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Wenn die Natur in ihrem Blütenrausch auf dem Höhepunkt| schaftlichen Berhältniffe des anderen Eheteils sehr genau geprüff teht, aus jedem Strauch und Baum das Jubilieren der Vögel er- werden, daß aber faum eine ärztliche Prüfung des Gesundheits­fchallt, und die ganze Welt in Lust und Wonne schwimmt, dann zustandes der eheschließenden Teile und noch weniger eine genaue schreiten auch die Schneden zur Hedhzeit, von denen wir als Beispiel Durchforschung der Familiengeschichte in gesundheitlicher Beziehung die der Weinbergsschnecke, die in vielen Ländern als Lederbissen vorgenommen wird. gilt, etwas näher betrachten wollen. Borausgeschickt set, daß die Schnecken Zwitter find, also beiderlei Geschlechtsorgane tragen, sich aber doch nicht selbst befruchten können, da die Eler und Samen nicht zu gleicher Zeit reif werden.

Wenn ein warmer Mairegen die. Behaglichkeit der Schnecken auf das höchste gesteigert hat, dann friecht die Weinbergsschnede schneller als sonst umber. Jekt trifft sie auf die Schleimspur einer onderen ihrer Art, prüft fie forgfältig mit ihren langen Fühlern und sieht nun in schnellstem Schneckentempo auf der ersehnten Spur weiter. Endlich hat sie die Genoffin erreicht, und nun beginnt ein eigenartiges und anziehendes Liebesspiel. Die beiden Tiere um­triechen und umschmeicheln sich, fosend betasten fie fich mit ihren Fühlern, schmiegen ihre breiten Fußsohlen eng aneinander und ge­raten immer mehr in Erregung, wobei ihre Bewegungen mit Fühlern und Körper außerordentlich lebhaft werden. Blöglich verharrt die eine einen Augenblid ganz ftill, und dann schießt sie mit einem heftigen Ruck einen fleinen, meißen , zierlich gestalteten Pfeil aus ihrer Geschlechtsöffnung, die fich gleich hinter dem Kopf auf der rechten Seite befindet, ab. Der Pfeil dringt mit seiner scharfen Spize in Irgendeine Stelle des Körpers ein, die Getroffene zudt zufammen, Ihre Erregung steigert sich aber dadurch noch mehr, und jetzt schießt : sie auch ihrerseits den Pfeil ab. Dann schmiegen die beiden Tiere die rechten Kopffeiten eng aneinander und die Bereinigung geht vor sich. Darauf lösen fie fich voneinander und jede geht ihres Weges ,.

Dieses Spiel mit dem Liebespfeil steht ganz einzig in der ge­femten Zierwelt da. Er besteht aus einer harten Kalkmasse, ist Schneeweiß und hat bei jeder Schnedenart eine ganz bestimmte, aber immer sehr zierliche Form, an der man mit Sicherheit die einzelnen Arten voneinander unterscheiden fann. Jedes Tier entwickelt übri­gens im Mai feines Lebens nur einen Liebespfeil; ist er verschossen, bann finden die folgenden Begattungen ohne ihn statt. Hier ist die Dichtung von Antors Pfeil zur Wirklichkeit geworden, aber wer von den ungezählten Tausenden, die sich in Bild und Dichtung an dem schönen Märchen von Amors Pfeil erfreut haben, ist je auf den Ge­banten gekommen, daß es so etwas in der Tat gibt, und noch oben drein bei den mißachteten Schnecken?

Auch die Mönche des Mittelalters, die die Weinbergsschnecken In ungezählten Mengen bei ihren Klöstern züchteten und als sehr be­liebte Fastenspeise schätzten, haben sicherlich feine Ahnung von dem Liebespfeil der Schnecken gehabt. Als Zeichen ihrer Schäzung der fetten Tiere finden wir aber noch heute an den Stellen ihrer Klöster die Weinbergsschneden, die Mauern und Türme find längst zerfallen und in Vergessenheit geraten, nur die Schnecken haben dem Schicksal getroßzt und sich durch die Jahrhunderte erhalten. Während in Nord­Deutschland die Schnedengerichte wenig geschätzt werden, find fie in Süddeutschland und den romarischen Ländern noch heute sehr beliebt. Die Umgegend von Ulm ist seit Jahrhunderten berühmt als Lieferant ber Weinbergsschnecken, von denen manche Dörfer jährlich mehrere Millionen Stück ausführen. Die meisten gingen früher nach Paris und Wien , denn in Frankreich werden sie mit Borliebe zu allen mög lichen Gerichten verwendet: fie find dort eine geschätzte Nahrung in allen Schichten der Bevölkerung. Es ist daher felbstverständlich, daß fie im ganzen Lande in besonderen Gärten in großen Mengen ge­züchtet werden. Wie wir gesehen haben, verdienen fie das Interesse des Naturfreundes weniger ihrer Genießbarkeit als ihres eigenartigen

