Einzelbild herunterladen
 

3m Pandschab- Expreß.

Indische Hize.

-

-

-

-

Neues über die Krebskrankheit.

Von Adolf Gerson.

Bord Atholfben, Zeitungsverleger in Montreal  , hat einen Breis son 100 000 Dollar ausgesetzt für denjenigen, der in den nächsten fünf Jahren ein Heilmittel gegen die Krebstranfheit erfindet, und Sir William Beno in Manchester   hat, durch beffen Beispiel angeregt, 10 000 Pfund Sterling für den gleichen Zwed bestimmt. Aber nicht diefe lockenden Millionen, sondern eine wiffenschaftliche Arbeit, die einiger Zeit in der Beitsrift für Krebs. forfhung"*) erschienen ist, veranlaßt mich, hier die Frage ber Heilbarkeit des Krebses furz zu erörtern.

por

Die Dürre. Die Stimmung Indiens  und der Prinz von Wales. Kochendes Badewaffer. Das Harle und das zarte Geschlecht bei 51 Grad. Der anklagende Hund. Daß eine Reise durch Indien   in der heißesten Jahreszeit nicht gerade zu den Annehmlichkeiten des Lebens gerechnet werden lann, hat der Korrespondent eines italienischen Blattes am eigenen Leibe erfahren. Seine Bekannten in Bombay hatten ihm dringend ge­raten, die Reise bis zum furz bevorstehenden Eintritt der Regenzeit, die dem verbursteten Lande die ersehnte Abkühlung bringt, aufzu­fchieben. Der Italiener bestand aber auf seinem Blan und ver­traute sich, in der Annahme, daß die Schilderungen seiner Freunde Wenn man eine Krankheit bekämpfen und heilen mill, so ift es übertrieben seien, dem sogenannten Bandschab- Expreß an, der mit dringendes Erfordernis, daß man weiß, wie fie entsteht und welche einer Stundengeschwindigkeit von 80 Kilometern die gewaltige Ebene Mittel der Organismus selbst zu ihrer Heilung aufwenden fann. burchfährt, die Bombay   von Delhi   trennt, und die Winter- und Der Berfasser jener Arbeit, Primarius Dr. H. otter in Buda­Sonimerresidenz des Indischen Reiches miteinander verbindet. peft, hat als Kriegsgefangener in Rajan in Rußland bort bie Ent ,, Der Zug bietet alle denkbaren Bequemlichkeiten," berichtet der stehung der Krebsgeschwulst erforscht und fonnte zunächst das be­Reisende, selbst das Badezimmer fehlt nicht. Den geräumigen Abftätigen, was zahlreiche Forscher vor ihm festgestellt hatten, nämlich), teilen wird beständig durch mächtige Ventilatoren Luft zugeführt. daß die Krebsgeschwulst nicht durch Anstedung von außen Schwierigkeiten fann der Bau der Eisenbahn nicht gemacht haben, ber, etwa durch Batterien oder Barafiten, erzeugt wird, sodann benn, abgesehen von einigen fleinen Hügeln, führt die Strede durch aber nachweisen ein überraschend Neues, bas nicht nur der Krebs­eine baumlose Ebene, die so flach wie eine Tischplatte ist. Sie forschung neue Bahnen brechen, sondern auch unsere Anschauungen und da wird ein wasserarmes Fläschen von einer eisernen Brüde über Leben und Lod, Aitern   und Fortpflanzung und andere phisio­Giberspannt. Das Land ist start bevölkert und der Boden gut bebaut, logische Probelme umgestalten fan:. oder richtiger gefagt, er wird es sein, wenn erst die Regenfälle ein­feben. Heute zeigt er fich fo riffig und fandtrocken, daß man nicht begreift, wie Menschen hier leben fönnen. Das ganze Band schreit förmlich nach Baffer. Wenn der Abend hereinbricht, ist die Tempe ratur noch leiblich zu ertragen, was mich in dem Gedanken bestärkte, baß die Freunde in Bombay start übertrieben hätten. Ich sollte bald eines anderen belehrt werden."

