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Sonnenbad im baperisthen Ried. Von Hermann Horn. Ich bin eben aus dem Wasser gestiegen, das träge neben der reizenden Donau treibt, und sehe zu, wie die Sonne durch einen Weidenbaum hindurch einen Tropfen nach dem anderen von der glänzenden Haut leckt. Die Brücke, auf der ich liege, haben die Bauern selbst gemacht. Eingerammte Balken und viereckig beschnittene Hölzer querüber- gelegt, das? sie unregelmäßig an den Rändern herausstehen. So eine ähnliche schwingt sich wie aus Stelzen stehend weiter drüben über den großen Fluß. Sie sieht aus, als ob Japaner sie gemacht hätten, aber die Landbewohner haben sicher kein« solchen Vorbilder gehabt. Alles ist grün ringsum. Hier zur Seite ein Meer von Rohr, aus dem die Sumpfvögel flöten und kreischen, dort Wiesen und Felder, in denen Störche spazieren gehen. -Vom Grün und dem blauen 5)immel ist man erquickend ge- sättigt. Mitunter verliert sich das Auge an weißen zerflatternden Wölkchen. Wenn eine Fliege oder Bremse der schlagenden Hand erlegen ist und ins Wasser fällt, schießen die Fische danach. Trefflicher wie die Vögel, die zeitweise aufflattern und sich aus der Luft die fliegen- den Insekten holen. Etliche Grillen zirpen, und in der Luft rauscht wie ein gespannter Bogen, summend und dröhnend der Flügelschlag der abstürzenden Bekassinen. Was hier alles lebt und summt-- 1 Stahlblaue Libellen krümmen ihre schlanken Leiber über dem Wasser, und da steht eine große, dickköpfige Wasserjungfrau. Man ahnt ihr Flügelpaar nur gleich sausenden Propellern. Der smaragd - grüne Kops und der schlanke Leib, von den unsichtbaren Flügeln umstrahlt, schwebt still in der Luft; jetzt schnellt sie erschreckt«in-, zweimal, in unbegreiflich von Nervenströmen bestimmten Bogen seitwärts und schießt nach einem Stillstand plötzlich pfeilschnell wie eine Forelle unter der Brücke fort. Eine andere gerät ins Rohr, man hört ihre Propeller laut anschlagen, vielleicht brechen sie, da treibt sie schon das Wasser entlang. Kleine Fische schnappen an dem Wunderwerk ihres Körpers umher, bis ein großes Maul auf- taucht und sie in die dunkle Tiefe zieht, aus der Blasen aussteigen. Wenn ich mich zurücklege und nach vorn blinzele, schwankt ein Busch Gräser vor meinen Augen. Die Abstände der einzelnen Halme sind von der Natur so wunderbar bemessen, das neigt sich zu- einander, strebt auseinander, scheint im blauen Himmel zu stehen, daß man immer wieder vom Anblick tostet und große Augen macht. Biege ich den Kopf völlig zurück, so sehe ich kerzengerade in den Himmel. Das ist etwas ganz anderes, wenn man schräg oder im Gehen aufschaut. Auf einmal schaut man in die Unendlichkeit, man dringt nicht in sie ein, sie kommt zu einem. Ueber die kleinen gräu- lichen und weißen Dünste scheint das Blau des Aethers, umfaßt einen ungehemmt, ist nun zu tiefst im Innern, durchdrängt es. kehrt zurück und schafft selbstvergessene Wechselwirkung zwischen mir und der Ewigkeit des Himmels. So liege ich sanft, von der durch den grünen Weidenbaum lächelnden Sonne umstrahlt, vom Himmel erfüllt und brauche den Ewigen gar nicht zu sehen. Wenn ich auch die Augen schließ«, ist er in mir........... Und wie ich die Lider fallen lasse, kommt auch der süßeste Schlummer über mich....., Kühle Schauer wecken mich, ich weiß nicht, nach welcher Zeit, und ich stütze mich auf die Hände. Die Sonne ist von einer stahl- schimmernden, dunkel aufgetürmten Wolke verdeckt. An mir vorüber zieht ein Fuhrwerk mit honigduftendem Klee. Di« Leiber der Kühe leuchten hell, und einem Mädchen daneben weht