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von großen Mengen kalter Speisen imb Getränke findet eine plStz- liche und starke Entziehung von Blut aus den anderen Organen nach dem Magen und Darm statt und dadurch können auf bis jetzt noch nicht näher erklärbar« Weife Infettionstrankheiten zustande- kommen. Hierher gehört auch der Bolksglaube, daß durch Trinken von kaltem Wasser Lungenschwindsucht entstehen könne. Eine Ver. fchlimmerung einer schon bestehenden Erkrankung dieser Art, die noch nicht erkannt war, ist wohl anzunehmen. Ausfallend ist es, haß z. B. Wanderer, die in der Hitze kaltes Wafler trinken, aber in Bewegung bleiben und so keinen Wärmeverlust er« leiden, nicht erkranken. Nachdem wir uns über die Art des Essens unterhalten haben. wollen wir uns damit beschästigen, wie oft der Mensch essen soll. Ein Säugling soll S Kmal alle VA 4 Stunden angelegt werden. Diese häufige und regelmäßige Fütterung kann sich der Mensch in seinem späteren Leben nicht mehr leisten. Bevor bei uns die durch­gehende Arbeitszeit eingeführt wurde, konnte die Hauptmahlzeit mittags zwischen 12 2 Uhr eingenommen werden. Das hat sich durch die englische Arbeitszeiteinteilung geändert. Es ist deshalb zu empfehlen, während der zu gewährenden Pausen das zweite Frühstück und das Vesperbrot einzunehmen, so daß nur eine Ver- fchiebung zwischen Vesper und Mittagessen eintritt. Was die Men- genverteilunq der genossenen Nährmittel auf die einzelnen Mahl- zeiten betrifft, s« entfallen bei uns durchschnittlich aus das Frühstück 14 Proz., das Mittagessen 45 Proz., Abendessen 35 Proz. und die beiden Zwischenmahlzellen 5 Proz. der Nahrungsaufnahme. Das Essen selbst ist auch eine Kunst, die viele Menschen nie erlernen und'deshalb mit Magen- und Darmstörungen, Kopf- schmerzen usw. büßen müssen. Der fundamentale Grundsatz ist: Gut gekaut, ist halb verdaut." Durch das sorgfältige Kauen werden die Speisen genügend zerkleinert und bieten dadurch dem Magen, und Darmsast mehr Angriffspunkte für seine Tätig- keit; dann werden sie auf Körpertemperatur erwärmt und entziehen dadurch dem Körper keine Wärm«. Durch ausgiebiges Kauen findet auch kein übermäßig schnelles Vollstopfen des Magens statt, das bei Ucberfüllung zu Magendrücken führt. Deshalb sich g e- nügend Zeit für das Essen nehmen, womöglich nicht dazu die Zeitung lesen. Daß die Grundbedingung für eine geregelte Kautätigkeit gute Zähne sind, braucht hier nicht weiter erörtert zu werden. Was man aber noch heute an Gebißresten als Arzt zu sehen bekommt, spottet jeder Beschreibung und es muß »llen Proletariern geraten werden, darüber zu wachen, daß ihre Kinder rechtzeitig in den Schulzahnkliniken behandelt werden und möglichst bald ihre schlechten Zähne plombiert de- kommen. Zum Schluß noch ein paar einzelne Punkt« zu unserem Thema. Das G c stü h l der Sättigung richtet sich nach den Volumen (Menge) der Speisen, nicht nach. ihrem Nährwert. Das hat insofern praktische Bedeutung, als die wohlhabende Klasse möglichst oo- lumenarme Speisen, z. B. Fleisch und Fette genießt, während Proletarier gezwungen sind, um das gleiche Quantum Nährwert zu erhalten, sehr volumenreiche Nahrung zu sich zu nehmen, z. B. Kar- tosfeln, Brot, Kohl und Rüben. Dadurch wird dem Darmkanal sehr viel Ballost zugeführt und die menschliche Maschine arbeitet deshalb»mrationell. Wie ich schon zu Anfang bemerste, wollt« ich hier keine Rat- schlüge für eine rationelle Lebenshaltung geben, sondern wir woll- ten uns nur über die Technik der Ernährung unterhalten, denn «ine richtig« Technik ist genau so wichtig wie das Materiol, an dem sie angewendet wird, und durch eine Verfeinerung der Technik kann auch aus nicht hochwertigem Material noch großer Nutzeffekt gc- zogen