schäme mich heute vor dir. Jetzt fönnen wir ja wählen, wer ce von uns beiden besser getroffen hat."
Richard brach als erster auf. Heinz folgte ihm langsamer. Sie reichten sich nur so ganz obenhin die Hände und trennten sich. Es fiel feinem von beiden ein, eine neuerliche Zusammenkunft zu verabreden, sie fühlten zu deutlich, daß sich der abgerissene Faden ihrer Gemeinsamkeiten nicht wieder knüpfen ließ. Sie empfanden es befreiend, auseinandergehen zu können.
An diesem Abend gab es zwei Menschen, die mit sich und ihrem Leben unzufrieden waren. Heinz und Richard. Richard träumte von einer Jugend, die er verleugnet hatte und nach der er sich zurücksehnte. Heinz dachte, wie es sein müsse, wenn man am Monatslegten fein Gehalt bezieht, auf das Frau und Kinder warten
( 1523-1923.)
In der Schweiz , Asyl und Grab so vieler Berfolgten, starb vor vierhundert Jahren Ulrich von Hutten , eine der unser Empfinden am sympathischsten berührenden Gestalten aus der Reformationszeit. Erst 35 Jahre alt schloß er in der Fremde die Augen, die tiefer als die der anderen Zeitgenossen die Uebel erkannt hatten, an denen die Zeit frankte: Herrsch- und Habsucht aller maßgebenden Krese, Adel, Geistlichkeit und Bürger, Sklaverei der arbeitenden Klassen, vor allem des Bauern, und außerdem pfäffische Unduldfamfeit gegen jeglichen modernen Geist, der sich nach den die Welt repolutionierenden Taten des ausgehenden 15. Jahrhunderts auch in Deutschland zu regen begonn. Ulrich von Hutten und sein Freund und Beschützer Franz von Sickingen ersehnten einen Umschwung der damaligen Berhältnisse; ersterer, noch weitergehend als der typische Stegreifritter, dachte an eine Neuordnung durch Adel und Stätte, Tekterer an eine solche zugunsten des Adels. Fürsten und Geistliche waren freilich die gemeinsamen Feinde, und Huttens Streitschriften gegen beide schlugen, nachdem er die lateinische Sprache mit der deutschen vertauscht hatte, einen so scharfen Ton an, daß man es versteht, wie groß der Haß der Gegner war.
Ulrich war der Erstgeborene( geb. 21. April 1488) aus einem berühmten, aber nicht reichen Geschlecht; sein Vater, der auf Schloß Stedelberg unweit der Kinzig residierte, schickte ihn 1499 nach Fulda , damit er Mönch würde. Sechs Jahre ertrug der heranreifende Jüngling das flöfterliche Martyrium, dann floh er, ging nach Köln und wurde Student. Die ganze Misere des fahrenden Scholaren hat er fennen gelernt. In Erfurt , in Frankfurt a. D., in Leipzig , in Greifswald , in Rostoc, in Wittenberg und in Wien nahm er Aufenthalt. Aber seine Pläne scheitern und er zieht gen Italien . Aeußerste Not zwingt ihn, der in Pavia und Bologna Juristerei studiert, Kriegsdienste zu nehmen; sein von den Folgen einer Ansteckung geschwächter Körper ließ diese Laufbahn aussichtslos erscheinen.
