Wissen und Schauen
Himmelskunde
Diese Bewegung des Andromedanebels wurde nun neuerdings von dem berühmten Mount- Wilson- Obfervatorium in Nordamerika durch den Astronomen F. G. Bease nachgemessen und mit einer jeden Zweifel ausschließenden Sicherheit festgestellt. durch den Astronomen F. G. Pease nachgemessen und mit einer
Die Drehung des Undromedanebels. Von den Himmelsgebilden Wie der Philosoph Deuffen Ehrenmeister der Görliher Schuster- die schon mit einem mittleren Feldstecher gut wahrnehmbar sind, is Innung wurde. Die Veranlassung zu dieser für einen Universitäts - der Andromedanebel wohl der berühmteste. Schon deshalb, weil e profeffor gewiß nicht alltäglichen Ehrung ist in mehr als einer Hin nach Ansicht mehrerer Astronomen ein fernes, daher im ganzen ficht von Interesse, sowohl als Zeichen der gegenseitigen Achtung überschaubares Abbild und Gegenfiüd unseres eigenen Sonnen- und von Wissenschaft und Handwert, als auch als historisches Dokument Firsterninitems fein soll, eine Firsternweit, die weit draußen in ein dafür, wie anders häufig die Nachwelt Personen, die über das All- famem Glanz ihres Seins Notwendigkeiten vollführt. Um so mert tägliche hinausragen, einschätzt als die Zeitgenossen. Paul Deussen würdiger daher, daß dieser Rebel spiralig gebaut ist, woraus sich der erzählt in seiner Selbstbiographie( Mein Leben. F. A. Brockhaus. zwingende Rückschluß ergibt, feine einzelnen Sterne feien in fteter 1922), wie er im Jahre 1897, als sich die Schufterinzungen Deutsch - Bewegung und Berschiebung zu einander. Sonst fönnte nicht ihre lands zusammengetan hatten, um ihrem Handwerksgenossen Jakob schraubige Anordnung entstehen, die gewissermaßen die Funktions Böhme in Görlig ein Denkmal zu errichten, aufgefordert wurde, form der ihnen innewohnenden Kräfte darstellt. über diesen Mystiker einen Vortrag zu halten. Unter reicher Beteiligung der Handwerker sprach er am 8. Mai in Kiel über Leben und Bedeutung Böhmes. In seiner Rede, die auch im Drud er schienen ist, zeichnete er in lebendiger Weise ein Bild des Philo fophus Teutonicus", der ungefähr 100 Jahre nach Luther lebte( geb. 1575, gest. zu Görlig 1624), zu einer Zeit, da die lutherische Reform bereits im Buchstabenglauben erstarrt war. Böhme", sagt Deuffen, wäre ein Mann gewesen, die Versöhnung von Glaube und Wissen schaft herbeizuführen. Die Ungunst äußerer und innerer Verhältnisse hemmte ihn allzu sehr, und so verzehrte sich sein Leben im Kampf mit der Orthodorie." Im Jahre 1624 beschied der Rat auf Betreiben der Geistlichkeit den Kezer vor Gericht und entschied in dem noch erhaltenen denkwürdigen Protokoll, daß der Schuster und verirrte Enthusiast oder Phantast verwarnt werde, seinen Stab ferner zu sehen". Der Hauptpastor gab seiner Freude darüber poetischen Ausdruck in einem lateinischen Gedicht, dessen Anfang in Uebersegung lautet:
Endlich treibt bich die Stadt Görlig, o Schuster, von dannen, Dorthin wandre jeßt, wo man zu schäzzen dich weiß!" Als Böhme starb, wurde ihm ein firchliches Begräbnis verweigert, und der Geistliche, der sich auf Befehl des Landvogts doch dazu bequemen mußte, hielt ihm eine Leichenrede über die Worte:„ Es ist den Menschen gefeßt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht." Das Kreuz auf seinem Grab wurde vom Böbel zerstört. Heute bezeichnet ein Borphyrblock seine Begräbnisstätte in Görlig, dessen Kirchhof auch die lehte Ruhestätte der von Goethe geliebten Minna Herzlieb ist. Die Schusterinnungen, die ihrem Handwerksgenossen zu Görlig ein Standbild errichteten, ernannten Deussen zum Ehrenmeister der Görlißer Schusterinnung, um ihm für das größere Dent mal zu danken, das er Jakob Böhme durch seine Rede errichtet hat. Die Landgewinnung an der schleswigschen Küste. Die letzten Sturmverheerungen an den Inseln, die der Westküste SchleswigHolsteins vorgelagert sind, haben die Aufmerksamkeit auf jenen Küstenstrich gelenft, an dem die zerstörenden Kräfte des Meeres ftändig gegen die Abwehr des Menschen fämpfen, an anderen Stellen aber die Meereswogen selbst Neuland heranspülen. Der Tübinger Gelehrte Dr. Otto Jessen hat sich mit diesen Verhältnissen ausgiebig beschäftigt und in Petermanns Mitteilungen" darüber berichtet.
