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mit dem schmutzigsten Master gekocht. Für die Suppe werden die Schafeingeweide gewöhnlich nicht gewaschen. Die Butter ist voller . fvmre und Schmutz. Das. Geschirr wird nur selten nach der Mahl- deit abgetrocknet oder ausgewischt: an Stelle eines Tuches wird trockener Kuhmist, Argol, benutzt. Die Holzschalen, aus denen man Tee und Suppe genießt, werden mit der Zungereingeleckt" und dann auf der Brust verwahrt. Die Eßgier des Mongolen grenzt ans Unglaubliche, sobald er Gelegenheit hat, seine Fähigkeiten darin an den Tag zu legen: doch kann er auch, wenn es darauf ankommt, V'unger aushalten. Den Körper waschen stc nie: nur selten kommt as Gesicht in Berührung mit einem schmutzigen, feuchten Lappen, o>r sie spülen es auch mit fetter Schafbouillon ab. Nicht selten f egen ste bei den Mahlzeiten das Gesicht mit Schaffett einzu- h- mieren, wozu ihnen gewöhnlich dasselbe Stück dient, das ste mit r tem Appetit oerzehren. Den Körper deckt eine dicke Schmutz- �hicht: die Kleider beider Geschlechter wimmeln von Parasiten, deren Vernichtung eine täglich wiederholte Beschäftigung ist, die auch in der Gegenwart Fremder ausgeübt wird Armselig und wenig beneidenswert ist das Leben des Mongolen, ' arm ist auch seine innere Welt und der Kreis seiner Begriffe. Man virf aber dem in der Tiefe der Wüste, fern von den verderblichen Ginflüssen des chinesischen Lebens wandernden Nomaden einen großen Teil rühmenswerter Eigenschaften nicht absprechen. Cr ist rutmütig, gastfrei, glücklich, zusrieden mit seinem Los und sehr e rlicki. Cr ist ein guter Familienvater und führt ein recht patri- < rchalisches Leben. Im allgemeinen find die Mongolen im Gegensatz zu anderen Nomaden von sehr friedlicher Gemütsart: grobe Ver- brechen wie Mord sind selten, nicht einmal Viehdicbstahl kommt vor. Männliche Kühnheit steht bei den Frauen hoch in Ansehen. Das . weibliche Geschlecht kann nach-unseren Begriffen keinen Anspruch ' auf Anmut oder Schönheit machen. Bei den Mongolen wie bei anderen Bölkern richtet sich der Begrisk der Schönheit nach den am stärksten hervortretenden und am meisten charakteristischen Zügen des Rastetnpus: daher sind Frauen mit platten Gesichtern und vor- stehenden Backenknochen in den Augen der Mongolen die anziehend- sten. Auf den Frauen ruhen alle häuslichen Beschäftigungen und die Erziehung der Kinder: in andere Dinge mischen sie sich nicht. Im allgemeinen sind sie viel arbeitsamer als die Männer, die oft recht faul sind. Bei jedem Schritt des täglichen Lebens zeigt sich diese Faulheit. Wenn der Mongole zu Hause in der Jurte ist, tut er gar nichts: nur selten macht er ein paar Schritte ins Freie, um nach dem Vieh zu sehen, das in der Nähe weidet. Ein großer Teil des Tages wird mit Teetrinken verbrocht, das für den Mongolen«ine beinahe goitesdienstliche Handlung darstellt. Trotz seiner Faulheit ist der Monaole sehr neugierig und red- selig, es fehlen ihm aber Frohsinn und Munterkeit. Nicht einmal die Kinder vergnügen sich mit Spielen. Leider hört man selten und auch nur melancholisch«: sie besingen Erlebnisse aus dem düstern Leben des Nomaden und seiner einförmigen Umgebung. Gemein- same Feste, bei denen Wettlauf, Ringkampf, Scheibenschießen und andere Spiele stattfinden, werden nur ein- oder zweimal im Jahre gefeiert, bei den üblichen Festen in Urga und an anderen wichtigen religiösen Stätten, aber sie nehmen mit jedem Jahr an Bedeutung ab.' Die mongolische Höflichkeit äußert sich darin, daß man sich gegenseitig mit Schnupftabak oder Tabakspfeifen traktiert: man fragt einander nach dem Ergehen der Herden und tauscht gelegentlich kleine Stücke von Seidentuch aus, di unseren Visitenkarten entsprechen. Die Gäste werden mit Tee, Milch oder Kumyß bewirtet. Kommt ein Häuptling zu Besuch, so versäumt der Mongole nicht, ein Schaf zu