tPiflcn unö SchauenTricks der Opiumschmugglcr. Es gibt wohl keinen Schmugglerauf der Welt, der geschickter zuwege geht als der ch i n e s i s ch eO p i u m s ch m u g g l e r. Einige ihrer Tricks erzählt ein englischerReisender, der die Untersuchungen der Ankömmlinge im Hafen vonSchanghai durch die Zollbeamten beobachtet:„Ein Passagierdampferaus Indien ist eben angekommen, und unter dem Gelärm der Kulisund dem Geratter der Krane ergießt sich die gemischte Masse derorientalischen Reisenden über die Landungsbrücke. Der Zollbeamtegeht rasch und vorsichtig ans Werk. Jeden Passagier, der vorbei-kommt, befühlt er am ganzen Körper vom Kopf bis zu den Füßen.Run wackelt eine alte Chinesin heran, schwankend auf ihren eng zu-ammengebundenen Füßen. Unter ihrem Arm trägt sie einen un-cheinbaren Korb.„Was ist in dem Korb?" fragt der Beamte. Diechwarzen Augen zwinkern harmlos aus dem runzligen gelben Ge-icht, und in ihrem gebrochenen Englisch erklärt sie, daß sie eine Katze:>abe mit niedlichen Kätzchen, die leider auf dem Schiff alle gestorbeneien. Und sie öffnet den Korbdeckel und zeigt eine schwarze Katze,leren gelbe Augen bösartig heroorfunkeln, während sechs schwarzeKätzchen, alle tot, ringsherum liegen.„Aber was wollt ihr mit dentoten Kätzchen an Land?" sagt der Beamte kurz.„Werft sie fort."Die alte Chinesin beginnt zu weinen:„Meine lieben kleinen Kätzchen,laßt sie mich zu Hause in meinem Garten begraben." Pfauchend undkratzend fährt die alte Katze auf, denn mit einem einzigen raschenGriff hat der Beamte eins der toten Tierchen ergriffen und prüft esin der Hand:„Ah, alle Kätzchen mit Opium ausgestopft," sagt er be-friedigt,„kein schlechter Einfallt" Und schon sind die andern Kätzchenauch Herausgenommen, und in wenigen Augenblicken liegt ein großerHaufen braunen Opiums vor uns.Einige Tage vorher war ein Chinese mit einem Käfig an Landgekommen, in dem er einen lustig singenden Bogel trug. Bei nähererntersuchung erwies sich, daß der Käfig einen doppelten Boden hatte,unter dem beträchtliche Mengen Opium lagen. Eine beliebte Art desOpiumschmuggels ist die, daß der kostbare Stoff in wasserdichterPackung über Bord geworfen wird, wenn der Dampfer noch einigeKilometer vom Land entfernt ist. Eine kleine Boje, die daran an-gebracht ist, macht das Paket sichtbarer,' und es kann ohne Schwierig-teit gesunden werden, wenn es an Land getrieben wird. AndereSchmuggler tragen das Opium in ihren Hüten, in Streichhölzer-schachteln, in denen oben eine Lage Streichhölzer liegt, zwischen denSohlen der Schuhe, in ausgehöhlten Apfelsinen oder Eiern.Die bleichende Wirkung des Chlors oder richtiger des Chlorkalks(Chlor ist ein gelblichgrünes Gas, welches zwecks besserer Ver-arbeitung mit verschiedenen festen und flüssigen Körpern, so z. B.dem Kalke verbunden wird), beruht, wie eingehende Versuche ge-zeigt haben, auf seiner nahen Verwandtschaft zum Wasserstoff. Erzieht diesen aus dem Wasser, welches den Stoff feucht hält, so daßder jetzt freigewordene Sauerstoff die Farbstoffe, die den Stoff gelb-lich erschienen lassen, oxydieren kann, das heißt, daß der Sauerstoffjetzt mit dem Farbstoff eine Asche(ein„Oxyd") bilden kann. Diesewird durch das Nachspülen aus der Wäsche herausgespült.Setzt man dem Chlor etwas Essig zu, so tritt noch Inten-sivere Bleichung ein; in diesem Falle aber ist es nötig, mit Antichlornachzuspülen. Man muß sich aber hüten, die Wäsche zu stark zuchloren, da dadurch das Gewebe angegriffen wird. Besser als dieClorbleiche ist jedenfalls die Rasenbleiche, die man so oft wie nurmöglich anwenden sollte.Naturwissenfthast Wco�kDjlWdes. Sonnentaus