Zielsicherheit und Klarheit.
Von Hans Klabautermann.
Mit Recht rennen wir unser Jahrhundert ein erleuchtetes. Bielgestaltig strahlen Ideen, Entdeckungen und Erkenntnisse, und über allem waltet eine das Wesentliche erfassende Kraft, ständig an der Arbeit, die großen Gedanken unter einen Gesichtspunkt zusammen zufassen und dem Wohl der gesamten Menschheit dienstbar zu machen; die Macht des Geistes erficht Sieg auf Sieg, unsere Kultur erfiimmt schwindelnde Höhen. Schauer der Ehrfurcht kribbeln in unserem Gebein, wenn wir die Ergebnisse dieser wohltätigen Kraft betrachten. Wohl ist der Weg der Entwicklung gerade, und das Ziel leuchtet in flarer Schöne, aber die Nörgler lähmen, mit verkleinertem Blick die offenfundigen Erfolge des Zeitalters übersehend, durch zersetzende unfruchtbare Kritik Schaffensfreude und Tabendurst. Dabei braucht man nur Ereignis an Ereignis anzureihen, um die Welt zu entnörgeln und den Sinn des Geschehens zu begreifen. Das hervorſtehende Merkmal unseres gewaltigen, allumfassenden regulierenden Zeitgeistes ist Folgerichtigkeit und Zielsicherheit.
unsere richtige Orientierung über den Himmel verdanken. Es fing an mit der Entdeckung des Uranus , eines neuen Planeten, der die bis dahin bekannte Welt der alten Planeten plöglich um einen großen vermehrte und die Grenze des Sonnensystems um ein Gewaltiges nach außen hinausschob. Dazu entdeckte Herschel noch zwei Monde dieses neuen Himmelsförpers, und zwar mit Eigen schaften, die sich ganz neuartig in unsre bis dahin gewohnten Vor stellungen hineinbauten. Bis zur Entdeckung der Uranusmonde tannte man im Sonnensystem nur Planeten, die sich entgegen dem Uhrzeiger um die Sonne bewegen, wenn man auf ihren Nordpol blidt; man fannte nur Monde, die sich ebenso um ihre Blaneten bewegen. Die neuen Uranusmonde jedoch ließen allen hergebrachten astronomischen Anstand außer acht und liefen zu alledem noch entgegengesett dem Uhrzeiger um ihren Planeten. Das war etwas reichlich viel Neues und bewirkte, daß der junge Astronom mit einem Schlage ein berühmter Mann wurde. Und er hatte es nötig. Herschel war Mufifus gewesen, ein einfacher Musiker, der in Hannover geboren war, mit 14 Jahren in die Regimentskapelle eintrat, hannoversche Garde nach England begleitet hatte, aber wieder vor dort zurückgekehrt war, um an dem Kriege teilzunehmen, bis er nach der Schlacht von Hastenbed wieder nach England ging, in Hallifar und schließlich in Bath als Organist und Lehrer wirkte. Die Musik führte ihn auf das Studium der Mathematik, diese zur In Europa unterscheidet man gemeinhin zwei Lebensformen, Physik, und schließlich zog es ihn ganz zu der erhabenen Wiffen-| eine unnormale, den Frieden, und eine normale, den Krieg. Zuweilen schaft von den Sternen. Als 1766 ein fleines Spiegelfernrohr nimmt der Friedenszustand bedrohliche Formen an. Dann enta Teihweise in seinen Besitz gelangte, fing er selber an, Spiegel zu bricht der Krieg. Er entbricht ganz von selbst. Wie der Regen oder schleifen und zu versuchen, fich ein besseres und größeres Instrument zu bauen, mit dem er erfolgreich den Himmel durchmustern fonnte. Er machte sich daran, den ganzen Himmel zu durchmustern, und bald fiel ihm die große Entdeckung in den Schoß, die feinen unbekannten Namen in die ganze wissenschaftliche Welt trug. Dieser Entdeckung gefellten sich bald weitere zu. Herschel ermittelte die Umdrehungszeit des Saturns und entdeckte an diesem Himmelstörper zwei Monde.
