trat auf bk Straße, und mit der �and über den Augen hielt er Auslchau. Er sah zu, wie die zahlreiche Familie seiner Pflüge den Boden aufriß und überall, geradeaus, zur Rechten und zur Linken Furchen zog. Das Tal war deren voll. Zahllos wie Regimenter auf dem Marsche sah man die Gespanne hintereinander hergehen. Silbern in der Sonne glänzten die Eisen der Pflüge. Und er hob die Arme und rief mich: ich sollte sehen, was für eine„verfluchte Arbeit" die leisteten. All dies klingende Eisen, das unter mir tönte, gab auch mir Eisen ins Blut. Das war besser als alle Apothek/rarzeneien. Ich war an diesen Lärm gewöhnt, ich brauchte die Musik der Hämmer auf dem Amboß, um mich leben zu fühlen. In meinem Zimmer, das der Blasebalg mit seinem Schnaufen füllte, besann ich mich wieder auf mich selbst. Tock, tock— tock, tock, das klang wie die fröhliche Uhr, die meine Arbeitsstunden regelte. Mitten in der Arbeit, wenn der Schmied wild wurde daß ich das rote Eisen unter den rasenden Hammerschlägen krachen hörte, hatte ich ein Riesenfieber in den Fäusten, ich hätte die Welt mit einem Zuge meiner Feder zermalmen mögen. Schwieg aber die Schmiede, schwieg auch alles in meinem Kopf; ich stieg hinunter, und, sah ich das besiegte Eisen, das noch rauchte, so schämte ich mich meiner Arbeit. Wie prächtig sah der Schmied zuweilen an heißen Nachmittagen aus: nackt bis zum Gürtel, mit hervorspringenden gespannten Mus- kein war er eine jener großen Gestalten Michelangelos , die sich mit äußerster Anstrengung aufrichten. In seinem Anblick fand ich die neue plastische Linie, die unsere Bildhauer mühevoll im toten Fleisch der Griechen suchen. Er erschien mir der durch Arbeit groß ge- wordene Held, das unermüdliche Kind des Jahrhunderts, das un- «ufhörlich das Werkzeug unserer Analyse auf den Amboß schlägt und dos im Feuer und durch das Feuer die Gesellschaft von Mor- gen formt. Er spielte mit seinen Hämmern. Wollte er etwas zu lachen haben, so ergriff er seine„Jungfer" und schlug aus Leibes. kräften darauf los. Dann ließ er den Donner bei sich grollen unter dem rosigen Hauch der Glut. Und ich hörte das Seufzen des Bolkes bei seiner Arbeit. In der Schmiede inmitten cher Pflüge wurde ich Faulheit und Zweifel für immer los. /Ute Neuigkeiten vom elettristhen Licht. Zu den vielen Revolutionen, die in diesen Iahren auf allen Gebieten stattfinden, gehört auch eine, die sich unbemerkt in aller Stille abspielte und nun wohl kaum mehr rückgängig gemacht werden kann. Dabei ist sie in ihren Auswirkungen von einer heute noch unabsehbaren Bedeutung. Um es ganz kurz zu fassen, worum es sich handelt: der nun zwei Menschenalter währende Kampf zwischen Gas- und Glühlicht- beleuchtung ist zu Ende. Das Glühlicht hat gesiegt. Das sind Dinge, von denen die Oeffentlichkeit wahrlich kaum etwas gewußt hat. Schon daß die Glühlampe, die doch jedermann für eine Er- rungenschaft der Gegenwart hält, in kaum zwanzig Iahren ihr hundertjähriges Jubiläum feiern kann, wird überraschen. Tatsächlich gab es aber schon in der Biedermeierzeit, kurz nach Goethes Tode, ernstliche und gelungene Versuche, den elektrischen Strom durch Ber- Wendung glühender Drähte als Lichtquelle auszunützen. Allerdings hat man an dieser Erfindung erst zwei Jahrzehnte herumexperimen- iieren müssen, bis es dem Genie von Edison gelang, die„Glüh- kampe" in eine industriemäßig verwertbare Form zu bringen. Das war um I8ö0. In den ersten Glühlampen glühte ein Streifen verkohlten Post- papiers(I), aber bald geriet man darauf, Bambusfasern zu ver- wenden und dann herrschte viele Jahrzehnte bis zum Aufkommen der Metallfadenlampen fast unbeschränkt der Zellulosefaden, den man in der luftleeren Birne glühen ließ. Trotzdem sich nun seit mehr denn fünfzig Jahren eigenUich Jedermann an den Gebrauch der Glühlampe gewöhnt hat, ist es notorisch, daß fast niemand im Publikum sie richtig gebraucht. Millionen werden jährlich aus dieser Unkenntnis heraus für nicht ausgenützten elektrischen Strom bezahlt und es hat bisher noch kein Mitkel gegeben, um die große Schar der Konsumenten dazu zu bringen, sich vor ihrem eigenen Schaden zu bewahren. Wenn auch eine Glühlampe eine Lebensdauer bis zu tausend Brennstunden besitzt, ist es doch nicht vorteilhaft, sie ganz auszunutzen, da sie ständig Kohleteilchen vom Faden wegschleudert(das ist der bräun- klche Uebcrzug an länger, benutzten Birnen), der dadurch dünner wird und wegen des wachsenden Widerstandes immer weniger keuchtet. Populär ausgedrückt: man zahlt dann Strom, der sich im Widerstand verliert, statt sich in Licht umzusetzen. Trotzdem wechselt niemand im großen Publikum die Lampen rechtzeitig aus und heute, da sie so teuer geworden sind, glauben die armen Konsumenten, besonders„sparsam" zu sein, wenn sie die. Lampen möglichst ausnützen. Sie sparen dann wirklich eine Mark dadurch, daß ihre Lichtrechnung sich um zwei Mark erhöht. Hier liegt ein Nachteil des elektrischen Lichtes vor, der