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Begegnung.

Du haft den Schattenfeppich unter dich gebreitet, die Sonne spannt ihr goldenes Gefieder

um deine hockende Gestalt,

und müde Töne streuen deine Hände aus dunklem Kasten,

und deine Blicke tasten

der Häuser hohe Wände

enilang und schleichen

auf meiner Schritte Spuren

mit heimlicher Gewalt.

Ich weiß, wir fuhren

gemeinsam einfi nach märchenfernen Reichen

und fangen hohe Lieder,

zur Welt geweitet war der Raum.

In meinen fommermüden Traum wirfst du die bunte Schlinge vergessener Gemeinsamkeiten,

gerriffne Töne wehmutsvoll gefügt

von Liedern, die einft unser waren.

Aus einer fremden Welt ein Armebreiten

aus Zeiten dunkelschweren Jahren.

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Du haft den Schattenteppich unter dich gebreitet. Die Sonne spreizt ihr goldenes Gefieder zum Riefenrad in deinem Rücken; verfunten find die Brüden

von mir zu dir,

nur auf dem schmalen Steg zerriff'ner Lieder

hoch über allen Wellen

was einmal eines war.

begegnete von uns sich wieder,

Paul Bourfeind.

Sungdo."

Jungdo.

Von Gustav Gibim.

Der.ft man bei diesen zwei flangvollen Silben nicht an Wild­West, Kongo  , Zulufaffern, an Feuerfresser, Schwertschlucker, Kanni­balen?

Weit gefehlt. Jungdo ist neudeutsch. Wie Wumba.- Hört man Wumba, dann meint man zuerst, das sei der Name des Häuptlings diefer zentralafrikanischen Jungdo- Neger. Sieht einen großen, starf gebauten Mohren vor sich, in burter Kriegs­bemalung wie ein Massai, mit einer runden Steinplatte in der Unter­lippe, zum Zeichen dafür, daß er das Recht besigt, die größte Lippe"

zu ristieren.

( Du Schäfer meinst, ich rede symbolisch von Helfferich. Nein und abermals nein.)

Bumba ist nur die Abkürzung für die Waffer- und Munitions­Beschaffungs- Abteilung des ehemaligen preußischen Kriegsministe­riums in der Kriegszeit.

Und Jungdo ist nur die neudeutsche Abkürzung für Jung­ Deutscher Orden  ". Nun hat man in einzelnen Landesteilen der Jungdo" verboten. Ich verstehe nicht warum. Der Orden und seine Brüder sind doch solch zahme Engelchen. Was sie von anderen Sterblichen unterscheidet, ist doch äußerlich nur das Kreuz der Jo­hanniter im Knopfloch. Die Brüderchen treiben nur harmlose Spielchen. Sie nennen fich Brüder nach dem Muster der alten Kreuzzugs- Raubritter, ihren Häuptling nennen fie Romtur und ihre Bezirke Balleien, wie die altdeutschen Ordensritter. Das Abzeichen im Knopfloch heißt Balleifen", nicht zu verwechseln mit dem etroa 30 Millimeter breiten Werkzeug, auch Stemmeifen genannt, mit dem Einbrecher ihre nächtlichen Diebstähle vorbereiten.

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Hört man die Worte Ballei und Komtur und Orden, so steht man alte Ritterrüstungen auf Burg Saaleck   wo die Rathenau­Mörder endeten, alte Ahnfrauen geistern als weiße Frauen" in den Verließen und Gängen. Die siehst den Ueberfällen der Ritter auf harmlose Kaufleute zu, hörft das Wehtlagen der armen Bauern, wenn der Ritter fie in den Hungerturm wirft, fie prügelt, weil fie nicht pünktlich den Zehnten" abgeliefert haben.

Im Herzen aterienvertalfter Sanitätsräte, Gymnafialprofessoren, pupertätreifer Gymnasiasten und Studenten liegt eben noch der Sinn für alte Räuberromantik, für Karl- Man- Stimmung, für Winneton Kitsch, für Bildmeft- Cowboy- Bauber. Oder auch so etwas von Karl Moor, Rinaldo Rinaldini, Schinderhannes   schlummert in ihnen. Darum trägt der Jungdo feinen scharfgeladenen Revolver. Da­rum treffen sich die Ordensbrüder, wie in Thüringen  , nachts an den Straßenfreuzungen. Selbstverständlich nur, um Räuberles" zu spielen und Indianergeheul anguftimmen. Und das alles nur, weil die Jungdo- Leute eine fo zartbesaitebe, märchenblaue Romantiter seele haben. Wer ein solch zartes Geelchen hat, trägt das Jungde­Balleisen im Knopfloch.

Auf Grund dieses hechwichtigen Glaubensbetenntnisses bes Jungdo- Jünglings habe ich die politischen Verhältnisse der Zufu taffern studiert und fand da folgende intereffanten Stellen: Die sigentlichen Regerländer bieten ein Bild politischer Zerrissenheit und Chwäche, da ih ihnen eine Masse von Häuptlingen eing ärtlig begrenzte Gewalt ausüben, die sie nicht auf Grund ihrer Tapferteit oder Intelligenz, als vielmehr auf Grund der Erb* lichkeit und ihres angehäuften Reichtums besigen, Größere Reiche sind gewöhnlich durch Eroberung entstanden. In ihnen bilden die Eroberer die allein herrschende Klasse. Doch auch feudalartige Systeme haben sich ausgebildet, z. B. Uganda und Unjovo, bei denen nicht dem König, sondern den obersten Häuptlingen( Ludendorff, Hindenburg  ! Der Verfasser) die wirkliche Macht zufällt. Der Mangel an macht wird häufig durch reichen Prunt und pomphaftes Sofaeremonielf erfchleiert. Im Familienleben herrscht meist Bielweiberei. Die The wird meist als Kaufvertrag abgeschlossen usw."