schlachten, das gewöhnlich bis zum letzten Bissen aufgegessen wird. Ebenso gierig wie der Mongole nach Geld ist, so geizig ist er, wenn es sich um Vieh handelt. Auch wenn sein« Herden nach Tausenden zählen, verzehrt er nicht selten nur gefallene Tiere, und wenn es gilt, für den Tempel zu opfern, knausert er gern. Was die Heilkunst angeht, so Ist der Mongole sehr leichtgläubig. Er nimmt gern seine Zuflucht zu den barbarischen Kuren der Lamas und hat ein blindes Vertrauen zu den Heilkräften der Galle des Bären oder des wilden Jaks, des Herzens des Bergschafs, zu getrockneten Fledermäusen, Kröten und anderem. Obgleich der Mongole mit Verstandeskrästen nicht reich ausgestattet ist, zeichnet er sich doch, wie es im allgemeinen bei unentwickelten Völkern der Fall ist, durch ein wunderbares Ver- mögen aus, sich an Kleinigkeiten aus seiner Umgebung und aus feinem täglichen Leben zu erinnern. So kennt er nicht blaß alle seine Pferde dem Aussehen nach, sondern findet auch mit Leichtigkeit ein verirrtes Schaf aus der zahlreichen Herde eines anderen heraus; er erinnert sich der Farbe und eines charakteristischen Kennzeichens eines Pferdes, das er vor vielen Jahren geritten hat, und beschreibt aus- führlich die Kleidung, die er in seiner Jugend getragen hat. Ferner yat der Mongole einen sehr guten Ortssinn und orientiert sich leicht in der Wüste, er beobachtet und kennt iMch eine große Anzahl von Naturerscheinungen. Dagegen oersteht er es nicht, Zelten und Ab- Sonde genau anzugeben. Die Zeit wird nach Tagen, Monaten und ahren berechnet. Große Abstände werden durch die Anzahl der Tage bestimmt, die man braucht, um sie zu Pferd oder Kamel zurück- zulegen; kleinere Wegstvetfen werde» gewöhnlich nur mit den Worten nah oder weit bezeichnet. Man orientiert sich immer, sogar in der Jurte, nach den Himmelsrichwngen: Bezeichnungen wie rechts oder links haben di« Mongolen nicht. Trotz des trägen, abergläubischen, rohen Charakters der Mongolen versöhnt sich doch der Reisende mit diesen Mängeln, wenn er den gastfreien, einfachen und bescheidenen Nomaden in der Wüste trifft. Schade nur, daß auch hier die schlechten Neigungen, ebenso wie im zivilisierten Leben, überhand- nehmen, und daß das Laster fortschreitet zum Nachteil für die guten Eigenschaften der Seele.
Die Liebsthaften öes �alkrchrWchften Königs". Von Karl Fischer. Im Jahre 14kg hatte Papst Paul II. dem König von Frank- reich, Ludwig XI.  , den pompösen TitelAllerchristlichste Majestät" verliehen. Diesen wundervollen Beinamen führten seither alle fran­ zösischen   Könige, auch Ludwig XV.  , der sich ebenso sehr durch Faulheit und Feigheit, wie alle nur denkbaren Laster und einen lächerlichen Aberglauben auszeichnete.* Vermählt mit Maria Leszcynska, der Tochter des entthronten Königs von Polen  , war der König anfänglich seiner Frau treu, aber bald führte er ein so lasterhaftes Leben, daß es überhaupt nicht mehr übertroffen werden konnte, und seine Flatterhaftigkeit ist sprichwört- lich geworden. Die 5)ofschranzen und Schmeichler W�er allerchrist» lichsten Majestät legten ihm den Beinamender Vielgeliebte" bei. Sein Verbrauch an Mätressen war erstaunlich groß. Dm kuriose- sten jedoch und ohne Beispiel in der Liebesgeschichte gekrönter Häupter undberühmter Männer" ist seine Liedschaft mit drei Schwestern hintereinander, und nur ein Zufall hinderte ihn daran, auch noch die vierte und jüngste Schwester durch seine Gunst zu beglücken". Zuerst kam Madame Louise de Maillp an die Reihe, die Tochter eines verarmten Landedelmannes und Gattin eines unbedeutenden Beamten. In ihrer Umgebung lernte er deren Schwester Feliciti kennen, die erst im Kloster lebte, nach kurzer Zeit aber di« Lange- weile hinter Klostermauern mit dem lustigen Pariser Leben ver- tauschte. Der König verliebte sich sofort in sie und verheiratete sie zunächst, damit