Wissen und Schauen
Zur Geschichte des Achtstundentages. Vor mir liegt in Abschrift bas„ Dienstreglement für das Amt Weferlingen und die dazu gehörigen dienstpflichtigen Communen". Wo sich die Erstschrift befindet ist mir unbekannt, die Abschrift stammt aber offenbar aus der Zeit der Entstehung. Ueber das Alter der Vorschriften gibt uns Aufschluß die Ausfertigung:„ Signatum Berlin, den 8. Juli 1756, auf Sr. Königl. Majeft. allergn. Specialbefehl v. Maßov, v. Blumen thal, v. Hagen , v. d.( unleserlich)". Für den, der sich wissenschaftlich mit der Verwaltungsgeschichte oder mit der Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts befaßt, ist dieses Dienstreglement natürlich äußerst interessant. Man sieht genau, in welcher Weise die Beziehungen einer Domäne, des Amtes", zu den zugehörigen dienstpflichtigen Dörfern geregelt waren, wie stark die Dörfer besiedelt zu sein pflegten, wieviel Tage die Bauern zu diensten hatten, und welcher Art diese Dienste waren. Für den Lokalhistoriker der in Frage fommen den Orte sind natürlich die Angaben über die einzelnen Orte von ganz besonderem Interesse.
Was aber heute von allgemeinerem Intereffe sein dürfte, ist die Festsetzung der Zeit, über die sich die Dienste an einem Tage ausdehnen sollen. Es heißt dort wörtlich an einer Stelle: ,, Diefer Dienst geschiehet von Ostern bis Michaelis von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr abends, und von Michaelis bis Ostern von 8 Uhr morgens bis 4 Uhr abends, wobei Ihnen jedesmal von 11 bis 1 1hr des Mittags zwei Ruhestunden gelassen werden müssen."
zwischen 21 000 Lichtjahren für den nächsten und 220 000 Lichtjahren für den entferntesten Sternhaufen liegen. Mit Hilfe der so festge stellten Entfernungen und der bekannten Richtungen nach den einBerteilung dieser Gebilde machen. Daß die kugelförmigen Stern zelnen Objekten fann man sich nun ein Bild von der räumlichen haufen Glieder des Milchstraßensystems find, wird nicht nur durch ihre Anordnung in hohem Grade wahrscheinlich gemacht, sondern mit den Geschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern in der geht auch aus der Tatsache hervor, daß sich alle Kugelsternhaufen Sekunde auf die Milchstraße hin bewegen. Man ist also dadurch zu der Erfenntnis geführt worden, daß das Milchstraßensystem auch alle fugelförmigen Sternhaufen umfaßt und damit in der Richtung der mittleren Schicht einen Durchmesser von etwa 300000 Licht jahren hat, sentrecht dazu einen Durchmesser von etwa 130 000 Lichtjahren. Nimmt man den Mittelpunkt des Gesamtinstems in dem des Systems der Kugelsternhaufen an, so ergibt sich, daß er rund 65 000 Lichtjahre in der Richtung des Sternbildes Sonne steht also sehr erzentrisch zum Gesamtsystem, und daraus läßt Carina am südlichen Himmel von der Sonne entfernt ist. Die sich auch die einseitige Verteilung der Kugelsternhaufen am Himmel
ohne weiteres erklären.