Die neue Damenmode. Daher lehnen denn auch alle die Verantwortlichkeit für diesen Wechsel der Lebensform glattweg ab. Im Krieg werden einige Millionen Menschen getötet, deren Leben und Gesundheit man, als sie noch Söuglinge waren, mit allerhand raffinierten Mitteln geschi tzt hat. Denn der Krieg ist die große Zeit der Menschen, für die sie in großen Mengen aufgespeichert werden müsse. Manche glauben, daß sich internationale Schwierigkeiten auch ohne Kriege genügend vergrößern lassen. Indessen ist dies eine alberne Anschauung von Träumern und Phantasten, wie die Ge
gegeben, aber noch nie einen so großen, daß er es fertig gebracht hätte, ohne Krieg erhebliche Konflikte hervorzuzaubern oder Berwicklungen grandios zu verballen.
Hersche konnte sich schließlich dank der Unterstüßung des Königs und seiner Heirat ganz der Astronomie widmen. Er baute sich ein riefiges Fernrohr, und dieses erlaubte ihm, Dinge am Himmel zu fehen, die vordem nicht geahnt worden waren. Er entdeckte Nebelschichte immer wieder zeigt. Seit jeher hat es große Staatsmänner über Rebel, während zahlreiche andre Nebel, die er vorher mit Pleineren Instrumenten entdeckt hatte, sich in dem großen Instrument zu Sternhaufen auflöften. Mit der Entdeckung der Nebel war es allein natürlich nicht getan; sie mußten gezeichnet und ihre Lage am Himmel genau bestimmt werden. Diele Riefenarbeit hat Herschel zum Teil mit Unterstügung seiner Schwester Karoline geleistet. Karoline Herschel war nicht bloß seine Gehilfin, fondern fie arbeitete durchaus selbständig. Sie hat zahlreiche Nebel, Doppelsterne und acht Rometen entdeckt und noch nach dem Tode Wilhelm Herschels die Arbeiten felbständig fortgeführt. Sie ist die hervorragendste ältere Astronomin. Bei Herschels Tode war die Zahl der vor ihr entdeckten Nebel bereits auf über 2000 angewachsen.
Die Arbeit, die sich Herschel vorgenommen hatte, wurde ganz systematisch verfolgt und erledigt. Er durchmusterte den ganzen Himmel, und zwar mit Rücksicht auf seinen Wunsch, durch seine Arbeiten eine Anschauung vom Bau des Himmels zu gewinnen. So untersuchte er die Milchstraße und fand, daß fie nichts weiter ist als der Schimmer zahlloser Sternchen, von denen jedes größere Fernrohr immer neue entdecken läßt. Seine Anschauungen über den Bau der Milchstraße beruhen also zum ersten Male auf wirklichen Feststellungen, wobei allerdings die Schlüsse, die sich aus ihnen ziehen lassen, des öfteren ungewiß find. Sie werden durch Die neueren Forschungen, bei denen ganz neue Erkenntniffe vermendet werden fönnen, immer weiter verbessert, aber der Rahmen bleibt noch immer bestehen. Danach gehört das Sonnensystem züm System der Milchstraße , das sich, je länger Herschel forschte, immer mehr ausdehnte. Zu Beginn seiner Forschungen hatte Herschel die Milchstraße als begrenzt angenommen, aber später tam er wieder auf feinen ersten Standpunkt zurück, daß die Ausdehnung des Systems so ungeheuerlich groß sein müsse, daß er feine Grenzen angeben könne. Inzwischen ist die Wissenschaft zu der Ansicht gekommen, daß die Milchstraße eine linfenförmige Anhäufung von Sternen sei, deren Linsendurchmesser etwa 40- bis 50 000 Lichtjahre, deren Dicke etwa die Hälfte davon betrage. Man meint ferner, daß es Systeme gibt, die der Milchstraße ähnlich sind und den gleichen Rang mit ihr haben.
Ein ganz neues Feld der Himmelstunde erschloß Herschel in der Beobachtung der Doppel- und mehrfachen Sterne. Die älteren Aftronomen, die Caffini und Bradley, kannten nur sehr wenige ganz nahe beieinander stehende Sterne wie Alpha in den Zwillingen, Gamma in der Jungfrau, Zeta im Großen Bären, die ihnen aber deshalb weniger interessant erschienen, weil sie sie nur als zufällig nahe beieinanderstehend ansahen. In Wirklichkeit aber gibt es zahlreiche mehrfache Sterne, die richtige zueinander gehörende Systeme bilden, sich umeinander bewegen und in sich manchmal sogar noch unterteilt sind.