In Nafit, dem ersten Aufenthalt, erlebte der Erzähler eine Rundgebung der Inder für Afghanistan  . Alle Stationen, auch die fleinen, durch die er fam, waren voll von Menschen, die nicht müde wurden, das Loblieb der friegstüchtigen Bergbewohner zu fingen, die es verstanden haben, England in Schach   zu halten. Jede Gruppe Dieser indischen Englandfeinde zeigt die Stimmung des gärenden Ondiens, bas gleich einer gefeffelten Lawine durch die Waffenlosigkeit and durch gelegentliche Konzeffionen seiner Beherrscher daran ge­hindert wird, vernichtend loszubrechen. Ich habe das Land bis zum Halfe fatt," soll der Prinz von Wales beim Verlassen Indiens  gefagt haben. Benn man sich den moralischen Miserfolg feiner Reise vor Augen hält, wenn man sieht, wie jetzt die Rechnungen über feine Ausgaben fommentiert werden, und er sich den Vorwurf machen lassen muß, fich als Müßiggänger im Land umbergetrieben und das dem Bolte erpreßte Geld vergeudet au haben, wird man feinen Ausspruch verstehen.

11

,, Es ist Nacht," so erzählt der Italiener weiter. Bir figen im Speisewagen vor einem Menu, das sich mehr an die Nase als an ben Gaumen wendet. Men ist fozufegen lauter Wohlgerüche, denn die Speisen bestehen fo gut wie ganz aus Obft. Inzwischen verwon beln unsere Boys das Abteil durch Herausnehmen der Betten aus ben Sigen und Aufspannen der Mostitonehe in ein behagliches Schlafzimmer. Der mir zugewiefene Bon heißt Sabadfchi und ift ein Muster seiner Art. Die erste Nacht dieser indischen Reise ver­bringe ich leidlich. Aber am Morgen, als ich in Starfi, im Herzen Indiens   erwache, betomme ich ein Borgefühl davon, welch herr­Hichem Tage wir entgegengehen. Die Landschaft hat sich nicht ge­ändert. Nach wie vor zeigt der Boden das Aussehen verbramten Lehms, und die Luft ist so trocken, daß man Feuer zu aimen meint. Dabei ist es erft 8 Uhr morgens. In unbegrenzter Ausdehnung breitet sich die unendliche Ebene mit ihren zwischen verfümmerte Bäume gebetteten, elenden Dörfern aus. Gegen 11 1hr verstärkt fich das Gefühl, daß man eine Atmosphäre von Flammen durcheile. Wenn man den natten Arm gegen den Wind zum Wagenfenfter hinausstrect, so hat man die Empfindung eines scharfen Bisses. Mit dem Fortschreiten der Zeit steigert sich die Temperatur noch weiter. Vor einer Stunde noch zeigte die Quecksilberfäule 42 Grad. Die Bentilatoren bringen bei jeder Umdrehung einen Strom glühen ber Luft in das Abteil, so daß wir genötigt find, fie abzustellen, was leider zu spät geschieht. In der Badewanne," ruft ein junger Missionar, der in das Abteil hereinstürzt, kocht das Wasser". Jezt tritt Sabadfchi in Tätigkeit. Ruhig und gelaffen, als handle es sich um das selbstverständlichste Ding von der Welt, geht er in den Baderaum und wirft einen Eisblod in das dampfende Wasser und legt dann weiter Eisstüde unter die Wagenfihe, um uns die Schlimmsten Stunden des Nachmittags halbwegs erträglich zu machen. Wir legen apathisch, horizontal hingeftredt in den her metisch geschlossenen Abteilen. Wie uns mitgeteilt wird, finden fich die im gesonderten Abteil fahrenden Damen der Miffion ungleich beffer mit der Hize ab als mir Männer, ein Beweis, daß das garie Geschlecht warme Temperaturen beffer erträgt als bas ftorte. Am meisten leidet aber ein mit ums reifender Hund, dem die Junge weit aus dem Halse hängt, und in dessen Augen fich bitterer Vorwurf malt, als wenn er glaubt, wir, die Herren der Schöpfung, hätten thm diese Höllenqual abfichtlich bereitet. Auch er erhält einen Eis. beutel auf den Kopf. Beim Eintreffen in Dehhanfi um die fechfte Nachmittagsstunde erwochen wir zum Leben, oder haben wenigftens das Gefühl, daß das Dasein wieder zu ertragen ist. Später erfuhr ich. dah um 3 Uhr nochmittags das Thermometer auf 51 Czad gestiegen war, eine Mitteilung, die mir den Schwur enkleste, Indien   niemals wieder vor der Regenzeit zu bereisen."