Völkerkunde
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Ein neuentdecktes Pygmäenvolt. Keine Behörde, keine Regierung, feine Zeremonie, feine Neligion, ein forglofes Bölkchen, stets vergnügt, auch ohne Grund so beschreibt ein gewisser George Eine ganz einfache Rechnung ergibt, daß zur Zeit Friedrichs II. P. Busch einen Stamm von nackten, höchstens 4 Fuß hohen Wilden, die Bauern auf den preußischen Domänen im Sommer nur 8 Stunder noch nie mit Weißen in Berührung gekommen war, außer mit ben am Tage zu arbeiten brauchten, im Winter gar nur 6 Stunden. einem spanischen Missionar. Die Leute hausen in dem GrenzDaraus ergibt sich, daß der Achtstundentag für die Landwirtschaft gebirge zwischen Columbia und Benezuela und wurden von einer eine altpreußische Einrichtung ist. amerikanischen Gesellschaft, die Petroleum suchte, entdeckt. Nach vierzehntägigem Herumirren im Sumpf, erzählt Busch, famen wir an eine offene Stelle. Da fanden wir Hütten, die ausfahen wie Sofas aus Baumblättern, die man auf Baumpfähle gestellt hatte. Seitenwände gab es nicht. In diesen Behaufungen oder unter diesen Dächern wohnten etwa fünfzig fleine rothäutige Indianer, die völlig nadt gingen. Sie waren weder feindlich, noch zeigten sie Furcht. Als wir Blah genommen hatten, umstanden sie uns und gaben grunzende Löne von fich. Sie haben nämlich eine Sprache von massenhaften Rehllauten. Ihr Gesicht trägt die vorstehenden Backenknochen und die schmalen Augen der Mongolen. Bald famen sie heran und hoben unsere Füße an, fie gaben durch Zeichen an verstehen, daß unsere Beine ihnen vorfamen wie Waldbäume. Das Hauptwunder war unsere weiße Haut. Wenn einer von uns die Wermel aufftreifte, machten fie fich eifrig heran, um die permeintliche Farbe herunterzureiben. Dann wollten sie, daß wir die Hemden öffneten, damit sie fähen, ob wir am ganzen Körper so weiß feien. Sie fönnen nur bis 4 zählen; von der Außenwelt wissen sie nichts, verraten aber auch keine Neugierde, etwas zu er fahren. Ihre einzige Waffe find Pfeil und Bogen. Diese trägt ein Mann immer bei sich, wenn er ausgeht, und er geht nur aus, um Nahrung zu holen. Geduldig steht er dann am Wasser und wartet, bis ein passender Fisch kommt, um ihn mit dem Pfeil zu erlegen. Darin sind sie äußerst geschickt. Im übrigen tun weder Männer noch Weiber etwas. Den Namen des Völlchens teilt der Berichterstatter nicht mit; vielleicht gibt es leinen. Hoffentlich finden die Amerikaner fein Petroleum in der Gegend, sonst wird. es mit der Idylle bald aus sein.
Die Zahl der menschlichen Zellen. Dr. Friz Kahn schreibt in seinem neuen Werke„ Das Leben des Menschen": Die Zahl der menschlichen Zellen beträgt rund 30 Billionen, wovon allein 22 Billionen auf die in der Blutflüssigkeit schwimmenden Blutzellen entfallen. Eine unvorstellbare, an kosmische Maße gemahnende Zahl. 30 Billionen! Würde aus einem Menschen wie aus einem Automaten in jeder Gefunde eine Zelle fallen, so dürfte es gewiß geraume Zeit währen, ehe der Bellautomat Mensch leer geworden. Ein paar Jahre? Oder ein Menschenleben lang? Oter gar noch länger? Eine Billion Gefunden dauern fast 30 000 Jahre, und feit der Geburt Chrifti ist noch nicht der 15. Teil diefer Sefundenzahl verflossen. Folglich fielen 30 x 30 000 900.000 Jahre lang Sefunde für Sekunde Belle um Zelle aus einem Menschenkörper, ehe der Inhalt seines Leibes entleert wäre. Hätte dieser Borgang bei einem jener vorgeschichtlichen Menschen begonnen, die noch vor der letzten Eiszeit in Europa in den Höhlen der Dordogne um ihre Feuer faßen, währent draußen das Mammut in den Sümpfen brüllte, und sollte dieser Mensch nicht eher sterben, als bis die lehte Zelle seinem Körper entfallen wäre, so lebte er noch heute. Ja, faum ein einziges Glied feines Körpers ist abgefallen, trotzdem Sefunde für Sekunde, 1, 2, 3, 4, ununterbrochen seit jener Eiszeitnacht die Zellen aus seinem Körper fallen, er lebt noch immer. und wird noch weiter leben, wenn man die Bölker Europas nicht einmal mehr mit Namen nennt, noch 100mas länger als von Karl dem Großen bis heute, und in jeder Gefunde werden wie bisher weiter Tag und Nacht mit der Geschwindigkeit des raftlosen Uhrzeigers die Zellen aus ihm fallen, und noch immer ist die lehte Zelle dieses einen einzigen Menschenförpers nicht erschienen...
