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wird durch das Beispiel ihrer Arbeit und ihvcr sittlichen Auffassung des Problems dergrohen Gruppe" die Arbeiterorganisalionen Palästinas sicherlich beeinflussen. Man sagte mir, daß sie bereits eine Vereinheitlichung aller Arbeilstarife in Palästina erzielt habe. Für uns Nichtpalästiner ist sie wichtig, weil sie, an dem entgegen- gesetzten Ende anhebend, gleiche Ziele oerfolgt wie dieArbeitsarmee" Trotzkis, die von der Demobilisierung stehender Kampfformationen des Roten Heeres ihre Bataillone bezieht. Ob die Zentralisierung in radikalster Form in Palästina berechtigt und befähigt ist, die Eesamtarbcit des Landes zu lenken, darüber muß die Zukunft ent- scheiden. Daß dieser Wille zur Zentralisierung sich(wie in Ruß- land) felber ad absurdum führen kann, bewies auf dem Kongreß von Haiffa ein Antrag des Delegierten Bin Gorion(eines Mannes von unbestreitbar interessanten Einfällen, doch mit unangenehmem Kommissär"-Beiaeschmack), de, von jedem in der Gduth Organister- ten bedingungslose Unterwerfung unter die Verfügungen der Zen- trale, eine Art Mizraim mit Tarifen, forderte. Ueber diese wilde Zumutung ging der Kongreß ohne Debatte zur Tagesordnung über. Immerhin kann man in Palästina hitzige Uebertreibungen an sich gesunder Theorien oft beobachten. Die Kommission hätte solchen Fällen gegenüber einen schweren Stand: es erweist sich aber, daß die Notwendigkeiten des Lebens, Einsicht in die gegebenen Verhält- niste des Landes und der in den Menschen selber begründeten Be- dingungen der Entwicklung die jungen Heißsporne oft zur Nach. ?iebigkeit bestimmen. Die Kommission und die junge Arbeiterschaft ommen sich sozusagen auf halbem Wege entgegen. Gespräch zwischen K o p c l e w i t s ch und mir, vor dem Land- wirtschaftlicben Museum inn Jerusalem . Ich:Was seid ihr für Kommunisten?! Wie die alten Cha- lukkoleute hier in den Bethäusern ihr Leben aus Spenden frommer Wohltäter fristen, wie die alten Kolonisten anno dazumal ihren Unterhalt aus den Fonds der französischenAlliances", des Deutschen Hilfsvereins, aus den Millionen des Barons Rothschild usw. zogen, so baut ihr euren Kommunimus auf den Beiträgen auf, die amerikanische Kapitalisten einer im Grunde gutbürgerlichen Organi- sation, der Zionistischen Kommission, überweisen. Chalukka-Kommu. nisten II Der Kommunismus expropriiert in anderen Ländern den Kapitalismus, den er dort vorfindet. Ihr expropriiert kleinweise den amerikanischen Kapitalisten, je nach dem Posteinlauf: die Gut- mütigkeit oder dasWir wollen nicht wissen, was mit unserem Geld geschieht!" des amerikanische Zionisten." Kopelewitsch:Der Kapitalismus muß uns die Möglichkeit schaffen, daß wir kommunistisch leben können." Schmetterlinge. Don Arthur Silbergleit . Ein alte? Maler gewahrte zu seinem jähen Entsetzen die all- mählich wachsende Abstumpfung seiner Sehnerven gegen die launen- reichen Erregungen des Lichtes. Cr begann daher Schmetterlinge zu sammeln, um an den Farben ihrer Flügel die Reizsamkeit seiner Sinne zu schärfen. Da er jedoch die glitzernden Flurentinder an Nadelspießen in Glaskästen aufbewahrt hielt und bei ihrem Anblick zugleich mit der abenteuerlichen Arabeskenschönheit ihrer Schwingen auch die soldatisch ausgerichteten Reihen ihrer linienstrengcn An- ordnung und ihre ewige Todesstarrheit zu schauen gezwungen war, begannen seine Bilder zwar in ihren