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einige Matrofen zerrten an den Tauen und riefen turze, kräftige schen Mofière zu entzünden. Aus dem rein Handwerksmäßigen, Worte, es heulte und zischte von Rädern und Maschinen. Pippa aus Lust und Ehrgeiz, vielleicht sogar aus der Not heraus, die stand da oben und hielt sich lächelnd die Ohren zu. Sie rief etwas, Eristenz der Truppe zu erhalten, schrieb er seine ersten Stücke was vom Lärm erstickt wurde. Robert, der an ihrer Seite stand, bis ihm die Erleuchtung und Gnade geschah, die ihr mit dem Griffel fing die Worte auf und ließ sie weitergehen, indem er die Hände der Komit, des Spottes und der beißendsten Satire, geboren aus wie ein Ausrufer ver den Mund hielt. höchster Sittlichkeit, die tausendfältige Buntheit des Lebens, die ganze Gefühlsstala des Menschlichen schildern ließen.

Frant Meisterberg beugte sich vor, um zu hören. Er ging so dicht an das Wasser, daß sein mächtiger Oberförper schwer über das Bollwerk hing. Er lauschte mit allen feinen Gliedern, um diese letzten Worte zu hören.

Pippa lachte und schüttelte den Kopf. Sein Mund stand offen vor Anstrengung. Pippa lachte, so daß sie sich an Robert halten mußte. Dann schüttelte sie wieder den Kopf und streckte ihren Arm aus und wintte, während das Wasser zwischen ihnen breiter und breiter wurde.

Frank sah nicht das Schiff und nicht Robert. Er sah nur Pippas Kinderarm und den bunkeln Meeresschlund zwischen ihm und ihr. Er hielt seine Mühe gegen die Brust gepreßt, und fein Auge umspannte das Meer und den Himmel und das Schiff, wie um Pippa zu halten; doch schneller und schneller entzog sie sich feinem Blick, als flüchtete sie vor dessen starrer Berzweiflung. Keiner von den, vor seinen heißen Augen tanzenden Punkten war mehr Pippas Schiff. Sie war abgereist mit ihrem Mann und ihrem Glück.

Pippa! Ihre Seele war so weiß und rein wie ihre entzücken­den kleinen Hände. Er sah voller Efel auf seine Hände und ver­barg fie. Aber Pippas Glück hatten sie durch Eünde und Blut ge­tragen und strahlend und hoch und rein gemacht. Denn Pippa war ahnungslos wie ein Kind und ein Engel. Sein Kind und sein Engel.

Er blicke noch einmal voller Efel auf seine ausgestreckten Hände, und er fühlte dumpf, daß er nie mehr mit ihnen einen Engel schnigen würde, dann ging er schweren Schrittes zur Stadt zurüd.

Ach, wie lange er stehen bleibt," flagte Pippa, ich bin schon ganz müde vom Winken." Laß mich Dich ablösen," fagte Robert, er ist viel zu weit fort, als daß er sehen könnte, wer es ist."

Sie lehnte fich gegen seinen Arm und lachte. Sie standen und lachten, während er winkte.

" So, nun wird es genug sein, felbst für einen so treuen An­beter," meinte Robert und zog sie mit fich." Seg' Dich hierher, Liebling, hier bist Du ungestört."

,, Nein, lehn' Dich in meinen Arm," flüsterte er, als fie fich fegte, er war sehr, sehr gut zu Dir, aber war er auf die Dauer nicht schrecklich ermüdend fizzt Du gut?"

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Pippa nickte, dann hob sie ein wenig den Kopf, wie um sich zu vergewissern, daß sie ganz allein wären. Soll ich Dir etwas an­vertrauen?" fagte fie mit einem fleinen geheimnisvollen Lächeln und schlang ihre feinen Arme um seinen Hals, aber Du darfst es niemals jemand wiedererzählen!". Sie legte ihren Mund an fein Ohr und hauchte hinein:" Frant war es, der Carlo getötet hat."