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Es gibt Stellen, an denen Landgewinnung und Landbefestigung von vorzüglichem Erfolge begleitet war. Ein Beispiel ist die Hamburger Hallig bei Husum . Diese Hallig wurde durch einen Damm mit dem Festlande verbunden, der schon 1875 fertig war. Infolge der Wasserstauung trat alsbald an beiden Seiten des Dammes eine Aufhöhung des Watts ein, die durch menschliche Arbeit vom Fest lande her unterstützt wurde. In kurzer Zeit war der Damm von Grünlandstreifen umfäumt, die sich mehr und mehr verbreiterten. Die grüne Brücke ist nun so start, daß das gewonnene Land dem Damm Schutz bietet und dieser nicht mehr fünstlich gesichert zu werden braucht.
Auch an anderen Stellen sind die Aussichten, daß man dem Meere den Platz anweisen fönne, wo es Sand, Schlid, Schlamm aller Art niederschlage, recht günstig. Schlimm sieht es dagegen fast berall in den Halligen aus. Die Insel Nordstrand wird fast an allen Seifen vom Meere ständig abgebrödelt, ebenso Südfall . Pell. worm ist rings von hohen Deichen umgeben, die am Fuß durch Steindecen gesichert sind. Die beiden Halligen Gröbe und Appelland sind vor hundert Jahren ohne menschliches Butun zufammengewachsen; infolge von Schuharbeiten ist auch die offengebliebene Battenbucht dann allmählich verlandet. Stellenweise finden sich Rüftenftreden, an denen Berioden von Zuwachs und Abbruch mit einander abwechseln.
Die nördlichen Inseln Amrun , Föhr , Sylt ufw. liegen größten teils im Abbruch. Sylt follte schon vor dem Kriege durch einen Damm mit dem Festlande verbunden werden; nur der leidige Koften punkt hindert die Ausführung. Die Insel Jordland hat seit vierhundert Jahren beständig abgenommen und durfte nun in einigen Jahrzehnten ganz verschwinden! Sie ist unbewohnt, dient nur der Biehweide und dem Bogelschuh.
Im ganzen liegen die Berhältniffe fo, daß von der ganzen Wefttüste Schleswig- Holsteins in Länge von 286 Kilometern etwa 134 Rilometer in Anwachs liegen, während 153 Rilometer unter Abfpülung zu leiden haben. Dank der erhöhten Mithilfe des Men fchen dürfte dem Volumen nach, der Landgewinn den Berluft doch etwas übersteigen. Wo die freiwillige Anspülung durch das Meer durch großzügige Arbeiten des Menschen fachkundig unterstützt wird, treten sogar bedeutende Anlandungen ein.
Es gibt dafür eine überaus geistreiche Methode, die letzten Endes auf der sehr einfachen Erfahrung beruht, daß der Pfiff einer auf uns zufahrenden Lokomotive immer heller flingt, je mehr sie fich nähert Genau so ändert das Spektrum eines Sternes feine Farben in dem Maße, als er sich entfernt oder näher fommt. Man kann dadurch Geschwindigkeitsmessungen im Himmelsraum von sehr großer Ge nauigkeit ausführen, einfach nach den Farbänderungen der Sterne. Auf diese Weise wurde nun festgestellt, daß sich der Andromedanebel mit einer Schnelligkeit von 316 Kilometer in der Gefunde unserem Standpunkt nähert. Das gilt aber nur für das ganze Gebilde; seine einzelnen Teile haben verschiedene Geschwindigkeiten. Daraus folgt daß es Bewegungen innerhalb des Nebels gibt. Da sich aber aud eine Achse feststellen ließ, entlang der die gleiche Geschwindigkeit herrscht, so sieht man daraus, daß offenbar das Ganze in einer schraubigen Drehung begriffen sei, wie es nach dem Gefeß der Funktionsformen das hiermit wieder eine hübiche Bestätigung er aus der Gestalt des Nebels zu erwarten war. fahren hat Gelegentlich diefer Forschungen hat sich auch herausgestellt, baf die chemische Zusammensehung des Andromedanebels fich von der des irdischen Sonnensystems in nichts unterscheidet.
