wissen und Schauen, Die Arauentracht de» Priester». Der Priester der römischen undgriechischen Kirche ist noch heute sogleich an seinem langen Gewand«zu erkennen, und auch die Geistlichen anderer Relegionen, wie derprotestantischen Prediger und der jüdischen Rabbiner, legen wenigstensbeim Gottesdienst einen langen Talar an. Diese Tracht ist vermutlichans einer ursprünglichen Verkleidung als Frau hervorgegangen, wiesie der Priester bei primitiven Völkern und auch bei manchen Kultur-Völkern des Altertums zu tragen pflegte. So wissen wir, daß sichim alten Borderafien die Priester der Kybele und der Astarte alsFrauen zu verkleiden pflegten, daß die Priester des ursprünglich wohlphönikischen, aber über die ganze alte Mittelm«erkultur verbreitetencherkulesdienstes gleichfalls weibliche Kleidung trugen, und ebensoberichtet Tacitus von den Germanen, daß der Oberpriester desNahanarvalenstammes in Frauentleidern ging. Heute kommt diegleiche Sitte noch bei vielen Stämmen in Nord- und Südamerikavor, ebenso herrschte sie auf den mikronefstchen Pelauinseln und beiden Aleuten in Nordostsibirien. Vermutlich ist dieser weitverbreiteteBrauch ein Ueberlebsel aus mutterrechtlicher Zeit, in der das Priester-omt vornehmlich den Frauen zufiel: eine Sitte, die noch spätermannigfache Nachwirkungen hatte, wie etwa bei den alten GermanenFrauen mit Borliebe priesterliche Funktionen versahen und in Grie-chenland wenigstens einzelne wichtige pricstcrliche Aufgaben, wie da»Orakel von Delphi, durch Frauen verrichtet wurden. Ansätze zueiner priesterlichcn Betätigung der Frau finden sich übrigens schonbei Völkern, die die mutterrechtliche Stufe noch nicht erreicht haben:so gelten bei manchen australischen und sibirischen JägerstämmenFrauen zouherkräftiger als Männer, wohl weil sie bei weitem erreg-barer sind, schärfer beobachten und mehr zur Hysterie neigen alsMänner, was sie besser zum Priesterberuf disponiert. Daher geltenauch bei Naturvölkern besonders invertierte, sich selbst als Frauenfühlende Männer, für geeignet zuni Priesterstand. Sie legen beimEintritt in diesen Beeuf darum weibliche Tracht an, und wechselnmit ihr auch ihre Lebensgewohnheiten, indem sie sich vollständig wieFrauen benehmen. Die Kybelepriester des Altertums schritten imBestreben, ihren männlichen Charakter abzulegen, sogar bis zurSelbstentmannung, und einen Rest dieses Geschlechtswandels stelltnoch das Zölibat der katholischen und buddhistischen Geistlichen dar.himmelskunSeDie Atmosphäre unseres Nachbarplaneten Venns. Man hatimmer geglaubt, daß die Gashülle, die die Venus umgibt, von ähn-licher Beschaffenheit wie die irdische Lufthülle sei, zumal da diese An-nähme durch die Beobachtungsergebnisse berühmter Astronomen wieVogel, Rheinec u. a. bestätigt zu werden schien. Auch der hohe Glanzdieses prächtigen Planeten deutet« daraus hin, daß die Sonnenstrahlenvon«iner Wolkendecke zurückgeworfen werden. Vor kurzer Zeit istnun auf dem Mt.-Wilson-Observatorium eine eingehende photogra-phische Untersuchung des Venusspektrums vorgenommen worden, wo-bei man zu dem überraschenden Ergebnis kam, selbst unter den gün-ftigsten Bcobachtungsbedingungen keine Spur von Wasserdampf oderSauerstoff auf dem Planeten entdecken zu können. Danach müssen«vir«ine vollständige Aenderung der Anschauungen über unserenNachbarplaneten vornehmen, doch wäre es völlig verfehlt, wollte manföhon jetzt eine neue Theorie der Venusatmosphäre aufstellen: denndie bisherigen Untersuchungen haben nur ein negatives Ergebnis ge-zeitigt, sie haben nämlich bewiesen, daß wir augenblicklich fast nochgar nichts über die Zusammensetzung dieser Atmosphäre sagen können.Ganz im Unklaren sind wir auch noch über die Venusmeteorologie,da diese außer von den Bestandteilen der Atmosphäre von der Uin-drehungszeit um die eigen« Achse abhängig ist. Ueber die Ge-schwindigkeit dieser Rotation wissen wir genau so wenig, wie überdie Atmosphäre, und auch die neuen Messungen auf dem Mt.-Wilson-Observatorium können in dieser Frag« keine Klarheit schaffen. Da-mit stürzen auch alle Annahmen über Feuchtigkeit der Luft, Nieder-Wäge, Pflanzenwuchs und Lebensdauer der Organismen auf derVenus in sich zusammen. Die Behauptung jedoch, daß dos Sonnen-licht von Wolken zurückgestrahlt werde, laßt sich kaum widerlegen.Sie wird init den neuesten Beobachtungsergebnissen am besten durchdie Annahme in Einklang gebracht, daß die zurückstrahlend« Deckeaus lehr hohen, zirrusartigen Wolkenschleiern gebildet wird.