wissen unö Schauen Das Ttaturvolt als Ideal. Das Interesse, da, man heute der Kunst und Dichtung der Naturvölker entgegenbringt, hat auch zu einer gerechten Wertung der primitiven Menschen geführt: ia, man ist heute wohl schon geneigt, die Begabung und Denkfähigkeit der Naturmenschen zu überschätzen. Es hat bereits einmal ein« Zeit gegeben, in der es Mode war, das Leben der„Wilden" als Ideal zu betrachten und in der auch ihre Kunst und Dichtung Einfluß auf den Kunststil gewannen. Das war in den Tagen, da Rousseau die „Rückkehr zur Natur" predigte. Recht aktuell anmutende Aeuße- rungen aus jener Epoche führt Hans Plischke In einem Aufsatz über die Beurteilung der Naturvölker im Wandel der Zeiten an, den er in der Zeitschrift„Deutscher Pfeiler" veröffentlicht.„Solange der Mensch noch in wilder Hütte lebte und sich damit begnügte, sich in Tierfelle zu kleiden, sich Bogen und Pfeile oder ein einfaches Boot zu schaffen, kurz, solange er nur Arbeiten kannte, die ein jeder kür sich allein oerrichtete, war der Mensch frei, gesund und glücklich," sagte Rousseau . Seine Hochachtung vor dem Urzustand der Mensch- beit ging sogar so weit, daß er nur den oiersüßigen Gang des Menschen als naturgemäß anerkennen wollte. Die Auffassung Rousseaus schlug dann auch die Forschungsreisenden in ihren Bann, und während man vorher nicht genug Scheußlichkeiten von den Wil - den berichten konnte, wurden sie nun in einem verklärten Lichte dar- Sestellt. So berichtet z. B. der Franzose Vougainoill« von den iatagoniern:„Sie sind stark, wohll»«leibt, haben festes Fleisch und gut« Nerven. Man sieht, daß es Menschen sind, die noch der ein- fachen Natur leben und dadurch den höchsten Grad des Wachstums und der Stärke, deren der menschliche Körper fähig ist, erreicht haben." Die Zustände, die man auf den Südseeinseln fand, galten für besonders paradiesisch. So sagt Bougainville:„Es muß eine allgemein« Ehrlichkeit und gar kein Mißtrauen unter ihnen statt- finden, denn ihre Wohnungen stehen Tag und Nacht offen, sie mögen zu Hanse sein oder nicht. Ein jeder pflückt die Frücht « von dem ersten Baum, den er antrifft." Als ein überschwänglicher Verehrer der Naturvölker zeigt sich auch Le Vaillant, der zwei längere Reisen in das Innere Südafrikas unternahm. Selbst die Frauen der Hotten- tottsn, die gewiß nicht auf Schönheit Anspruch macheiMönnen, begeistern ihn.„Die hottentottischen Weiber, die weder Ambra noch Bisam noch Benzoe kennen." schreibt er,„wissen auch nichts von europäischen Bapeurs, Krämpfen und Migränen." Als er einem Hottentotten Branntwein gegeben hatte und dieser dann o»s einem Mund in den anderen wanderte, ruft er voll Entzücken aus:„Welch ein widernatürliches Herz hätte beim Anblick dieses rührenden Auf- tritts gefühlvolle Tränen unterdrücken können? Voll Bewunderung und Ehrfurcht, bis ins Innerste gerührt, warf ich mich dem Anführer in die Arme. Schöne Schwätzer, zierliche, von Ambra und Moschus hustende Kokotten mögen hierüber Ekel schreien und Grimassen «yachen. Aber in ihrer so zärtlichen, so brüderlichen Mitteilung lag Nichts Widriges! Glückliche Sterbliche, behaltet lange dies« köstliche Unschuld." Der letzte.Vertreter dieser Verherrlichung der Natur- Völker ist wohl der Dichter Chamisso gewesen: damals hatte aber infolge der Anschauungen Herders , Forsters und anderer bereits «lne geschichtlichere Auffassung der Dinge Platz gegriffen. küchenrezeple in der englischen Marine. Die englische Marine- oenvaltung hat für die Küche ihrer Kriegsschiffe ein besonderes Koch- huch herausgegeben, dessen neueste Ausgabe mancherlei Winke ent- fiält, die man in den Kochbüchern unserer Hausfrauen vergeblich uchen dürfte. So z. B.: Ehe man frisches Brot anschneidet, tut man 'out, das Messer in einen Topf mit kochendem Wasser zu tauchen. Durch dieses Verfahren können mübelos die dünnsten Scheiben ab- geschnitten werden.