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So weit reichen die neuerkannten Tatsachen. Man wird nicht leugnen fönnen, daß durch sie die Aussicht Stützen gewonnen hat, daß diese fernen Inseln im unermeßlichen Ozean des Weltraumes Gegen ftüde unferer Firsternwelt fein mögen. Befreundet man sich mit diesem Gedanken, dann muß man allerdings auch die Möglichkeit zugeben, daß auch die Firkerne von einer spiraligen Bewegung er faßt sind und hat dann Verständnis für mancherlei neue Entdeckun gen auf diesem Gebiet. Jedenfalls bedeuten die besprochenen For fchungen wieder einen Echritt auf dem Wege, uns über das Wesen ber uns umgebenden Welt Klarheit zu verschaffen. R. F. R.
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Naturwissenschaft
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Sonnensucht. Die Macht der Sonne fängt wieder im Kreiss lauf des Jahres an zu wachsen, und wir Menschen, die wir ja auch nach einem Wort Hauptmanns ausgesetzte Kinder der Sonne" sind, die„ heimverlangen nach der Mutter", erfreuen uns der wärmenden Blide, die sie uns spendet und wenden uns ihr sehnsüchtig zu. Was der Mensch bewußt tut, das tun die anderen Lebewesen instinktiv. Ueberall in der Natur herrscht die Sonnensucht", wie in einem Auffah von„ Reclams Univerjum hervorgehoben wird. Am bekanntesten ist der sogenannte Seleothropismus der Pflanzen Stellt man Blumenstöde on ein Fenster, so wenden sich in einigen Tagen die Triebe dem Licht zu; dreht man die Töpfe um, fa frümmen sich die Stengel abermals, bis die Wachstumsachsen mit der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen zusammenfallen. Da nicht die Wärmeftrahlung der Sonne diese Erscheinung hervorruft ist dadurch zu beweisen, daß man die Strahlengattungen des Sonnen lichtes nacheinander durch verschieden gefärbte Gläser zurückhält. Die roten Wärmeftrahlen erweisen sich bei diesem Versuch ohne Wirkung, die violetten Strahlen rufen aber die Drehung gegen das Licht hervor. Gewisse am Meeresgrund lebende Würmer verhalten fich in dieser Hinsicht wie die Pflanzen. Sie wohnen in langen Röhren, deren unteres Ende am Boden festsitzt, während am oberen Ende das Tier mit dem Kopf hervorlugt. Dieses Kopfende ist licht empfindlich, und treffen von der Seite her Lichtstrahlen darauf, sa dreht das Tier durch seine Muskeltätigkeit die Röhre dem Licht zu Bei einigen Arten dieser Röhrenwürmer fprengen fogar die Tiere ihre Hülle und steigen sonnensüchtig aus der Meerestiefe in höhere Schichten empor, um dem Licht näher zu sein. Der stärksten Sonnens fucht aber begegnet man bei den Infekten. Die Raupe des Schmetters lings Borthesia wird im Frühjahr, offenbar durch die Wärme an geregt, fonnenfüchtig und friecht aus ihrem Winterverfted heraus Der Drang der Sonne treibt sie fort vom Boden, aufwärts die Baumstämme entlang bis zur äußersten Aftfpige. Dort findet sie ihr Futter, die jungen Blätter. Ist das Tier gesättigt, so erlischt die Sonnensucht. Gerät die Raupe aber an einen fahlen Zweig, so ist die Sonnenfucht stärker als der Nahrungstrieb. Bon der magischen Wirkung des Lichtes unwiderstehlich angezogen, verharrt sie un beweglich am äußersten Zweigende; die Sonne hält sie feft, so das sie sich nicht umwenden fann, um an anderem Ort Futter zu suchen, und so verhungert diese Sonnenverehrerin mitten in dem fie unu gebenden Grün,