Himmelskunde
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Wie groß ist das Milchstraßenfyftem? Die fortschreitende Beobachtung des Himmelraumes hat zu der Erkenntnis geführt, daß alle mit unseren Fernrohren sichtbaren Sterne in einem einzigen großen System enthalten find: dem Milchstraßensystem. Berech nungen, die man über die Ausdehnung dieses Systems angestellt hat, führten zu dem Resultat, daß die Grenze des Sternsystems in der Richtung der Milchstraße in etwa 30 000 Lichtjahren liegt. Reuerdings find aber durch die Untersuchungen des amerikanischen Astro nomen Harlow Shapley , über die Dr. D. Kohl in der Umschau" berichtet, die Grenzen des Milchstraßeninstems erheblich weiter in den Weltraum hinausgerückt worden. Es zeigte sich, daß die bisher angewandten Methoden viel zu kleine Dimensionen unseres Stern systems ergeben haben. Für die Berechnung bedient man sich der sogenannten tugelförmigen Sternhausen, die aus vielen Hundert tausenden von Sternen bestehen und von denen bis jetzt am ganzen Himmel 86 bekannt sind. Die scheinbaren Durchmesser dieser tugel förmigen Sternhaufen sind sehr verschieden; die größten bedecken etwa die gleiche Fläche wie der Bollmond, die meiften find viel fleiner. Sie tommen faft mir auf einer Hälfte der Himmelsfugel vor; in der Nähe der Milchstraße sind sie häufiger als in größerer Entfernung von ihr, fehlen aber in der Milchstraße selbst vollständig. Ueber bie Stellung diefer Sternhaufen zum Milchstraßensystem fonnte man früher nichts Besonderes aussagen. Eine Klärung der Frage, ob sie zu unserem Sternfyftem gehören, war nur durch die Bestimmung der Entfernung dieser Objekte von uns möglich.
Shapley hat nun für alle 86 bekannten fugelförmigen Sternhaufen die Entfernungen abgeleitet und dafür Werte erhalten, die
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Naturwissenschaft
Die Riesenfäugetiere Europas . Unser Erdteil hatte früher Ele. fanten und Rhinozeroffe, Höhlenfömen und Höhlenbären. Nur die Knochen findet man noch im Erdreich. Die Tierarten sind aus gestorben. Hat der Mensch sie ausgerottet? Der Mensch der Steinzeit ernährte sich ja vorzugsweise von der Jagd, er war weder Acker. bauer noch Viehzüchter. Troh der Primitivität seiner Steinwaffen und seiner Holzfpieße befämpfte er die Tiere der Wildnis, das Anlegen von Fallgruben unterstützte ihn in der Befriedigung feines Fleischbedürfnisses. Diese Tiere hatten gewiß auch andere Feinde, aber das einzige Lier, daß fyftematisch mordet und ausrottet, ist der Mensch. Zu den jagdbaren Tieren gehörten damals auch das Wildpferd und das Rentier; diese haben die böse Zeit überdauert, indem fie oder wenigstens einige Raffen von ihnen zu Haustieren wurden. 2lber der Mensch, der die Tiere unbarmherzig verfolgte, ohne ihnen eine Schonzeit zu gewähren, ist doch wohl nicht der Alleinschuldige. Der Klimawechsel nach der Eiszeit mit ihren Zwischeneiszeiten ist gewiß einflußreich gewesen. Es folgte erft eine Sieppenzeit, dann allmählich ein leberwiegen des Waldes, ehe der Mensch das Land in Kultur nahm. An den Zähnen der vorweltlichen Rhinozerosse und Mammute Europas , die man ausgräbt, findet man oft Zeichen förperlicher Entartung, ungenügende Schmelzbildung, Umbiegungen der Zahnleisten. Die Stelette verraten, daß Zwergbildungen nichts Seltenes waren. Auch der Höhlenbär tritt zuletzt als Zwergraffe in Erscheinung. So wären diese großen Gäuger Europas wohl auch ohne Zutun des Menschen allmählich ausgestorben, aber der Mensch beschleunigte ihr Ende. Der Ur, der Bison, der Elch blieben noch bis in die historischen Zeiten erhalten, wurden aber immer weniger, da der Mensch ihr Gebiet immer mehr einengte. Der Wisent ist ein Opfer des Weltkrieges geworden, der die lehten Bestände dieses stelzen Tieres vernichtete.
m.