werden. Wucher unö Schiebertum im Nittelalter» Von Anna Blos  - Stuttgart  . Wir hören häufig die Meinung äußern, daß Wucher und Schiebertum eine Zeiterscheinung sei, die mit den demoralisierenden Einflüssen von Kiscg und Revolution zusammenbräche. Man meint auch zuweilen, nur die Todesstrafe könne als wirksames Mittel diese be'muerlichen Zeiterscheinungen beseitigen. Die das meinen, wisien nicht, daß zur Zeit der französischen   Revolution Wucher und Schiebertum mit dem Tod auf der Guillotine bestraft wurden, daß diese harte Strafe auch den traf, der unerlaubt« Vorrät«, selbst in ganz kleinen Mengen, angesammelt hatte. Trotz der drohenden Guillotine ließ aber das Wuchern, Hamstern, Schieben nicht nach. Es hörte erst auf, als genügende Lebensmittel vorhanden waren und die Nachfrage nicht mehr viel größer war als das Angebot. Wir finden aber auch im Mittelalter«in weitoerbreiteies Wucher- und Schiebertum.Der Wucher", schreibt ein Schrift- steller im 15. Jahrhundert,ist in unseren Tagen immer schlimmer geworden, seitdem infolge all der fremden ins Land gebrachten Waren die Bedürfnisse sich gesteigert haben und kostbar« Kleidung und Nahrung auch von nritlleren Ständen gesucht wird. Greulich ist der Wucher, wie ihn die Ju�rn ausüben und viele Christen, die noch schlimmer als die Juden sind---- Beklaqensiverte Zeil  , in welcher das Geld zu regieren anfängt und das Geld in immer wei- tereur Umfang Geld macht!" Nicht nur Bürger und Bauern, sondern auch Fürsten   und groß«. Adlige steckten oft lief in Schulden. Di« Eeldgelchäft« wurden in der Hauptsache von Juden besorgt. Der gesetzliche Zinsfuß stieg. nicht selten auf 86 Proz.Die Juden Wucherer setzen sich fest bis in den kleinsten Dorfen  , und wem sie fünf Gulden borgen, namert sie sechsfach Pfand und nemen Zinsen von Zinsen und von diesen wiedrumb Zinsen, daß der arme Mann kommt um Alles was er hat." In jener Zeit fegte» furchtbare Judenverfolgungen ein. Di« Verfolgungen der Juden brachten es mit sich, daß di« Städte eigen« Banken errichteten. Aus den Bewillizungsurkundcn für die Banken und aus dem gleichzeitigen Auftreten von selbständi- g«n Wechslerinnen und Zollpächterinncn ergibt sich die Tatsache, daß die Frauen der Kaufleute am Handel nicht bloß tätigen Anteil nahmen, sondern auch auf eigen« Rechnung und Gefahr Geschäfte machten. Mit der Vertreibung der Juden gingder praktische Judengeist" auf die christlichen Wucherer über und bildete sich ln deren Händen infolge des Welthandels und des allgemeinen Luxus zu einem wahren Weltwuchcr aus.Großwucher und Schleuderey" legte man insbesondere den süddeutschen Handelsgesellschasten der Welser und Höchstätter in Augsburg  , den Jmhof, Ebner, Bolkamer in Nürnberg  , den Neuland in Ulm   und vielen anderen zur Last. Sie verfiele» dem allgemeinen Boltshah in gleicher Weife wie die Juden. Der Geschichtsschreiber Jansen schreibt ihrer ausgedehnten Kapitaiwirtschast und ihren künstlichen Preissteigerungen, durch die sie eine drückende Herrschaft im Reiche ausübten,«Msentliche Schuld zu an den späteren schweren Verwirrungen der gesellschaftlichen Zustände. Diese sogenannten Handelsgesellschasten traten zur Ausbeutung einer bestimmten Handelsrichtung oder eines bestimmten Geschäfts- zweig«? auf bestimmte Zeit zusammen und teilten je nach den von den Mitgliedern eingelegten Geldsummen den erzieiten Gewinn. (Das entspricht den Dividenden der heutigen Aktiengesellschaften.) Durch die unmitielbare Schisfahrt noch Indien   und die Gewürz- Handelsstraße nach Lissabon   beherrschten s-e«inen großen Teil des Warenmarktes. Sie hatten z. B. den ganzen Gcwürzhandel in Händen und trieben die Preise willkürlich in die Höhe. Sie ver- einigten sich zu Aufkaufs- und