das Röckchen hoch, und man sieht zartes, gerundetes Fleisch von Kinderbeinen, von der Sonne bräunlich gebrannt. Aber mich quält nun tief im Innern Trauer. Als höbe ich die Hand schützend gegen etwas Furchtbares, das in mich eindringt und dem ich wehrlos ausgeliefert bin. Es öffnete sich etwas in mir, teilt mich, und auf einmal Hab ich's mit einem Seufzer überwunden und sehe mich, selber lächelnd über das Bild, auf einer Straße unter.blühenden Linden gehen. Mein Kopf ist tief gebeugt, und es arbeitet wild und scharf in mir. Es war das letztemal gewesen, wo ich dem Ansturm begegnet bin den ich seit damals immer wieder überwunden habe, indem ich ihn' bloß in mir durchlebt und nicht gegen die Außenwelt gestellt habe. Manchmal war der Wille geschlosien vorwärts gestürmt, hatte mich fernab von allem Glück, von der Ruh« getragen. Damals hatte ich wieder solchen Weg mit geschlossenem Bisier weitergehen wollen, und hatte klar und deutlich gefühlt, wie es mich mehr kosten als mir geben werde, und hatte von jenem Tage die lächelnde Ergebenheit und die Hingabe an das Schauen gelernt, und die Freude an der inneren Beweglichkeit, wovon ich mich allzu oft getrennt hatte. Ich ziehe mich an, die Kleider tragen noch die Wärme der Sonne in sich, und an einem Quell steht ein älter Bauer, den ich kenne, und hat seine Kühe mit den Beinen ins Wasser gestellt. Der Alte seufzt. Kommt«in Wetter?" Die beiden Tiere haben traurig« Augen. Alle Kühe, die man hier sieht, haben so traurige Augen. Vielleicht haben die schweren Wagen, die sie hier seit Generationen ziehen müssen, sie allmählich niedergedrückt. I Vielleicht bilde ich mir's auch nur ein, und weil ich mich selbst so wohlig und frei fühle, seh« ich die Qual der geknechteten und ihrem eigentlichen Leben entfremdeten Kreatur stärker denn früher. Und dennoch empfinde ich mit Freuden, wie ich von Lonn< Himmel und Grün der Erde gesättigt nach Hause gehe. Hochseefischerei. Im Verlaus des letzten Jahrzehntes ist der Verbrauch an See� fischen besonders im Binnenlande gewaltig gestiegen. Um diesen Bedarf zu decken, schwimmen Hunderte von Fischereifahrzeugen dau- ernd draußen auf der Nordsee und bergen die unermeßlichen Schätze des Meeres. Eine wirklich ausreichende Versorgung nur Seesischen wurde erst möglich, als die Fischerei von den Segelfahrzeugen los» kam und mit Hilfe besonderer, für die Fischerei«ingerichteter Dampfer auch die küstenfernen Fischzründe der westlichen und nördlichen Nord» see bis nach Island hinauf ausbeuten konnte. Diese F.schdampfer sind kleine Fahrzeuge von ungefähr 35 Meter Länge und 6 Meter Breite. Vorn am Bug befindet sich der Wohn- räum der Matrosen und Heizer, unter dem Vorderdeck Eisrauni und Fischraum. Die Mitte des Schiffes wird vom Maschinenraum eingc. nommen, und unter dem Hinterdeck liegen die Räume für Kapitän, Steuerleute, Maschinisten und Koch. Vor dem Dache des Maschi- nistenraumes erhebt sich der Ausbau der Kommandobrücke, deren unteres Stockwerk als Küche zum Trankcchen aus den Lebern der Fische dient. Vor der Brücke schließlich steht ein« große Dampf» winde zum Aufziehen und Hinablassen des Netzes. Ist der Dampfer in seinem Fanggebiet angelangt, das je nach Jahreszeit und Weiter für die einzelnen Fischarten verschieden liegt, so wird das Netz klar gemacht. An jeder Bordwand befindet sich vorn und hinten einGalgen", ein« starke, verkehrt U-förmig ge» bogene T-Eis«nschieiie,in deren Biegung«ine Rolle befestigt ist, über welche die von der Winde herkommenden Stahltaue laufen. Die beiden Siahllrosscn, an welchen das Retz hängt, laufen immer nur