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Wiffen und Schauen

Der Eulenspiegel der Malaien. Die enge Verwandtschaft des Volksgeistes über die fernsten Länder und Zonen hin offenbart sich nirgends deutlicher als in dem Auftauchen überraschend gleicher Ge­stalten in der Boltsdichtung Es ist eine noch immer nicht gelöfte Streitfrage der vergleichenden Literaturgeschichte, die seit Jakob Grimm   und Renfen erörtert wird, ob die Tatsache der in aller Bolts­literatur auftauchenden gleichen Märchen- und Sagenstoffe auf Wanderungen" oder nicht viel mehr auf dieselbe Beranlagung zu rückzuführen ist. Es ist sehr wohl möglich, daß junge Böller, ebenso wie Kinder, die Geschichten zu erzählen anfangen, auf einer bestimm­ten Stufe der Entwicklung und unter dem Einfluß der Urtriebe des Menschenherzens dieselben Geschichten einander erzählen, die gleichen Typen ausprägen. Auf diese Weise möchte man sich das Vorkommen der Eulenspiegelfigur erklären, die ebenso im klassischen Altertum wie im Orient, bei den Kulturvölkern der neueren Zeit wie bei den primitiven Stämmen auf der ganzen Erde erscheint. Ein Beweis für diese Allgegenwart" des Eulenspiegel bietet fich in den Ma laiischen Märchen" dar, die Paul Hambruch   aus Madagaskar  und Insulinde in den bei Eugen Diederichs   zu Jena   erscheinenden ,, Märchen der Weltliteratur" soeben herausgegeben hat. Unter den zahlreichen Proben malaiischer Erzählungskunst werden uns hier auch zum erstenmal die Erzählungen des malaiischen ,, Eulenspiegel" vorgeführt. Die Eulenspiegelgeschichten gehören zu den Lieblings­erzählungen der Malaien, die schon früh eine reiche Literatur ent­wickelt haben.

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Der scheinbare ,, Dümmling", der unter der Maste des Narren sich flüger erweist als die neunmal Weisen und diese hereinlegt, ist so recht ein Held nach dem Herzen des Volkes, das stets und überall für den derben natürlichen Mutterwiz eintritt. So findet sich die Eulenspiegelgestalt nicht nur bei den Malaien, sondern auch bei den Javanen und auf den Sundainseln. Auf Java wird an vielen Stellen das Grab dieser Volksgestalt gezeigt, die bei ihnen den Namen Jaka Bodo, der törichte Bengel, oder Si Bandië, der dumme Junge, führt. Er soll unter einem Mangobaum begraben sein. Bei den Minang­tahau- Malaien führt er den Namen der arme Kert". Bald wird er als blödsinnig dumm, bald als besonders schlau charakterisiert. Wie weit der Eulenspiegel von Insulinde von diesen verwandten Figuren beeinflußt ist, steht dahin. Jedenfalls haben die Malaien verstanden, diese Gestalt mit fo reichen Zügen auszustatten, daß sie mie boden ständig wirkt. Tomo, d. h. Betrüger, heißt der malaiische Eulen­spiegel, und zahllos sind die Streiche, die er den Broken, besonders dem König. fpielt. Er heiratet feine Tochter. er zieht sein Wams an, er veranlaßt den König, die Füße in den Block zu stecken, weil er nicht wisse, mie man das mache, und bringt ihn dadurch in die un­angenehme Lage, die dem Tomo zugedacht war. Manche diefer Foppereien, so die Geschichte, wie er zum Tode verurteilt wurde und entmischte, stimmen mit unserer Boltserzählung fast völlig überein.