Wieder, 1658, nach Paris   zurüdgelehrt, gelang es Molière  , mit Hilfe seines Freundes, des Kritikers Boileau  , von Ludwig XIV.  eine Unterstügung für sein Theater zu erlangen. Zmar, nicht darum gab der König das Geld, weil er das Genie, die dichterische Größe Malières ertannte, sondern weil es der Eitelkeit des Herra fchers schmeichelte, der größte Kunstförderer zu sein und sich zugleich nis folcher in der erzwungenen Bergötterung des Dichteroreigestirns Racine- Molière- La Fontaine zu sonnen. Am schwersten hat wohl Molière unter dem entwürdigendem Abhängigkeitsverhältnis gefeufzt - und doch, wollte er fich als Dichter überhaupt durchsetzen und sein Theater erhalten, so mußte er llen Launen des Königs gerecht werden, der in ihm nicht viel mehr als feinen Spaßmacher fah. An­dererseits aber erzeigte Ludwig dem Dichter infofern einen großen Dienst, als er an feinem ersten Rinde Patenstelle übernahm, um damit der furchtbaren Anschuldigung, daß Moltère in der 19jährigen Armande Béjart   feine eigene Tochter geheiratet habe, entgegen. zutreten, und daß der König gegen die Geistlichkeit durchsetzte, daß des Dichters Leiche dennoch der Erde übergeben wurde, obwohl die Kirche mit den schäbigsten Mitteln dies zu verhindern suchte. Molières   Ehe war ein Martyrium, war die Hölle auf Erden, Dennoch aber liebte er seine Frau, die leichtsinnig, untreu und uns wirtschaftlich war, mit der immer wieder verzeihenden Liebe. Mit jener Liebe, die auch für den Schlag ins Gesicht noch eine Enta schuldigung fucht und findet. Er litt, verzweifelt und doch unfähig, das unnatürliche Berhältnis zu lösen, alle unausfprechlichen Qualen der Schmach, Scham und tiefsten Zerfnirschung. Bitt unter den Entfeßlichkeiten mit heroischer Kreft, mit einer an das lebernatüre liche grenzenden Duldsamkeit bis endlich; aus dem zerquälten Leib über einer Darstellung des Eingebildeten Kranten" der große Geift entwich. Buchstäblich in den Sielen starb der Dichter, ein frühes Opfer, 1673, im besten Mannesalter.

Molière ist der Schöpfer des franzöfifchen Komödienspiels. Ja, man kann jagen, die Gattung der Romödie hat seit Aristophanes durch Molière   ihre größte Bervolkommnung ihren Meister und einzigartigen Gestalter gefunden. Die vormolièrische Zeit kannte nur das Lustspiel, das aus einer Häufung fomischer Stuctionen und luftiger Begebenheiten seine Wirkungen zog.

Das literarische Frankreich   des fiebzehnten Jahrhunderts fenn zeichnet der klassische Naturalismus. Die großen Geister Bossuet, Racine  , La Fontaine  , Boileau   beherrschen die Zeit, Klarheit, Ein national eingestellte Kunst sucht und findet eine großartige Ber fachheit und Naturnähe sind die Hauptziele der Dichter, eine bindung mit der Antife. Und auf der anderen Seite schäumt eine ungeheure Welle der Bebensfreude, der Bergnügungssucht auf: das nicht seinesgleichen, wie es an inneren Verfall, an Verwahrlosung Frankreich   Ludwigs XIV. hat an Bracht, Bornehmheit und Lurus Robert richtete fich langsam auf, fein Auge stierte sie ungläubig und Vereiendung des Bolies, an widerlichem Treiben der Geiftlich an. Sie nidte ernst und eifrig: Ja, er war es, der ihn hinunterfeit, an geistlofem Dünkel der Aerzte und alberner Anmaßung der stieß! Ich habe es die ganze Zeit gewußt; aber Du darfst es nie- sogenannten Gebildeten wohl nur noch von dem vorrevolutionären Frankreich   des achtzehnten Jahrhunderts überboten wird. mais jemand fagen." Da tam Molière in dieses Treiben. Mit den Elementen einer im volkstümlichen verankerten Kunst, einer scharfen Gedanklichkeit und Satire, mit der Entwidiung der dramatischen Fabel aus den Charakteren heraus, mit Anpassung der Sprache an die besondere Stellung seiner Gestalten im Leben brachte er etwas ganz Neues und vollwertig Künstlerisches. Dabei verfügte Molière   über eine starke dichterische Begabung, die sich mit einer glänzenden technischen Fähigkeit für die Erfordernisse des bühnenwirksamen Stüdes paart. und wenn auch in vielen Stücken des Dichters der notwendige Ab schluß durch den" Deus ex machina"( Maschinengott) herbeigeführt wird, so versöhnt doch immer wieder die starke Wahrheitsliebe des Dichters, verföhnen, im Hinblick auf sein Leben, der hinter all der Fröhlichkeit, hinter With und Spott liegende Welthoß und Groll und die tiefe Trauer, die diese köstlichen Stücke werben ließen.

