unver
ferne, doch in vielem wieder so verwandt. Schmidtbonn ist Natu( 3. Fischer) harmonisierte. Der alte Kulturforscher und der an der ralift und Moralist zugleich, ja er hat in der Legende vom Schwelle der Sechziger stehende Dichter sehnen den inneren Frieden Heilsbringer" einen sozialen Roman geschrieben, den man mit und das Lächeln herbei, das ihnen eine bittere Einmischung in Gegen Unrecht vergaß. Er baut sich aber aus seiner durchaus weltlichen wartshändel erspart. Sie wollen einen zeitlosen und Goethe, Menschenstoff für den Menschenbetrachtung eine höchst eigentümliche, heimatlich durch gänglichen Menschen schaffen. duftete Welt auf. Seine Geschichten von den rheinischen„ ujer Denter, Anna das Landmädchen, das dem Trunkenbold verfällt und leuten"( Fleischel u. Co.), die jetzt neu gesammelt und bereichert dem dichtend schwärmenden Jüngling versagt bleibt, Menschenstaff wurden, seien mit der ergreifenden Hundegeschichte:„ Die Flucht zu für Gerhart Hauptmann . Die beinah zeitlose Form des homeden Hilflosen" vereinigt( Talverlag, Wien ). Fürwahr, die Ins rischen Verses foll ihm gemächliche Breite gestatten, er denkt natür brunst des Dichters, des Dichters Herz und seine quellende Harmonie lich auch an die sommerliche Schönheit von„ Hermann und Doros offenbaren sich in allen diesen Stücken tostbar und wahrhaftig.. thea" und die kleinbürgerliche Beengung der Bossischen„ Luise". Ein Anatole France , den die zufällig nicht blinden Richter wenig Erinnerung, geschöpft mit der Herzensweichheit, und ge= für den Nobelpreis europäisch frönten, hat einen oplitischen Roman gossen in das Formgefäß der Ueberlieferung. Man braucht dies geschrieben, ein Stück aus der franzöfifchen Gegenwartsgefchichte Gespiele nicht zu überschäßen oder achfelzuckend abzutun. Das ( verdeutscht als„ Die Ulme am Wall" im Musarion- Verlag). Wert, das entstand, bedeutet an sich wenig, es beleuchtet aber das Er wandert darin in die Geschichte der Vergangenheit rückwärts, Bildnis des Dichters mit Milde und Artigkeit. damit er die Defonomie für jedes Lichtlein seines Augenstudiums entdeckt. So überschäßt er in der Gegenwartspolitik weder die Rückständigen noch die Radikalen. So zeigt er alle Quellen des Alten, die das Junge berieselten. Und es ist seine Kunst und sein Geheimnis, daß seine Historie belehrt, ohne durch Langeweile zu erdrücken. Wir Deutschen können aus solchen Romanen zur Erfenntnis des heutigen Frankreichs mehr lernen, als aus vielen nur
wissenschaftlichen Werken, die bloß trocken über den gleichen Gegen
stand handeln.
Wie groß sind die Sterne?
