Apparate gegen SchWerhsrkgkeit. Der Weltkrieg Hot das Heer der Schwerhörigen und Tauben um ein beträchtliches vermehrt, und die meisten von diesen werden wohl schon vor der Frage gestanden haben, ob ihnen etwa durch «inen der verschiedenen, oft in marktschreierischer Weise In den Zei- tungcn angepriesenen Apparate geholfen werden könne. Es ist ohne weiteres verständlich, daß das scheinbar gleichartige Symptom der -Echwerhärigkeit, da es einer Reihe verschiedener anatomischer und physiologischer Ursachen entspringt, durch keinen Apparat gleichmähig zu behebe» sein wird, es können durch künstliche Apparate nur die Bedingungen der Echallzuleitung verbessert werden. Am längsten sind Hörrohre zur Verbesierung des Gehörs be- kann« und in weitester Verbreitung im Gebrauch. Bei der Fort- Pflanzung des Schalles durch Röhren nimmt seine Intensität nur mi- nimal ab, der durch«Ine Röhre dem Ohr zugeleitete Schall trifft das- selbe fast mit derselben Intensität, als wenn der Schall unmittelbar am Ohr erzeugt wäre: die konische Form des Rohres begünstigt die Sammlung und Verstärkung der Schallwellen. So gibt es eine Meihe von Hörrohren verschiedener Form, für deren Auswahl rein subjektive Gesichtspunkte maßgebend sind. Sie dürfen nicht benutzt werden, wenn durch sie Ohrensausen erzeugt oder vorhandenes ge- steigert wird. Die größte Rolle in den Ankündigungen spielen wohl die sogenannten„unsichtbaren Hörrohre"; geschickt wird hierbei auf die Eitelkeit der Schwerhörigen spekuliert, und nicht ohne Erfolg. Sie kommen unter den verschiedensten Bezeichnungen in den Ver- kehr: Gehörapparut(drahtloses Telephon für das Ohr), Gehör- trommel, Gehörpatrone, Hörtrommel, Gehör-Drums u. a. Ihr Wert soll einmal in der Unausfälligkcit. dann aber auch in der Sammlung und Verstärkung der Schallwellen liegen. Als Hörapparate sind sie .nicht anzusprechen, denn selbst der Laie muß sich sagen, daß die kleine Oesfnung nur wenig Schall sammeln und die Kürze denselben .in keiner Weise verstärken kann. Durch die Einführung solcher .Gehörpatronen können unter Umständen Verletzungen entstehen, die sehr gefährlich und bösartig werden können. Auch Hörapparate .größeren Stils sind auf dem Markt erschienen, deren Wert bei ge- nauer Prüfung durch Fachmänner sich als höchst zweifelhaft er- wiesen hat, indem sie keine wesentlich bessere 5)örvermittlung schafften als die Hörrohre solider Firmen. So wurden sogenannte Akustik- avparate in den Handel gebracht, welche auf dem Prinzip des Mikro- .phons und Telephons beruhen. Derartige Apparate bestehen aus .einer isolierten Sprechvorrichtung, die durch Kupserdroht mit einer elektrischen Taschenbatterie verbunden ist; von der Cprechvorrichtung .geht die Leitung zu den Hörballons, die innen eine Membran haben, ideren Schwingungen dem Hörer mitgeteilt werden. Die verschieden- Jten Versuche haben in keiner Weise den Erwartungen und Ver- sprcchungcn entsprochen: Tatsache ist, daß sie den Schall zu verstärken vermögen und auch Gespräche zuleiten, die nicht direkt in die Sprech- Vorrichtung gesprochen werden, aber sie verstärken auch alle Neben- geräusche, welche den Schwerhörigen derartig verwirren können, daß er ihn nicht selten wieder aufgibt. Bei den sogenannten„Dentaphonen" und„Audiphonen" handelt .es sich um Apparate, bei welchen mit Hilfe der Knochenleitung die »Schollwellen auf das Labyrinth übertragen werden sollen, indem