Die exakte Forschung der letzten Jahrzehnte hat ergeben, daß im Pflanzen- und Tierreich eine gefeßmäßige Vererbung auf Grund von bestimmten Erbanlagen stattfindet. Die medizinische Ber erbungslehre zeigt uns, daß gewiffe Merkmale beim Menschen sich nach den von Gregor Mendel aufgestellten Regeln in einer Familie oder einer Sippe wiederholen. Von einfcheidender Bedeutung ist die Vererbbarkeit der Anlage zur Blutkrankheit( Hämophilie), zu Farben und Nacht blindheit, zu schweren, die Er. blindung nach sich ziehenden Augentrantheiten und endlich zu einer ganzen Reihe Nerven und Geistestrantheiten ( Epilepsie, Schwachsinn, Psychopathie, neurotische Muskelatrophie und anderes mehr).

Es ist naheliegend, daß wegen der Größe dieser Gefahren die Forderung der zwangsweisen Beibringung eines ärztlichen Heirats zeugnisses vor Eingehung einer Ehe aufgestellt worden ist. Theo retisch wohl begründet, begegnet der Vorschlag in seiner Durch führung manchen Widerständen. Bis jetzt ist ein. Ehegesundheits zeugnis nur in Norwegen eingeführt. Es ist hier zu seiner Auss stellung der Hausarzt zuständig. Es wird dort einerseits über zu große Nachsicht mancher Hausärzte Klage geführt, andererseits wird aber auch darüber geflagt, daß bei Verweigerung des Gesundheits. scheines die Ehe in Dänemark oder in Schweden geschlossen würde, Das in drei Staaten der Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeführte Gesundheitszeugnis mußte nach 6 Monaten wegen ein­stimmigen Widerspruchs aus dem ganzen Staatengebiet wieder auf­gehoben werden. Dagegen besteht in Nordamerika in 35 Staaten ein Eheverbot für Epileptiker, Geiftestrante und ungeheilte Ges schlechtsfranke. Es werden dort den Brautleuten bestimmte Fragen vorgelegt, die sie auf Eid beantworten müssen. Bei Verneinung der Fragen wird die Ehe geschlossen.

In einer vom Frauenarzt Dr. Hirsch- Berlin herausgegebenen Broschüre wird der ganze Kompler der bei Einführung eines Hei ratszeugnisses in Betracht kommenden Fragen von verschiedenen Autoren vom Standpunkte der Rassenhygiene, des ärztlichen Prat titers und der Rechtswissenschaft beleuchtet. Dr. Hirsch schlägt in in folgender Form vor: Der Chetandidat beauftragt den Arzt seines einem Schlußwort die Einführung des ärztlichen Heiratszeugnisses Bertrauens mit der Eignungsprüfung zur Ehe. Die eigentliche Be gutachtung hat der untersuchende Arzt im gemeinsamen Konsilium Standesamt hat der Heiratslustige neben den sonst erforderlichen mit dem staatlicherseits aufgestellten Eheberater vorzunehmen. Beim nötigen Ausmeifen lediglich eine Bescheinigung vorzulegen, daß die vorgeschriebene ärztliche Untersuchung stattgefunden hat. Bei offen fundiger geschlechtlicher Infektiosität wird die Ausstellung des Nach weißes vom staatlichen Eheberater verweigert. Im übrigen bleibt es den Brautleuten überlassen, aus den Ergebnissen der Prüfung und aus den ihnen erteilten Ratschlägen die ihnen gutdünfenden Folgerungen zu ziehen. Es soll also aus praftifchen Gründen das ärztliche Heiratszeugnis nicht eine behördliche Entscheidung in Form von Cheerlaubnis oder Cheverbot herbeiführen. Es hat lediglich den Zweck, die Brautleute zu zwingen, sich über ihre gesundheitliche Eignung zur Ehe Klarheit zu verschaffen.

Liebenslebens wegen, das man bei diesen faltblütigen Geschöpfen gar Beethovens Taubheit und seine Kunst.

nicht vermuten folie.

Aerztliche Heiratszeugnisse.