Farbentönen schmelzender, In ihrer Gliederung aber steifer zu werden, denn ihnen mangelte er- sichtlich die Lockerung wehender Wirbel, die rhythmische Aufgerissen- heit eines ungebundenen Phantasiefchwungs. Da bat der alte Maler einen treuen Jugendgespielen und Kunst- freund um seinen Rat, und dieser bedeutete ihm, doch einen mensch- gewordenen Falter, eine junge Tänzerin, zu ehelichen. So erkor sich der alte Maler in der Tat einen jungen reigenseligen Menschen- schmetterling zur Lebensgefährtin, aber bei der farbigen Abenteuer- lichkeit ihrer Gefühlssittiche, ihren ruhelosen Sinnenwirbeln, bald Schleier-, bald hüllenlosen Seelentänzen, bei ihrem bacchantischen Taumel von Blütenkelch zu Blütenkelch, zitterte auch sein eigenes Leben rasch einem bunten Strudel zu, in dem e« mit gebrochenen Schwingen, enttäuscht und von Schwermut«Ii gedunkelt, hoffnungslos versank._ Landpartie. Von Hans Klabautermann. EinigeBorwärts'-Lefer hatten die Liebenswürdigkeit, mich durch freundliche Schreiben daraus aufmerksam zu machen, daß die Natur sich augenblicklich unter wesentlich anderen Umständen als vor einem halben Jahr präsentiert. Um die Richtigkeit der Meldung nachzuprüfen, entschloß Ich mich zu einem Pfingstausflug. Ueber das voraussichtliche Wetter belehrte mich die Sonnabendnummer desVorwärts", die von dem Bestehenbletben der lehr erwünschten trockenen Witterung sprach. Indessen bezog sich die Angabe offenbar auf einen anderen Weltteil, denn der Landstrich, den ich zu bevölkern die Ehre habe Wilmersdorf , erfreute am Pfinaftfonntag die Kartoffel-, Salat- und Bohnenzuchten sowie die sonstigen gärtne- rischen Anlagen durch einen dauerhaften, jeder duftigen weißen Bluse abholden Regen. Um die lustige Stimmung wachzuhalten, die der Himmel in meinem Innern entbrodelt hatte, tat ich etwas für mein- Bildung, indem ich denLokal-Anzeiger" las. An bevorzugter Stelle stand ein aktueller Artikel, der mit den Worten begann:Bor etwa zweineinhalb Jahrtausenden hatte ein alter Prophet Ezechiel hieß er ein eigenartiges innetes Erlebnis." Worauf ich einschlief. Am Montag streikten die Wolken, so daß ich mit den Vorbe- reitungen für den Ausflug begann. Diese bestanden vornehmlich darin, mich mit Nelkenöl einzureiben. Das wird gegen die Mücken empfohlen. Man sagt, den Tieren sei der Geruch unangenehm. Ich habe die Methode als wirksam ausprobiert. Einige Mücken haben allerdings den Schnupfen und kehren sich daher nicht an den Geruch. Bereits in der Elektrischen wies mich die Klabauterfrau auf das Blühen verschiedener Pflanzen, Kastanien, Goldregen, Jasmin und Rotkehlchen hin. Ob die Beobachtung richtig war, konnte ich nicht feststellen, da gerade in Augenhöhe die Wagenfenster mit bemerkens- werten Tatsachen beklebt sind. Dafür hämmerte sich mir die ethische Forderung ein, daß die vornehme Dame sich mit Puder, Marke Leiche", kultivieren soll. Meine Sehnsucht, fort aus dieser Stadt zu kommen, wo sogar die bislang nur mit scheelen Augen angesehe- nen Müllkästen für Reklame ausgenutzt werden sollen, klopfte stärker an meine Brust. Mein erster Blick an den Wellen des Wannsees fiel denn auch auf die Tafeln der Sterndampfer, die in weithin leuchtenden Buchstaben den Ruhm der Kal-ka-Zigaretten und der Krokodilstiefel verkünden. Mitten auf dem See ist auä) eine Art Hütte wie in den Laubenkolonien errichtet. Es ist ein Wein- restaurant. Als der Dampfer einlief, bemühte sich