Es ist allgemein bekannt, daß auch in den mächtigsten Fern. rohren neben Sonne und Mond ausschließlich die übrigen Körper unseres Sonnensystems ausgedehnt erscheinen, als scheiben. förmige Bilder der mehr oder minder kugelähnlichen Weltkörper. Die Tausende von Firsternen, die schon das unbewehrte Auge erWährend wir nun dieses große. noch keineswegs vergreifte fennt, bleiben auch bei Anwendung stärkster Vergrößerung an Fernrohr leuchtende Punkte, deren Helligkeit zwar mit der Talent der Klarheit schmunzelnd lesen, dürfen wir nicht vergessen, Deffnung des Fernrohrs, d. h. der wirksamen Größe der Objektivdaß Frankreichs fruchtbare Literatur einen wundervollen Dichter linse, wächst, die aber die Sternoberflächen nicht als Scheiben zeider aufopfernden Menschenliebe hervorgebracht hat: jenen Charles Louis Philippe, der Sohn eines armen Holzschuhmachers gen. Alle diese Fixsterne sind Sonnen, die nach Art der unseren war, dann in schäbiger Beamtenstellung zu Paris schuften mußte, in Eigenlicht ſtrahlen; aber sie sind zu weit entfernt, als daß Inum schließlich als ein zufriedener Märtyrer stille, große Romane ftrumente nach Art der Fernrohre fie jemals, auch bei fünftiger der Nächstenliebe zu dichten. Wir kennen ihn in Deutschland wenig. höchster Vervollkommnung, als Scheiben wahrnehmen lassen. Den indiretten" Methoden der modernen Astronomie, die sich Auch in Frankreich hat er noch keineswegs breite Bolkstümlichkeit namentlich seit der Ausbildung der Sternphysik auf Grund der gefunden, obwohl er ein geistiger Vater des Kameraden Henri Barbuffe wurde. Die deutsche Gesamtausgabe seiner Werke, für die Lichtuntersuchung ausgebildet haben, ist trotzdem in geeigneten ich den„ Bubu von Montparnasse" übersetzte, hatte wenig Glück im Fällen die Bestimmung von Sterndurchmessern gelungen. Die BeVergleich zu allerhand französischer Exportliteratur. Deswegen soll deutung dieser Leistung ist klar: Wir vermögen nun unsere Sonne man den Mut des Inselverlages rühmen, der die Jugendbriefe auf viel vollkommenere Weise mit den Millionen Schwestersonnen Philipps und fein Romanfragment" Charles Blanchard" des Weltalls zu vergleichen als bisher. Wir werden immer beffer verdeutschen ließ. Das Knabenleben des alten Philippe wird hier erkennen, welche Zustände unsere Sonne in der Vergangenheit gehabt hat, und welches Schicksal ihr in der Zukunft beschieden ist. Das bewegende getreulich berichtet, ganz schlicht, ganz fachlich. Raiptel von der Tragit des Brotes hat biblische Gleichnissucht. Der Knabe wächst, die Kleider werden ihm zu enge. Ißt er wenig, so bleibt er schmächtig, und die Kleider werden noch reichen. Ist er ordentlich, dann werden die Glieder das Gewand sprengen. Wie es auch sei, die Not hört nie auf, fie wächst ständig im Haus des armen Mannes. Das Brot ist unaufhörlich der Feind des Brotes. Die Dichter diefer Gemeinschaft, zu der der fromme Antwerpener Mar Elskamp und der heut bejahrte Georges Echoud gehörten, achteten das einfache Wesen des Volkes tief. Sie waren gefühlvolle Naturen, aber alle einer fast ländlichen, einer zum mindesten provin. ziellen Urwüchsigkeit voll. Sie haben den Naturalismus der Zola und Goncourt aus seiner Kälte befreit, fie haben eine wilder schla
gende Seele in die Literatur gebracht, aber auch in die Malerei und
in das Kunstgewerbe.
Eines der merkwürdigsten und folgenreichsten Ergebnisse der jüngsten Forschungen auf diesem Gebiete ist die Erkenntnis: Es gibt unter den Sternen, deren Licht rötliche Tönung hat, zwei deut lich geschiedene Gruppen: Giganten und Zwerge. Der mächtigste gemeffene" Riese unferes Himmels ist der linke Schulterstern in dem schönen Bilde des Orion, das an den Winterabenden den Südhimmel ziert und dessen vom Arabischen übernommene Name Be teigeuze ist, d. h.„ Schulter des Riefen". Danach hat das heute bei uns eintreffende Licht diesen Giganten etwa zur Zeit von Goethes früher Jugend verlassen, und er ist so ungeheuerlich groß, daß man die Sonne in seine Mitte setzen und die Erde samt dem Monde innerhalb des Sternes umlaufen lassen könnte.
