Man darf nur fo weit beschneiden, daß der Nagekrand noch etwas Lber die Zehenspitze hervorragt und auch seine Ecken frei heraus- schauen. Die Fingernägel soll man so: beschneiden, die Nägel an den Zehen aber folgendermaßen:— Beginnt sich ein einge- wachsener Nagel zu bilden, so kan man ihn mit einiger Ausdauer sehr leicht beseitigen. Mit einer Stricknadel schiebt man unter dem Nagel, an der die Haut treffenden Stelle ein kleines Väuschchen Verbandwatte derart, daß es den Nagelrand überragt und eine Schutzdecke zwischen ihm und der Haut bildet. Ist aber der Nagel schon so weit eingewachsen, daß die Haut verwundet wurde und Eiterbildung sich zeigt, so ist sofort ärztliche HUse in Anspruch zu nehmen. Durch den Druck des Schuhzeugs, mangelhafte Pflege, seltene Auswaschungen können die Nägel an den Zehen ost übermäßig d i ck und hart, geradezu klauenartig werden. Sie bereiten dann unerträgliche Schmerzen. Die Behandlung besteht darin, daß man solche Nägel mit einem Messer oder zweckmäßiger noch mit einem Glasscherben allmählich dünner schabt, und wenn sie geschmeidiger geworden sind, sie mit Lanolin einfettet. Die Schmerzen verlieren sich dann bald. Solche Nägel sind aber häufig auch so trocken und spröde, daß sie sich der Länge nach spalten. Die Risse sind fein und erstrecken sich bis gegen das Nagelblatt: auch sie verursachen viel Schmerzen nicht nur beim Gehen, sondern selbst beim Liegen im Bett. Auch in diesem Falle kann man mit kleinen Mitteln leicht Abhilfe schaffen, wenn man nur frühzeitig eingreift. Man nimmt ein Flöckchen Verbandwatte und legt es auf den Riß im Nagel. Darauf bepinselt man ihn mit ein wenig Kollodium. Sobald das- selbe trocken geworden ist, legt man wieder ein Watteflöckchen darauf und pinselt wieder mit Kollodium auf und erhält so einen Kitt, der den Nagel zusammenhält. Sollte er sich lockern, so muß von neuem Kollodium aufgetragen werden. Diesen Verband behält man so lange, bis der Riß über den Nagelrand gewachsen ist, was mitunter einige Wochen lang andauern kann. Lästig sind auch die B l a s e n an den Füßen, die sich bei längerem Marschieren bilden. Sind die Blasen prall mit„Wasier" gefüllt, so wäscht man den Fuß rein, nimmt eine Nadel, die man vorher in einer Flamme ausgeglüht hat, und durchsticht die Blasen an mehreren Stellen; man muß jedoch darauf acht haben, daß man nicht in die unter der Blase liegende Haut einsticht. Die Blasen- flüsflgkeit fließt aus und In kurzer Zeit ist das Leiden behoben. Die dicke Blasenhaut schneidet man aber ja nicht fort, sondern läßt sie da, weil sie das beste Schutzmittel für die unter der Blase liegende zarte Haut abgibt. Oft kommt es nur zu Anfängen der Blasen- bildung, man sieht wohl die weißliche Haut, die sich von den ge- röteten Rändern abhebt, aber unter derselben ist nur wenig Flüssig- keit vorhanden: die Blase ist nicht prall gefüllt, sondern liegt nur flach da. Solche Blasen vergehen von selbst oder werden erst später zum Aufftechen reif. Sehr häufig läuft man sich die Füße wund; die Haut wird durch den Druck des Stiefels oder das Reiben des Strumpfes durch- scheuert. In solchen Fällen ist es am ratsamsten, frühzeitig, noch während des Marsches, einzugreifen. Man sollte auf weiteren Märschen antiseptischcs Heftpflaster oder Zinkmullpflaster bei sich tragen. Merkt man die ersten Anzeichen der Durchscheuerung, so legt man sofort ein Stück Pflaster auf die wund« Stelle, wodurch sie geschützt wird. Im Quartier entfernt man das Pflaster, wäscht den Fuß rein und legt ein Läppchen mit Borlanolin oder Bor- vaseline darauf. Leute mit empfindlicher Haut sollten auch im Sommer auf