eine hundertköpfig« Menge, durch Stürmen den bevorzugten Platz an der Schiffsspitze zu ergattern. Da es sich im ganzen um vier Plätze handelte, hatten die meisten das Nachsehen und entschädigten sich für den entgangenen Genuß durch heiteres Schimpfen, was zur Gemütlichkeit bettrug. Ich selbst war ohne mein Zutun in den Menschenstrudel geraten, wodurch mein mitgenommener Napfkuchen in Krümelsorm gebracht wurde. Das Interesse für Wald und Wasser trat bei einigen Natur- schwärmern gegen die Erörterung der Preise für Dampferfahrten und sonstige Lebensbedürfnisse in den Hintergrund, andere töteten die Langeweile durch einen schönen Skat. Endlich kamen wir in Potsdam an. Die Stadt birgt an sonnigen Tagen eine ganze Reihe sprachkundiger Fremdenführer, die den Aus- ländern die Schönheit und den, ach, vergangenen Glanz des blitzern- den Militarismus vor Augen wälzen. Jeder Bayer kann an dem noch nicht erstorbenen Potsdamer Geist seine helle Freude haben. Um sich gegen die sengende Hitze zu schützen, laufen auch in Potsdam die Wachtposten mit einer geeigneten Kopfbedeckung herum, dem Stahlhelm. Daß die schöne Sitte bei den Einwohnern Anklang findet, bewies mir ein Gespräch, in das ich in dem reizenden Garten- lokal an der Glienicker Brücke verstrickt wurde. Ja, es wird wohl noch eine gute Weile dauern", erklärte man mir,bis wir wieder unser altes schönes Deutschland haben: denn augenblicklich ist doch durch die Revolution alles verpestet. Freilich ab und zu erlebt man ja erhebend« Momente.'Komm« ich da neulich aus Berlin : wie ich so nach Hause gehe, trapp, trapp, trapp, kommt die Reichswehr im Laufschritt an." «Mit Stahlhelm?" frage ich. Selbstverständlich. Nanu, denke ich, da muß was los sein. Was loll ich Ihnen sagen Hindenburg wird erwartet. Sie können sich den Jubel denken, wir schrien alle Hurra. Passen Sie mal auf, wir werden schon mal die alte schöne Stimmung vom August 1914 wiederbekommen. Vor 14 Tagen war hier drüben Feuerwerk. Natürlich 15 Mark Cntree ich war ja dumm, von hier aus hätte ich«s umsonst sehen können aber na, es war auch schön. Vor allem die Schlachtenmusik, von unserem Reichswehrregiment. Das war Musik, sage ich Ihnen." Darauf entgegnete ich: Sie müssen wissen, mein Name ist Hans Klabautermann." Dies machte jedoch auf den biederen Potsdamer wenig Eindruck. Woraus ich schließe, daß ich in Potsdam ebenso wenig bekannt bin wie in Berlin . Gewiß gebe ich mir Mühe, durch meine in die Oeffentlichkeit dringenden Aeußerungen ebenso oft Anstoß zu er- regen wie Wilbelm oder andere Hohenzollern : aber das Bewußtsein kränkte mich, dennoch noch nicht ihre Volkstümlichkeit erreicht zu haben. Daher fuhr ich kurzerhand ab. Die Potsdamer können lange warten, bis ich sie wieder beehre. Gelöbnis. Die Zahne. Der unsere herzen entgegenschlagen. Ist rot wie der Sonne erster Strahl, Der wir sie siegend entgegentragen, Ist rot wie das Leben: Denn sie ist in das Blut all der Brüder getaucht, Die für die Freiheit ihr Leben gegeben. wir aber, die wir im Lichte noch schreiten, Wir. die wie lebend am Himmel droben Die Sterne noch grüßen, Wir wollen geloben: Nimmer zu ruhen Und immer zu streben, Bis alle Winde um rote Zahnen schweben, Bis die Srast. die eurem geopferten Blute entstammt, Alle herzen beslammt, Und die Freien, die alle Gewalt abschworen Und allen Göttern entsagten. voll Demut an eure Gräber treten Und beten. S r i ch S r t s a«.