Ber dos alles näher stubieren will, der leje Brockhaus, Auss gabe 1898, Band 1, Afrifa, Rufturzuftand, noch.

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Shr lieben Jungdeleute Es gab eine Beit sie ist noch ga nicht so lange her, da waren die politischen Zustände in Deutschland   zentralafrikanisch. Da übten die Häupte Hinge Hohenzollern die Gewalt aus, die sie nicht auf Grund ihrer Tapferfeit oder Intelligenz, als vielmehr auf Grund der Erblichkeit und ihres angehäuften Reichtums befaßen. Ihre zerfallende Macht furchten fie auch wie der Wumba am Rongo durch reichen Prunk und pomphaftes Hofzeremoniell zu verschleiern."

Seit der Novemberrevolution ist Deutschland   nicht mehr das Land der blauen Blume ritterlicher Romantif. Das alte Deutsche land ist zu feiner politischen Quelle in Zentralafrita zurückgekehrt. u neues Deutschland   der Demofratie hot leider kein Verständnis mehr für politische Buschtlepper und Buschmänner.

The Jungdoleute nebst eurer ganzen Sippe, die sich deutscha national nennt, ihr seid mit eurer Ritterromantit am Rhein  , an der Donau  , an der Elbe   und an der Spree   in falschen Landen. Für eure Romantik findet ihr in Zentralafrifa bei den Zulufaffern Nefftes Berständnis. Dort werdet ihr Großmeister( Häuptlinge) sein. andert aus nach Zentralafrifa. Ihr paßt nicht in die deutsche Republik!

Helfferich wird euch führen, wie Mofes einst die Israelifest durch die Wüste und das Rote Meer  ", in das gelobte Land alles Sungdoleute: Zentralafrita!

Blumen.

Irgendwo, mitten in der Stadt sieht man den fernen Hork 30nt und die sinkende Sonne. Und ein unermeßliches Sehnen zieht dann durch die Brust. Die Mauern sinken in sich zusam men und alles atmet den füßen Hauch der Freiheit. Aber jubeln, nein, jubeln fann man nicht. Bielleicht klingt durch den Quell der Erinnerungen ein schlichtes, kleines Lied. Wie oft haben wir's gefungen, andächtig, gleich einem Choral: Goldne Abendsonne Wie bist du so schön, Nie fann ohne Bonne

Deinen Glanz ich sehn.....

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graben. Ewig bleibt die bebende Sehnsucht Ungezählter uner Tausend schimmernde Hoffnungen werden täglich bes füllt. Und doch immer wieder hoffen wir und laffen unser Auge sehnend streifen. Das Glühen des Abendrots und die Rornblumen in den Händen der Blumenverfäuferin reden von Schönheit und Freude. Sie find gleich einem Ton der großen Freudensinfonie hinter dem Grau der Ctadt.

Und widerstehen fann und mag ich nicht.

Sechs Tage binden eiserne Retten an Schreib- und Laden­tisch und dich, Bruder, hinter irgendeine Rarre in schmußiger Bude. Auf einmal aber sind wir frei und es ist Sonnentag. Sonnentag! Weißt du, was das heißt? Nun sind wir den Röpfchen leis im Winde neigen. Bögeln und den Gräsern gleich und den Blumen, die ihre

Als ich das erftemal das Meer sah, ertrant meine Stimme und meine Augen weiteten sich und schauten staunend und stumm bie wogenden Brüfte der Mutter Erde. Nun weiß ich's, die Blumen sind ihr unendlich gütiges Lächeln, das alle Men­fchen gleich fegnend überhaucht. Aber die Menschen sehen es nicht und fluchen den Steinen.

Bis auf die wenigen, die die Sonne im Herzen tragen. Gestern sah ich ein Arbeitermädel, das hatte Rosen in bel

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Solch urwählige naturechte Remontit, wie bei den Sungdo- ben Händen. Rotrote Rosen. Vielleicht stehen sie heute Teuten, ist im 20. Jahrhundert nur bei den Naturvölkern zu finden. irgendwo in einem Dachstübchen und blühen und duften, Ich kehre daher zum Ausgangspunkt zurüd und frage mica, ob bie Blühen und welten. Jungdos doch nicht vieles mit den Zulufaffern gemeinsam haben. Ein Jungbomann mit der Studentenmtiße auf dem Haupt hatte mir verraten, daß seine Crbensbrüder als Oberhaupt fia aur Mitglieder altabliger Familien"( mit erblicher Belastung) vorstellen können, Genau, wie es vor dem Kriege war,

Unzählige Blumen wachsen an den Wegen unseres Lebens, Darunter findest du welche, die nimmer vergehen. Eine jede aber verblutet, wenn rauhe Menschenhände die Schönheit brechen, W. Spengler