längeren Touren keine baumwollenen Strümpfe tragen: in diesen bilden sich unter Einfluß von Schweiß und Staub sehr bald harte Stellen, welch« die Haut leicht durchscheuern. Wollene Strümpfe bleiben immer elastisch und weich. Nicht so selten sind unter uns Menschen, denen die Füße bei einigermaß-en längeren Märschen versagen, ohne daß sie mit einem der erwähnten Neinen Leiden behaftet sind. Prüft man den Fuß solcher Personen genauer, so erkennt man bald, daß sie tatsächlich zu schwache Füße haben. Die Bänder, welche die einzelnen Fußknochen zusammenhalten, sind bei ihnen zu schwach und locker: auch den Muskeln fehlt häufig die nötige Spannung. Bei einiger Anstrengung wird bei solchen Personen das Fllßgewölbe nieder- gedrückt und es stellen sich dann Plattfußbeschwerden ein. Diesen Schwochfüßigen kann geholfen werden durch Einlagen, welche das Fußgewölbe stützen. Das Richtige kann dabei nur ein Spezialarzt treffen._ Saperisihe Lanöesvater. Von Kurt Heilbut. „Ich verstand von allem, was vorging, gar nichts/ bekannte der Kurfürst Max Joseph von Bayern nach dem Friedensschluß zu Füssen , In dem er alle Crbschaftsrechte auf Oesterreich aufgab. Das gilt auch für andere Wiltelsbacher, die nicht so ehrlich waren, das zu- zugeben. Aber eines haben die Wittelsbacher , wie die meisten anderen Herrscher immer verstanden: herrlich und In Freuden zu leben. Zwar mußte das Volk diese Freuden in der Regel teuer bezahlen. Aber wen kümmerte das? Der Deutsche, also auch der Bayer, ist in dieser Hinsicht stets ein geduldiges Schaf gewesen, und sein Elend und seine Schmach mußten schon arg zum Himmel schreien, ehe er sich da- gegen empörte. Wenn die Wittelsbacher Geld brauchten— und sie brauchten Ansummen für Ihr» Ausschweisungcy— Hann sand man schon»jn I neues Mittel, um das Volk zu schröpfen. Oder man verkaufte einfach | die„geliebten Untertanen" ins Ausland als Kanonenfutter. Di« „Bayrischen Hofgeschichten" von Karl Köhl wissen eine ganze Reih« solcher Fälle anzuführen. So wurde 1660 ein Regiment bayrischer Landeskinder an den König von Frankreich oerschachert. Von dieser „Ware " war ja genug vorhanden und der Preis sank rasch insolg« des starken Angebots: 1738, im Türkenkrieg, zahlte Oesterreich für jeden Bayern noch 36 Gulden. Acht Lahre später nur noch 24 Gulden. 1750 wurde ein Vertrag mit England abgeschlossen, nach de» im Kriegsfall Bayern 6006 Mann zu stellen hatte, von denen aus- drücklich ausbedungen war, daß sie in Holland bleiben und nicht wieder in ühre Heimat zurückkehren sollten. Dafür erhielt der bayerische Kurfürst jährlich 46 666 Pfund Sterling. Noch im 13. Jahrhundert wanderten bayerische Soldaten unk» Millionen bayerischer Staatsgelder noch Griechenland , entgegen den ausdrücklichen Bestimmungen der Staatsverfassung, die vorschrieben, daß der Bayer nur zum Heeresdienst behufs Verteidigung seine» Vaterlandes verpflichtet ist. Die der Staatskasse„entfremdeten" Gelder mußte König Ludwig nach seiner Abdankung aus seiner Privattasche wieder zurückzahlen. Zur Verherrlichung dieses griechl- schen„Freiheitskampfes" baute Ludwig das schöne Tor auf dem Münchener Königsplatz, die Propyläen. Etwa zu gleicher Zeit, al» dieses Denkmal fertiggestellt wurde, auf dem die Huldigung Griechen» lands vor Ludwigs Sohn Otto dargestellt ist, vertrieben die Griechen den Wittelsbacher, der als Flüchtling in seine Heimat zurückkehrte. „Man lobt den Tag nicht vor dem Abend, Propyläen gebauet habend", schrieb Martin Schleich als Moral zu dem griechischen Abenteuer, zue gleich die partizipienreichen Dichtungen Ludwigs verspottend. Selbst in den Zeiten größter Not dachten