die „Kampfkraft" gegen die Gasbeleuchtung, namentlich in den großen Städten, wesentlich schwächen könnte. Trotzdem ist die Glühlampe, wenigstens in Deutschland , unbedingt Sieger. Die wachsenden Kohlenpreise rotten das Gaslicht vielleicht noch schneller aus, als man denkt. Früher war das ja anders. Es war unmöglich, das Gaslicht völlig zu verdrängen, seitdem es durch die Einführung der Auer'schen Glühstrümpfe so billig geworden war. Eine Zeit hindurch war die Glühlampenindustrie dadurch sogar vor die Existenzfrage gestellt. Das waren die glücklichen Tage, in denen die Glühlampen so billig wurden, und deshalb sind damals jene wesentlichen Derbesserungen, die Wolfram- und die gasgefüllten Lampen usw. aufgetaucht, die man sich aus der heutigen Beleuchtungsindustrie gar nicht mehr wegdenken kann. Aber dieser Wettkampf ist zu Ende: die Kohle wird zu kostbar, der Tag wird sicher kommen, an dem man der Gas- beleuchtung den Nekrolog wird schreiben können. pofthorn-Gejchichten. Der Pfiff der Lokomotive, das Tuten der Automobilhupe, viel- leicht sogar das Surren der Flugzeugpropeller: das sind die meto. dischen Geräusche, die den Reisenden von heute in Stimmung ver- setzen sollen. Hört man heute auch wohl noch in irgendeinem ganz abgelegenen Gcbirgstälchen oder Dörfchen die bald fröhlich schmet-- ternden, bald lieblich verhallenden Klänge des Posthorns, so ist dieses Instrument doch das Sinnbild romantischer Reiselust geworden, und es lebt nur noch als Attribut der Post auf den Wagen und Kraft- wagen fort. Und so wollen wir denn in der Reisesaison etwas vom Posthorn erzählen, von seiner Entstehung, der Rolle, die es In der Geschichte der Post gespielt hat, von der Blütezeit der Posthornmusik, von seiner Verklärung in der Romantik und von seinem allmählichen Verklingen, Verhallen... Als gegen Ende des 15. Jahrhunderts die ältesten Boten- p o st e n als landesherrliche Einrichtungen zu festen O r g a n i- s a t i o n e n zusammengeschlosien wurden, da trat auch das Post- Horn auf zusammen mit dem P o st s ch i l d und dem P o st s p i e ß. Die Fußboten der Post trugen an einer um den Hals hängenden Schnur auf der linken Seite das Posthorn, auf der rechten die Brief- tasche, in der sie die wichtigen Schriftstücke bewahrten. In der Mstte der Brust hotten sie ein ehernes oder silbernes Schild, auf dem das Wahrzeichen der Stadt, in deren Dienst sie standen, eingegraben war. In der Hand führten sie einen langen hölzernen Spieß mit eiserner Spitze, den sie als Waffe gegen die Hunde oder räuberische Anfälle benutzten und mit dessen Hilfe sie auch kühn über breite Gräben sprangen. Ueber den Zweck des Posthorns erfahren wir das Folgende: „Es dient hauptsächlich dazu: I. damit aus den Ruf des Posthorns den Posten zur Nachtzeit die verschlossenen Tore und Bar«eren geöffnet werden: 2. damit diejenigen, welche den Posten unterwegs Briefe aufgeben wollen, sich auf dieses Zeichen ungesäumt cinftnden können: 3. damit die Ankunft der Posten den Leuten wegen Ab- holung der Briefe und Zeitungen bekannt werde: 4. damit aus das mit dem Hörne gegebene Zeichen jedes entgegenkommende Fuhrwerk ausweiche oder stillhalte: 5. damit bei Verirrungen des Nachts oder Gefahren und Unglücksfällen auf den Hilferuf Leute herbeieilen." Das Posthorn wurde so zur Zierde und zum Abzeichen des st a a t l i ch e n P o st i l l o n e s. Er allein durste es führen und bei bestimmten Gelegenheiten darauf blasen. Der Gebrauch des Post- Horns war allen Privatsuhrwerken durch besondere Verordnungen bei schwersten Strafen verboten. Es bildeten sich bestimmte Signale für die verschiedenen Arten von Posten: die Schnellposten bliesen anders als die gewöhnlichen, und beim Abfahren war ein anderes Signal üblich als bei der Ankunft, ebenso beim Passieren der Schlag- bäume oder für das Ausweichen anderer Fuhrwerke, Herden usw. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir bei verschiedenen Posten die Verfügung, daß der Postillon während der ganzen Fahrt vom Stadttore bis zum Posthause blasen soll. Er gab also ein kleines Konzert, und es ist natürlich, daß die Postillone ihre Ehre darein- setzten, auf ihrem Horn, oder wie es in Preußen hieß, auf der„Post- trompete" recht schön zu blasen. Die preußische Postordnung von 1812 z. B. befiehlt noch den Postmeistem, darauf zu achten, daß „fleißig und wohl geblasen wird". So bildeten sich allmählich P o st» hornvirtuosen heraus, die regelmäßig wiederkehrende Weifen bei Tag und bei Nacht durch Wald, Hain und Flur erschallen ließen. Die Landschaft gewann gleichsam eine melodische Stimme in den Musikvorirägen solcher Künstler. Gewisse Posten und Gegenden waren stolz auf die Leistungen ihrer Postillone, und es gab dann ganze Konzerte, indem sich die Führer des Hauptwagens und der Beichaisen zu Duetten, Terzetten und Quartetten während der Fahrt vereinigten und das Echo von fern antwortete.
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