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ahnen, daß ihn die Hände eines Sterbenden schufen, um ein Narrenmüte nun plöhlich wie der Helm eines Siegers anstehen Stückchen Ewigkeit für dessen Namen zu erhaschen.

Und es war wirklich ein Kunstwert, was er erbaut hatte.. Eine regelrechte Wassermühle, so hoch wie ein Tisch und dement­sprechend breit, mit Fenstern, Türen, einem Schornstein und einem prächtigen Schaufelrad, das nach lustigen Wellen verlangte, um sich bildigst zu drehen und ein fleines Metallgehämmer in Bewegung zu fetzen. Ganz tief im Gehäuse, im Dunkel des inneren Getriebes, hatte er an die Achse eine leere Schneckenmuschel gebunden, in der sein Name eingerigt stand und die Worte:

,, Das Leben ist so schön!"

Die Muschel sollte sein Herz vorstellen. Auch über die Mühlentür, hier für alle fichtbar, hatte er feinen Namen geschrieben und daneben die Zahl des Jahres, wo dieses Wert geschaffen wurde. Das Aufstellen der Mühle machte ihm, was den Platz betraf, feine Sorge. Durch den Gartengrund wanderte ein munteres Bächlein mit kräftigem Gefälle, behütet von den Gärtnern, denen es die Blumen und Bäume tränkte.

Dort, wo dieses Bächlein mündete, wollte er seine Mühle ver­antern und deren Räder treiben lassen.

Aber die Anstrengungen der letzten Tage, die gewaltige Anspan­nung seiner wenigen Kräfte, ließen ihn gerade zusammenbrechen, als er sein Werk mit Hilfe eines anderen Patienten zum Ort des Auf­fteffens trug.

Er wurde schleunigst ins Bett gebracht und gezwungen, sich voll­Tommen ruhig zu verhalten, da der Arzt einen Blutsturz befürchtete. Angeftrengt lauschte der Kranke.

Jezt mußte die Mühle bald am Plaze sein und mit ihrem Ge­hämmer beginnen. Durch die hohen, weit offenen Fenster des Kran­fenhauses zog die Abendluft und brachte klingende Töne aus dem dämmrigen Gartengrund zu dem lauschenden Kranten.

Der lachte sehr lange ein frohes, geheimes Lächeln.

will- da der Gegner sich unvermutet stracks in die nassen Liefen verdrückt hat. Boller Zärtlichkeit paddelt der Sieger zu dem Weib­chen. Nähert sich ihm Brust an Brust. Schneeweiß an Schnee­weiß. Rührend ist es anzuschauen, in wie füßer Lorchnaivität sich der Helmgekrönte feinen füßen Schnabeltribut einheimft. Gleich aber muß er sich wenden, wenn er es nicht vorziehen will, gleich ebenso von der Bildfläche zu verschwinden, wie eben noch der jetzt adlermäßig mit Klafterschwingen Heransausende.

Und nun hebt ein Kämpfen an, daß fürwahr die Federn fliegen, stäuben und vom Wind in die Uferweiden geblasen werden. Es ist ein Ueberstürzen der federnsträubenden Leiber, ein leber­fliegen, der die alte närrische Fehde toll machenden Köpfe, ein Ueberschnappen der wutächzenden, schrill heiseren Reuchstimmen. zu schwüt wird's den durcheinander sich Balgenden und sich gegen­feitig mit den Schnalelfeilen Zermeißelnden in der Kühle der Morgensonne. Wie weggetäuscht wie von einem ulkenden, sich an den Geharnischten belustigenden Wafferkobold an den Beinen in die Tiefe gerissen, sind die beiden Kämpfer jählings aus den noch fpülenden, mitgiftenden Wellen und Strudeln fort. Wie mögen nun die Schwimmhäute zwischen den verliebten Zehen unter See das Wasser trampeln, während sie sich nachsaufen! Da sind sie, herausgeschleudert im Nu, mit einmal wieder fort, wo das schwarze friebliche Wasserhühnchen, mit der weißen Blesse vor dem niedrigen Kopf, an den breiten hochragenden Schwertschneiden des leise flirrenden Schilfes hingaufelt. Rasender denn vorher, als hätter fie fich frische Kräfte in der Rühle, in der liefen Nässe geholt, fnallen sie gegeneinander. Die Liebe!- die Liebe! Da aber von fern, vom Röhricht her, tommt die Liebe auf meißen  , weiten Schwanenschwingen! Die Liebe der Versöhnlich­feit! Die Liebe des Schlichtens, die Liebe, die auf Schwanen­schwingen fliegt. Bestürzt und überrascht, gerührt schaue ich diesem seltsamen Schauspiel zu Ich wage es nicht zu glauben, was dort tommen mag. Und doch! Mit einem wahren Vorwurfslaut endet ber schöne Flug des Schwanes zwischen den mörderisch sich um­bringenwollenden. Wie überwältigt fahren sie auseinander. Wie Lichtes. Wie ein paar durch Scham Besiegte. Das ist ein absolut Neutraler, der feine Partei ergreift. Der nichts zu erbetteln und nichts zu erhoffen hat von einem armseligen Lorch  .