die Wittelsbacher »ur an sich. Nach dem Einfall der Franzosen in Bayern zur Zeit der französischen Reoolutionskriege weigerte sich der Kurfürst Karl Theodor , von seinen ungeheuren Barschaften auch nur das geringst« für die Bedürfnisse des Landes zu— leihen, geschweige denn zu geben. Er sparte sein Vermögen für seine— natürlichen Kinder, deren Wohl ihm ausschließlich am Herzen lag. Und dennoch konnten die Bayern noch von Glück sagen, daß der bayerische Thronanwärter Karl August von Zweibrücken rechtzeitig starb und sie wenigstens vor diesem Scheusal in Menschengestau bewahrt blieben, das an Grausamkeit und Wollust kaum je über» troffen wurde. Von ihm erzählte unser Münchner Bruderblatt 1966« Als einer seiner Leibköche einst durch ein Versehen die Laun« des Allerhöchsten gestört hatte, befahl er ihn In sein Privatkabinett Dort mußte sich der arme Teufel bis auf die Haut ausziehen, woraick der Landesvater ihn mit kräftigem Branntwein übergießen lieg und dann höchstselbst das Opfer anzündete. Während dieses Objekt des herzoglichen Privatvergnügens infolae der Brandwunden und der hofarztlichen Nachbehandlung verrückt wurde, ging es einem Leidensgenosien von ihm etwas besser. Ein Sekretär, der auch«ll«»- höchst angebrannt worden war, konnte dem Unhold noch so rasch aus den Händen gerisien werden, daß ein Kammerdiener Ihn mit feuchtem Dünger abzulöschen vermochte. Aber»erstümmelt bveb auch dieses Opfer für seine Lebenszeit." Einen„harmloseren" Scherz leistete sich der Herzog einer ge« wisien Dame gegenüber, die er an seinem Hof nicht leiden kon«t»t Er nahm ihre Hand, als ob er sie küssen wollte, und biß ihr mit den Zähnen den Zeiqefinger entzwei. In einem Punkt allerdings haben die Wittelsbacher hervor« ragendes geleistet: in ihren Ausschweifungen.„Batert sichs bei ihnen, so werden sie den Grisetten brav nachlausen," schrieb di« Herzogin von Orleans 1718 über Ihre bayerischen Vettern. Und das gilt bis zu Ludwig I .. dessen Verhältnis mit der Tänzerin Lola Montez dem teuffchen König bekanntlich den Thron kostete. Da« Treiben Ludwigs war so arg, daß Friedrich Wilhelm IV. von Preußen sich in einem Schreiben an ihn wandt« mit der Bitte,„im Interesse der Monarchie" mit der Tänzerin zu brechen. Das ver- anlaßte Heinrich Heine zu einem Spottgedicht, in dem er sich sowohl über die„Dichtkunst" Ludwigs wie über die Kinderlosigkeit de» Preußenkönigs lustig macht: Stammverwandter Hohenzoller, Sei dem Wittelsbach kein Groller, Grolle nicht um Lola Montez , Selber habend nie gekonnt es. „Pfui Teufel, ich möchte nicht mehr König sein!" rief Ludwig- nachdem er die Abdankungsurkunde unterzeichnet hatte. Man denkt dabei unwillkürlich an einen anderen„königlichen" Abschiedsspruch aus neuester Zeit:„Macht euren Dreck alleenei" Die Männer, die heute auf Bayerns Thron spekulieren, scheinen allerdings über das Königsgeschäft anders zu denken. Erstaunlich ober ist es, daß es noch außerhalb des Adels und gewissen Schieberschich« ten Menschen gibt, die eine Rückkehr dieser Sippschaft ersehnen. Man sollte meinen, wir könnten heillos froh sein, daß wir diese Volks- plage„von Gottes Gnaden" endlich los sind. Schamlose Heuchelei aber ist es, wenn diejenigen, die sich für ganz besonders deutsch und national gesinnt halten, für die Wittels» bacher»intteten, die von jeher mit den Franzosen geliebäugelt habe« und auch heute noch hoffen, mit Hilfe des Auslands, der Franzose» und Ungarn , wieder auf den bayerischen Thron zu gelangen, ohn« Rücksicht darauf, ob die Einheit des Deutschen Reiches dabei zum Teufel geht oder nicht.
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