sind gegen äußere Reize noch empfindlicher als dl«N«ven der Menschen.Dennoch wird der Sonnentau an Empfindlichkeit noch über«troffen von der D i o n a e a, die in den Torfsümpfen an der OstküsteNordamerikas heimisch ist. In der ganzen Tierwelt dürfte kein Wesenein so vollendet feines Tastorgan besitzen, wie die Dionaea. Auf derOberfläche der Blätter stehen aufrecht sechs scharfe kleine Borsten.Berührt man eine der Borsten, so. schließen sich die beiden Blatt-Hälften plötzlich, wobei die Mittelrippe als Scharnier dient. Jede derBorsten besteht aus mit Protoplasma gefüllten langen Zellchen. Esgibt also Pflanzen, die nicht nur berührungsempfindlich sind und besondere Sinnesorgane haben, sondern auch einen Reiz, von einemTeil ihres Baues auf einen anderen zu übertragen vermögen.Die Abstammung unseres Dackels ist erst durch die Unter-suchungen C. Kellers und anderer einigermaßen geklärt worden. Derlange, schlanke Leib, der feine kluge Kopf mit den Hängeohren unddem kräftigen Gebiß, sowie das glatte, straffe Haar kennzeichnen un-fern Waldmonn als einen Verwandten des Windhundes, derseinerseits nicht auf dem einheimischen europäischen Boden entstan-den, sondern ein Kind des sonnigen Südens ist und vom abessinischenWolf, einem mittelgroßen Raubtier von rötlichgelber Farbe, ab-stammt. Von dem ägyptischen Windhund stammen eine große An-zahl Rassen ab, die sämtlich schlank und hochbeinig sind und sich überdie ganze Erde verbreitet haben. Der Teckel ist allem Anschein nachdas Zllchtungsprodukt einer altägyptischen Modetorheit.Geradeso wie vor etwa SO Jahren eine Zwergform der großenDoggenarten, der Mopshund, in Mode kam, liebten die Aegypter eineZeitlang gewisse Windhunde, deren Glieder rhachitische Verkümme-runqen zeigten. Ja, diese Verkümmerung wurde wahrscheinlichkünstlich verhorgerufen, und zwar dadurch, daß den heranwachsendenjungen Tieren jeder Kalk in der Nahrung vorenthalten wurde; ein«Folge davon war, daß, wie bei der englischen Krankheit der Kinder,die Knochen und die Gelenke weich blieben und sich unter dem Druckdes wachsenden Körpers verbogen.In den Grabkammern von Benihasian findet sich eine Zeich-nung, aus der zu ersehen ist, daß damals schon, also mehr als zweiJahrtausende vor der neuen Zeitrechnung, solche Teckel in Aegyptengezüchtet wurden; allerdings scheint damals die Rasse noch verhält-nismäßig jung gewesen zu sein, denn die Ohren sind wie bei ihrenStammeltern, den Windhunden, nach aufrecht. Die häusige Wieder-kehr der rostbraunen Färbung, die sich ja oft über den ganzen Körvererstreckt, erinnert noch an den Stammvater, den roten abessinischenWolf. Obgleich unser Dackel also ursprünglich von einer krankhaftenKrllppelform abstammt die merkwürdigerweise beständig wurde undauf das ehrwürdige Alter von mehr als vier Jahrtausenden zurück-blickt, ist er doch heut? einer der festesten und beständigsten Hunde-arten.völkerkunüeKönnen die Pflanzen fühlen? Die Pflanzen haben Sinnes-organe, die auf mechanische Reize reagieren: Fühltüpfel, Fühl-Papillen und Fühlhacre. F ü h l t ü p f e l finden sich in zwei seit-lichen Längslinien an Ranken. Ein Druck auf die Tüpfel veranlaßtdie Ranke zur Krümmung. F ii h l p a p i l l e n finden sich an vielenStaubfäden(Berberitze). Fühlhaare endlich, die empfindlichstendieser Organe, sitzen auf den Blättern fleischfressender Pflanzen. DieSpitzen der Passionsblume wurden schon von Darwin als äußerstempfindlich nachgewiesen.Noch ausgebildeter ist diese Eigenschaft beim Sonnentau,einer kleinen, fleischfressenden Pflanze. Bei ihr ist jedes Blättchenmit etwa 2<X1 karmosiüfarbenen Haaren bedeckt. Da