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Dann machte er eine Handbewegung, wie um etwas zurückzu- ein paar fleine verkrümmte, bucklige Dämonen vor dem Boten des brängen und starb.

Eifersuchtsduell auf dem Wasser.

Bon Alwin Rath..

In prachtvollen Eilberschleppen blendet die Mittagsglut von den weithin ausgegoffenen Spiegelfluten des Gees, die nach den rot leuchtenden Turmmüßen des Villendorfes fern am anderen Rande bläulich übernebelt, schweigend still wie glänzend Del sich breiten. Da plößlich aus der Einsamkeitsruhe der jetzt perlmutterisch Feicht überflirrten Fläche selisam häßlich Gefeife. Rollende, schnar­chend wilde, vor Wut heisere Grimmlaute feuchend in eifersüchtiger Erregung hinter dem sonnendurchlohten Schilfwald über das feurig aufglizernde Wasser der Seeweite. Ich stehe auf dem Dampfer­teg. Regungslos. Um die sonst so Scheuen nicht zu vertreiben. Die Drolligbemühten, die Lorche, die Haubensteißfüße, wie sie wissenschaftlich barod benannt werden. Die sonst gleich unterge­taucht sind, läßt ein Mensch sich sehen, oder nur, fast wie ein aus­Jugend, dämonisch blizend Beristop anzuschauen, mit dem äugenden Kopf und Hals aus der Seefläche blicken, während der Körper unter Wasser paddelt, heute sind sie verwegen!

Fünfzehn Schritt von mir rasen fie mit grimmig einge zogenem, verschnörkeltem Hals und fuppplig hoch herausgestoßenem Stücken, daß fie ganz verbogen aussehen, niedrig übers Waffer hin, einander entgegen, wenn irgendwo auf der glimmrigen Feuchte ein Pärchen sich miteinander sein mündliches Einverständnis er Märt und zu schnäbeln wagt. Die noch unbeweibt gebliebenen Männchen sprigen wie fleine Motorboote, heiser feuchend und schnarchend, in besagter verbogener Weise durch die kleinen Glitzer wellen heran. Bis auf zehn, bis auf fünf Meter rauschen sie tobend vor Eifersucht herbei. Sie sehen mich flar. Aber sie haben den Lorchverstand verloren.

Was für einen wunderlichen Kopfpuh aber haben sie nur aufgesetzt! Eine Narrenmüze der Liebestollheit! Blaugrau zipfelt es in zwei Hörnern wie an einem Faschingstopfputz von einem breiten Federchignon, der hinten am Kopf aufragt, nach rechts und Iints. Unten indes am Beck haben sie sich einen roftrot glühenden, grau umränderten Backenbart rechts und links zugelegt, den sie mit ein bißchen spaßhaft stolzer Würde zur Schau tragen würden, wenn sie nicht wie bucklige, verkrümmte Liebesnarren aufeinander losschnarchten. Karminrot wie ihr hihig Blut sprüht dabei die prachtstrahlende Iris ihres wutglizernden Auges.

Der Helmgekrönte? Fort   ist er! Und wie fich's gehört, ist der Bescheidenere, der feine stolze Tolle aufgefeht hat, der Sieger. Er paddelt mit seinen Beinen zu dem Weibchen hin, und es schnä­belt eben so liebenswürdig mit dem Bescheidenen, wie mit dem Stolzen dem Brunter.

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Ungenügender Kinderschlaf.