Das Ergebnis der Lebensarbeit Herschels, der zweifellos der größte astronomische Entdecker war, ist so überragend, daß noch die ganze moderne Astronomie darauf fußt, soweit sie auch in ihren Methoden und Leistungen darüber hinausgeschritten ist. Für die Zeit Herschels aber bedeuten feine Arbeiten eine völlige Umgestaltung der Anschauungen über den Bau des Himmels. Die Erweiterung des geistigen Horizonts der Menschheit, die er geleistet hat, rücken in unmittelbar an unsern großen Johannes Kepler heran. Deshalb muf die Welt heut seiner gedenken, und namentlich die proletarische, sus deren Schichten hervorgegangen.
Wirklich impofant sind die Wirtschaftsnöte der Welt erst infolge des Weltkriegs geworden. Die bewunderungsvärdigsten Anstrengungen, feine Geisteskräfte zum Allgemeinwohl anzuschirren, macht Frankreich , das unter den Wirkungen seines Sieges zu leiden hat. Großzügig hat es an der Vernichtung des deutschen Militarismus gearbeitet; in bemerkenswert furzer Zeit ist es ihm auch gelungen, einen vollgültigen Ersatz im eigenen Land zu schaffen. Weit über die Grenzen Frankreichs hinous tönt der Ruhm von schimmernder Wehrmacht und pflanzt felbft in harte Schädel hehre Ideale. Könnte es etwas Schöneres geben, als das Hantieren mit Säbel und Schießgewehr? Die Polen , die es nicht verwinden können, daß der fröhliche Kriegszustand mit Rußland feine Heldentaten mehr ans Tageslicht fommen läßt, fähren daher Krieg gewissermaßen als Gee sellschaftsspiel. Sie laffen Kampfflieger zum Privatvergnügen mit todbringenden Bomben herumfuchteln, damit Rittertum und Adel der Gesinnung nicht aussterben. In Danzig flog denn auch neulich so eine Bombe in eine Menschenschar und tötete etliche Zuschauer diefes kulturfördernden Sports. Allein, der Besitz eines großen Heeres genügt nicht, am Aufstieg der Menschheit zu arbeiten, man muß es auch zu nutzen wissen. Es ist ein gewaltiger Gedanke, französische Soldaten jahrelang im Rheinland spazierengehen zu lassen oder Hunderte von Deutschen von ihrer Wohnstätte im Elsaß zu vertreiben. Sonderbarerweise ändert das an Frankreichs wirtschaftlichen Zuständen nur wenig. Um eine Kiärung dieser Fragen herbeizuführen, finden alle paar Monate interessante Konferenzen statt. Mit peinlicher Genauigkeit wird vorher ein Programm der Punkte aufgestellt, die nicht besprochen werden sollen. Sobald die Rede dann auf das eigentliche Thema tommt, wird die Konferenz abgebrochen, nicht ohne daß Einigkeit darüber herrscht, alsbald eine neue eir.zuberufen. Gegenüber den Besprechungen in Genua und im Haag führte die letzte, die Londoner , zu einem greifbaren Ergebnis. Die Entente bekam einen hörbaren Knacks, was als ein bemerkenswerter Erfolg der Staatskunst besonders im Hinblick darauf bezeichnet werden fann, als es sich um durchaus friedliche Ausein andersetzungen gehandelt hat. Die Nationen, die das Vergnügen haben, unseren Planeten zu bevölkern, sind dadurch in eine etwas verzwickte Lage gekommen, am meisten Deutschland , deffen Schulden so riesig fird, daß es für würdig befunden wird, durch Goldzahlungen die Finanzmisere der Welt zu beheben.
So flar und folgerichtig ist das Geschehen in der Welt.
Ein Wanderer, wenn er geht, gesellt mit einem andern, wird. gut tun, Schritt mit ihm zu halten unterm Wandern. Borwärts vergnüglicher geht es im gleichen Tatt,
als wenn entgegen stets ein Schritt dem andern hackt. Rudert,