nun jedes Här-chen ein dickes Köpfchen hat, leben die grünen Blätter aus, als wärensie über und über mit sehr dünnen roten Stecknadeln verschiedenerGröße besteckt. Es sind das nichts anderes als Fühler, die vonäußerster Empfindlichkeit sind. Läßt sich ein Insekt auf einem derBlätter nieder, so geraden die Härchen sofort in Bewegung, um sichbald ganz über dem Opfer zu schließen, das inzwischen, ehe es zu.Tode gedrückt wird, durch einen auf dem Blättchen befindlichen klebrigen Stoff festgehalten wird. Das seltsamst«'an der Empfindsamkeitder Fühler ist aber der Umstand, daß sie die Beschaffenheit der sieberührenden Dinge zu unterscheiden vermögen. Gegen Regentropfenzum Beispiel bleiben sie unempfindlich. Legt man auf ein Blatt einStückchen gebratenes Fleisch, auf ein zweites ein Stückchen Kohle,■so beginnen beide sich sofort zu schließen; wahrend aber im ersten �Falle das Blatt nach etwa sechs Minuten vollkommen geschlossen ist:und tagelang— bis zur völligen Aufsaugung des Fleisches— geschlossen bleibt, dauert es bei der Kohle tmei bis vier Stunden, ehe derCchließvorgang beendet ist, was wohl darauf zurückzuführen ist, daßdie Kohle für die Pflanzen kein Nahrungsmittel bildet. Die Fühler>Japans„Knigge". Der japanische Knigge hat den klangvollenNamen Sen-no-Rikyu und ist bereits im Jahre 1S21 geboren. Erwird noch heute in Japan als der erste Gesetzgeber auf dem Gebietdes guten Geschmacks verehrt. Besonders reformierend wirkte er aufdem Gebiete der Teezeremonien, bei denen Höflichkeit, Aufrichtigkeit,Artigkeit und Gleichmäßigkeit als die vier Haupttugenden im Um-gang der Menschen bis auf die kleinsten Einzelheiten gelehrt und ge-übt wurden.„Jeder Gesellschaftsklatsch" heißt es da,„über gegen-wärtige oder vergangene Zeiten ist verboten"; oder:„Wenn auchnoch so vornehme Gäste anwesend sind, bleiben doch alle Schmeiche-leien untersagtl"Rikyu war aber auch ein Bahnbrecher auf dem Gebiet der Ber-feinerung der japanischen Kunst und auf dem Gebiet des Blumen-Arrangements, welches wir auf späteren Bildern und Seidensticke-reien japanischen Ursprungs so sehr bewundern. Er begann seineästhetische Laufbahn schon mit 17 Jahren und hatte das Glück, dieGunst von Hideyoschi, dem„Napoleon des Ostens"(1S3K— 1598), zugewinnen, den er auch auf seinen Feldzügen begleiten durfte. Späterfiel er allerdings bei ihm in Ungnade. Die einen sagen, weil Sen-no-Rikyu zwar die Tugend gepredigt, selbst aber durch Bestechlich-teit und Wucher sich bereichert habe; die andern, weil er seinemMäcen Hideyoschi seine eigene liebliche Tochter nicht überliesernwollte. Kurz und gut, Hideyoschi schickte ihm im Jahre 1591 Bot-schaft, daß er„Hara.kiri" begehen möge. Sen-no-Rikyu kam die-fer freundlichen Aufforderung als loyaler Untertan sofort nach, bliebaber auch bei der Ausführung den guten Sitten treu, die er selbstsein Leben lang gepriesen hatte. Er setzte sich in seinen muster-gültigen Teeraum, bereitete sich selbst nach allen Vorschriften denletzten Tee, arrangierte für sich den letzten Blumenstrauß, vertontenoch schnell eine buddhistische Stanze und schlitzte sich dann, auchnach den von ihm selbst gegebenen Borschriften, den Bauch auf!Von mehreren Meinungen, die in gleichem Ansehen stan-den, wählte ich stets die gemäßigtsten: denn einerseitssind dies für die Praxis die bequemsten und, da jedes Usber-maß vom Uebel zu sein pflegt, fast immer die besten;— andererseits konnte ich, wenn ich einmal irrte, nie so weit öomrechten Wege abkommen, wenn ich den Mittelweg hielt,als wenn ich das eins Extrem gewühlt hatte, während ich dasandere hätte wählen müssen. Descartes.