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Von 1513-1515 ist Ulrich wieder in Deutschland , wo er in Mainz Unterstützung findet. Bald sollte die Stunde der Berühmtheit, ja der beginnenden Volkstümlichkeit für den Heimgekehrten schlagen. Am 7. Mai 1515 war ein Mitglied der Huttenschen Fas milie von seinem Fürsten Herzog Ulrich von Württemberg ermordet worden. Ulrich trat mit heft gen Reden gegen den fürstlichen Mörder auf, was eine Annäherung an seinen Vater zur Folge hatte. So fonnte er wieder nach Italien zurückkehren. 1517 war er, jetzt ein von dichterischem und politischem Ruhmesfranze um mobenes Mitglied des deutschen Humanistenkreises, wieder in der Heimat; wurde er doch am 12. Juli 1517 von Kaiser Max mit dem Dichterlorbeer gefrönt. Dann trat er in den Dienst des Erzbischofs Albrecht von Mainz. Ein absonderliches Be spiel fürwahr: der Mann, der gegen Papst und Klerisei bereits die schärfsten Worte geschleudert hatte, als Angestellter" eines Mitgliedes der Kirche! Freilich war die Verbindung nur wenig drückend und wurde noch lockerer, als Hutten sich 1519 am Feldzuge gegen Herzog Ulrich von Württemberg beteiligte, wodurch er Franz von Sidingen tennen lernte. Schon im nächsten Jahre hatte Hutten sein Programm entwickelt, das die nun deutsch geschriebenen Streitschriften variieren. Er bietet dem Kaiser für dessen geforderte Lossagung von dem päpstlichen Einfluß eine Schmälerung der Fürstenrechte, eine Verringerung der Zahl der unproduktiven Geistlichkeit, einen zu fammenschluß von Rittern und Städten, ein nationales Reichsheer, endlich eine Befreiung des geistigen Lebens vom pfäff schen Drud. Lange hat er gehofft, daß der neue Raiser Karl V.- diefem Programm sich geneigt zeigen würde; er wurde enttäuscht, wie es immer geht, wenn die Massen nicht hinter dem einzelnen stehen. Noch war die Zeit nicht gekommen, um so fühnen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen. Inzwischen war Rom auf ihn aufmertfam geworden und begab sich daran, den gefährlichen Mann unschädlich zu machen. Da bot Sidingen ihm Zuflucht auf seinen Burgen, der Herbergen der Gerechtigkeit". Mit Spannung verfolgte Hutten de Haltung Karls V. gegen Luther . Rasch fiammte der Zorn auf über den Entschluß des Kaisers, Luther nicht zu hören, dann ließ er sich, anders belehrt, dazu verleiten, gewissermaßen in des Kaisers Dienst zu treten Sidingen war ja auch faiserlicher Feldherr geworden um endlich nach dem seinen Vorstellungen nicht entsprechenden Verlauf des Wormser Reichstages diesen Dienst wieder cufzugeben.
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Im Sommer 1521 verließ er die Ebernburg und tauchte Irgendwo unter, doch bleibt er in Verbindung mit Sidingen, dessen Stellung zum Kaiser sich auch geändert hat. Durch Briefe und
Schriften wissen wir, daß er seine Idee des Kaisertums hochhält und sie auch gegen den nicht wollenden Kaiser durch Herabdrückung der Fürstenmacht auszuführen hofft. Dadurch trat er naturgemäß in Gegensatz zu Luther , der am politisch Gegebenen festhielt. Hutten den Trierer Kurfürsten wohl einen Anfang zur Verwirklichung dürfte in Sidingens leichtsinnig unternommenem Kampf gegen seiner Hoffnungen gesehen haben. Als Sickingen in Trier gescheitert war( Herbst 1522) ging dieser Traum zu Ende. Hutten mußte fliehen; Ende 1522 ist er in Basel , wo das Haupt der Human sten, Erasmus, ihm die erwartete Hilfe verweigerte. Einige Monate bringt er dann in Mülhausen zu, aber nach Sidingens Ende ( 7. Mat 1523) ist auch dort seines Bleibens nicht mehr. Mitte Sommer 1523 flieht er nach Zürich , wo Zwingli ihm Unterstützung angedeihen läßt. Gegen sein Leiden suchte er, vergeblich, Heilung in den Bädern von Pfäffers; nach Zürich zurückgekehrt, begibt er sich auf die Insel Ufnau im Züricher See. Dort ist er Ende August oder Anfang September gestorben, bettelarm.
Ulrich von Hutten war ein revolutionärer Geist, er hatte sich losgelöst von den Anschauungen seiner Kaste, die nur das eigene Wohl im Auge hatte. In dem kleinen franten Ritter schlug ein warmes Herz für die Unterdrückten, die Armen. Aus diesem Grunde hat das arbeitende Volk Ursache, seiner als eines Kampfgenoffen zu gedenken. P. D.
Der Kampf der Bäume.