— Will man Speck in Scheiben schneiden, erwärme man zuvor das Messer: es schneidet dann leichter und genauer. Mit Zitronensaft kann man leicht Fettflecke von Holz beseitigen. Zitrone» Seben reichlicher Saft und lassen sich besser ausquetschen, wenn man e, ehe man sie benutzt, S Minuten in einen recht heißen Ofen legt. Technik IlHt��liilW�eiis! Sonnenmotoren. Eine unverbürgte Erzählung benchtet, daß der berühmte Physiker Archimedcs im 3. Jahrhundert v. Chr. die Sonnenstrahlen mit Hilfe von Brennspiegeln gesammelt und so die feindlichen Schiffe in Brand gesteckt habe, die Syrakus belagerten. Diese Ausnützung der Sonnenenergie ist neuerdings in den Vorder- arund des Interesses gerückt. Sammelt man die Sonnenstrahlen aus Kessel, die mit Wasser gefüllt sind, so läßt sich hier Dampf erzeugen: er kann in Dampfmaschinen ausgenützt werden, sobald es gelingt, regelmäßig genügende Wassermengen zu verdampfen. Dos Problem des Sennenmotors wurde zuerst von dem Amerikaner Shuman ge- löst. Seine Sonncnmotoren, von denen bereits verschiedene ausge- stellt sind, besteben aus Reihen von Parabolspiegeln, in deren Brenn- punkten Dampfkessel eingebaut sind. Die Außenseite der Kessel ist yeschwürzt, weil schwarze Körper die Wörme ja besonders gut auf- nehn'.en. Der erzeugte Dampf dient zum Antrieb von Pumpen, durch deren Arbeit Felder und Pflanzungen bewässert werden. Vci einer dieser Anlagen genügt der Dampf, um in der Stunde 12lX) Liter Wasser 11 Meter hoch zu pumpen. Nun stehen diese Sonnen- motoren allerdings in trovischen und fubtrooischen Gegenden, z. B. in Kalifornien und av- Nil, aber derartige Motoren in den Tropen 'örmten schon viel Kvd-e sparen. Natursissensthaft vom Wandern der Vögel. Wir hatten bisher immer geglaubt, daß die jungen Vögel das Wandern von den Eltern lernten. Nichts lag ja näher, wenn man beobachtete, wie die Störche, die Wild- enten, die Schwalben usw. sich in großen Trupps vereinigten, che sie im Herbst die Reise nach dem Süden antraten. Nun gibt's aber doch Fälle, in denen eine solche Belehrung oder Anleitung ganz ausgeschlossen ist. Die alten Kuckucke beispielsweise, die sich bekanntlich mit Familiensorgen nicht abgeben, treten ihre Reise nach Süden vielfach schon an, wenn ihre Jungen noch nicht ausgebrütet sind. Von ihren Pflegeeltern können die jungen Kuckucke die Tour nicht gelernt haben, denn das sind oftmals Vögel, die den Winter in Deutschland zubringen. Aehnliches findet bei den Zugvögeln statt, nur in umgekehrter Reihenfolge. Die jungen Stare beginnen den Flug nach dem Süden oft schon, wenn sie erst wenige Wochen alt sind. Die alten aber können noch nicht mit, sie müssen erst ihre Herbstmauser beendigt haben. An eine Verständigung untereinander Ist in solchem Falle nicht zu denken. Wenn die Störche sich zur Ab- reise rüsten, kommt es vor, daß sie schwächliche Genossen von der Reife ausschließen. Sie trauen ihnen nicht zu, daß sie den Stta- pazen gewachsen sind, und suchen sie durch Schnabelhiebe zu töten. Gelingt e» nun so einem armen Teufel zu flüchten und etwa in menschlicher Pflege wieder zu Kräften zu kommen, so kann man be- obachten, daß er nachher ganz allein die Reise antritt, und zwar in derselben Südrichtung, die seine Peiniger eingeschlagen haben. Das deutet doch alles darauf hin, daß hier ein ererbter Instinkt, etwas Unbewußtes und Unwiderstehliches maßgebend ist. Die Reiselust tritt ein, ohne daß eine besondere äußere Ursache, etwa Nahrungs» mangel, Eintreten kalter Witterung oder dergleichen, nachzuweisen