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Technik

Neue Art des Betonbaues. Ein Verfahren, das in Amerika  bereits eit längerer Zeit in Verwendung ist und dort den Namen ..Lortret- Berfahren" bekommen hat, ist neuerdings auch bei uns eingeführt worden. Es besteht darin, daß der fertig gemischte Beton­durch Breßluft vermittelst einer Schlauchleitung an den Plak ge= sprikt wird, wo man ihn haben will. So wurde küürzlich ein stark durchgerefteter eiserner Echornstein des Central- Hotels zu Berlin   auf diesem Wege in einen Eisenbetonschornstein umgewandelt: der alte Eisenkern fand als Schalung Verwendung, und der Schornstein fonnte während der ganzen Bauausführung in vollem Betriebe bleiben. Ebenso wurden in Nürnberg   die Refselfundamente einer industriellen Anlage, die sich als zu schwach herausstellten, in der einfachsten Weise verstärkt, indem man das Betonsprißverfahren anwandte. Stollenanskleidungen bei Tunnelbauten und Kraft werfen u. a. m. sind in Württemberg, Bayern   und der Schweiz   auf diesem Wege ausgeführt worden. Der Betriebsdruck beträgt zwei bis drei Atmosphären, und die Schlauchleitungen fönnen bis zu 200 Meter lang sein, so daß man ganz erhebliche Höhen bewältigt. Man hat Zement mit Riesfand in verschiedenen Berhältnissen, Salt, Trak und dergl. verwendet, fann auch Farbstoffe zusehen. Der durch Breßluft an Ort und Stelle beförderte Beton ist von besonderer Dichtigkeit und Härte. So wird gerühmt, daß der so hergestellte Buzz an Siedlungsbauten sich durch besondere Wetterbeständigkeit aus zeichne.

haben feine angefertigten Werkzeuge und feine Waffen, sie errichten

feine Behausungen, sondern biegen nur, wo sie der Abend überrascht, ein paar Zweige zu einem Dächlein zusammen. Nur eine Geschick lichkeit befizen fie, nämlich eine große Gewandtheit im Erflettern der Bäume. Sie treiben fpitige Holzpflöde in die Stämme und steigen so bis in die Gipfel. Borräte sammeln die Kubu nicht. Die Lebensweise solcher primitiver Völker hat, rein äußerlich betrachtet, mit der der Menschenaffen unverkennbare Aehnlichkeiten. Auf Su matra fommen mehrere Arten anthropoider Affen vor, der Orang­ Utan   und zwei Gibbon- Arten, der braune Ungfo( Hylobates rafflesis) und der größere schwarze Siamang( Hylobates syndactilus). Ueber das Leben des Orang- Utans, den die Eingebore nen Mowas nennen, wird folgendes berichtet: Die Tiere leben im tiefen Urwalde familienweise beisammen, nomadisch schweifen diese Tiere im Urwald umher, und ihr zeitweiliger Aufenthaltsort, die Richtung ihrer Wanderungen wird durch das Reifen der Frucht bäume, die ihnen Nahrung spenden, bestimmt. Wenn der Abend tommt, so bauen sie sich ein Nest in den Zweigen eines starten Baumes 20 oder 30 Meter über dem Erdboden, indem sie mit den Händen Zweige zusammenraffen und sie zusammendrehend ver­flechten; sich aufrechtstellend, ziehen sie alsdann dichtbelaubte Zweige herunter und winden sie zu einem Dach zusammen, unter dem sie geschützt die Nacht verbringen.

Gesundheitspflege

Schweinerotlauf beim Menschen. In früheren Zeiten ist es wohl selten vorgekommen, daß der Rotlauf des Schweines auf Menschen übertragen wurde. Man beseitigte die von der Seuche befallenen Tiere furzer Hand Auch heute tommt dem städtischen Arzt ein solcher Fall kaum zu Gesicht, dafür sorgt die gesundheitspolizeiliche Aufsicht auf den Schlachthöfen. Anders ist es auf dem Lande. Ein Schwein, und sei es auch ein frantes, ist in unserer jezigen Teue­rungszeit immer ein beträchtlicher Wertgegenstand, dessen gänzlicher Berlust bitter empfunden wird. Deshalb greift man, wenn so ein Zier Unbehagen, mangelnde Freßsucht oder andere verdächtige Zeichen verrät, auf dem Lande gar zu gern zu einer fogenannten Notschlachtung. Das Fleisch des notgeschlachteten Schweins wird dann schleunigst im eigenen Haushalt verwertet oder verkauft, fel es direkt oder mit Hilfe eines Schlächters, und kommt so schnell in viele Hände, die manchmal fleine Wunden und Risse aufweisen. Nach einiger Zeit tritt dann eine Rötung der Haut sowie Anschwellung der Fingerglieder und der Hand ein. Oft geht das von selbst wieder zu­rüd, manchmal aber tommen Schmerzen im Arm und in der Achsel­höhle hinzu, so daß die Möglichkeit einer Blutvergiftung befürchtet wird. In solchem Falle geht jetzt selbst der Bauer zum Arzt und ist dann sehr erstaunt, wenn ihm der auf den Kopf zusagt: Sie haben vor so und so viel Tagen ein Schwein ge'chlachtet, das hatte Rotlauf, und jetzt haben Sie ihn! Genaueres läßt sich in der Regel nicht sagen, da der Kranke gewöhnlich erst dann den Arzt aufsucht, wenn es schon bedenklich aussieht. Oft ist auch die kleine Berlegung, durch welche die Ansteckung in den Körper gefommen ist, noch deutlich sichtbar. Zum Glück hat die Behandlung der auf den Menschen übertragenen Schweinefeuche feine Schwierigkeiten, so daß der Befallene mit dem Schreck doronkommt.