dieser neuen Liebschaft gewissermaßen ein mora- lischcs Mäntelchcn unigehängt wurde, mit dem Herrn de Vintimille und stattete sie fürstlich aus. Sofort nach der Hochzeit verläßt ste den Gatten und siedelt in ein Lustschloß über, das der König ihr geschenkt hatte, und wo nun allabendlich Orgien gefeiert werden. Indessen, der Rausch dauert nicht lange. Felicite wird schwanger und stirbt an den Folgen der Geburt. Da man annahm, die Ge- liebte des Königs sei vergiftet worden, wird der Leichnam geöffnet. Die Aerzte nähen den obduzierten Körper nicht zu und man wirft ihn, das ist bezeichnend für die Roheit der damaligen Sitten, in die Ecke einer Wagenremise und von dort auf den Schindanger. DerVielgeliebte" aber kümmert sich nicht weiter um seine Mätresse. Er hat es mit der Angst bekommen, er glaubt, das alles sei nur ge- schehen, um ihn wegen seines frivolen Lebenswandels zu bestrafen, und er sieht sich schon in der Hölle braten. Zitternd und bebend fährt dieser königliche Waschlappen zu seiner erste» Geliebten. Louise de Mailly, zurück, mit der er betet und sonstige Andachtsübungen verrichtet, die jedoch bald von ausschweifenden Liebesszenen in den Hintergrund gedrängt werden und in Vergessenheit geraten. Die allerchristlichste Majestät findet schließlich den Verkehr mit Louise langweilig und lästig und hält Umfchau nach neuen Opfern. Da lernt er die dritte Schwester, Marie Anne, kennen, die mit dem Marquis de la Tourmelle verheiratet war und bei der Schwester zum Besuch wellte. Der König ist sofort Feuer und Flamme für die hübsche junge Frau, die alte Favoritin wird abgesetzt und Marie Anne auf den Thron der Liebe gehoben. Er ernennt die neue Mätresse zur Herzogin von Chateauroux   und kauft ihr ein fürstlich eingerichtetes Schloß. Sie übt bald eine unheimliche Gewalt auf den König aus.-Diese Liebschaft verschlingt Millionen, die dem armen, gequälten und geknechteten Volk durch immer neue und unerhörte Steuern abgepreßt werden. Sie bringt auch das Wunder fertig, den König dazu zu»er«nl«ssen, zum Heer abzureisen. Es be- stand zwar dabei, weiß Gott  , keine Gefahr für den ollerchristlichsten König   man kennt das ja aus der neuesten Zeit vom Großen Hauptquartier und so, aber trotzdem schlotterte dem König vor Furcht das Gebein'. Allein die Sehnsucht der Mätresse nach dem Vielgeliebten war zu groß, und ste reist ihm in Begleitung ihrer vierten und jüngsten Schwester nach. Darob entsteht ein großer Skandal, und die Soldaten singen unter ihren Fenftern die frechsten Spottlieder. Plötzlich erkrankt der König in Metz  . Und wieder zerren an ihm alle Schrecken der Hölle. Als man in seinem Zimmer ein Stück Papier   verbrennt, glaubt er den Rauch der Hölle zu er- blicken und schreit laut auf vor Furcht. Die Geistlichkeit verweigert dem König das Abendmahl, wenn er nicht die Mätresse fortschickt. In tiefer Nacht, bedroht von der Bevölkerung, muß sie mit ihrer Schwester nach Paris   fliehen. Der König aber wird nicht lange darauf gesund und kehrt eben- falls nach Paris   zurück. Hier war inzwischen die Mätresse erkrankt und starb nach kurzem Krankenlager durch Gift. Den König ließ ihr Tod durchaus kalt. Er überlegte, ob er nun nicht die vierte Schwester in seine Arme schließen sollte. Da lernte er durch einen Zufall Madame d'Etioles kennen, die bekanntlich unter dem Namen Madame de Pompadour   Weltberllhmtheit unter den Mätressen Lud- wigs XV. erlangt hat. Georg Brandes   sagt in seinem zweibändigen bei Erich Reiß   erschienenen WerkVoltaire  ", aus dem unlängst hier ein Kapitel abgedruckt worden und dem auch diese Episode von den drei Schwestern entnommen ist, von Ludwig XV.  :Der innerste Punkt im Wesen des Königs war der Nullpunkt, das Nichts, die gähnende Leere." Treffender und kürzer kann dieser allerchristlichste und viel- geliebte Körrig nicht charakterisiert werden.