wäre: man sucht vergebens nach einem Reiz oder Einfluß, der die Vögel bestimmen könnte. Schließlich kommt man auf die Erklä- rung, daß angeborene, geerbte Triebe vorliegen müssen— freilich ohne damit viel zu erklären. (ll!D>�a|Ei1 völkerkunöe Die faulen Eier der Chinesen. Dos Märchen von den faulen Eiern, welche die chinesischen Feinschmecker mit VorUebe verzehren, ist so verbreitet, daß es wohl lohnt, einmal der Sachs näherzutreten. In Wirklichkeit sind diese Eier ebensowenig verfault, wie etwa bei uns der Käse als ein verfaultes Milchprodutt anzusehen wäre. Ein japanischer Bakteriologe namens Hanazowa hat sich mit den faulen Eiern der Chinesen eingehend beschäftigt. In China ist die Ge- flügelzucht so ausgedcbnt und die Erzeugung von Eiern deshalb so reich, daß man auf die Konservierung angewiesen ist. Man behält dadurch Eier für die Zeit nach der sogenannten Eierschwemme übrig und außerdem wird durch die verschiedene Art der Aufbewahrung auch Abwechslung im Geschmack erzeugt. Es gibt nun verschiedene Arten konservierte Eier in China , die man Pidan, Hueidan und Dsaudan nennt. Pidan entsteht, wenn man die Eier, frisch wie sie sind, mit einer roten Erde, Kalt, Kochialz und Wass-r bedeckt, dabei aber durch Zusatz von Reiskleie das Ersticken vermeidet, und die so eingehüllten Eier fünf oder sechs Monate in einen Topf legt. Ein ähnliches Verfahren ergibt das Hueidan, nur daß die Eier dann schon nach 20 Tagen herausgenommen werden: vielleicht ist das Ttischungsverhältnis der Erde und des Kalkes usw. auch ein anderes. Packt man die Eier fünf bis sechs Monate mit Preßkuchen in einen Topf, so entsteht Dsaudan. Das verareitetste dieser Produkte ist das Pidan: das Eiweiß in diesen Eiern sieht ganz braun und lcimartig aus, das Eigelb dagegen fchwarz-grün und breiartig. Die Chinesen essen die so veränderten Eier mit großem Genuß, manche mit Zucker- zusatz, manche mit Sojosauce usw. Der Japaner, der die Sache wissenschaftlich festlegen wollte, ging dem Pidan mit dem Mikrchkop zu Leibe und fand darin verschiedene Bakterienarten, die sich nach den üblichen Verfahren kultivieren ließen: zwei Mikrokokken(das sind Batterien in Kugclform), zwei Sarcinaarten(das sind Formen, bei denen meist vier Einzelwesen zusammenbängen, so daß das Ganze wie ein über Kreuz eingeschnürter kleiner Warenballen aussieht), und schließlich noch ein Geißeibakterinm. Diese Kleinlebewesen werden jedenfalls aus der Erde durch die Poren der Eierschale in das Ei hinein.gelangen. Es ist nun leicht, durch einen Stich in die Eischale das Innere mit etwas Saft von Pidan zu impfen. Geschah das und legte man solche Eier dann einfach in Watte, nachdem man sie vielleicht gar noch mit Wasserglas bestrichen hatte, so waren weitere fremde Einflüsse so gut wie ausgeschlossen. Auch die rote Erde, der Kalk, das Salz usw. blieb weg. Und siehe da— nach einigen Monaten war das Innere des Eies geronnen und gefärbt wie beim echten Pidan, das Weiße war braun geworden, das Gelbe schworz-grün. Geruch und Geschmack waren die des richtigen Pidan. Andere Eier aber, die man nicht behandelt, sondern so. wie die Henne sie gelegt hatte, daneben aukbemahrte, faulten, und zwar zweifellos: der Geruch eines faulen Eies ist bekanntlich kaum zu ver- kenneu. Man wird also annehmen dürfen, daß die Pidanbildung eine käseartige Umwandlung des Eiweißstosfcs ist, unter Mitwirkung von Bakterien, daß diese Bakterien aber mit den bekannten Fäulnis- bakterien nichts gemein haben. Wir sind in Todesangst, daß die Nächstenlieb« sich zu weit aus- breiten könnte und richten Schranken gegen sie auf— die Nationalitäten. Marie». Sbner-afchintach.
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