|a||K»*i||I�Mi|(B| Vom MenschenDie mangelnde Behaarung des TTlenfchen. Als einer dergrößten Unterschiede gegen die sonstige Säugetierwelt fällt dieHaarlosigkeit, oder besser gesagt, geringe Behaarung des mensch-lichen Körpers auf Sie tritt aber nicht als scharfe Grenze auf,denn auch viele' Affen zeigen nackt« oder wenig behaarte Körper-stellen. Nack! ist die Brust des Gorilla, der Keblsack des Orang-Utang, die auffallenden Stellen der Paviane, sowie das Brustdrei-eck des Dscheloda und andere Körperteile bei verschiedenen Affen.Man darf also nicht annehmen, daß der Gebrauch der Kleidung oderdes wärmenden Feuers die Abnahme der Behaarung beim Menschenveranlaßt hat. Vielleicht spielen besondere Eigentümlichkeiten derNervenfäde» hier eine Rolle. Es gibt unter den Menschen Völker-schoste», die trotz der mangelnden Behaarung fast ohn« Kleidungeinem unwirtlichen Klima Trotz bieten. Am bekanntesten sind wohldle Feuerländer im südlichsten Südamerika. Die mittlere Jahres-temperatur beträgt dort 5% Grad Celsius, so daß Tag« unt«rNull im Winter die Regel sind. Trotzdem kennt der Feuerländerkaum ein Kleidungsstück. Man hat bei den Feuerländern eineganz bedeutende Steigerungesfähigkeit her Wärmeerzeugung g«-funden: manche wollen festgestellt haben, daß die Wärmeerzeugungauf der Haut des Feuerländers das Fünfzehnfach« des Mindest-wertes betragen kann. Es wäre interessant, zu erfahren, woraufdiese uns abgehende Fähigkeit beruht.fltaksoiliilVölkerkundeVedmniiche Gastfreundschaft. Wenn man das Zelt eines Be-duinen betritt, so wird zunächst der schönst« Teppich des Hausesunter die Füße des Gastes gebr«itet. Es folgen dann Begrüßungen,die ein« Viertelstund« währen. Der Hausherr fragt sislxn« oderachtmal:„Wie geht es dir?*, worauf man ebenso oft ein verbind-liches„Gott fei Dank, gut* zur Antwort gibt. Dannn folgt dieFrage noch dem Berus, dem Tagesverdienst und den Famtlienver-hältnissen des Gastes. Inzwischen bereitet dos Weib, das beimEintritt des Fremden sofort verschwunden ist, nebenan den Kaffee.Das Zelt füllt sich mit halbnackten, fchmutzstorrenden Kindern, mitNachbarn und Neugierigen, die herbeigeeilt sind, den europäischenGast zu besichtigen. Dos Weib bringt dann den Kaffee und wirftdabei einen verstohlenen Blick aus den Fremden, verschwindet abersofort wieder Die Frauen werden überhaupt nicht zur Unter-Haltung zugezogen, mit Ausnahme der alten, wobei erwähnt seinmag, daß die Beduinin schon mit dreißig Jahren als alte Frau gilt.Nichts ist im übrigen trauriger als das Leben, das diese Frauen zuführen gezwungen sind. Mt zwölf Jahren wird das Mädchen schondie Gattin eines Mannes, der sie gekauft hat, als wenn er im Bazarein paar Pantoffeln ersteht. Mit fünfzehn Jahren ist die Frauschon Mutter von zwei oder drei Kindern. Im allgemeinen gehtdie Frau nicht einmal in die Moschee, denn Gott will es nicht. Nachdem Religionsbegriff der Mohammedaner dient sie ausschließlichdeyr Zweck. Kinder zu gebären. Dafür wahrt aber der Beduineseiner Lebensgefährtin auch unweigerlich die Treue. Den Ehebruchkennt man nickst.NaturwiffenfchafiEineiige Zwillinge. In Röschitz bei Eggenburg hatte ein Leserder„Blätter für Naturkunde und Naturschutz* Gelegenheit, ein neu-geborenes Kalb mit zwei Köpfen zu sehen. Das Kalb war damalszwei Tage alt. sehr kräftig entwickelt und hotte einen Hals mit zweiOhren, von hier vollständige Teilung in zwei Köpfe, also vier Augenund zwei normal entwickelte Schnauzen. Der Doppelkopf war äußerstschwer und lag bewegungslos am Boden. Durch das eine Maul ver-suchte man die Ernährung. Zu derselben Zeit wurde im nieder-österreichischen Landesmuseum in Wien ein junger Feldhase mitdoppeltem Hinterkörper(vier Beinen) eingeliefert. Alle diese Miß-geburten sind unvollständige Entwicklungen, sogenannte„eineiigeZwillinge". Im Falle einer Doppelbefruchtung eines Eies entwickelnsich zwei Keime, die bei normalem Ablauf jenen Zwillingsfall er-geben, in dem die beiden Teile einander zum Verwechseln ähneln(gelegentlich bei menschlichen Zwillingen). Erfolgt ist« Isolierungnicht vollständig, dann entsteht die Erscheinung der„siamesischenZwillinge*. Und auch hier gibt es natürlich, wie die Beispiele zeigen,gewisse Abstufungen.Münchhausens Pferdekur.■*'' ,.-7-Die arme deutsche Rofinaule wird dank PoincarS»Operation nicht mehr mehr satt; sie kann das Banknoten-futter nicht verdauen.