuerbeamten ihre Finger auch auf intime Kleidungsstücke und Schmuckartitel legten. Wie heutzutage ging man dem wohlgefälligen Schmuck an Gold und Geschmeide zu Leibe. Nur gegen eine jährüche Abgabe von 1 Taler war es jemandem erlaubt, sich und vor allem den Ehe- Hälften Gold und Geschmeide zum Putz umzuhängen. Aber da war ein Gegenstand, aus den die Steuerbeamten besonders sahen: den Strumpf. Der Strumpf war damals kein so gewöhnlicher Klei- bungsgegenstand wie heutzutage, sondern alsPariser Mode" nur ein Zeichen eines gewissen Wohlstandes. Waren diese Steuern schon eine genügende Last für den ge- duldigen Staatsbürger, so genügte alles die» dem Hohenzollernkönig nicht. Es kamen dazumal die ersten öffentlichen Kaffee- und Tee- Häuser in Berlin   auf, und Friedrich l. merkte, daß man den Luxus de» Kaffee- und Teetrinkens ganz gut in das Steuerprogramm mit aufnehmen konnte. Und so gab et königliche Erlaubnisscheine zu t Talern pro Person, ohne die niemand in einem Kaffeehaus Speise und Getränk zu sich nehmen durste. Dieser Schröpftopf von König hielt auch das Jungfrautum für einen Luxus. Allen Ernstes gab es ein Dekret, daß jedes Frauen- zimmer, das bis zum 40. Lebensjahr keinen Mann gewähtt Hab«, in sechs Groschen.Ledtgenaccise" genommen werden sollte. Und diese Altsungfernsteuer war vielleicht die kurioseste aller Abgaben, die je eine Steuerpolitik hervorgebracht hat. P. R. ia»Sliiiiliii�ta Technik Von den deutschen Wasserkräften ließe sich die Hälfte nutz« bar machen, und auf diese Weise würde die Kraft zur Erzeugung von 3,8 Milliarden Kilowattstunden gewonnen weroen. Dies wären 62 Proz. aller Energie in unseren Elektrizitätswerken, und 5,1 MIl- lionen To. Steinkohle könnten dadurch gespart werden. Bisher be- trägt die Ersparuno an Steinkohlen durch den Ausbau der Wasser- träfte noch nicht 1 Million To. Süchertijch Volkstümliche Bücher. Die Buchhandlung Vorwärts gibt jetzt auch klassische Novellen und Erzählungen in schmucken, biegsamen, buntfarbigen Einbänden heraus, die sich zu Geschenkzwecken beson- der» eignen. Bon Theodor Storm   wird Hans und Heinz Kirch (und die Söhne des Senators) geboten, zwei seiner besten Charakter- darstellungen voll besinnlichem Ernst und feinster psychologischer Entwicklung(Preis 9 M.) Ein zweiter Band ist Anzengru- bei gewidmet: das Sündtind und andere Erzählungen(Preis 10 M.). Ernst Preczang   hat mit gutem Griff das auszuwählen verstanden, was den warmherzigen Menschenfreund, den Bekämpfer aller Bedrückung kennzeichnet; dieMärchen des Steinilopfer- Hannes", die uroolkstümlichen Offenbarungen des Weltweisen von der Straß« fehlen natürlich nicht. der freigewordene G o t t s r i e d Keller, de» jetzt endlich in die Massen dringen könnte, wenn die Buchteuerung dem nicht entgegenstünde, wird in mannigfachen Gesamt- und Einzelausgaben herausgebracht. Hingewiesen sei dies- mal auf die köstliche Aufmachung des Verlags Hanfstaengl   in Mün- chen.Das Fähnlein der sieben Aufrechten", DieSieben Legen- den", zwei Perlen Kellerscher Erzählungskunst erfreuen durch den Einband(blau und rot mit Gold), das Titelbild(in Kupfer) und die entzückenden Zeichnungen Gustav Traubs(Preis des Poppbandes 16 M.). Die altbekannten Hendel-Bücher, die jetzt im Be-r lag von H. Hillger erscheinen, nehmen ihre Tradition wieder auf, aus der Gesamttiteratur wertvolle Gabe» bei gutem Druck billig zu bieten(die Nummer kostet 85 Pf., geb. 2,50 M.). An neuen Num­mern liegen u. a. vor: Anzengruber  : Pfarrer von Kirchfeld, Bolkmann- Leander: Träumereien: Turgenjew  : Erste Liebe, Frühlingsfluten. Di« Sammlung Reisen und Abenteuer des Verlages F. A. Brockhaus, worin spannende und mannigfach belehrende Er- lebnisse aus den großen Reisewerken bekannter Forscher ausge- wählt sind, wird fortgesetzt(Preis des festgebundenen, mannigfach illustrierten Bandes 12 M.) Hedin(Zu Land nach Indien), Stanley (Im dunkelsten Astita) und Nachtigal  (Sahara und Sudan) sind neu hinzugekommen. Für die breite Leserschaft uns insbesondere die Jugend ist hier aus den umfangreichen und heute unerschwing- lichen Orizinalwerken eine geschickte Auswahl getroffen. Das Werden des naturwissenschaftlichen Weltbildes behandelt Genosse Dr. Hans Heß in drei knappen Borträgen (Fränk. Berlagsanstalt, Nürnberg  . Preis 7,20 M.). Himmelsbild, die Erde und das Leben, die Entwicklung der Physik heißen die drei Abschnitte, in denen die Quintessenz unseres heutigen Wissens