Wissen und Schauen
Mumien als Arzneimittel. Viele Mumien sind nicht bloß von bent bekannten„ Zahn der Zeit zerstört, sondern auch förmlich aufgegessen worden. Sie waren nämlich lange Zeit ein beliebtes Arzneimittel. Das fommt uns heute natürlich barbarisch vor, aber wenn man bedenkt, daß in den Leichen allerlei fräftig wirkende Stoffe enthalten waren, so tann wohl in einzelnen Fällen eine Dosis Mumie fich als heilkräftig erwiesen haben. Im 17. Jahrhundert war Benedig der Haupthandelsplatz für Mumien. Ueber die Art des Bezuges schreibt Georg Niflaus Schurk in seiner 1672 in Nürnberg erschienenen Warenfunde Neu eingerichtete Materiaffammer":„ daß die Schiffs- oder Bootsgesellen, wenn sie nach Egypten und Memphis tommen, sie heimlich bei nächtlicher Zeit holen, tragens alsdann in die Schiffe und verbergen sie darinnen, damit sie ihnen nicht ausge [ poliert werden, weilen die Egypter gewiß folche öffentlich nicht ab folgen fießen. Im Einkauf muß man Achtung haben, daß große Stüde nicht allein gar dürre Beine sind, sondern daß die Beine auch fein fett und noch fein Fleisch auf sich haben und darbei inwenbig voll Mart seynd." Welche Schäße für den Historiker mögen auf blefe Art in den franten Mägen unserer in der Not der Krankheit zu Menschenfressern gewordenen Altvordern verschwunden sein!
Naturwissenschaft
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Seit wann fennen wir den Papagei? Unter allen tropischen Slerpögeln, bie ber Europäer durch die Berührung mit den Farben wunderen der Tropen fennen gelernt hat, nimmt der Papagei infofern eine Sonderftellung ein, als er vermöge seiner Fähigkeit, fprechen zu lernen, fich von jeher eines Vorzuges erfreute. Mert tofirbigerweise scheinen jedoch die alten Aegypter, das älteste und bekannteste westliche Kulturvolt, feinerlei Kenntnis von den Papagelen beseffen zu haben. Ebensowenig wird in der Bibel ihrer Er mähnung getan. Am frühesten wurden die Griechen mit diesen Bögeln bekannt, und zwar auf dem Alexanderzug nach Indien mit bem bort als Stubenvogel häufig gehaltenen grün und rotge. bänderten Halsbandfittich. Ein Steuermann der Flotte Alexanders, Onefitritos mit Namen, hat dann die ersten lebenden Papageien nach Europa eingeführt. Sie brachten es schnell zu großer Beliebtheit, besonders bei den reichen Römern. Im zweiten Jahrhundert v. Chr. scheint es besonders in den Kreisen junger römischer Stutzer Mode gewesen zu sein, mit einem zahmen Papagei auf der Faust in den Straßen herumzuspazieren. Die Vögel standen damals, je nach der Dressur, in hohem Wert, und manch sprechender Papagei galt mehr als ein menschlicher Sklave. Wann die ersten Papageien nach Deutschland gekommen find, ist nicht genau nachweisbar. Sicher ist nur, daß der im Mittelalter aufblühende Levantehandel und die Kreuzzüge Beranlassung wurden, daß diese Vögel des öfteren nach Europa , vor allem auch nach Deutschland , gebracht wurden.
Bom Körperbau der Walfijche. Mit dem inneren Bau der Meeresfäugetiere, von denen wir noch nicht allzuviel wissen, haben fich jetzt vier japanische Professoren von der Universität Sendai ( Nordjapan) beschäftigt. Wir erfahren da interessante Dinge. Die Walfische haben, ähnlich unseren Wiederfäuern, nicht einen Magen, fondern deren drei. Der erste von ihnen dient wieder Kropf der Bögel, mehr als Aufbewahrungsfammer, ferner aber auch zur Verdauung; die Nahrung wird in ihm gequellt und teilweise zerfasert, gerrieben. Die eigentliche Verdauung erfolgt im zweiten und dritten Magen; der dritte Magen ist an Verdauungsfäften doppelt so reich wie der zweite. Die Verdauungsfäfte tommen zum Teil von der Beber, welche aber feine abgesonderte Gallenblase aufweist; auch die Milz fiefert Magensaft, es scheint also, daß dies ihre ursprüngliche Bedeutung gewesen ist. Die Namen der vier japanischen Gelehrten find: Morimoto, Yoshio, Tafata und Sudzuki.