Apfel von 5 Zentimeter Durchmesser, so wird die Erde ein Sand torn von faum einem halben Millimeter Durchmesser, das in rund 6 Meter Abstand um die Sonne läuft, fenerseits in einer Entfer nung von 1% 3entimetern vom Mondstäubchen umfreist wird. Der nächste aller Firsterne fäme als fleiner Ball nach Art der Sonne in Tripolis oder Petersburg zu liegen, der Riese Betelgeuze aber stünde als Kugel von mehr als 12 Metern Durchmesser etwa in 60 000 Kilometer Entfernung( ein Sechstel det Mondweite).
Macht man von der Sonne ein Modell gleich einem kleinen
Einer der kleinsten bekannten Firsterne ist der von dem Ame rikaner Barnard 1916 gefundene Schnelläufer". Im Maßstab unseres Modells müßten wir ihn als Perle von 2 bis 3 Millimetern Durchmesser in Lissabon oder Petersburg anordnen, bliebe der Sonnenapfel" im mittleren Süddeutschland ruhen.
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Georg Brandes erwarb sich große Verdienste um die Bermittlung geistiger Werte und Welten. Die Seelenbiographien, die er über Balzac , Flaubert , die genialen Russen, Lassalle, Stuart Mill und Shakespeare schrieb, zählen zu den erquicklichsten Arbeiten der vergleichenden Literaturgeschichte. Aber es bleibt alles etwas äußerlich am Körperlichen, am Anekdotischen und an jenen Gebieten haften, die nur der Verstand erreicht. Bis an Haut und Knochen des Genies kommt Brandes, bis ans Blut nicht oft. Er täuscht sich, wenn er sich einen Betrachter der Weltliteratur im Goetheschen Sinne wähnt. Goethe war ein fosmopolitischer Kopf geworden, darüber hinaus aber eine fosmopolitische Phantasie, die sich feierlich auf alle Weltentlänge einstimmt. Der Kopf Goethes wurde für Georg Brandes , der ein reiches, den Fleiß hundertfach erweisendes Aus gewichtigen Gründen glaubt man, daß die Massen der Goethebuch schrieb( Erich Reiß ), das anziehende Objekt. Der Sterne nicht entfernt so große Unterschiede aufweisen wie ihre Historiker bekennt sich durch beinahe religiösen Eid zu dem Olym- räumlichen Größen. Die obere Grenze von Firsternmassen mag pier, und er meint das beste Wert der Völkerversöhnung zu schaffen, mit etwa 40 Sonnenmaffen gegeben sein. Der Gigant Betelgeuze indem er diesem Namen seine nun religiös gesteigerte Weltmanns muß alfo ein Gasball sein, dessen Dichte ganz unvorstellbar gering, philosophie unterwirft. Brandes benußt sein Goethebuch, um die überaus viel geringer als die der atmosphärischen Luft ist. BielEwigkeit des Olympiers zu erweisen, die über die Kleinheit der leicht haben wir in diesen Riesen" die jüngsten bisher erkannten fulturellen Tagestämpfe erhoben wird. Der Däne verwandelt seinen Firsterne vor uns. Vielleicht spielt sich das milliardenjährige Leben deutschen Heros in einen idyllischen Uebermenschen höchster Qualität. einer Sonne, soweit es sich uns in Veränderungen der Sterne dar. Und mag auch von der wissenschaftlichen Biographie zur frei er- stellt, so ab: daß der Riesenball dünnster Gafe sich zusammenzieht, fundenen Dichtung ein weiter Weg sein, so läßt sich doch eine ver- dabei mehr Kontraktionswärme entwidelt, als ihm an Strah wandtschaftliche Geistesverfassung zwischen dem Biographen Bran- lungsenergie verloren geht, also fleiner und heißer wird, bis schließdes und dem Epifer Gerhart Hauptmann fühlen, der in lich der Stern fleiner, dichter und von immer geringerer Oberungezwungen strömenden, aber der Hausbackenheit nicht immer flächentemperatur wird. Am Anfang der Entwicklungsfolge wäre ausweichender Hegametern das ländliche Liebesgedicht" Anna" dann der Stern ein Gigant, am Ende ein Zwerg.
rh.