der »Schwerhörige eine Platte aus Hartgummi oder Holz zwischen die ,'Zähne nimmt oder an die Kinnlade lehnt, während gegen diese ge- �sprechen wird. Der Gedanke, statt der Luftleitung der Knochen- jleitung sich zu bedienen bei Hörocrsuchen, ist alt; benutzt man doch .auch Stimmgabeln, um die Hörsähigkeit für verschiedene Töne zu 'bestimmen, und bedient sich der Knochenleitung. Es ist aber doch »ein großer Unterschied, ob man bloß Schallwirtungen erzeugen will, die hier nicht ausgeschlossen sind, oder zur Ton- und Lautwahr- nehmung den Schwerhörigen bringen will. In letzter Beziehung »sind alle Versuche selbst bei Schwerhörigen mit Vokalgehör, ja sogar mit Wortgehör ohne Erfolg geblieben. Es ist also bei der Anschaffung eines GeHörapparates immer besondere Vorsicht geboten. Kaum aus einem anderen Gebiete wird so viel schwindelhaste und gewissenlose Retlome getrieben als wie mit den sogenannten gehörverbessernden Apparaten. Wer sich einen solchen Apparat anschaffen will, lasse sich immer vorher von einem Ohrenarzt beraten; nur so kann er einer unnützen Geldausgabe »und schwindelhaste» Uebervorteilung entgehen. Dos wichtigste Hilfsmittel im sprachlichen Verkehr bleibt für den Schwerhörigen und Ertaubten das Ablesen des Gesprochenen vom Gesicht, wie es jetzt an vielen Orten in systematischem Unterricht von besonders '•hierfür ausgebildeten Lehrern gelehrt wird. So wesentliche Fort- '.schritte die Ohrenheilkunde in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, iin zahlreichen Fällen von Schwerhörigkeit ist sie doch machtlos und deren Folgen können dann nur durch die genannte Methode und nur in bestimmten Fällen durch einen Apparat, deren zuverlässigster und billigster ein gutes Hörrohr deutschen Fabrikates ist, gemildert i werden. Dr. Sch.!
Hoppe!-Poppet. Von Han» Klabautermann . Allmählich werden die alten Briefmarken ausgemerzt. Die bessere Dame mit der Krone auf dem aufgelösten Blondhaar und den beiden messingenen Rasierbecken auf der Brust mutz anderen bildlichen Darstellungen weichen. Uebrigens ist das Porträt Hcnüy Porten wenig ähnlich. Auf der neuen 1<10-Pfennig-Marke seden wir drei Männer bei interessanter Arbeit. Der eine wird von Leib. schmerzen gequält und handelt dementsprechend. Dennoch kann man die Marke getrost jungen Mädchen in die Hand geben. Mit Rück- ficht auf das Schamgefühl ist der Druck verschwommen gehalten. Der zweite ist ein Reger, damit beschäftigt, einen Geldschrank zu knacken, und der dritte fuchtelt gewaltig mit einer Hacke herum, linken steht „Deutsches Reich ". Voll Spannung erwarten wir dm Anblick, wo die Hacke ins Deutsche Reich kracht. Die Null von der 100 hat er schon angebufst. Dies alles auf dem beschränkten Raum einer Brief« marke. Es ist wuchtig und eindrucksvoll. Wem das als Genuß noch nicht genügt, darf auch, je nach der Parteiricktunz, den jeweilig, n Sinn hineinlegen. Der Künstler ist neutral verfahren. Jeder zu be» mängelnde Zustand findet in dem Bild sein treffendes Symbol. Die erwähnte Null, die ihren Knacks weg hat, zeigt, wie der Arbeiter die Stullen aus der Regierung und dem Etat entfernt, oder sie be- weist, daß 100 Pfennig bald nur noch 10 wert sind. Natürlich sind die Juden oder die Sozialdemokratie daran schuld. Auffallenderweise schwingt der Neger den Hammer mit der linken Hand. Daraus er« geben sich viele geistvolle Kombinationen. Daß der Kurs nach links geht