Rotter zeigt, daß die Bellen, aus benen die Krebsgeschwulst empormuchert, ihrer ganzen Beschaffenheit und Funktion nach über­einftimmen mit den Geschlechtszellen oder Reimzellen ( Ei und Samentierchen), aus denen der Organismus durch Zell. teilung   hervorgeht, daß die Urzelle der Krebsgeschwulst tatsäch. lich eine außerhalb des Geschlechtsorgans zur Zeilung gefommene Geschlechtszelle ist, baß also der Krebs ein Gewächs ist, wie der Mensch und wie der Baum Gewächse find. Man fönnte danach das Baradoron bilden, daß der Mensch selbst eigentlich nichts weiter ist als eine besonders organi­fierte und mit besonderen Fähigkeiten begabte Krebsgeschwulft. Ich will versuchen, das mit ein paar Worten glaubhaft au machen. Wenn bei einem Geschlechtsaft die männliche und die weibliche Reimzelle fich zu einer Sygote vereinigt haben und diese Zygote bann die erste zum Aufbau des neuen Wesens führende Zellteilung vollzieht, fo wachsen die dabei entstehenden beiden Tochterzellen in zwei einigermaßen getrennten Strängen weiter. Der eine Strang, der durch sehr starte Belteilung zu einem ganz ungeheuren Zellentompler auswächt, wird die van den Byfielogen als" Soma" bezeichnete Leibeshülle. Der andere Strang, ber ba­gegen im Wachstum zurückbleibt, wird nicht zu Mustein, Knochen, Nerven, Drüfen u. a. zusammenhängenden Geweben, sondern er bildet lauter einzeln lebende, frei bewegliche Bellen, die durch die Gewebe hindurch nach den Geschlechtsorganen wandern, dort bis zur Geschlechtsreife des neuen Organismus aufbewahrt bleiben und bei dessen Baarung mit einem geschlechtlichen Bartner au Ursprungszellen seiner Nachkommenshaft werben.

Run tann es verfommen, baß in den Zellen des legtgenannten Stranges, die wir Reimzellen nennen, der Trieb zur Zell­teilung und zur Wucherung schon vor ber Baerung erwacht, daß er schon erwacht auf ihrer Banderung durch die Gewebe und daß dann plötzlich eine in der Darmwand oder in der Oberhaut oder in der Brustdrüse befindliche Reimzelle so zu wachsen und zu wuchern beginnt, wie sie normal nur nach erfolgter Befruchtung und z. B. in der weiblichen Gebärmutter wächst und wuchert. Seit dem der amerikanische   Gelehrte Jacques Loeb   gezeigt hat, daß man die Reimzellen auf fünftliche Weise zur Teilung anregen tann, wiffen wir, daß sich die Reimzellen auch vor der Befruchtung zu teilen vermögen; und von den Reimzellen vieler Liere wissen wir feit langem, daß sie der Befruchtung überhaupt nicht bedürfen und parthenogenetisch, d. h. unbefruchtet, zu einem neuen Organismus auswachsen. Die Tatsache, daß die menschlichen Reimzellen fchon in den Geweben des Menschen, in feinen Drüfen, Mustein, Knochen ufw, jenes Zeugungsgeschäft beginnen fönnen, das fie eigentlich erft in der Gebärmutter des Weibes beginnen sollen, ist daher nicht zu bezweifeln.

wuchern und kann das Gewebe dieser Bucherung feinen Biderftand Fängt aber eine Reimzelle an, im Gewebe sich zu teilen und zu entgegensetzen, wird es vielmehr von den wuchernden Zellen nach und nach aufgefogen, so ist die Krebsgeschwulft eben fertig; und feine Kunft des Arztes hat bisher vermocht, den wuchernden Keim zellen Cinhalt zu gebieten.

Die Krebsgeschulft stirbt feineswegs fofort ab, wenn das Ge webe, auf dem sie wächst, durch eine Operation entfernt wird oder wenn der vom Krebs Befallene stirbt. Die Reimgellen leben weiter, folange fie aus dem normalen Gewebe noch Nährstoffe herausziehen fönnen. Die Keimzellen in der Krebsgeschwulst eines am Krebs Geftorbenen önen in der Krebsgeldwulft der Theorie na mit derfelben Affurabeffe weiterleben, wie die aus den Geschlechte organen ausgetretenen Reimzellen in seinen Rindern weiterleben. Die aus dem Körper eines Menschen herausgeschnittene Krebsge. fchwulft fan, auf paffenden Nährboden gebracht, so weiter wachsen, wie der Ableger einer Pflanze, wenn er ins Erdreich gebracht wird oder wie der Arm eines Geesterns oder ein Glied eines der niederen Wassertiere mit vegetativer Bermehrung. Der um die

*) Rotter, Histogenese d. malignen Geschwülste.