über die Galgen einer Bordseite. Um nun das auf den Meeresgrund hinabgelassene Netz auch wirklich im Wasser mit größtmöglicher Oeffnung ausgespannt zu halten, sind die sogenannten Scherbretter angebracht. Das sind große, mit Eisenschienen beschlagene Bretter, an denen die Zugtaue an einer Kettenwage befestigt sind, wie die Leine an einem Drachen. Zwischen diesen Scherbrettern ist das Netz ausgespannt. Durch die Fahrt des Schisfes wird aus die Bretter ein Wasserdruck ausgeübt und dieser hält die Bretter ausrecht im Wasser wie der Wind den Drachen in der Luft, so daß sie nicht platt auf dem Boden liegen. Durch die besondere Befestigungsart des Zugtaues wird außerdem erreicht, daß die Bretter nach beiden Seiten nach außen gedrängt werden so daß das Netz zwischen ihnen immer ausgespannt bleib». Der obere Teil, das Dach des Netzes, reicht weiter nach vorn als der Boden: daher werden aufgescheucht« Fische, die nach oben ausweichen wollen zurückgehalten und unweigerlich in den im Ende befindlichen Beutel, denSteert" des Netzes, hinein- getrieben. Ist das Netz eine bestimmte Zeit, die sich ganz nach dem Fisch- reichtum richtet, über den Meeresgrund dahingezogen worden, so wirdgehievt", d. h. das Netz wird emporgewunden, bis die Taue vollständig auf die Windentrommeln ausgelaufen sind und die Scher. breiter Mit Donnerkrachen an die Galgen schlagen. Nun sieht man draußen auf dkm Wasser ein�n hellen Fleck auftauchen-, es ist die Stell«, wo der Steert, der durch die in ihm zusammengepreßten Fisch» leider etwas Auftrieb erhalten Hot, an der Oberfläche erscheint. Da- rauf achtet der Fischer natürlich besonders: denn je nachdem der Steert langsam oder schnell erscheint, kann man auf eine» guten oder. schlechten Fang rechnen. Sobald die Scherbretier bis an den Galgen herangcwunden find, fassen alle Mann in die Maschen des Netzes und ziehen den Beutel bis dicht an die Bordwand heran: mitiels einer Schlinge wird dann der Steert hochgemunden, bis er über das Vorderdeck zu hängen kommt. Der erste Steuermann hat nun die weniger an» genehme Aufgabe, unter den triefenden Beutel zu kriechen und ihn am Hintergrund« aufzuknüpfen. Nun platscht der ganze Fang in die Fächer, die auf dem Vorderdeck aus Brettern aufgebaut find, um beim Schlingern des Schiffes das Hinunlerrutschen der Fische zu oer, hindern. Man könnte meinen, daß die Fische, deren große Lebens- Zähigkeit ja bekannt ist, heftig hin und her springen würden. Aber sie sind durch den großen gegenseitigen Druck im Netzbeutel meist schon getötet, wenn sie an Bord kommen und nur hie und da schlägt noch einer matt mit dem Schwänze. Infolge der-außerordentlichen Wasserdruckoerminderung beim Herausholen ist bei vielen Tieren de» Magen und die Schwimmblase aus dem Maule herausgetrieben worden. Die ausgeschüttete Beute wird nun sogleich verarbeitet: alle Fische werden aufgeschnitten und die Eingeweide mit großer Sorg- folt entfernt. Die Leber wird zur Trangewinnung aufgehoben, wäh. rend das andere gleich über Bord geworfen wird und den zahllosen Möven zur Nahrung dient, die sich mit gierigen Schreien darauf stürzen. Wenn das Ausschlachten beendet ist, wird Seewasser an Bord gepumpt, um die Fische peinlich sauber zu waschen. Die letzten Reste der Eingeweide und des Blutes müssen weggespült werden, um die 5)altbarkeit der Beute nicht zu beeinträchtigen. Nach den«in. zelnen Arten sortiert werden die Fisch« dann in den Fischraum auf Eis gebracht, wo sie sich bei vorausgegangener guter Behandlung ausgezeichnet halten und nach 2 bis 3 Wochen genau so gut schmecken, wie am ersten Tag.