Die Ehe ist die vollkommenfte Form der geschlechtlichen Ber­einigung. Die Grundlagen für glückliche Ehen und einen gefunden Nachwuchs im Volke zu fördern, ist eine wichtige, eine der aller wichtigsten Aufgaben des Staates. Gesundheitliche Bedenken gegen die Eingehung einer Ehe fönnen bestehen wegen Gefährdung des Eheschließenden selbst, wegen Gefährdung des anderen Eheteils und wegen Gefährdung der Nachkommenschaft. Die gesundheitlichen Ge­fahren, die dem einen Eheteil aus der Eheschließung erwachsen fönnen, beruhen in den Erkrankungen der Körperorgone und des Geiftes. Die Gefährdung bezieht sich vornehmlich auf den weib­lichen Eheteil, da Schwangerschaft und Wochenbett besondere An­fprüche an die förperliche und geistige Widerstandsfähigkeit stellen. Aber auch der förperlich oder geistig minderwertige Ehepartner kann dem verschärften Kampf ums Dasein, den Ehe und Familie mit fich bringen, nicht gewachsen sein und frühzeitig unterliegen. Eine gesundheitliche Gefährdung des anderen Eheteils fann bei dem Borliegen einer übertragbaren Erkrankung stattfinden. Die wichtigste Rolle spielen hier Tuberkulose und noch mehr die Geschlechtsfrantheiten. Gelegentlich kann auch ein fo­genannter Dauerausscheider( bei uns vornehmlich ein Typhus bazillenausscheider) die Gesundheit des anderen Eheteils bedrohen. Im Vordergrund des öffentlichen Interesses steht die Gefährdung bes Nachwuchses, die durch das Vorliegen bestimmter Erkrankungen oder durch Erbanlage des einen Eheteils gegeben ist.

Das Bewußtsein, daß eine ganze Reihe von Krankheitsanlagen auf die Nachkommenfchaft übertragen werden kann, ift in breiten Boltsschichten schon längst Allgemeingut. Trotzdem ist es aber Tatsache, daß bei der Eheschließung wohl in der Regel die wirt­

Soviel von den Krankheiten Beethovens, namentlich von seiner Ertaubung, in allen Betrachtungen über sein Leben und sein Wert die Rete ist, so fehlte es doch bisher an einer fachmännischen kriti schen Darstellung von der Art und Entstehung seiner Leiden, die in feinem Sein und Schaffen so deutliche Spuren hinterlassen haben.. Diese Lücke der Beethoven- Literatur füllt nun der bekannte Arzt und medizinische Schriftsteller Dr. Waldemar Schweisheimer in einem bei Georg Müller zu München erschienenen Wert Beethovens Leiden" aus. Er bietet nicht nur eine genaue Analyse feiner ver­schiet enen Erkrankungen, wobei er mit vielen Irrtümern und falschen Ansichten aufräumt, sondern er dringt auch tiefer ein in den innersten Kern des Genies, indem er die Zusammenhänge, die etwa zwischen Beethovens Krankheit und Kunst bestehen könnten, näher untersucht. Besonders ist es die Ertaubung des Meisters, deren Einfluß auf sein musikalisches Schaffen er erörtert, und er fommt tabei zu dem Er­gebnis, daß dieser Einfluß erstaunlich gering ist, daß überhaupt förperliche Zustände verhältnismäßig wenig auf fünstlerische Lei ftungen einzuwirken vermögen. Man hat bisher aus der Tatsache, daß gerade ein großer Meister der Tonkunst mit Taubheit geschlagen worden, die mannigfachsten Folgerungen für die daturch bedingte Gestaltung seiner Schöpfungen ziehen wollen. Nun besteht zweifellos ein Einfluß der Ertaubung auf das Werk. Nur äußert er sich kaum oder gar nicht in einer direkten Beeinflussung des musikalischen Dentens durch den mangelnden Sim, sondern auf dem Umweg über Die durch das Leiden hervorgerufene Umgestaltung der äußeren Lebensverhältnisse und innerlich durch Beeinflussung von Lebens und Weltauffassung. Bon Wichtigkeit war es z. B., daß Beethoven durch seine Taubheit gezwungen wurde, auf sein Auftreten als Klaviervirtuose und als Dirigent zu verzichten; dadurch wurde die äußere Form feines Daseins verändert. Durch die Unfähigkeit des Hörens wird der ausgezeichnete Bianift bereits mit 40 Jahren ge zwungen, fich aus der Deffentlichkeit der Konzertwelt zurückzuziehen