von der Natur populär zusammengefaßt ist. Vom Jahr­buch der Technik liegt der 7. Jahrgang abgeschlosien vor. Francksch« Berlagshandlung, Stuttgart  . Preis 18 M.) Es bringt reiches und wertvolles Material aus allen Gebieten der Technik und lollte weite Kreise in höherem Maß« interessieren, als es leider meist der Fall ist. ffliaesoilü Ms der Praxis Welche Kraftvorrate besitzt Deutschland  ? Wir werden in den nächsten Jahren sehr haushalten müssen mit allen unseren Kräften und Borräten, um die ungeheuren Lasten zu ertragen, die auf uns gelegt sind. Da ist es wichtig, sich erst einmal klar zu werden, was unser Land an Energien besitzt. In einem bemerkenswerten Vor- trag, der inTechnik und Wirtschaft' wiedergegeben wird, behandelt Geh. Rat. Klingenberg die wichtigsten Energiequellen Deutschlands  . Die sicheren Vorräte an Steinkohle stellen eine nutzbare Menge von 303 Milliarden To. dar, machen also 95.3 Proz. aller Energievorkommen in Deutschland   aus. Bon der Gesamterzeugung elektrischer Energie im Betrage von 6137 Milliarden Kilowattstunden wurden 3191, d. h. 52 Proz., durch Steinkohle erzeugt. Doch nimmt tm ganzen der elektrische Stromverbrauch für seine Erzeugung nur 6 Proz. der gesamten Kohlenförderung in Anspruch. 1913 betrug die Stein kohlenförderung 190 Millionen To., während im letzten Jahr nur 75 Proz. davon erreicht wurden. Diesen bedeutenden Stein- kohlenvorräten gegenüber erscheint der Vorrat an Braunkohle bescheiden: er bettägt 13,4 Milliarden To., d. h. 1,3 Proz. aller Energieoorkommen in Deutschland  , 2332 Milliarden Kilowattstunden elektrischer Energie, also 38 Proz. der Gesamterzeugung, wurden durch die Braunkohle erzeugt. In den letzten Iahren hat man immer mehr die Braunkohle zu diesem Zweck herangezogen, und mit der Steigerung des Aerbrauchs stieg auch die Förderung: 1913 wurden 87 Millionen To., 1919 schon 94 Millionen To. Braunkohle ge- wonnen. Leider dürften aber die deutschen Braunkohlenvorröte schon in 90 Iahren erschöpft sein. Biel   geringer ist die Bedeutung des Torfs. Der Vorrat von 0,85 Milliarden To. stellt nur 0.1 Proz. der deutschen Energieoorkommen dar, die zur Erzeugung von 0,2 Pro- zent der elektrischen Energiemenge Deutschlands   beitragen. Groß« Torfkraftwerke sind nicht möglich, weil für ein Kraftwert von 125 000 Kilowattstunden eine Moorfläche von 32 000 Hektar notwendig wäre. Billig« Seefische al» Nahrungsmittel. Seesjschgerichte müssen gut schmecken, richtig nähren, voll sättigen. Das Hungergefühl soll sich nicht früher einstellen, als nach dem Genuß von Fleisch. Dazu müssen auch die richtigen Fische gewählt weroen. Man muß ein schieres Stück Fleisch dem Essenden vorsetzen, das er mühelos wie einen Rinderschmorbraten genießen kann. Di« Mahlzeit soll auch vorhalten: deshalb zum öfteren geschmorten und gebratenen Fisch geben, wobei dem Fisch das fehlend« Fett gleich zugesetzt wird, den Fisch mit Hülsenfrüchten aller Art reichen, besonders mit säuerlich abgeschmeckten weißen Bohnen oder Linstn, mit Kohlgemüsen usw. Hierzu eignen sich vorzüglich L e n g f i s ch, Kabeljau und Köhler (Seelachs). Den Köhler kann man in b«zug auf die Zubereitungs- möglichkeiten sehr gut mit dem Rindfleisch vergleichen. Er ist aus- gezeichnet zum Schmoren, zum Brat«n, für Gulasch, zum Bereiten von Ragouts mit verschiedenen Tunken. Beim Vergleich von Nähr- wert und Preis finden wir beim Köhler«inen höheren Eiweißgehalt für einen sehr viel geringeren Preis. Kabeljau wird auch ohne Kopf angeboten. Der Fisch ist feinfaseriger und noch feinschmeckender als der Köhler. Er kann zu den feinsten Fischspeisen verwendet werden. Eine nur einigermaßen intelligente Köchin kann den Kabeljau dem verwöhntesten Esser so zubereitet vorsetzen, daß dieser nichts zu tadeln findet. Er eignet sich zu den ausgezeichneten gebratenen Fischkotelettes, kann gespickt und gebraten werden, je nach der Größe in Filets oder im ganzen, er ist gut für Hackbraten, zu Suppen, die kleinen Kabeljaus zu ein- fachen und feineren Tunken. Es wäre im Interesse der Allgemein­heit sehr zu wünschen, daß gerade dies« Fische, deren Wert bisher nicht genügend erkannt wurde, als Nahrungsmittel überall«ingeführt würden. Aus dem von demAusschuß für die deutsch  « Seefischpropa- ganda", Geestemünde-F., herausgegebenen Fischkochbüchlein ergibt sich, wie mannigfaltig die billigen Seefisch« verwendet werden könften. Auf Wunsch wird es kostensrei versandt.