Der Monö. . Vm Max Barthel. * Eine Mutter kam mit ihrem Sind gegangen. Sonne war vorbei. Die Sterne sprangen Sirahlend aus dem blauen Himmelstor. Groh und gläsern stieg der Mond empor. 1 Ries das Kind:„Ein Mond!" Und aufgestiegen Sah das Sindlein viele Monde fliegen. Sanfte, wilde, wie, weihe, gelbe. Und es war doch immer nur derselbe! Also auch in unsern Kindertagen War. ein Märchenbuch, der Himmel ausgeschlagen. Den der Monde Auf- und Niedergang bekrönte, Bis sich an den Mond das Sinderherz gewöhnte. Natafthas Rosen. Von Wilhelm Berger . „Sie halten eine Blume in der Hand, Sie drücken sie, warum, Natascha? Die Blume ist weiß. Weiß ist die Unschuld: Sie zer- drücken die Unschuld. „Kennen Sie die Blum«? Sie schenkten sie mir einst, vor langen Jahren war es, am dunkelblauen Don. Sie waren mein Gast in Kriwjanka. auf dem Tut meiner Eltern.. „heute sind Sie mein Besuch, Natascha, und unser Tut ist dieses öffentlich. Lokal mit seinen kahlen, kalten Wänden, mit seinen fremden und gleichgültigen Menschen, heimatlose müssen auch für »in solches Dach dankbar sein, ne viele wohnen aus der Straße..." „Ja, seider. Di« schönen Zeiten sind vorbei. Voll Wehmut «rinnert man sich ihrer und sehnt si« herbei. Wie war man doch glücklich damals, wie war ich glücklich an jenem Abend, da Sie bei mir weilten In den Enrten führte ich Sie hinaus, in meinen Rosen- garten. Wir durchschritten die Gänge, ich zeigi« Ihnen alle meine Blumen, nannte ihre Namen, erzählt« ihre Geschichte. Wie liebt« ich meinen Garten! Stunden, ja Tage und Nächte verbrachte ich darin. Die Blumen waren meine Kinder, ich hatte sie gepslanzt und auf- gezogen, ich hütete sie wie ein? Mutter ihre Jungen.. Sie schweigt und blickt zu Boden. Dann fährt sie fort: „Was fall mir diese verwelkte gepreßte Rose!? Wie«n Memento mori erinnert sie mich immer an etwas, da» war und nicht ist. Ich will meinen Rosengarten wiederhaben, wie ich ihn »inst besaß, ich muß Rosen haben, um leben zu können..." Wie ein eigensinnige Kind stößt sie die letzten Worte hervor und sieht mich gequält an. „Wieviele Menschen haben kein« Rosen, von Gärten nicht zu »eben, und leben auch," sage ich.„Bücken Si« um sich, Natascha. Was sehen Sie? Ueberau Not und Armut, Kummer und Sorgen. Die Not drückt ihren Stempel auf jedes Antlitz. Gedrückt gehen die Menschen umher. Sie kennen nur Pflicht und Arbeit... Und auf dar anderen Seit« die Reichen. In Schlössern und Villen wohnen sie und genießen das Leben. Rosen blühen in ihren Gärten, aber sie blühen nur für sie. Kein anderer darf sich an ihnen erfreuen, und wehe dem, der es wagen sollte, eine Blum« zu pflücken. Nachdenklich steht man vor dem Eisengtiter und bewundert die Pracht, die nicht für jeden geschossen ist. Sie würden die Luft für die Armen sperren, diese Menschen, wenn die Luft zu sperren wär«..." „Und wie leben diese Armen, die so beraubt sind von Freude, von— Rosen?..." „Ja, wie leben sie?! Sie müssen halt leben. Da fragt niemand: wie. Wenn die!« Menschen heute frei atmen, sich frei bewegen können, dann ist es ihr alleiniges Verdienst, das Resultat ihres Kampfes um das heilige Menschenrecht und des Kampfes, den Idealisten mit ihnen geführt haben. Entsinnen Sie sich eines Vor- falle? an jenem Abend in Ihrem Garten. Wir waren am Ende dcr Rosenbeete angelangt, zwischen Bäumen und Sträuchern erblickten wir ein Mädchen. Morusja, des Gärtners Tochter. Sie hielt eine weiße, diese weiße Rose in ihrer fjand und beschnupperte sie gierig. Si« schallen das Kind aus und verboten ihm das Be- treten des Gartens. Als«s bedrückt davonschlich, veranlaßten Sie mich, ihm nachzugehen und die Blum« fortzunehmen. Willig tat ich«s, was tat ich nicht für Sie! versprechen Sie mir, Natascha, daß Sie, wenn Sie wieder einmal einen Rosengarten besitzen sollten, auch ander« Menschen sich an ihm erfreuen, an seinem Wachsen und Gedeihen, an seiner Schönheit und Pracht teilnehmen lassen werden. Schonen Si« heute diese weiße Llume, Natascha, vielleicht erinnert si« Sie später einmal an eine Zeit, da Sie sich nach Rosen sehnten und diese Ros«n hinter Gittern in Gärten sahen, die nicht für Sie be- stimmt waren.. Ich schweige; Natascha sieht mich nachdenklich an. Ihre Augen glühen von Erkenntnis und innerem Feuer, verständnisinnig drückt sie mir die chand. Freude über die Wirkung meiner Wort« erfüllt mein �erz. �ch sage noch immer kein Wort, ich s«h« nur tief in ihr« dankei- blauen Augen, die mich, ich weiß nicht warum, an die dunkelblauen Wogen des Donstromes erinnern, und es ist mir— als hätte ich ihr mehr als ihren Rosengarten wiedergegeben.., UnterbeWußte Cinörücks. Don Michael Tharol. Raser ganze» Wissen von uns selbst wie von unserer Umwelt ß«nmt von den Eindrücken, die unser« Sinn« aufgenommen und nach dem Gehirn