Ueber das ungenügende Ausschlafen der Kinder sind von Päda­gogen in vielen Ländern bereits abschließende Versuche angestellt worden. Man hat beispielsweise in den Schulen zu Beginn der ersten Lehrstunde den Rieinen gefagt: Jene, die fich müde fühlen, mögen sich auf die Bank legen und zu schlafen versuchen." Nach faum fünf Minuten waren 90 Proz. der Kinder fest eingeschlafen. Solche Erscheinungen sind auf dem Lande noch häufiger als in den Städten, besonders in den Sommermonaten, da die Feldarbeiten ein sehr frühes Aufstehen der Erwachsenen erfordern und dadurch auch die Kinder früher, als ihnen zuträglich ist, aufgeweckt werden. Aber auch in den Städten haben die jüngsten Versuche gezeigt, daß es in dieser Hinsicht noch übel bestellt ist, und daß man in dem ungenügenden Schlaf eine der Hauptursachen für die Nervosität der Kinder zu fuchen hat. Man hat in dieser Beziehung auch für die Erwachsenen völlig falsche Grundfäße aufgestellt, hat behauptet, daß man sich zu bloß fechs Stunden Schlaf trainieren könne. Auf die Dauer rächt sich so etwas immer, und man darf da nicht auf das Beispiel mancher Künstler hinweisen, die dem Mangel an Schlaf durch starte Reiz­mittel, vor allem Tabak und Kaffee, nachhelfen. Von Balzac   ist ja bekannt, daß er gegen 7 Uhr abends dinierte, sich hierauf sofort zu Bette legte, um Mitternacht gewedt wurde und hierauf in einem 3uge bis gegen Mittag arbeitete, während der Nachmittag für Befuche oder zur Korrektur der Druckabzüge vorbehalten war. Balzac   hat dadurch eine riesige Leistung vollbracht, die aber nur bei seiner gigantischen Ronstitution möglich war und ihn trotzdem als Fünfziger sterben ließ.

Der Pariser Gelehrte Malcolm Groß hat soeben der franzö­fischen Akademie der Medizin feine Studien auf diesem Gebiete über­mittelt. Er sieht in dem ungenügenden Kinderschlaf eine soziale Gefahr; denn, der fehlende Schlaf äußert seine Wirkungen auf den Gesamtorganismus. Der Gelehrte hat in den Parijer Volksschulen sehr eingehende Studien angestellt und gefunden, daß in dieser Beziehung arge Verfündigungen vorliegen. Die meisten Kinder tamen verschlafen zur Schule und machten durchweg einen hin­fälligen, geschwächten Eindruck. Bis zu sechs Jahren müsse ein Kind unbedingt vierzehn Stunden Schlaf haben, bis zu fünfzehn Jahren ist das Minimum an täglichem Schlaf elf Stunden und bis zu neunzehn Jahren mindestens neun Stunden. Diese Zahlen werden aber nur in den wenigsten Fällen erreicht. Die geistige Fülle des Lernstoffs. Aber der mangelnde Schlaf verhindert, daß fich die Kinder hinreichend erholen, um am nächsten Tage im Voll­befiz ihrer geistigen Fähigkeiten zu sein. Die Pariser Akademie hat nach einer langen Disfuffion die von Malcolm Groß aufgestell­ten Forderungen gutgeheißen.

Im Beschauen dieser selten nahen Pracht und dieses tollenden Lebens, höre ich plötzlich abseits, dicht bei einer Zille, ein lautes, hartes, spritzendes Klatschen. Das Wasser rast, rauscht und gischtet, wird in stürmisch erregten Blafen emporgeworfen. Ein Sprühen von funkelnden Tropfen will alles verdeden. Jählings ist da der Kampf schon losgebrochen. Die silbern verschleierten Schemen gegeneinander prallender Flügel sieht man in der Erregung der täubenden Waffer, die wie ein Glimmerdunst um das kleine Schlachtfeld gehüllt sind. In das Aufeinanderklatschen der wasser- Ueberbürdung der Kinder liegt nach Malcolm Groß weniger an der Sprühenden Schwingen, in das blutgierig, tobeslüftern aufeinander fosschlagende Gehad ber blaßroten Schnabel mischen fich düstere Bornlaute, bald furz herausgefaucht, bald in langgezogenem Rafen heifer hervorgefollert. Dann flingt es allmählich besänftigter wo nur noch einer der Kämpfer mit mal zu sehen ist, dem die