Der Kampf, der durch die ganze Natur geht, macht auch vor den imposanten, fampfstroßzenden, festgegründeten Raumriesen nicht halt. Zwischen den Bäumen herrscht Krieg, ein zäher, unerbittlicher Krieg, der nicht nach Jahren, sondern nach Jahrtausenden zählt und nie zur Ruhe kommt. In den Braunkohlengruben der Laufih, da wo die Mart Brandenburg, Sachsen , Schlesien zusammentreffen, bildete einst ein Nadelbaum gewaltige Wälder, der jetzt in ganz Europa nicht mehr vorkommt. Wir fönnen den Stamm der verfohlten Bäume noch mitroskopisch untersuchen, wir sehen die Wurzeln noch in ihrer ursprünglichen Lage, Nadeln und Zapfen haben sich in Maffen erhalten: es ist die Sumpfznpresse, die jetzt in Amerika , in den Südstaaten der Union , in großen moorigen Waldungen, Swamps" genannt, meilenweite Gebiete bedeckt. Damals hatte Mitteldeutschland ein ähnliches Klima wie heute jene amerikanischen Länder Virginia , Carolina, Georgia, Alabama, Florida ; es war wärmer und wafferreicher. Aber dann kam die Eiszeit, und es war mit der Herrlichkeit zu Ende. Auf den Moränen und Schotterfeldern, die nachher übrig blieben, siedelten sich hunderttausend Jahre später andere Bäume an, hauptsächlich Eichen, und heute finden wir nur noch Kiefern in dem gelben Sand,
In Skandinavien waren vor langen, langen Jahrtausenden die zitternden Espen, eine Pappelart, die Herren des Landes. Ueberall breiteten sie sich aus, bis hinab an die Küste. Dann kamen die Riefern, erst einige wenige, dann immer mehr und mehr. Durch den Wind waren ihre Samen über das Meer gebracht worden und hatten fich hier und da im Boden festgesetzt. Sie schossen empor, wuchsen über die Espen hinweg, nahmen ihnen das Licht und unterdrückten fie. Die Espen verfümmerten im Schatten und hielten sich nur noch an vereinzelten Stellen. Die Kiefern wurden Sieger, aber nicht für lange. Schon lauerten die Eichen auf den günstigen Augenblick, in dem die Kiefer den Plah räumen mußte. Aber auch ihre Herrschaft war nicht von langer Dauer. Ihr folgten im Laufe der Zeit die Erlen und diesen die Buchen. Der Kampf von Nadelhölzern untereinander und zwischen Nadel- und Laubwald spielt sich überall intensiv ab, und es liegt wohl nur an der kurzen Lebensdauer des Menschen und an der Mangelhaftigkeit der geschichtlichen Aufzeich nungen, daß wir nicht mehr davon wissen.
In großen Strecken Norddeutschlands herrscht heute die Kiefer, nicht ohne Butun des Menschen, der dem schnellen Ertrag verheißenden Nadelholz zu Hilfe kommt. Ueber die Art der Einwanderung der Fichten, der Tannen und der Buche in das norddeutsche Tiefland sind die Gelehrten sehr verschiedener Ansicht. Ueber die Entwicklung der Waldverhältnisse in Deutschland haben wir große Untersuchungen von Wimmer. Die vielverbreitete Borstellung, als sei das ganze Land von einem einzigen großen Wald überzogen gewesen, ist schon längst aufgegeben. Es gab auch in alter Zeit große Flächen mit Sumpfland, Bruch, Waldsteppen u. a. m., wie es ein Nomadenvolk brauchte. Die Zeit der großen Rodungen fällt in die Jahrhunderte von 600 bis 1300. Später erfolgen im Gegenteil Rodeverbote. Gegen Ende des Mittelalters wurden Waldordnungen erlassen. Kriege, große Seuchen, Ueberschwemmungen störten allerdings die gefunde Entwicklung. In der alten Zeit überwog der Laubwald. Nadelholz fand sich im Gebirge und in der Gegend des römischen Grenzwalls. Die alten Ortsnamen, die sich auf Bäume beziehen, deuten in 90 Prozent auf Laubbäume. Noch 1300 fehlten Nadelhölzer ganz oder fast ganz in Schleswig- Holstein , Nordwestdeutschland , in der Rauhen Alb, in der Gegend von Frankfurt a. M. und den Rhein entlang von Mainz bis Karlsruhe . Nadelwälder gab es dagegen massenhaft in Ost- und Westpreußen , im Harz , im Thüringer Wald , auf den Gebirgen um Böhmen , in den Alpen und im Schwarzwald . Wo man gemischte Bestände hatte, herrschte der Laubwald vor. Heute dagegen tragen zwei Drittel alles Waldlandes Nadelwald. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert wurde abgeholzter Laubwald meist durch Nadelwald erfekt. Als im Dreißigjährigen Kriege viel Wald vernichtet wurde, bürgerte sich auf Dedgrund Nadelwald ein, weil die Nadelhölzer schneller wachsen, ebenso nach den Verwüstungen im 17. und 18. Jahrhundert. Noch im 19. Jahrhundert wurde bei Aufforstungen der Nadelwald bevorzugt.