Erdkunde

Die großen Steinfalzlager der Erde. Eine Zusammenstellung der größten Steinsalzlager der Erde entnehmen wir dem Buche Unfer Rochfalz ols Haus- und Heilmittel" von Ald. Alf. Michae is( Leipzig  , Verlag Michaelis). Allenthalben finden sich in Guropa unter der Erde Steinfalzlager. Sie sind meist von großer Mächtigkeit, es wechseln Schichten reinsten Kristalifalzes mit anderen Schichten ab, die mit Gips und Ton vermengt sind. In Deutschland  zieht sich ein storfes Salzlager von Helgoland   nach Mitteldeutsch­ land   hinein, und oftwärts in die Provinz Bosen bis Hohensalza  . Seine größte Mächtigkeit, bis 900 Meter Tiefe, erreicht es bei Staß­ furt   und Erfurt  . An dieser Salzader liegen die meisten unserer großen Salzwerfe und der verwandten Industrien: Lüneburg  , das im Mittelalter schon eine große Rolle spielte, Staßfurt  , Ilvers­ gehofen   bei Erfurt  , Halle a. d. S. Sperenberg bei Berlin  , mo Gips gemonnen wird, und Hohensalza  ( nomrazlam) in Bofen Einzelne in sich geschlossene Salzlager finden sich in Württemberg, dem Rhein­ land   usw. Steinfalz findet sich ferner bei Gegeberg in Holstein, bei Berchtesgaden   in Banern, bei Hall in Tirol   und bei Ber   im Kanton Waadt( Schweiz  ). Ein ungeheurer Salzstock zieht sich in großem Bogen von der Wollachei durch Siebenbürgen   und Ungarn   bis in das nördliche Galizien   hinein. In Siebenbürgen   bildet das Salz meilenweite, bis zu 100 meter. Höhe emporstrebende Felspartien, his vielfach ganz frei zutage treten und zur Anlage von zahlreichen Urmenschen und Menschenaffen auf Sumatra  . Intereffante Tat- Salzgruben Gelegenheit geboten haben. Außer diefen Gruben find achen von Urmenschen   und Menschenaffen auf Sumatra   veröffent auch noch weit über 100 Salzquellen in Betrieb. An diesem Salz­ichte Christian Schweizer in der Zeitschrift Neue Welt- aebiraszuge liegen noch die großen Steinfolzbergwerte von Wieliczka anschauung". Schweizer   ist in feinen Aufzeichnungen den Mit bei Krofeu und Bochnia  . In Frankreich   finden sich Steinfalzlager teilungen gefolgt, die Wilhelm Bolz vor kurzem in seinem Büchlein in den Marennes, in England bei Bristol  . Durham   und Norwich  , Im Dämmer des Rimba" gemacht hat. Die Ureinwohner Su- in Spanien   in der Provinz Katalonien  , hier noch in ganz eigen matras, die Kubu, sind eine olte Urbevölkerung, die im Innern des tümlicher Weise gelagert als Solzbera. Als die ältesten Salzlager Candes auf einer primitiven Kulturstufe stehen geblieben sind. Die der Erde dürften die arokarticen Salz'aner in den Bereinigten Zahl der Kubu ist sehr gering, nur menine Laufende mögen es sein, Staaten von Nordameriko und Kanodo anzusehen sein. Bor unge­ie familienweise den Urwald durchstreifen. Ihre ganze Tätigkeit fähr 22 Jahren hat man Salzlager in Michigan  ( Nordamerit­esteht in der Nehrungsuche, ohne irgendwelche Hilfsmittel. Siedeckt, die eine Mächtigkeit von 36-40 Fuß haben.

Völkerkunde