口
Erdkunde
Die Schäße der ägyptischen Wäfte. Das bewohnbare Kulturland Aegyptens bildet bekanntlich nur einen wenige Kilometer breiten Streifen beiderseits des Nils. Zwischen Nil und Rotem Meer legt die gebirgige Arabische Wüste, nach Westen zu die sandige Hochfläche der Libyschen Wüste. Diese Wüstengebiete sind aber nicht ganz mertlos, sondern die Libysche Wüste umschließt Dafen und die Arabische birgt in ihrem Felsboden Schäße, auf deren Hebung schon die alten Aegypter und die Römer eifrig bedacht waren. In der Gegend, ble heute von der Eisenbahn von Kenah am Nil nach Rosseir am Roten Meer durchschnitten wird, und weiter füdlich, öftlich von Edfu , wurden schon zur Zeit früher altägyptischer Königsdynastien Goldadern ausgebeutet, dazu in großen Steinbrüchen grüne, als Material für die großen Bauten beliebte Schiefer und der sogenannte Berde antico. Auch Smaragde fand man in der Arabischen Wüste. Noch größer und mannigfaltiger war die Liste edler Bausteine, welche die Römer für ihre Prachtbauten von dort holten. Während des ganzen Mittelalters und noch des größten Teiles der Neuzeit fümmerte fich niemand um die Schäße der Wüste; erst als die Engländer die Herren und Ausbeuter Aegyptens geworden, wandten sie bald auch ben Wüstenstreifen ihre Aufmerksamkeit zu; aber es ist bezeichnend, baß heute ganz andere Dinge für wertvoll gelten als im Altertum: nicht nach schön marmorierten, polierfähigen Gesteinen suchten die
englischen Ingenieure, sondern was fie fanden, waren Phosphate ( bei Safaga , nahe Kofteir und nahe dem Ni), Manganerze, Gold und sogar Petroleum . Die Petroleumquellen, die 1908 entdeckt wurden, liegen am Golf von Suez, gelten wegen ihres starten Benzingehalts für besonders wertvoll und werden daher noch eine wichtige Rolle spielen.
Gesundheitspflege
Operafionen bei sturmbewegtem Meer. Mit den Fortschritten ber Schiffschirurgie sind auch schwierige Operationen auf hoher See, felbst wenn das Schiff vom Orkan hin und hergeworfen wird, häufiger geworden. Kürzlich kam das Kriegsschiff America" zwölf Stunden zu spät auf seiner Reise von New Yort nach Plymouth an, weil es einen Umweg von 200 Kilometern gemacht hatte, um einem Ingenieur an Bord des amerikanischen Dampfers New England " ärztliche Hilfe zu bringen. Der Ingenieur war bei einer Explosion im Maschinenraum schwer verletzt worden; der drahtlose Hilferuf erreichte die America", und der Ingenieur wurde daraufhin bei fturmbewegter See in einem Rettungsboot nach dem Schiff hinüber gebracht, wo der Schiffsarzt, unterstützt von zwei unter den Baffa gieren befindlichen Aerzten, die Operation glücklich ausführte. Die größeren Schiffe führen alles, was zu einer Operation nötig ist, mit fich; viele amerikanische Dampfer haben schon eigene Operationsfäle. Eine der schwierigsten Operationen dieser Art wurde vor kurzem auf bem.amerikanischen Dampfer ,, Dakota" ausgeführt an einem Unter offizier, bei bem plöglich eine schwere Blinddarmentzündung auftrat. Es herrschte ein furchtbarer Orfan, das Schiff stoppte und die beiden Aerzte, die die Operation ausführten, fießen sich an dem Operations tisch festbinden und vollbrachten auf diese Weise innerhalb vont 40 Minuten glücklich ihre Arbeit. Sehr häufig fommt es vor, baß die Schiffsärzte auf drahtlose Konfultationen von anderen Schiffen bin Kranten auf hoher See Rat erteilen und Rezepte verschreiben.
Drei Ratschläge.
Einem Allzulaufen. Schrei nicht so nach Freiheit, Lleber, Um die Kehlen zu entzünden; Sinne auch einmal darüber, Flache Wurzeln tief zu gründen. Gut und löblich ist die Meinung, Rüstig geh sie von der Stelle; Doch der Lärm scheucht die Erscheinung; Schone unsre Trommelfelle. Eine Stimme grob und heiser Wird die Seelen nicht betören; Etwas inniger und leiser
Läßt der Geist sich wohl beschwören. Ja, du wirst noch baß erstaunen, Wie bei Geigen wundersam Leben wird, das bei Posaunen Gähnend sich ein Rissen nahm.
Einem Berzagten.
Willst du deine Kraft bewahren, Darfst du nicht im Wachen träumen; Willst du kommen hoch zu Jahren, Darfst du nicht wie Seife schäumen. Wenn die Wespen dich umsurren,
Wird kein harter Schlag dir taugen, Sieh das Leben ohne Murren Kräftig an mit hellen Augen. Alles wird dir niemals glücken, Doch hach Tagen ohne Gnade, Da dich tief die Sorgen büden, Rückst du dich wohl wieder grade. Und du schaust dies Jammertal Heiter wie in neuen Sonnen; Denn du hast es noch einmal Dir aus eigner Kraft gewonnen. Einem Galligen.
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Mußt nicht so die Zunge schärfen, Mußt dich nicht am Tag zerreiben; Wo die Kinder Steine werfen, Roftet es auch Fensterscheiben. Aergerlich ist dir das Klirren, Weil ein nüßlich Ding zerbricht, Doch es soll dich nicht verwirren Ungebrochen bleibt das Licht. Auf die ungezähmten Raser Folgt mit Kitt und Lineal Eines Tags der Meister Glaser: Schöner wird's mit einmmal. Und er lacht des Uebermutes, Und er lächelt still: Mich däucht, Auch die Torheit hat ihr Gutes, Wenn sie neue Weisheit zeugt.