Preisfteigerungs- und dadurch zu Voiksausbeutunosgefellschoften. die den Wein aufkauften, das Korn oder schon die Feldfrücht« in Halm und Garben.Die Blutsauger, Korn- und Weinaufkäufer", eifert«in alter Schriftsteller,schädigen die ganze Gemeinde"(weil sie, was zum Leben noltut, als Korn, Fleisch, Wein, in Monopolien auskaufen und die Preise schrauben nach ihrer Geldgier und Geizigkeit und sich mit der sauren Arbeit der Armen mästen).Man soll ausziehen, sie zu vertreiben von einer ganze» Gemeinde als di« Wölfs, die Gott   und die Menschen hassen, wenn sie weder Gott noch di« Menschen fürchten: si« machen Hunger und Teuerung und töten arme Leut." Ein anderer ver- gleicht ßc mit den Raubrsttern. Auf dem Reichstag zu Köln   1512 wurde zun, erstenmal gegen die Handesgesellschaften eingeschritten. Aber die Geldmacht war schon damals stärker als die Exekutivgewalt des Reiches. Rats­personen und kaiserliche Räte waren empfänglich für diestarken Handsalben" der Kaufleut« oder l>«!eiligt«n sich heimlich an der kapitalistischen   Ausbeutung des Volkes. Die Gesellschaften der Augsburger   und der Nürnberger   kauften auch in Oesterreich   schon vor den Toren der Handelsstädte oder aus den Märkten selbst die Waren, auch die unentbehrlichsten, und brachten dadurch den ganzen Klrinverkehr und die Herrschaft über aSe Preis« in ihre Hände. Auch hier versuchte man vergeblich, namentlich de» Viehoufkauf zu verbieten. Es wurde auch darauf hingewiesen, wie di« ausländischen Waren, die in gutem Zustand ankamen, verschlechtert wurden. Der Gewinn war natürlich oft un- geheuer. Ein Augsburgcr Kaufmann gab SM Gulden einem Be- kannten zu Gewinn und Verlust in di« Handlung und erzielte damit von 1511 bis 1517 nicht weniger als 24 5M Goldgulden. Mit Recht wurde gesagtDer Kaufleut Gewinn übertreffe der Juden Wuche» siebenfältig." Das Vermögen der berühmten Familie Fugger   soll sich in sieben Jahren um 13 Millionen Gulden aebessert haben. Der übermäßige Handel erzeugt« übermäßig« Geldgier. Di« Kapitalwirlschaft wurde immer drückender für die arbeitend« Volks- klaffe. Man versucht« nun, denrechten untrüglichen Wert" der Waren festzusetzen und den sich daraus ergebenden gerechten Preis. Der a>er«cht« Preis" nach dem Realwert und den lierstellungskosien berechnet sollte namentlich beim Verkauf der notwendigen Lebens- bedürfnisse als Richtschnur gelten. Es wurde deshalb als Wucher betrachtet, ivenn jemand derartige Bedürfnisse nicht zu eigenem Be- darf, sondern zur Aufbewahrung und zum möglichst teuer» Absatz zusammenkaufte.Wer Korn, Fleisch und Wein aufkaust, um deren Preise in die Höhe zu treiben, um aus Kosten anderer Geld zu er- beuten, gilt nach den Satzungen des kirchliche» Rechtes als ge- meiner Verbrecher." Von c!n«m gut verwalteten Gemeinwesen wird verlangt, daß der willkürlichen Verteuerung der für Nahrung und Kleidung unentbehrlichen Ding« entschieden vorgebeugt iverdc. In Zeiten der Not soll man Kaufleute, die Waren besitzen, zwingen, sie zu verkaufen zu einem gerechten Preis, denn es fei nicht an» gängig, daß«in« kleine Anzahl sich zum Nachteil und Verderben der großen Masse ungebührlich bereichere. Auf die Armen und Minderbemittelten wüsse Rücksicht genommen werden. Für ihren Schutz müßten die Gesetze sorge». Darum müsse in einem geard- net«n Gemeinwesen der' gerechte Preis bestimmt iverden wie der gereckte Lohn der Arbeit. Niemand dürfe zu Schaden kommen. Man sieht, wie auch in: Mittelalter vergebliche Anstrengungen gemacht wurden gegen das Wucher- und Schiebertum. Auch hier versagte die Gewa't, und große aeschichtlick« Ereignisse mußten komm«», di« zum Zulamnienbruck führten. Allerdings würden nicht die einzelnen Schuldigen, sondern das ganz« Volk schwer davon betrossen.