geleitet haben. Dies« Eindrücke, so flüchtig sie un» erstheinen mögen, haben sämtlich die Eigenschaft der Permanenz. Sie bleiben, einmal aufgenommen, hosten, um. in einem bestimmten Angenblick wieder in den Vordergrund zu Irelen. Ja, nicht nur die Andrücke, deren Aufnahme uns bewußt ist, prägen sich uns ins „Gedächtnis" ein, sondern sogar solche, von deren Vorhandensein wir nicht» wissen. Und da diese unbewußten, besser: unterbewußten Ein- drücke in einer viel größeren Anzahl auf un» einstürmen, bilden sie «»e» weit größeren und darum auch wesentlicheren Teil unseres Ge� dächtnisses. Ein Beispiel soll un» die Berechiigung dieser Behaup- tung beweisen: Wir wachen morgens auf, sind mißgelaunt, gehen an die Ar- brit, si« gelingt uns natürlich schlecht— der Tag ist uns verdorben. Wer ist dran schuld?— Da» Gedächtnis. Die Ursache der meisten grundlosen Mißstimmungen der Art ist der Ueberrest des Traums, der uns vor dem Augenblick des Erwachens heimgesucht hatie und sich nicht auswirken konnte. Die unterbrochene Traumhandlnng, die ungelöste Traumfrage, die Nerveneregungen sind unterbewußt in unser Wochsein übernommen worden, haften im Gedächtnis. Wir kennen nicht die Ursach« dieser Erregung, es ist»in Zwiespalt in uns zwischen dem Ober- und dem Unterbewußtsein, und eine Berstim- mung ist die Folge. Woher kommt aber dieser Traum?— Viele Theorien wissen verschiedene Antworten darauf zu geben. Sie sollen un» hier nicht beschäftigen. Zweifellos ist nur, daß wichtige Fak- toren des Traum, die unterbewußten Eindrücke find, die uns im Schlaf überkommen, durch Vernüttlung der Tastsinne, de» Geruches us». Alle diese Eindrücke bleiben uns unbewußt, weil sie mit einer gewissen Konstanz in uns wirken. Daß si? vorhanden sind, merken wir, sobald eine Störung in ihrer Tätigkeit eintritt. Wir kennen »ll« die seelische Wirkung einer unbekömmlichen Mahlzeit oder des zuviel genossenen Alkohols. Ueberhaupt haftet alles Ungewohnte oiet stärker und nachhalligej: in un». Empfindlich« Personen können lange Zeit keinen Kaffee oder Tee genießen, wenn sie in ihnen eine besonder» widerwärtige Medizin eingenommen haben. Die Getränke schmecken ihnen immer nach dieser Medizin. E» gibt keine Minute in unserem Leben, die nicht unterbewußte Eindrücke uns hinterläßt, und so stark unsere Aufmerksamkeit auf irgendeine bestimmte Sache auch konzentriert sein mag, wir sind nie imstande, sie vollständig auszuschließen. Wenn wir mit der ganzen Anspannung unserer Aufmerksamkeit einem Gespräch folgen, so nehmen wir doch währenddessen durch die Augen das Bild der Um- gebung auf sobgleich die Augen das geschulteste Organ des Ober- bewußtseins sind), hören die Geräusche, riechen die Gerüche, unsere Tastsinne arbeiten für sich— vielfach sogar viel angestrengier als üblich, da wir gern einen Bieistift oder sonst etwa» dabei halten. Daß alle diese Organe während unserer konzentrierten Aufmerksamkeit arbeiten, merken wir daran, daß ein Geruch einer Blume, ein Bild, eine Stimmung uns das Gespräch in» Gedächtnis zurückruft. Ja, oft können wir uns trotz aller Anstrengungen auf das wichtige Gespräch nicht besinnen, und erst dieser unterbewußte Eindruck läßt es vor uns auferstehen. Denn in Wirklichkeit sind es die Sttmmun- gen, die aus all den verschiedenen Eindrücken durch Assoziation er- zeugt worden sind, die in uns am eindrücklichsten haften und die stärk- sten Erregungen erzeugen. Das bewußte Ich kann unter dem Eindruck dieser Stimmungen vollständig erstarren, vollständig unfähig zu irgendeiner Handlung werden, wobei der Eindruck sowohl schreckhast wie überwältigend freudig sein kann. Während wir jedoch jeden bewußten Eindruck uns durch Willensanstrengung ins Gedächtnis rufen können, stehen die unterbewußten Eindrücke außerhalb unsere- Willens. Sie kom- men und gehen auf Grund irgendwelcher uns ebenfalls unbewußter Verbindungen und es bedarf schon eine» ganz außergewöhnlichen Willens, um sich uns aufdrängende Stimmungen und Verbindungen zurückdämmen zu können. Deshalb stehen auch olle Handtungen des Unterbewußtseins außerhalb aller Erziehung und eingegebener Sitten. Ei« sind reine unverfälschte Resultate der individuellen Natur des Menschen, die sich ja nach neuesten Forschungen au, erblichen Veranlagungen, Stam- meseigentümlichkeiten, klimatischen Einflüssen und den Einwirkungen de« unterbewußten Eindrücke zusam«nei:s«tzt. Weil dieses unter- bewußte Ich keine Echrcrnken der ßefellschaftlichen Ordnung, nichts verechnende». Erwägende, kennt, wirken die Menschen, die im realen Leben sich von ihm leiten lassen, viel reizvoller, interessanter. Di« künstlerischen Schöpfungen aller Arten, ja überhaupt sämtliche wahren„Schöpfungen" sind solche Produkte.
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