Sein Gesicht bekam einen Ausdruck voll Ekel und Grauen. Dann war er ja dann ist er ja ein ganz gemeiner Mörder!" fagte er empört.

Pippa jah ihn einen Augenblick neugierig an, dann nichte fie ernsthaft und schauderte ein bißchen. Ja, ein Mörder," flüsterte sie. Er umfaßte sie: O Du armes Kleinchen, wie mußt Du Dich vor ihm gefürchtet haben, entsetzlich gefürchtet," flüsterte er leiden­schaftlich. Pippas Augen stierten eine Sefunde lang mit frommem Etau­nen in die Luft, dann ließ sie sich in ihres Beschüßers bereitwillig geöffnete Arme gleiten.

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" Ach ja," schluchzte sie mit fanftem Schauder, wenn Du wüßtest wenn Du wüßtest, wie ich mich vor ihm gefürchtet habe!" ( Berechtigte Uebersetzung aus dem Dänischen von Frida Erdmute Bogel.)

Molière.

Ju feinem 300. Geburtstage am 15. Januar. Bon Paul W. Eisold.

Das Jahr 1643 brachte für den angehenden Rechtsanwalt Jean- Baptiste Poquelin   einen jähen Wandel. Der Ber­fehr mit der Leiterin des Illustr Theatre", Madeleine Béjart  , hatte in dem jungen Gemüt eine heftige Liebesleidenschaft entfacht. Dazu fam eine starte Neigung zum Schauspielerberuf, etwas Abenteuer­luft und Mut: furz, der junge Anwalt hing das ernfte Kleid an den Nagel und schloß sich der Truppe an. Aber es geht schlecht, die Schulden häufen fich, Boquelin wird sogar gefangen gefegt. Da verläßt die Gesellschaft Baris und begibt sich auf eine Wanderfahrt in die Provinz. Boquelin, der fich nun, feine Eltern zu schonen, Molière   nannte, wird ihr ideeller und fünstlerischer Belter. leber diese zwölfjährige Wanderfahrt hat die Zelt ihren dunklen Mantel gebreitet, wir wissen nur, daß diese Jahre die herbste und zugleich gründlichste Schule waren, den Dichter und den Men

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Sa, es ist etwas Einzigartiges und wahrhaft Tragisches um die Stüde  ! Kurz vor der Zeit, da der Dichter seine Ehe mit der so viel jüngeren Armande Béjart   einging, schrieb er die Frauen chule", wo er eine solche wibernatürliche Verbindung geistreich und scharf perfiflierte, und später, als vielfach Gehörnter", feinen Don Juan  ", ein Stück, das die Ruchlosigkeit in Reinkultur dar stellt, das in dem Titelhelden das erbärmlichste und elendeste Scheusal in Menschengestalt darstellt. Mit diesem Wert tat Molière einen fühnen und großen Wurf, es wuchs ihm unter den Händen über die Zeit hinaus ins Ewige, ins Allgemeingültige. Und es wurde nicht minder zum Sammelbeden feines durch viele Jahre hindurch angehäuften Grimmes und Haffes, daß man bei manchen Stellen noch heute das Zähnefnirschen des Dichters zu hören vermeint. Starles Gerechtigkeitsgefühl, moralische Reinheit, hohe Sitt ichleit und flarer Verstand sind die Fundamente. Der Freund der Natur mußte gegen alle einde dieser und gegen alle, die fie eine engen ober in lächerliche Regeln zwingen wollten, Sturm laufen Mußte den großmannsüchtigen Bürger, den verweichlichten Literaten, den Geizigen, den Menschenfeinb, bie Aerzte, den eingebildeten Kranten, den Liebeshelben und felbft die des Dichters Stüde  kritisierenden Feberfuchser schonungslos mit den Rübeln feiner Spottfucht und drastisch- komischen Verzerrung übergießen. Aber nicht genug damit, daß er eine lächerliche Angewohnheit, eine Un