und wohin das führt usw. Selbstverständlich können hier nicht alle Möglichkeiten erschöpfend behandelt werden. Nur noch ein Wort über den Mann mit den Bauchschmerze», der der Phantasie des nachdenklichen Betrachters erhebliche Steine in den Weg legt. Ich möchte ihn als Dukatenmännchen oder als Vorahnung auf den neuen Sparminister aufsassen. Die Idee des Sparorganisators ist hervorragend. Wer wie ich zum Beispiel nie mit seinen Moneten auskommt, engagiert sich einfach solche Persönlichkeit und ist sofort seine Nöte los. Sie wird zwar als Gehalt mein gesamtes Ein» kommen beanspruchen, aber ich lerne wenigstens die Organisation des Sporens. Für den Chef dieses Ministeriums würde sich Herr Dr. Hermes gut eignen, da er ja äußerst sparsam einzukaufen ver» steht. Die Zeit ist sür derartige Neuerungen reif. Wir haben alle das Sparen nötig, da jeder das Geld mit vollen Händen zum Fenster herauswirst. Für Margarine, die wir srüher unseren Hund anzu- bieten uns geschämt hätten, geben wir leichten Herzens dreißig Mark und mehr pro Pfund aus. Wir müssen organisieren, die Zeit und Arbeit rationell ausnutzen. Teilweise ist die heutige Wirtschaftsauf- fassung bereits von der großen Linie beherrscht. Der Einbrecher soll sein Lehrgeld zurückverlangen, der sich damit begnügt, einen Sack Silbersachen zu klemmen. Das ist nichts. Am Hausvogteiplatz ist ein Herr durch drei Decken gestiegen, nachdem er die dazu nötigen baulichen Veränderungen in einer einzigen Nacht ausgeführt hatte, und hat für eine Million Waren geklaut. Für die in letzter Zeit gern gestohlenen Hullydeckel werden sich in Deutschland auch nur wenig Liebhaber sinden. Sie sind durchlöchert und dazu bestimmt, den Dreck in sich auszunehmen und in die Kana- lisation zu leiten. Für solche Dinge hat das Ausland Interesse. De» Londoner „Daily Expreß " und die„Chicago Tribüne" bringen spalten- lange Berichte über die Ehescheidung des Prinzen Eitel Friedrich. Es würde sich empfehlen, die Konjunktur zu nutzen und für Hohen- zollernoffären einen Lustbarkeitszoll einzufiihren. Auch auf die Tätigkeit mancher Justiz kann dieser Zoll aus- gedehnt werden. Es ist nicht zuviel verlangt, wen» die Zeitungen berappen müssen, denen sie einen fetten Happen zuwirft. Die Leser lachen sich tot, wenn sie hören, daß ein Redakteur mit ZOO Mark Geldstrafe belegt wird, der zur Ermordung des Pazifisten v. Gerlach auffordert. Oder wenn sie von dem somosen Polizeipräsidenten von Budapest lesen, der sich zu Helsen weiß, nachdem er di« Erz- berger-Mörder in Sicherheit gebracht hat. Da der Gerechtigkeit Genüge getan werden muß, läßt er schnell zwei x-beliebige Leute verhasten. Man sieht, der Mann ist auf seinem Posten. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß das Reichsgericht das hochherzige Anerbieten Kopps, sich den Behörden zur Verfügung zu stellen, abgelehnt hat. Wir verstehen das nicht. Seine Be- dingungen waren äußerst bescheiden: I. Freies Geleit und freie Reise erster Klasse. 2. Im Falle der Verurteilung Amnestie und freie Rückreise. 3. Freie Verpflegung und 1000 Mark pr» Tag Aufwands, enifchädigung. 4. Schutzhaft für sämtliche Redakteur« linksgerichteter Blätter für die Dauer seines Aufenthalts im geliebt«» Baterland. Wcigstens hätte man ihm freien Aufenthalt und Nerpslegung erster Klasse in einem Sanatorium für Gemütskranke— geschlossenes Haus— zusichern können. Das hätte ihn gereizt.